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Doppelmoral läßt grüßen: Die SPD, Wolfgang Thierse und Günter Grass

Nachdem einige Sozialdemokraten laut darüber nachdachten, beim nächsten Bundestagswahlkampf auf die seit Jahrzehnten übliche Hilfe von Günter Grass zu verzichten, meldete sich Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse als Beschwichtiger zu Wort nach der Devise: Nun aber mal halblang!
Ausgerechnet Thierse, der beim sog. „Kampf gegen rechts“ (oder was er dafür hält) gerne den Übereifrigen markiert, ist jetzt auf der weichen Welle, wenn es um den SPD-Lieblingsliteraten Grass geht.
Jedenfalls hält der SPD-Politiker einen vorzeitigen Ausschluß von Günter Grass aus dem Wahlkampf für überhaupt nicht angesagt: „Ich halte nichts davon, dass die SPD nun gewissermaßen wie der Staat Israel Günter Grass zur Persona non grata erklärt“, sagte er am heutigen Dienstag im Deutschlandfunk.
Zugleich warnte Thierse davor, Grass zum Antisemiten zu erklären: „Wenn man Günter Grass wegen dieser einseitigen kritischen Position zum Antisemiten macht, dann ist das fatal.“  –  Dadurch entstehe der Eindruck, „Deutsche höheren oder mittleren Alters könnten dem Antisemitismus niemals entrinnen“. Zudem werde das Vorurteil bestätigt, „dass Kritik an Israel ganz schnell des Antisemitismus verdächtig ist“.
Da verwechselt der  –  sonst in puncto Antisemitismus doch so hellhörige  – Sozialdemokrat aber einiges, nämlich Folgendes:
1.  Kritik, auch scharfe Sachkritik an Israel hat natürlich nichts mit Judenfeindlichkeit oder Israelhaß zu tun – das versteht sich am Rande.  Aber Grass hat nicht etwa „Kritik“ geübt, sondern dem jüdischen Staat unterstellt, es wolle den Iran per atomarem Erstschlag auslöschen und sei ohnehin eine Gefahr für den Weltfrieden. „Kritik“ sieht anders aus!
2. Was hat das hohe Alter von Grass damit zu tun, es könne der Eindruck entstehen, ältere oder mittlere Semester könnten „dem Antisemitismus niemals entrinnen“?  –  Als ob je ein Vernünftiger den Judenhaß in Altersklassen eingeteilt hätte.  – Herr Thierse braucht keine „Vorurteile“ bekämpfen, die überhaupt nicht existieren.
3. Zudem ist der Vizepräsident des Bundestags besorgt darüber, daß Israelkritik „ganz schnell“ als Antisemitismus verdächtigt wird. Abgesehen davon, daß fast das gesamte linke Lager von tief-rot bis grün seit Jahrzehnten von anti-israelischer Dauer-Allergie geprägt ist, äußert Thierse gerade jetzt seine Befürchtungen, wo es aktuell um den SPD-nahen Literaten Grass geht.
Wo bleiben denn seine feinfühligen  Differenzierungen und Bedenken, wenn Christlich- Konservative (man erinnere sich z.B. an den „Fall Hohmann“ oder vorher an die „Causa Heitmann“) wegen vergleichsweise geringfügiger Kritik an Juden sofort in die rechtsradikale Schmuddelecke verfrachtet wurden und werden?!
Warum gibt sich Thierse nur dann so bedenkenträgerisch und rücksichtsvoll, wenn es um einen Alt-68er und sozialistischen Literaten geht, um jemanden wie Grass, der schon in den 60er Jahren die (Wahlkampf-)Trommel für die SPD rührte.
Felizitas Küble

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