Von Felizitas Küble
Am 31. Dezember 2024 starb der großartige österreichische Weihbischof Dr. Andreas Laun aus Salzburg. Er war seit Jahrzehnten inhaltlich und menschlich freundschaftlich verbunden mit Joseph Ratzinger (siehe Titelfoto): Beide Kirchenmänner wirkten lange als Professoren an Universitäten: Ratzinger lehrte Dogmatik und Laun war Moraltheologe.
Zudem starben sie jeweils an Silvester: Papst Benedikt zwei Jahre zuvor am 31.12.2022.
Der letzte Tag des Jahres heißt deshalb Silvester, weil es sich um den kirchlichen Namenstag von Papst Silvester handelt, der in der frühen Christenheit zur Zeit von Kaiser Konstantin amtierte. Benedikt XVI. starb also „passend“ am Gedenkfest von Papst Silvester I.
Der am 13.10.1942 in Wien geborene Andreas Laun war Ordensmann und gehörte zu den Oblaten des hl. Franz von Sales. 1995 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof für das Bistum Salzburg ernannt.
Der mutige Gottesmann war ein entschiedener Verteidiger der biblischen Schöpfungsordnung, der kirchlichen Lehre und der Unantastbarkeit des menschlichen Lebens.
Er beschränkte sich dabei nicht auf Erklärungen und Interviews, sondern nahm mehrfach persönlich am „Marsch für das Leben“ teil und trat als Redner bei Lebensrechts-Kundgebungen, auf bioethischen und familienpolitischen Kongressen auf.
Er wollte die „Stimme der Stummen“ sein und nahm keine falsche Rücksicht auf Medien oder progressive Kirchenvertreter. Unbeirrbar kämpfte er für die Wertschätzung von Ehe und Familie, erinnerte seine Amtskollegen an ihre Kernaufgaben (etwa die Neu-Evangelisierung) und äußerte sich kritisch zu Genderwahn und synodalen Irrwegen.
Ermutigung, Mitarbeit und Schulterschluß
Auch unser Kontakt zu Weihbischof Laun war sehr positiv und vor allem unkompliziert. Manchmal reagierte er innerhalb weniger Minuten auf Mailbriefe und kam ohne Umschweife, aber stets freundlich und kameradschaftlich zur Sache. Er war Gastautor in unserem CHRISTLICHEN FORUM und ermutigte uns immer wieder in unserem Einsatz für Christus und sein Reich.
Persönlich kennengelernt haben wir den Weihbischof bei den Kongressen „Freude am Glauben“ von Prof. Dr. Hubert Gindert (ebenfalls ein bewährter Gastautor bei uns). Dort kam Laun mehrfach an den Infostand unseres Christoferuswerks und unterzeichnete unseren Aufruf für eine Seligsprechung von Erzbischof Johannes Dyba.
Der vor genau einem Vierteljahrhundert verstorbene Oberhirte von Fulda war der mutigste Bischof in Deutschland seit dem Tod des tapferen Kardinal von Galen im Jahre 1946. Graf von Galen ging wegen seines öffentlichen Eintretens für das Lebensrecht der Behinderten in der NS-Diktatur als „Löwe von Münster“ in die Geschichte ein.
Auch Erzbischof Dyba widerstand den Mächtigen, er zeigte dem Zeitgeist die Zähne, er trat unbeirrbar für Gottes Gebote und die Schöpfungsordnung des Ewigen ein; seine öffentlichkeitswirksamen Stellungnahmen gegen Abtreibung, Euthanasie, Homo-„Ehe“, Frühsexualisierung, Gender usw. brachten frischen konservativen Wind in die oft so gleichgeschalteten Debatten hierzulande.
Weihbischof Andreas Laun und der Oberhirte von Fulda waren „Brüder im Geiste“. Kein Wunder also, daß Laun auf unsere Anfrage hin sofort bereit war, als Co-Autor in unserem Gedenkband „Der Löwe von Fulda“ mitzuwirken.
Dieser vor genau 15 Jahren (2015) in unserem KOMM-MIT-Verlag erschienene Sammelband, an dem sich neben Laun auch die Diözesanbischöfe Algermissen (Fulda) und Schick (Bamberg) beteiligten, kam bereits ein Jahr später in zweiter Auflage heraus.
FOTO: Titelbild unseres Buches „Der Löwe von Fulda“ über Erzbischof Johannes Dyba (14,80 €)
Der Beitrag von Weihbischof Andreas Laun ist weitaus mehr als eine allgemeine Würdigung des „Löwen von Fulda“; es handelt sich auch um eine persönliche Erinnerung an diesen großen Bischof.
