Von Dr. med. Edith Breburda
Am 14. November 2014 veröffentlichte Carl Djerassi, der „Miterfinder der Antibabypille“, einen Artikel über die Rechte der Frauen. Die Trennung von Sex und Fortpflanzung sei ein bedeutender Schritt in diese Richtung.
Die Social-Freezing-Methode, mit der Frauen ihre Fruchtbarkeit konservieren können, lobt Carl Djerassi als richtungsweisend für die Zukunft.
Als Meilensteine der Reproduktionsmedizin sieht Djerassi die Erfindung der Pille von 1960, die In-Vitro-Fertilisation 1977 (10 Jahre nach der päpstlichen Enzyklika „Humanae Vitae“) und die Möglichkeit, dass sich Frauen unbefruchtete Eizellen entnehmen und einfrieren lassen.
Für all diese Techniken stand die Tiermedizin Pate. Ursprünglich hatte man Ziele in der Tierzucht damit verfolgt. Wen wundert es, dass viele bekannte humane embryonale Stammzellforscher – wie James Thompson von der Universität Madison/Wisconsin – Tiermediziner sind? – Carl Djerassi hat auch an der Universität Madison geforscht.
Über 5 Millionen Reagenzglas-Kinder
In den vergangenen drei Jahrzehnten sind mehr als fünf Millionen Babys aus dem Reagenzglas geboren worden. Die genannten reproduktionsmedizinischen Methoden können nicht nur unfruchtbaren Frauen, sondern auch homosexuellen Paaren zu Kindern verhelfen.
Einige Mediziner sprechen davon, dass sie auch Unfruchtbarkeit heilen können. Physiologisch hat sich allerdings bei den betroffenen Frauen nichts verändert, sie bleiben auch nach dem Eingriff unfruchtbar.
Trotzdem können moderne reproduktive Techniken Frauen helfen, ihre biologische Uhr auszuschalten.
„Errungenschaften der Reproduktionsmedizin“?
Selbst Frauen, die schon lange unfruchtbar sind, können wieder schwanger werden. Das Risiko, wegen fortgeschrittenen Alters ein behindertes Kind zu bekommen, soll durch das Einfrieren der Eizellen umgangen werden. All das bezeichnet Djerassi und viele seiner Kollegen als die größten Errungenschaften der Reproduktionsmedizin der letzten Jahrzehnte.
Gebildete Frauen bekommen meist erst mit 35 Jahren Kinder. Hingegen liegt das Durchschnittsalter der werdenden Mütter ohne Studium bei 25 Jahren. Im Alter von 35 Jahren sind bei Frauen nur noch fünf Prozent ihrer Eizellen vorhanden. Ältere Frauen können mit Hilfe der modernen Medizin trotzdem auch im fortgeschrittenen Alter Kinder bekommen.
Durch Hormonbehandlung zur Vorbereitung auf die künstliche Befruchtung können bis zu einem Dutzend Eizellen entnommen werden. Allerdings sei es besser, wenn die Frau für eine künstliche Befruchtung Eizellen benutzt, welche bereites im Alter von 20 Jahren entnommen und dann eingefroren werden. Junge berufstätige Frauen können sich so in jungen Jahren ganz dem Beruf widmen, so Djerassi.
Carl Djerassi verteidigt „Social Freezing“
Der Wissenschaftler begrüßt es daher, dass Facebook und Apple ihren Mitarbeiterinnen anbieten, die Kosten für das Einfrieren ihrer Eizellen zu übernehmen Damit würde auch armen Frauen, die sich die modernen Reproduktions-Techniken nicht leisten können, geholfen. Das Leben der Frauen könne so erleichtert werden.
Frauen könnten damit Karriere machen und Kinder bekommen, und das Machtgefälle zwischen den Geschlechtern könnte damit verhindert werden. Diese Option sollte allerdings nicht aufgedrängt werden.
