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Einführung einer Kommunionspendung mit Pinzette könnte viele Probleme lösen

Von Felizitas Küble

Bekanntlich wird die hl. Kommunion bei den Orthodoxen und teils auch in altorientalischen Kirchen mit einem „liturgischen Löffelchen“ direkt in den Mund gespendet – und zwar unter beiden Gestalten (meist wird die hl. Hostie vorher in den Kelch getaucht).
Auch bei den christlichen Kopten empfangen die Gläubigen den eucharistischen HERRN grundsätzlich in Form der Mundkommunion, die immer von einem Geistlichen ausgeteilt wird (siehe unsere Fotos aus einer Koptenmesse in Münster mit Bischof Anba Damian).
Dasselbe gilt grundsätzlich für die syrisch-orthodoxe Kirche: „Der Laie erhält die Kommunion vom Priester mit der Hand in den Mund dargereicht.(1)
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Insofern wird dies bei den Kopten und christlichen Syrern gleich bzw. ähnlich wie früher in der hl. Messe bzw. im überlieferten Ritus der kath. Kirche gehandhabt.
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Nicht nur angesichts der Corona-Krise, sondern auch wegen der alljährlich wiederkehrenden Grippewelle im Winter wäre zudem die Einführung einer neuen Regelung in der katholischen Kirche ernsthaft zu überlegen, nämlich die Spendung der hl. Kommunion mit Hilfe einer Pinzette.
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Das bedeutet, daß der Priester oder Diakon den Gläubigen die hl. Hostie mit einer – natürlich sterilen – Pinzette in den Mund legt. Dem stände nichts im Wege: weder theologisch noch liturgisch und auch nicht kanonisch. (Ich habe bereits vor etlichen Wochen einen promovierten Kirchenrechtler dazu befragt).
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Vor allem wäre dies eine besonders hygienische Lösung, weitaus mehr als die größtenteils übliche Handkommunion (eigentlich genau genommen eine „Fingerkommunion“): Dort sind die Hände des Spenders und des Empfängers mitbeteiligt, vor allem Daumen und Finger der rechten Hand.
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Zwar könnten sich beide Personen vorher die Hände desinfizieren, doch dieser Vorgang wäre nicht nur weitaus umständlicher als die Pinzetten-Lösung, sondern auch im Vergleich dazu weniger sicher. Nach meiner Einschätzung würde es zudem würdiger aussehen, wenn der Priester jeweils eine Pinzette verwendet, statt jedesmal nach einer Kommunionspendung eigens seine Hände zu desinfizieren.
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Nun könnte eine Pinzette im ungünstigsten Falle den Mund des Kommunikanten berühren. Daher sollte man für jeden Gläubigen eine eigene Pinzette verwenden oder sie jedesmal danach desinfizieren (immer noch einfacher als bei den Händen). Ein Ministrant könnte dem Priester in einer Schale die entsprechende Zahl von Pinzetten hinhalten.
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Natürlich sollten die Leute die Mundkommunion sowieso richtig praktizieren, indem sie nicht etwa ihre Zunge herausstrecken. Schon der große Heilige und Bischof Franz von Sales schrieb in seiner „Philothea“ im 21. Kapitel („Von der Weise, recht zu kommunizieren“), man solle nur „mäßig den Mund öffnen“ – und den Kopf erheben, soweit es nötig ist – und die Zunge allenfalls „ganz wenig herauslegen“, also nicht etwa herausstrecken.
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Eine bessere Möglichkeit wäre es wohl auf Dauer, wenn jeder Katholik seine eigene Pinzette mitbringt, vielleicht in ein weißes Tüchlein verhüllt und in einem kleinen Behälter aufbewahrt – und sie dann am Tisch des HERRN dem Priester darreicht.
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Der Ministrant hält bei der Kommunionspendung eine Patene darunter (die eigentlich sowieso liturgisch vorgeschrieben ist), damit die hl. Hostie bei einem versehentlichen Herunterfallen aufgefangen wird und zudem keine Partikel auf den Boden fallen.
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Vielleicht könnte man langfristig eigene Kirchen-Pinzetten einführen – mit einem christlichen Symbol (Kreuz, Fisch, Christuszeichen-Monogramm) versehen.
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Sowohl theologisch wie „virologisch“ ist das Knien beim Kommunionempfang angesagt. Auf „gleicher Augenhöhe“ ist die Ansteckungsgefahr größer. Das „Amen“ des Empfängers sollte vielleicht besser entfallen (in der „alten“ Messe ist es ohnehin nicht üblich). Gerade beim Sprechen kann es zu Infektionen kommen.

