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Ehe und Familie: Warum wir Klarheit von Papst Franziskus brauchen

Von Prof. Dr. Hubert Gindert

Schon als das Abschlussdokument der Bischofssynode in Rom fertiggestellt war, haben verschiedene Medien, aber auch selbsternannte Gruppen „der Katholiken“ vRadio Vatikanersucht, das Ergebnis vorwegzunehmen und in ihrem Sinne zu deuten. Sie wollten ihre Meinung und ihre Interpretationshoheit bestätigt sehen. Um jene geht es hier nicht.

Vielmehr geht es um jene Katholiken, deren Treue zur Lehre der Kirche bzgl. Ehe und Familie außer Zweifel steht, die sich aber in der Bewertung des Abschlusspapiers deutlich unterscheiden. Ich greife zwei Stimmen heraus, nämlich die des Münchner Pastoraltheologen Prof. Dr. Andreas Wollbold (siehe Foto) einerseits und die von Frau Gabriele Kuby andererseits.

Im Interview mit der Zeitschrift ACADEMIA (Nr. 6/2015, S. 75) sagt Dr. Wollbold:

„Am Ende stand ein Dokument, das eindrucksvoll unter Beweis stellte, was das Zweite Vatikanische Konzil deutlich unterstrichen hat: Die Kollegialität der Bischöfe… Sie haben niemandem nach dem Mund geredet… Das Wehen des Heiligen Geistes war greifbar…

Darum ist es ein Konsensdokument. Konsens bedeutet, dass die überwiegende Mehrzahl der Bischöfe nach kontroversen Debatten ein gemeinsames Zeugnis für die Wahrheit des Evangeliums abgibt. Anders als viele Kommentatoren dies wiedergegeben haben, ist daran nichts bewusst schwammig formuliert. Wollbold, Prof. Dr. Andreas

Gerade die umstrittensten Äußerungen zu den wiederverheirateten Geschiedenen sind sehr klar und geben exakt die Linie wieder, die Johannes Paul II. vorgegeben hat. In der Substanz hat sich nichts geändert…Es gibt kein Schisma, die Kirche ist nicht von ihrer Ordnung und Lehre abgewichen… 

Langfristig wird die Kirche mit diesem Kurs ihre typische Weisheit und Gelassenheit im Umgang mit den menschlichen Irrungen wiederfinden: Im Grundsätzlichen klar, im Umgang mit den Betroffenen milde und beharrlich zugleich. Die Synodenväter haben die Realität von Familie sehr realistisch angeschaut. Eine Konsequenz ist die Ermutigung zu intensiver Ehevorbereitung und Formen des Ehekatechumenates“.

Und auf die Frage „Wie geht es weiter?“ antwortet Dr. Wollbold:

„Eine Sorge: bei den Aussagen zur Pastoral mit wiederverheirateten Geschiedenen finden sich einige Wendungen, die man als Gummiparagraphen verstehen könnte. Die Aufforderung zur Seelsorge im Forum-Internum und zur Suche nach dem persönlichen Weg könnte völlig missverstanden werden. Ein Paar könnte sagen: Wir sind mit Gott im Reinen, wir sehen da kein Problem. Der Priester könnte ihm bestätigen: Die Kirche ist zwar noch nicht so weit, aber ich habe Verständnis.

Ein fortschrittlicher Bischof könnte eine solche Praxis dulden oder sogar ermutigen. Das hieße, den Willen der Synode ins Gegenteil verkehren. Sie hat klargestellt, dass die Grundsätze zur Wiederheirat und zur Zulassung zur Kommunion die Grundlage für alle Seelsorge bilden. Wer sich davon dispensiert, dispensiert sich von der Kirche!“

Wollbold kommt also insgesamt zu einer positiven Bewertung des Abschlussdokuments der Bischofssynode. Anders Gabriele Kuby (siehe Foto); sie gelangt in ihrem Beitrag „Glanz der Wahrheit“ in Kirche heute (Nr. 12/2015, S. 8-9) zu einer anderen Schlussfolgerung.

Gabriele Kuby legt zunächst die biblische Botschaft von Genesis (1,26-28) dar, wonach der Mensch als Abbild Gottes, als Mann und Frau geschaffen, zur gegenseitigen Ergänzung bestimmt und zur Fruchtbarkeit berufen ist.

Die Autorin moniert, dass auf der Synode „Themen ins Zentrum gerückt wurden, die weniger die Familien betreffen als jene, die in irregulären Beziehungen leben: Die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion (und Beichte), die Haltung der Kirche zu Menschen mit homosexueller Neigung und zu jenen, die in außerehelichen Beziehungen leben. Diese Themen eigneten sich als Hebel zur Veränderung des katholischen Eheverständnisses“.