Zugleich wirft dieser bewegende und herzerfrischende Rückblick Launs ein Licht auf seine eigene Einstellung über „Gott und die Welt“.
Wir dokumentieren nunmehr 25 Jahre nach dem plötzlichen Tod von Johannes Dyba die Würdigung von Weihbischof Andreas Laun im vollen Wortlaut:
Was Erzbischof Dyba und den hl. Thomas Morus miteinander verbindet
Es ist kein guter Stil, mit dem Wort „ich“ zu beginnen, ausnahmsweise sei es mir erlaubt:
Ich werde in spätestens zwei Jahren ein „Emeritus“ sein, ein pensionierter Bischof. Wenn Gott will, werde ich noch Manches tun können: Da und dort Vorträge halten, in heißen oder auch in guten, das heißt sachlichen Diskussionen mitmachen und vor allem auch schreiben.
Der Themen gibt es genug und zu viele, aber heute nehme ich die Einladung gerne an, zu Ehren des großen Erzbischofs Johannes Dyba etwas zu schreiben, zu diesem hellen „Leuchtturm des Glaubens und der Wahrheit“:
Mag schon sein, dass er manchmal „zu hart“ formuliert hat und „klüger“ hätte sein sollen. Aber man sollte nicht vergessen: Dabei – in seiner „pastoralen Unklugheit“ – ist er in bester Gesellschaft der großen Propheten des Alten Testamentes!
Und außerdem: Auch manche Worte Jesu wären der Zensur des heutigen „Räte-Katholizismus“ nicht entgangen!
Wie auch immer, Johannes Dyba hat uns einige „Sager“ hinterlassen, die leuchten und den Weg hell machen, der in die Zukunft führt!
Eine Route, die uns zu GOTT führt
Natürlich, dieser Weg beginnt mit einer scharfen Kurve, die dem „Wenn möglich, drehen Sie bitte um“ unseres Navigators ziemlich nahekommt. Die die Aufforderung zur „Umkehr“ begleitende Stimme aus dem Gerät hätte die von Erzbischof Dyba sein können: „Route wird neu berechnet“ – wenn er diese modernen Apparate schon gekannt hätte.
Die „neu berechnete Route“ würde uns nämlich zu Gott führen, dies hat EB Dyba klar erkannt.
Mein Lieblings-Zitat aus dem Munde von Johannes Dyba ist Teil eines Interviews, das er gegeben hat:
„Ihr Standort“, so der Fragesteller, „ist also auch weiterhin weit weg von Zeitgeist und juristischen Sophistereien? Oder anders gefragt: Der Bischof von Fulda verharrt im deutschen Episkopat in seiner Außenseiterrolle?“
In der Antwort von Erzbischof Dyba ist alles enthalten, was er sonst noch äußerte:
„Dazu möchte ich zwei Dinge sagen:
Einmal: Ich werde in mehr oder weniger kurzer Zeit vor Gott in der Ewigkeit stehen. Da werde ich doch jetzt keine Zeit mehr dazu verschwenden, faulen Kompromissen nachzujagen oder um Mehrheiten, in welchen Gremien auch immer, besorgt zu sein. Die Stunde ist da, um Gottes Botschaft – und dazu gehören auch seine Gebote – in Klarheit und Wahrheit zu verkünden.“
Gottes Botschaft in Klarheit und Wahrheit
Besser könnte man es nicht auf den Punkt bringen, ein vollständiges Programm für jeden Katholiken, vor allem für Religionslehrer, Diakone, Priester und nicht „zuletzt“, sondern „zuerst“ für Bischöfe, auf welcher Stufe der hierarchischen Farben-Leiter sie auch stehen mögen, von Violett über Rot oder Purpur bis zum Weiß des Papstes.
Johannes Dyba habe ich persönlich nur wenig gekannt. Aber einmal durfte ich mit ihm eine Messe feiern. Im Rahmen seiner Predigt fiel der Satz:
„Wenn Johannes der Täufer sich verhalten hätte wie die deutschen Bischöfe, wäre er im Bett gestorben!“
Ein anderes Mal konnte ich mit Erzbischof Dyba einige persönliche Worte wechseln: Das war in Rio de Janeiro, genauer gesagt in der Kathedrale von Rio. Während die vielen anwesenden Bischöfe auf die Ankunft des Papstes warteten, hörte ich plötzlich eine Stimme rufen: „Laun, komm herüber!“ – Erraten, es war Erzbischof Dyba, der mich zu sich rief wie ein General einen Gefreiten!