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BILD: Unten auf dem Foto sehen wir eine Würfelzucker-Zange – evtl. eine Alternative zur Pinzette?
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Der Priester kann schon vor der hl. Wandlung darauf verzichten, die Oblaten wie bislang üblich mit der Hand zu berühren und in den Kelch zu legen – er kann hier bereits eine Pinzette einsetzen.
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Es wäre noch zu überlegen, ob man statt einer Pinzette vielleicht besser eine kleine, silberfarbene Zange verwendet – ähnlich einer Würfelzuckerzange. Hier könnte das Pro und Contra weiter diskutiert werden.
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Dazu ein Hinweis zum „liturgischen Löffel“ in den orthodoxen Kirchen:
Der Name des Kommunion-Löffelchens (λαβίς lavís) bedeutet wörtlich eine Zange; der eucharistische Löffel wurde schon im frühen Mittelalter wegen der Bibelstelle in Jes 6,6 so bezeichnet. Dort wird beschrieben, wie ein Engel mit einer Zange eine glühende Kohle nimmt und damit symbolträchtig (als Zeichen der Reinigung) die Lippen des Propheten Jesaja berührt.
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Sodann eine historische Anmerkung:
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Die Kommunionspendung mit einer Zange gab es früher schon in Seuchenzeiten: Der hl. Bischof Karl Borromäus hat persönlich Pestkranken die Kommunion gereicht, dabei eine Zange benutzt und sich danach desinfiziert (2).
Siehe zudem dieses Bild, das einen Priester zeigt, der einer erkrankten Frau mit einer Zange am langen Stil die hl. Hostie reicht. Dies geschah während der großen Pest 1720 in Marseille. Auf dem Foto sieht man oben weitere Zangen-Modelle.
(Quelle und größere Abbildung hier: https://mobile.twitter.com/sulovsk/status/1243566849889128449)
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Quellenhinweise:
(1) Siehe hier Seite 4: http://wwwuser.gwdg.de/~grabo/library/geraete.pdf  
(2) Federico A. Rossi di Marignano, Carlo Borromeo. Un uomo, una vita, un secolo, Mondadori, Milano 2010, 303f.
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Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt

Kommentare

22 Antworten

  1. Die im obigen Artikel vorgeschlagene und gut durchdachte Vorgehensweise könnte eine Übergangslösung sein.
    Die Desinfektion wird in beschriebener Weise auch nicht ausser acht gelassen.
    Vielleicht ist meine Vorstellung von Sterilität von meinem Beruf her ziemlich ausgeprägt.
    Die Personen, welche mit den Gegenständen (Pinzetten etc) umgehen, müssten eine spezielle Ausbildung haben, damit eine gewisse Sterilität gegeben bleibt. Eine nur etwas unsterile Pinzette zu den anderen in ein Behältnis gelegt, macht alle guten Bemühungen zu nichte.
    Der Artikel ist interessant und regt zum Nachdenken an.