Gabriele Kuby fragt: „Was sind die Strategien, die Lehre dennoch an entscheidenden Punkten der Zeit anzupassen, ohne dass es zur Spaltung kommt?“

Sie führt für die von ihr angenommene Strategie zwei Punkte an: Erstens das Gesetz der Gradualität „um das absolute Gebot Jesu von der Unauflöslichkeit der vor Gott geschlossenen sakramentalen Ehe (Mk 10 11-12; Mt 5,31-32) zu relativieren, wurde das ‚Gesetz der Gradualität‘ in Anspruch genommen. Danach sei der Mensch nur schrittweise fähig, dem moralischen Gesetz zu gehorchen, und folglich könne von ihm auch nicht verlangt werden, sich den Geboten Gottes zu fügen, wenn er noch nicht reif genug dafür sei… So wird begründet, dass die Pastoral von der Lehre der Kirche abweichen dürfe“.

Gabriele Kuby zitiert Joh. Paul II. mit Familiaris Consortio von 1981 (Nr. 34), wonach das „Gesetz der Gradualität“ das Gebot Christi nicht aushebeln kann.

Die zweite Strategie, um die kirchliche Lehre den Forderungen der Zeit anzupassen, sieht Frau Kuby in einer Strategie der „Wahrheit und Barmherzigkeit“. Konkret: „Um die absoluten moralischen Gebote zu relativieren, wird die Barmherzigkeit gegen die Wahrheit ausgespielt. Wahrheit und Barmherzigkeit können aber nur gemeinsam existieren“.

In ihrer abschließenden Bewertung sagt Gabriele Kuby: „Es scheint, als hätten bei dieser Synode alle gewonnen. In Wirklichkeit haben alle verloren, am meisten die Kirche. Sie spricht nicht mehr mit klarer, eindeutiger Stimme. Wir hören viel Wahres, aber auch viel Ambivalentes, was oft zurechtgerückt werden muss und unterschiedlich interpretiert werden kann“.

Es kann nicht gut sein, wenn zwei Persönlichkeiten der Kirche, die mit ihrer Stimme viele Katholiken erreichen und ihre Meinung beeinflussen, über das Ergebnis des Abschlussdokumentes der Bischofssynode zu so unterschiedlichen Bewertungen kommen. Katholiken, die auf die Stimme der Kirche hören wollen, brauchen klare, eindeutige Aussagen  –  und diese kann nur Papst Franziskus liefern.

Unser Autor Prof. Dr. Hubert Gindert leitet den Dachverband „Forum Deutscher Katholiken“ und das Monatsmagazin DER FELS

Kommentare

17 Antworten

  1. Ihr wisst ja, Jesus kommt undercover zu uns in unserer Hungernden, den Durstigen, den Kranken, den Armen zu uns und wir werden ihn evtl. nicht erkennen.

    Es ist von Vorteil, wenn wir dabei alle Menschen anschauen, egal welcher Religionsgruppe sie angehören.

    Gott wohnt in den Menschen, wir sind der Tempel für ihn.

    Die einen Menschen beschäftigen sich intensiver mit Gott, die anderen weniger.

    Ganz alleine Gott kennt uns richtig und der hat seine ganz eigenen Kriterien.

    Setzt Euch mal gedanklich auf einen anderen Planet und aus einer gewissen Distanz auf die Erde.

    Überall wo Menschen in Liebe, Frieden und Freude vereint sind da leuchtet ein Licht und das Licht ist Gott selbst.

    1. guten Tag,
      wir Menschen sind alle Geschöpfe Gottes, aber Kinder Gottes werden wir durch die Taufe – und wir bleiben in dieser Taufgnade, in dieser Freundschaft mit Gott, indem wir den Glauben erhalten und die Gebote Gottes einhalten. Gott wohnt keineswegs unterschiedslos in den Menschen, nicht einmal in allen Katholiken, sondern nur in jenen Christgläubigen, die sich im „Stand der Gnade“ befinden, also nicht im unbußfertigen Zustand der Todsünde.
      Im allgemeinen Sinne können wir Jesus natürlich in den Notleidenden und Kranken wiederfinden, in allen, die unsere Hilfe benötigen, aber im eigentlichen Sinne wird Christus nicht „undercover“ wiederkommen, sondern in Macht und Herrlichkeit für alle sichtbar. Doch vor seiner Wiederkunft wird der Antichrist erscheinen.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

    2. Ok

      Jesus kam in die Welt und allen, die ihn aufnahmen, gab er das Recht Kinder Gottes zu sein.