Natürlich wühlte ich mich durch die anderen Bischöfe durch und kam so zur Freude und Ehre, mit Dyba reden zu können. Wir sprachen über manches, was ich vergessen habe, aber zwei markante „Sager“ des Erzbischofs sind mir im Gedächtnis geblieben:
Wir sprachen über die Lage der Kirche in Deutschland, und EB Dyba stellte mir – rhetorisch, versteht sich – die Frage: „Warum, Laun, glaubst Du, lieben die Bischöfe die Progressiven und sind ärgerlich-ablehnend gegenüber den Konservativen?“
Ohne meine Antwort, nach der ich zu suchen begonnen hatte, abzuwarten, fuhr Dyba auch schon fort: „Ich werde es dir sagen: Die Progressiven werfen ihnen vor, zu papsttreu zu sein, und das schmeichelt ihnen; aber die Konservativen sagen ihnen: Ihr seid zu wenig papsttreu – und das ärgert sie natürlich!“
Wo waren denn die anderen Domherren?
Irgendwie kamen wir auf den Berliner Domherrn Lichtenberg zu sprechen, und ich rühmte voll Dankbarkeit sein Gebet und damit sein Zeugnis für die verfolgten Juden. Aber Erzbischof Dyba unterbrach mich: „Ja, natürlich, er hat für die Juden öffentlich gebetet, das freut uns heute noch und wir rühmen uns seiner. Aber ich frage dich, Laun: In Berlin gab es doch noch viele andere Domherrn – für wen haben denn die gebetet?“
So habe ich ihn persönlich erlebt.
Oft, bei jeder passenden Gelegenheit, zitiere ich Johannes Dyba zudem mit zwei anderen „Geschichten“, die so typisch für ihn sind, so wahr und so hilfreich, wie man sie treffender nicht hätte erfinden können:
Auf den Vorwurf eines anderen Bischofs: „Johannes, du operierst ohne Narkose“ habe Dyba geantwortet: „Und Ihr operiert überhaupt nicht!“
Immerhin, beide waren sich offenbar einig bezüglich einer Erkrankung der Kirche, die eine Operation nötig machte oder gemacht hätte, die aber nur in Fulda durchgeführt wurde!
Das andere Wort, das ich oft zitiere und auch hier anführen möchte, steht für sich und bedarf auch für Nicht-Bergsteiger keiner Erklärung:
„Für denjenigen, der am Abgrund steht,
ist jeder Rückschritt ein Fortschritt!“
Wer war Erzbischof Johannes Dyba? Er war ein „Mann für jede Zeit“, wie ein berühmtes, auch verfilmtes Stück über den hl. Thomas Morus heißt. Der Titel würde auch für Johannes Dyba passen, wie für ihn erfunden, den notwendigen „Nagel auf den Kopf“ treffend!
Dass die Namen Thomas Morus und Johannes Dyba bestens „zusammenpassen,“ bedarf wohl keiner Beweisführung! Hätten sie zur selben Zeit gelebt, sie wären Freunde gewesen, jetzt sind sie es ganz sicher im Himmel.
Thomas Morus und Johannes Dyba im Himmel vereint
Wenn man mich fragte, würde ich sagen: Thomas Morus wäre ohne Zweifel einverstanden, mit Johannes Dyba in einem Atemzug genannt zu werden, und er würde sich freuen, wenn sein Freund Johannes auch noch selig- oder heiliggesprochen würde!
Obwohl dies im Himmel wohl kaum mehr eine große Rolle spielen wird, mehr als „im Himmel bei Gott sein“ gibt es nicht mehr, aber für uns, die wir noch in dieser Zeit auf dem Wege sind, wäre es hilfreich und eine Freude zugleich!
Ich habe mit „mir selbst“ begonnen, ich kehre zu „mir“ zurück:
Die vielleicht kostbarste Zustimmung zu meiner bischöflichen Arbeit, die ich je erhalten habe, ist mit dem Namen Dyba verbunden: Vor Jahren sagte nämlich jemand zu mir, ich sei der „Dyba von Österreich“! Darauf kann ich auch noch heute nur antworten:
„Es ist zu viel der Ehre, wäre es nur wahr, würde der Himmel mein Leben auch so werten, dann hätte ich wirklich allen Grund, mich zu freuen!“
Und ich füge hinzu: Ich werde mich in den mir verbleibenden Jahren bemühen, sozusagen auf den letzten Metern meines Lebenslaufes, diese Anerkennung in etwa zu verdienen.