  2. Falls diese Pinzetten-Lösung einmal aktuell werden sollte, müssten nach meiner Meinung die Kirchengemeinden diese Pinzetten zur Verfügung stellen. Diese könnten an den Eingängen der Kirche bereitstehen, und wer kommunizieren möchte, nimmt sich eine mit. Vielleicht würde der Kommunionspender dem Kommunikanten die Hostienschale reichen und der Kommunikant nimmt sich die heilige Kommunion selbst mithilfe der Pinzette aus der Schale und führt sie in den Mund. Die Gefahr der Beschädigung der Hostie oder das Herunterfallen derselben ist dabei schon gegeben. Auch ist nicht jede Art der Pinzetten geeignet; chirurgische Pinzetten überhaupt nicht. Auch sollte dann ein Gefäß mit klarem Wasser bereitstehen, in das unmittelbar nach dem Kommunionempfang die Pinzette hineingelegt wird, falls sich noch Partikel der Hostie daran befinden sollten. Nach Beendigung des Gottesdienstes könnten die Pinzetten dann in der Sakristei nochmals gereinigt werden und das Wasser dann im Sakrarium entsorgt werden.

    1. Auch ist nicht jede Art der Pinzetten geeignet; chirurgische Pinzetten überhaupt nicht.

      Auf die Idee, so denke ich, sollte auch niemand beim Anblick einer chirurgischen Pinzette kommen. Splitterpinzetten fallen auch raus – eher dann eine anatomische Pinzette.

      Mein Favoriten sind Würfelzuckerzangen, da die Griff- und Greifflächen größer sind. Diese Zangen sind für den genannten Zweck auch optisch ansprechender.

      BESTONZON Mini Würfelzuckerzange Edelstahl (Herzform)

  3. Probleme gibt es … Und dann wird der Gläubige versehentlich mit der Pinzette in die Zunge gezwickt Nein, das mag man sich nicht vorstellen. Oder die Hostie wird mit der Pinzette irgendwie falsch gepackt und bricht oder fällt runter. Speziell bei älteren Pfarrern, die schon zittern, ist das durchaus möglich.

    Im Abendmahlssaal wurde noch richtiges Brot gebrochen und verteilt. So mit Brösel. Und der Wein wurde aus dem gleichen Becher getrunken.

    Handkommunion, wenn sowohl der Sakramentsspender als auch die Besucher vorher die Hände desinfiziert haben, wäre völlig problemlos. Und keine Angst: Das Desinfektionsmittel verflüchtigt sich in der Luft sehr schnell und wird daher auch nicht auf der Hostie anhaften.

    1. Das ganze Vorgehen mit der Pinzette muss geübt werden.

      Eigentlich lernen die Priester in der Ausbildung auch genau, wie man eine Hostie zu halten hat. Nämlich nur mit Zeigefinger und Daumen – also Pinzettengriff. Ganz sorgsam und vorsichtig ist mit der Hostie umzugehen.

      Die zitternen Priester kommen so gut wie gar nicht mehr zum EInsatz bei der Kommunionspendung. Die meisten lassen es von sich aus schon sein.

      Ich finde diese Idee mit der Pinzette sehr gut, jedoch halte ich eine chirugiesche für ungeeignet.
      Eher im Stile einer Augenbrauenhaare-Entfernungspinzette – nur etwas länger.

      Ansonsten sind viele gute Ideen in dem Leserkommentar von mk.

  4. Ich finde, diese Pinzettenkommunion ist eine geniale Idee. Wir haben jetzt länger mit diesen Corvit19-Virus und auch anderen allgemein bekannten Grippeviren zu tun.

    Mein Vorschlag wäre noch wegen der Tröpfchen-Infektion, damit auch ältere Gläubige und evtl. Risikopatienten die Kommunion empfangen können: eine auf Rollen angebrachte Plexiglasscheibe mit einer kleinen Öffnung. Könnte dann aber schwierig werden mit der Patene. Evtl. kann der Gläubige sie selbst halten?

    Die ganze Desinfiziererei ist auf Dauer schädlich für die Haut.
    Auf alle Fälle müsssen die Kirchenvertreter sich was überlegen. Ansonsten bleiben die Kirchen weiterhin geschlossen. Das wäre das Allerschlimmste, was uns Gläubigen passieren könnte.