Denn Carl Djerassi weiß, was zu erwarten ist, wenn man anderen seine Meinung aufdrängt: Viele seien aus der katholischen Kirche allein wegen des Verbots, Antibabypillen zu benutzen, ausgetreten [1].
Verantwortung für die Zukunft
Über die Verantwortung, die wir gegenüber künftigen Generationen haben, wird heute kaum noch nachgedacht.
Die Aussagen von Djerassi treffen vor allem für Individualisten zu. Dabei gehören wir doch alle zu einer riesengroßen Familie. Gott hat uns von Anfang an als soziale Wesen geschaffen, die sich um ihre Mitmenschen zu kümmern haben.
Eltern, Geschwister, Lehrer, Professoren, sie alle haben ihre Zeit und Liebe gegeben. Wir sollten der Gesellschaft doch zumindest das zurückgeben, was wir unverdient empfangen haben.
Djerassi erkennt offensichtlich nicht mehr den Wert der Familie als Grundlage der Zivilisation an. Die Würde der Person baut auf ihrer Natur auf. Keine Gesellschaft kann sie ihr geben. Im Gegenteil, viele moderne Regime verwehren die Freiheit und die von Gott zugedachten Rollen von Mann und Frau.
Die Attraktion zwischen den Geschlechtern, die sich gegenseitig ergänzen, ist die Basis einer Beziehung. Es handelt sich nicht um ein Konstrukt. So sind auch Kinder keine Produkte oder Objekte der Gesellschaft, eines Staates oder einer Computerfirma. Kinder haben ein Recht auf Vater und Mutter und ein Recht darauf, natürlich empfangen zu werden [2].
Die Argumentation, armen Entwicklungsländern durch die Errungenschaften der modernen Reproduktionstechniken zu helfen, ist sehr fraglich. Djerassi’s Artikel erschien zur gleichen Zeit wie eine Abhandlung vom 5. November 2014 mit der Überschrift:
„Arme und Minderheiten sterilisieren“
„As marriage Culture collapses, liberals want to sterilize poor and minority Women. And the victims are women and their children.“ (Weil die Ehe-Kultur zugrunde geht, wollen Liberale sich dafür einsetzen, Arme und Minderheiten zu sterilisieren. Die Leidtragenden sind die Frauen und ihre Kinder):
„Die Folge eines Zusammenbruchs der Ehe sind außereheliche Kindern. Deshalb geben sich liberale Politiker nicht damit zufrieden, jungen Frauen aus der Armen– und Mittelklasse sowie Minderheiten nur eine kurzwirkende chemische Sterilisation durch die üblichen Kontrazeptiva zukommen zu lassen. Sie fordern eine dauernde Sterilisation.“
Eheschließungen haben ihren Tiefpunkt erreicht. Das US-Zentrum für Disease Control veröffentlichte Studien, wonach die Hälfte der 15- bis 44-Jährigen Frauen ohne Trauschein zusammenleben.
Zwischen 2006 bis 2010 wurden etwa 20% von ihnen schwanger. Ihre Kinder wurden im ersten Jahr ihrer Kohabitation geboren. 40 Prozent aller Kinder, die in den USA geboren werden, und 48 Prozent der Erstgeburten haben eine unverheiratete Mutter.
Ehe-Experten sehen darin eine Trendwende. Die neue Realität besteht darin, dass in den Vereinigten Staaten die Ehe nicht mehr als notwendig betrachtet wird, um Kinder in die Welt zu setzten. Unverheiratete Mütter findet man in allen Schichten.
Sollten wir deshalb besorgt sein? – Die Antwort ist ein eindeutiges ,,Ja“. Kinder leiden, wenn sie keine Familie haben. Das Phänomen der unverheirateten Frauen ist nicht nur ein statistischer Kennwert. Es prägt die Kinder und bedeutet einen schwierigen Lebensweg. Heute bereits existieren viele herzzerreissende Lebensberichte der Kinder von Single-Eltern [3].