Lieber Johannes Dyba, erinnere Dich an den Weihbischof in Rio und lege Fürbitte für ihn ein! Er braucht noch Dein Gebet!
5 Antworten
Ja, das waren zwei Männer. Mehr ist nicht zu sagen
(Zum Zitat:
„Weihbischof Andreas Laun und der Oberhirte von Fulda waren „Brüder im Geiste’“.)
„Benedikt XVI. starb also „passend“ am Gedenkfest von Papst Silvester I.“ Silvester bedeutet übersetzt Waldmensch. „Deep inside the forest there’s a door into another land“ und „walking through the land, every thing is beautiful“ und „as we send a dying message“. Im Bewusstsein, das hat was zu bedeuten, habe ich vor Jahren abends an einem 14. Januar – ein Mittwoch – in einem Posting für ein Forum (der Name gloria.tv tut nichts zur Sache) die wunderbare nächtliche Vision der Anna Katharina Emmerick von den beiden Kirchen erwähnt. Zwei Tage später, also am Freitag war ich beim Lesen von Benedikts Jesus-Band III auf den Seiten mit den Abkürzungen der Bibelbücher angelangt, Dan für das Buch Daniel und Hag für das Buch Haggai. Später habe ich erfahren, dass am Donnerstag, den 15. Januar der Hauptdarsteller der beliebten Serie „Der Mann in den Bergen“ gestorben war. Sein Name: Dan Haggerty. „We keep on hoping. Maybe…“ (Kürzlich habe ich am Bahnhof noch schnell ein Buch gekauft. Das neueste Buch von Papst Franziskus: „Hope“. Irgenwann war dann der Text auf der Rückseite in Englisch. Wohl ein moderner Kunstgriff. Eigenartig. Das ganze Buch ist englisch! Well, dann ich lese das ganze Buch.)
Ich begegnete Bischof Laun in 2010 oder 12 bei der Jahrestagung mit Christa Mewes – kürzlich 100 Jahre alt geworden – und ihren Verein „Verantwortung für die Familie“. Ich habe ihn von daher noch positiv in Erinnerung.
Jedoch, auch „menschlich“:
Er rauchte, und man roch das auch in seinem Umfeld.
Darf man so etwas bei einem Bischof anmerken?
Es ist mir auf jeden Fall, neben seiner Erscheinung, in Erinnerung geblieben.
Gesünder lebt man ohne Rauch.
Danke an Felicitas Küble für ihre immer interessanten Beiträge.
Was sind denn das für Leute, die das Prädikat ‚progressive Kirchenvertreter‘ verdienen würden ? Das Fremdwort ‚progressiv‘ ist doch am ehesten mit ‚fortschrittlich‘ zu verdeutschen, oder ?
Ich halte es sowohl im kirchlichen wie auch im übrigen gesellschaftlichen Rahmen für einen furchtbaren Rückschritt in die Barbarei, wenn vom konsequenten und umfassenden Schutz menschlichen Lebens nach Gottes Geboten abgewichen wird ! Und dazu gehört doch m.E. ganz besonders auch ein sehr, sehr sorgsamer Umgang mit Partnerschaft und Sexualitat als Bedingungshorizont für die Entstehung bzw. Weitergabe menschlichen Lebens und die gemeinsame (!) engagierte und verläßliche Begleitung und Fürsorge während des gesamten Aufwachsens !
Wobei man dann gleich zur Einschulung oder zum Kindergartenbeginn auf eine Hürde stößt, die einen teuer zu stehen kommt: Die Impf-Pflicht gegen u.a. Masern, die hierzulande wohl nur in einem Kombi-Impfstoff „MMR“ erhältlich ist, für dessen Herstellung laufend abgetriebene Kinderzellen verwendet werden! (vgl. Interview Pamela Acker, M.Sc. in der John-Henry-Westen-Sendung, erhältlich gratis bei Aktion Leben, Tel. 06201 2046). Das eigene Kind betreuen und weiterbilden lassen (müssen) um den Preis des LEBENS anderer, ungeborener Kinder? Wie makaber! Hier muss dringend eine Änderung der Vorschriften durchgeführt werden.
Der Ursprungs-Beitrag von cogforlife.org wurde zu Beginn der Corona-Pandemie gelöscht. Freie Meinungs-Äußerung? Denkste!