    Ich halte eine Pinzette für angebrachter, weil diese besser konzipiert ist als eine Würfelzuckerzange. Von der Würfelzuckerzange fallen einem manchmal die Stücke in den Kaffee.
    Pinzetten sind griffiger.

    Aber, liebe Frau Küble , es ist eine gute Idee die Sie hier vorgestellt haben. Schlagen Sie es den Kirchenmännern vor: die werden staunen.
    Ein schönes Ostergeschenk für die Bischöfe zu Ostern 😉

    1. „Die ganze Desinfiziererei ist auf Dauer schädlich für die Haut.“
      Bei uns Pflegern gehört das zum Alltag. Ich überstehe dass schon 30 Jahre, das kann man also auch mal auf eine ungewisse Dauer anderen Personen zumuten!

      1. Ich habe mir innerhalb von einem 1/2 Jahr damit die Haut kaputt gemacht, Ekzeme, die vom Hausarzt behandelt werden. Bis heute und das Ganze fing 2005 an.
        So unterschiedlich reagiert die Haut.
        Deswegen nur auf kurze Dauer mit dem Desinfizieren zugange sein. Ich halte diese Plexiglasscheibe auf Rollen für angebracht.
        Und das 30 Sek. Händewaschen für empfindliche Priesterhände. Die anderen Priester können die Hände desinfizieren.

    2. Tja, liebe Dorothee, und ich habe mir in der Pflege den Rücken kaputt gemacht.
      Aber jeder Rücken reagiert anders.
      Schön, dass Sie sich auch um empfindliche Priesterhände Gedanken machen.
      Um Berufstätige in Systemrelevanten Berufen muss man sich ja nicht so Gedanken machen.
      Die machen das schon seit Jahren, klagen nicht darüber und werden unterbezahlt und nicht wahrgenommen. Tja, dann bitte schön weiter die Hände schonen!

  5. Ist die Überschrift nicht etwas seltsam:
    „Die Einführung…“
    Wir in der Krankenpflege führen Zäpfchen ein und dergleichen.
    Eine meiner Kolleginnen fragte einmal einen Patienten vor der Messe in der Krankenhauskapelle, ob er die Kommunion im Zimmer „einnehmen“ möchte.
    Das Altarsakrament wird aber doch gespendet und empfangen, gell.
    Frohe Ostern!

    1. Guten Tag,
      danke für Ihren Hinweis – da hätten Sie zwar recht, gemeint ist hier aber die Einführung dieser Lösung der Kommunionspendung – so wie man sonst einen Brauch oder eine neue Regelung einführt. Ich habe die Überschrift jetzt leicht geändert, damit dies deutlicher wird.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

  6. Warum umständlich, wenn es einfacher geht!? Der Priester und auch die Helfer könnten, besser sollten die Hostie mit der Pinzette dem E m p f ä n g e r /in in die Hand legen. Diese/r kann sie sich dann selber in den Mund geben. Um noch hygienischer zu sein, könnten die Spender/Verteiler extra dafür vorgesehene Handschuhe tragen, dann ist gar kein Hautkontakt erforderlich.

    1. Guten Tag,
      der Umweg über die Handkommunion samt zwei Extra-Handschuhen (die desinfiziert sein müßten) ist bestimmt nicht einfacher – und auch nicht hygienischer als die Pinzetten-Mundkommunion, die erst recht keinerlei Hautkontakt erfordert.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

      1. Sie haben hier etwas missverstanden. Desinfizierte Handschuhe halten die Pinzette und reichen die Hostie dann dem Empfänger!

        1. Guten Tag,
          danke für den Hinweis, das hatte ich auf die Schnelle nicht genau gelesen. Aber die Hände des Empfängers müssen doch auch desinfiziert sein – warum sollten nur die Hände des Spenders steril sein?! Es ist so oder so ein gewisser Umweg gegenüber der Pinzetten-Mundkommunion.
          Rein hygienisch gesehen wäre Ihr Vorschlag freilich noch das kleinere Übel im Vergleich zur ungeschützten Handkommunion.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

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