      Dann müssten aber zumindest mal die getauften Christen eine Einheit bilden.

      Die Kinder Gottes sollten mit den anderen Geschöpfen Gottes ebenso umgehen, wie Jesus es getan hat.

  2. Wenn ich mir es recht überlege, dann sehen wir die vollendeten Auswirkungen des hier beschriebenen Familien-Ideals zur Zeit in Köln und anderen Orten.
    Noch vor 20 Jahren haben sich die heutigen deutschen Beschreier einer angeblichen „Gender-Ideologie“ genauso schreiend und tiefideologsch dagegen gewehrt, daß in Deutschland die Vergewaltigung in der ehelichen Beziehung unter Strafe gestellt wird. Frauen waren also unter bestimmten Gegenheiten sexueller Willkür hilflos ausgeliefert. Für diese gesellschaftliche Gruppe stellt die „Familien“-Ideologie mancher Einwanderer in ihrer schlimmsten Form eigentlich das Idealbild dar.
    Die psychologischen Hintergründe sind längst durchlitten, beschrieben und belegt, der unendlich mühsame und noch andauernde Weg aus dem Dünkel von Sexismus und struktureller Gewalt wird aus manchen religiösen Kreisen heraus beschämenderweise immer noch hämisch gemacht..

    1. Sorry, aber „Familie“ und das Hochhalten von Familien-Idealen hat erst einmal nichts mit Gewalt gegen Frauen und sexueller Enthemmtheit zu tun.
      Es ist sicherlich gut, dass Vergewaltigung in der Ehe jetzt unter Strafe gestellt ist. Vergewaltigung in der Ehe und allgemein „strukturelle Gewalt“ gegen Frauen als quasi automatische Folge des Hochhaltens von familiären Werten zu sehen, ist unredlich.

      Zwar bin ich auch dafür, die Debatte um die ganze „Gender“-Sache möglichst nüchtern zu führen und von pauschalisierenden und beleidigenden Schlagwörtern abzusehen (das gilt für beide Seiten!). Es muss aber erlaubt sein, sachlich darüber zu diskutieren (und zu forschen!), ob Kinder aus homosexuellen „Partnerschaften“ gleich gute Startchancen ins Leben haben wie Kinder aus herkömmlichen Familien.
      Und: Es muss prinzipiell Sache der Eltern sein zu entscheiden, wie sie ihren Kindern Sexualität vermitteln. Den Kindern mit 7 zu sagen, sie sollten öfter masturbieren, weil’s Spaß macht, oder ihnen mit 11 zu raten, doch mal sämtliche sexuellen Spiel- und Abarten „auszuprobieren“…. das ist eine Vergewaltigung der Kinder und ein geistiger Kindesentzug gegenüber den Eltern!

  3. 1. bin ich sehr froh, dass Gabriele Kuby endlich auch hier ein klares kritisches Statement abgegeben hat!

    2. kann Herr Gindert lange warten, dass dieser Papst etwas Klares von sich gibt – woher soll das plötzlich kommen nach 2,5 Jahren der schrecklichen Verwirrung!? Kann ein so offenkundig fauler Baum gsunde Früchte hervorbringen?

    3. schläft Herr Wollbold offenbar einen Tiefschlaf des Papalisten, wenn er behauptet: „Gerade die umstrittensten Äußerungen zu den wiederverheirateten Geschiedenen sind sehr klar und geben exakt die Linie wieder, die Johannes Paul II. vorgegeben hat.“ Mir entfuhr beim Lesen unwillkürliches ein lautes „Häää?“

    4. ist die schlussfrage Ginderts falsch angesetzt: Die Frage, wie es sein kann, dass es auf eine Papstäußerung zu gegensätzlichen verständnisweisen kommen kann, liegt nicht nur daran, dass F. unklar ist. es liegt auch daran, wie die Interpreten mit gesagten Worten umgehen. Wenn einer davon partout nicht wahrnehmen will, was F. sagt und was nicht, dann liegt das Problem hier im Auge des Betrachters und nicht beim Papst.

    Der Papst jedenfalls sagt eindeutig, inwiefern er nicht mehr der Lehre der Kirche folgen will. Punkt. Man muss es halt hören wollen, denn er macht uns ja in der Tat nichts vor, sondern wir machen uns was vor, wenn wir das nicht realisieren wollen, und dann, wenn man selbst nicht mit diesem Menschen abfallen will, die notwendigen Konsequenzen für sich ziehen.

