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Eine bedeutende Papst-Ansprache über Leitlinien kirchlicher Caritasarbeit ist von aktueller Brisanz

Mathias von Gersdorff

Seit Wochen besteht auch innerkirchlich in Deutschland Uneinigkeit darüber, ob katholische Krankenhäuser die „Pille danach“ verschreiben sollen oder nicht. Aufgrund dieser besorgniserregenden Tendenzen gewinnt eine Ansprache von Papst Benedikt XVI. vom 19. Januar 2013 große Bedeutung und Brisanz.

Der Pontifex beschreibt darin Leitlinien und Profil einer katholischen karitativen Einrichtung. Wir dokumentieren und kommentieren Auszüge dieser Rede vor der Vollversammlung des Päpstlichen Rates „Cor Unum“.  75743_14122011

In seiner Einführung erklärt Papst Benedikt XVI., dass die karitative Arbeit nicht losgelöst werden kann vom christlichen Glauben:

Das ganze christliche Ethos bezieht in der Tat seinen Sinn aus dem Glauben, verstanden als eine »Begegnung« mit der Liebe Christi, die »unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt« (vgl. die Enzyklika Deus caritas est, 1). Die christliche Liebe findet ihre Grundlage und ihre Form im Glauben.“

Konkret heißt das, dass sich die Arbeit im karitativen Dienst  –  wie zB. in Krankenhäusern, Kindergärten usw.  –  von Prinzipien des Glaubens und vom Evangelium leiten lassen muss:

„Die gläubige Treue und Zustimmung zum Evangelium gibt in der Tat der Liebe ihre typisch christliche Form und ist deren unterscheidendes Prinzip.

„Ideologien haben sich als Götzendienst erwiesen“

Dass dies nicht einfach ist, weiß der Papst und erläutert:

Der Mensch war zu allen Zeiten dann, wenn er es versäumt hat, nach diesem Plan zu suchen, ein Opfer kultureller Versuchungen, die ihn schließlich zu ihrem Sklaven gemacht haben. In den vergangenen Jahrhunderten haben sich die Ideologien, die den Kult der Nation, der Rasse, der Gesellschaftsklassen verherrlichten, als wahre Götzendienste erwiesen. . .“

Dunkle Wolken, die Gottes Plan überschatten 

Sodann fährt der Papst fort und geht auf die Gefahren ein, die heute besonders wirksam sind:

„Leider gibt es auch in unserer Zeit dunkle Wolken, die Gottes Plan überschatten. Ich beziehe mich hierbei vor allem auf eine tragische anthropologische Verkürzung, die den alten hedonistischen Materialismus erneut hervorholt, dem sich dann aber auch noch ein »technologischer Prometheismus« hinzugesellt.

Aus der Verbindung zwischen einer materialistischen Sicht des Menschen und den Riesenschritten der technologischen Neuerungen entsteht eine in ihrem tiefsten Grunde atheistische Anthropologie. Diese nimmt an, dass der Mensch sich auf autonome Funktionen, der Geist auf das Gehirn, die Menschheitsgeschichte auf die Bestimmung zur Selbstverwirklichung reduziert.

All dies unter Außerachtlassung Gottes, der im eigentlichen Sinne spirituellen Dimension und des jenseitigen Horizontes. Aus der Perspektive eines seiner Seele und folglich auch seiner persönlichen Beziehung zum Schöpfer beraubten Menschen wird das, was technisch möglich ist, moralisch legitim, jede Art von Experiment gilt als akzeptabel, jede Form einer demographischen Politik als erlaubt, jede Manipulation als gerechtfertigt.“

Welche Gefahren das konkret sind, liegt auf der Hand: Embryonenverbrauchende Stammzellenforschung, PID (Präimplantationsdiagnostik), Pränataldiagnostik zur Feststellung von Behinderung bei Ungeborenen.

Doch auch die Abtreibungsmentalität, die zu einer Ablehnung des Personenseins des Menschen führt, ist Folge dieser hier angesprochenen Verbindung von Atheismus und einer Technologie, die sittliche Grenzen ignoriert oder missachtet. Die „Pille danach“, die eine Abtreibung in Kauf nimmt, ist ebenfalls ein Erzeugnis dieser unmenschlichen Mentalität.

Aufgabe der Bischöfe: Vor Irrwegen warnen

Der Papst ermahnt zur Aufmerksamkeit, um nicht in die Irre geleitet zu werden. Hier haben die Bischöfe die besondere Pflicht, die Gläubigen zu beschützen, damit sie nicht verführt werden:

„Die berechtigte Zusammenarbeit mit internationalen Instanzen auf dem Gebiet der Entwicklung und des menschlichen Fortschritts darf uns nicht dazu verführen, die Augen angesichts dieser irreleitenden Ideologien zu verschließen, und die Hirten der Kirche  –  die »die Säule und das Fundament der Wahrheit ist« (1 Tim 3,15)   –  haben die Pflicht, sowohl die katholischen Gläubigen als auch jeden anderen Menschen guten Willens und rechter Vernunft vor diesen Irrwegen zu warnen.

Tatsächlich handelt es sich dabei um Abwege, die für den Menschen schädlich sind, auch wenn sie sich unter dem Vorzeichen eines vermeintlichen Fortschritts, vermeintlicher Rechte oder eines vorgeblichen Humanismus als gute Gesinnungen ausgeben.“

Kath. Einrichtungen dürfen auch nicht mit Institutionen zusammenarbeiten, die den christlichen Prinzipien entgegenwirken:

„Wir müssen mit Sicherheit eine kritische Wachsamkeit üben und bisweilen Finanzierungen und Kollaborationen ablehnen, die direkt oder indirekt Aktionen oder Projekte begünstigen, die in Widerspruch zur christlichen Anthropologie stehen. Die Kirche aber engagiert sich zweifellos immer, um den Menschen nach dem göttlichen Plan in seiner ganzheitlichen Würde und unter Achtung seiner zweifachen, sowohl vertikalen als auch horizontalen Dimension zu fördern.“

Nein zur Gender-Philosophie

Die kath. Einrichtungen der Caritas müssen sich die christliche Botschaft deutlich an die Menschen herantragen, also entschlossen am Apostolat der Kirche mitwirken und keine zweideutige Sprache wählen:

„In der Tat ist die christliche Sicht des Menschen ein großartiges ›Ja‹ zur Würde des Menschen, der zu inniger Gemeinschaft mit Gott berufen ist, zu einer kindlichen Gemeinschaft, demütig und vertrauensvoll. . .

Daher bekräftigt die Kirche ihr großes ›Ja‹ zur Würde und Schönheit der Ehe als dem Ausdruck der treuen und fruchtbaren Verbindung zwischen Mann und Frau. Und ihr ›Nein‹ zu Philosophien wie etwa der »Gender«-Philosophie gründet auf der Tatsache, dass die Wechselseitigkeit von männlich und weiblich Ausdruck der Schönheit der Natur ist, die der Schöpfer gewollt hat.“

MATHIAS von GERSDORFF ist katholischer Publizist und Leiter der Aktion „Kinder in Gefahr“ in Frankfurt

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