    1. Ich muss sagen, ich bin etwas verwirrt von Ihrem Kommentar. Einerseits hadern Sie mit den „Tradis“ oder lehnen diese z.T. auch ab, andererseits lassen Sie sich zu Äußerungen hinreißen, die ich von den Piusbrüdern in dieser Schärfe noch nicht gehört habe.

      Nach meiner Wahrnehmung ist der Papst sehr wohl oft unklar. Wo sagte er denn ganz klar, „inwiefern er nicht mehr der Lehre der Kirche folgen“ wolle? Welche verbrieften Zitate gibt es da?

      Mir scheint vielmehr, dass er sehr wohl auf dem Boden der katholischen Lehre steht, aber eben aus der Seelsorge kommt und in theologischem Denken nicht sonderlich geschult ist. In der Seelsorge geht es tatsächlich erst einmal darum, Verständnis (nicht Akzeptanz!) für die Leute aufzubringen und in nicht-idealen Situationen tragbare Lösungen zu finden.
      Bei einem Papst ist es so, dass praktisch jede seiner Aussagen allgemeingültig sein muss und idealerweise keine Schlupflöcher für Fehlinterpretationen lassen darf. Und das scheint Franziskus m.E. noch nicht ganz verstanden zu haben.

      1. …naja – ich erlaube mir eben, selbst zu denken. Ist ja nicht mein Fehler, wenn ich nicht in Ihre Schubladen passe… nehmen Sie das, was ich sage einfach, als das, was es sagt.

        Ich lese seit 2 Jahren F.s tägliche Ergüsse.

        Da sind inzwischen soviele, zahllose Abweichungen und Widersprüche zur Lehre nachzuweisen, dass ich das hier nicht alles auflisten kann. Ich habe einige Texte dazu geschrieben in dieser Zeit (auf meinem Blog jederzeit nachlesbar!) und viele Kommentare dazu abgesetzt. Denken Sie an seine ominöse Beziehung zu Spadaro, seine seltsame Protektion seltsamer Gestalten, seine Bücher aus seiner Bischofszeit – bitte, lesen Sie das alles halt mal selbst – aber bitte ohne den „Papstbonus, sondern so, als würde irgendein katholik, sagen wir: Küng, so schreiben. Und dann sprechen wir uns wieder.

        Jeder muss wissen, wo er steht. Wenn Sie im Ernst der Meinung sind, das sei noch im Einklang mit der überlieferten Lehre, dann kann ich auch nichts weiter dazu sagen, als dass Sie dann F. bis zum bitteren Ende folgen müssen.
        Ich tu es jedenfalls nicht.

        Ich kann einfach nicht zweien Herren dienen.

      2. Sorry, aber ich kann in diesem Video keinen „abscheulichen Glaubensabfall“ finden.

        Wenn der Papst mit Anhängern anderer Religionen zusammen betete, wäre es wirklich eine unzulässige Vermischung. Wenn er den Gläubigen anderer Religionen sagte: „Behaltet nur weiter euren Glauben, der ist vor Gott genauso gut wie unserer“, dann wäre das Häresie.

        In diesem Video spricht er aber von „Zusammenarbeit“, das ist etwas anderes. Man muss einfach anerkennen, dass die meisten Menschen von ihrer Religion überzeugt und guten Willens sind. Deswegen darf man ihnen keine Böswilligkeit unterstellen. Und in unserer globalisierten Welt muss man eben mit anderen zusammenarbeiten, wenn man punktuell die gleichen Ziele teilt, auch wenn die Vorstellung von den Letzten Dingen nicht gleich ist.

        Was ist an dem Video tatsächlich bedenklich finde, ist die Schlussszene, wo Symbole unterschiedlicher Religionen gleichrangig nebeneinander gehalten werden. Das kann wirklich eine Botschaft von Gleichrangigkeit, „Gleich-Gültigkeit“ beinhalten. Und das ist im Christentum (und in fast allen anderen Religionen) nicht richtig.

      3. @ bernhard

        Und noch was: F. HAT letztes Jahr mit Anhängern anderer Religionen GEMEINSAM gebetet – in Sarjevo. Er erfüllt also auch Ihre Kritierien…
        Kriegen Sie denn nichts mit?!

    2. @zeitschnur: Man kann auch einen ganz anderen Blick auf Franziskus haben, ohne mit allem einverstanden zu sein. Die pauschale Abwertung seiner Äußerungen als „Ergüsse“ jedenfalls ist vollkommen deplaziert.

      1. @Zeitschnur: Welchen denn? Ganz offen kann ich sagen, daß ich auf die hier vorliegende hochaufgeladenene Erwartungshaltung einschlägig nichts beitragen kann.
        Einen Perspektivwechsel kann ich anbieten, mehr nicht.

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