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„Elbflorenz“ erstrahlt wieder im Glanze: Dresden vor und nach der „Wende“

Von Prälat Ulrich Küchl

Was zieht mich immer wieder nach Dresden, in die sächsische Metropole, die ihren alten Glanz wiedergewonnen hat?  – Das möchte ich hier ein wenig erläutern:

Meine ersten Lebensjahre verbrachte ich nicht in Sachsen, sondern in Sachsen-Anhalt, fast schon im Harz. Es waren sozusagen meine sächsischen Prägejahre.

1963 kam ich das erste Mal wieder in die DDR und besuchte auch Dresden. Man sagte mir damals, die Stadt sei „die Perle unserer Republik“. Ausgesehen hat es aber nicht danach, denn bis auf die neue sozialistische Pragerstrasse und den notdürftig wiederhergestellten Zwinger gab es fast nur Ruinen. Die Neustadt rechts der Elbe war etwas weniger kaputt.

Danach – bis zur Wende –  habe ich alle zwei, drei Jahre den zögerlichen Aufbau der Stadt mitverfolgt. 1984 erstrahlte die Semperoper wieder in ihrer originalen Pracht; ansonsten wurde recht billig mit der „Platte“ wieder aufgebaut, die zum Glück nach der Wende grossteils entfernt wurden.

Ab 1990 wurde Dresden wiedergeboren:
Theaterplatz, Residenzschloss, Hofkirche, Taschenbergpalais, die Schlosstrasse, der Neumarkt, die Frauenkirche, die Ramppische Strasse, das Kurländerpalais, das Albertinum, die Brühlsche Terasse  –  der berühmte Canaletto-Blick auf das Elbflorenz ist wieder da!
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Dann das Polizeipräsidium, das Landhaus, der Hauptbahnhof, der Bahnhof Neustadt, der Schlesische Platz, der Albert Platz, das renovierte Japanische Palais;  die renovierte Königsstrasse und das renovierte Barockviertel in der Neustadt, die renovierten Gründerzeitbauten in der Johannstadt, der Grosse Garten mit seinem Palais, das Hygienemuseum, das alte Krankenhaus in der Friedrichstadt, die berühmte „Yenidze“-Zigarettenfabrik, das Jugendstil-Schauspielhaus am Zwingerteich, der architektonisch so beachtliche Industriebau des „Kraftwerk Mitte“, nunmehr Staatsoperette und Jugendtheater.
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Sodann der Historismusbau der Musikuniversität in der Schwerinerstrasse, die historischen Brücken „Augustusbrücke“, Albertbrücke und „Blaues Wunder“, die unzerstört gebliebenen Gründerzeitstadtviertel an der Kesselsdorferstrasse, der Königsbrückerstrasse und der Bautzenerstrasse, die intakt gebliebenen Elbhang-Schlösser, das Pillnitzer Schloss, die reizvollen Vororte „Weisser Hirsch“, Loschwitz und Blasewitz (Schillerwohnort!) –  usw.
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Das macht Dresden wieder zu einer einmaligen, glanzvollen Metropole.
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Aber auch die moderne Architektur ist zum Teil sehr qualitätvoll. Infrastrukturell ist Dresden gut erschlossen mit zahlreichen Strassenbahn- und Autobuslinien, 2 S-Bahnlinien sowie 3 DB-Bahnhöfen, Tiefgaragen und einem Flugplatz im Stadtteil Klotzsche.
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Eine Elbschiffahrt mit den historischen Rad-„Dampfern“ (wirklich noch mit Dampf!) der „Weissen Flotte“ bietet erholsame Blicke auf die links und rechts gelegenen Stadtteile. Kulturell kann Dresden mit allen Metropolen mithalten:
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Die drei Grosskirchen Hofkirche (Kathedrale), Kreuzkirche (grösste Kirche Sachsens) und Frauenkirche mit ihren berühmten Grossorgeln, sind Mittelpunkte religiösen und kulturellen Lebens und Anziehungspunkte für die derzeit berühmtesten europäischen Organisten.
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Der moderne „Kulturpalast“ mit der „Dresdner Philharmonie“ bietet hervorragende, auch zeitgenössische Programme, die Semperoper (eines der schönsten Opernhäuser der Welt) ist die glanzvolle Mitte für Opernfreunde, mit berühmter Geschichte (Carl Maria v. Weber, R. Wagner, R. Strauss, G.v. Einem u.a.), Theaterfreunden bietet sich eine Auswahl von grossen und kleineren Bühnen an, Liebhaber der Malerei finden in den grossen Galerien im Zwinger (mit Raffaels „Sixtinischer Madonna“!) und im Albertinum die grössten Schätze der Bildenden Kunst.
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Einmaliges unter allen europäischen Grosstädten bietet Dresden an der Elbe nicht nur mit seiner Weissen Flotte, sondern auch mit seinen seit jeher naturbelassenen Flussufern (schon die Kurfürsten und Könige hatten Sinn für Ökologie): mitten im Stadtzentrum kann man sich im Naturparadies der schönen Elbwiesen erholen.
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Dazu kommt, dass alle Rekonstruktionen der zerstörten Stadtteile und Gebäude ausführlich dokumentiert und publiziert sind. Das gilt besonders für den Wiederaufbau der Frauenkirche, dessen Kosten an die 120 Mio. Euro betrugen, die zum grössten Teil durch Spenden aus aller Welt zusammengekommen sind.
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Die Geschichte des Wiederaufbaues enthält viele rührende Einzelheiten –  wie jene eines Bomberpiloten von 1945, dessen Familie das neue Turmkreuz spendete.
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Ich habe seit 1990 diese Wiedergeburt einer Stadt alljährlich miterlebt und mir dabei oft gedacht: Oh, ihr Kommunisten – mit eurer Hymne „Auferstanden aus Ruinen“ habt euch das sicher nicht so vorgestellt!
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Fotos: Ulrich Küchl

 

Kommentare

2 Antworten

  1. War schon 13 x in Dresden. Habe den Aufbau der Frauenkirche mit erlebt. Dresden ist immer wieder eine Reise wert!
    M. Rothkegel

  2. Dresden ist wirklich schön. Es ist geprägt von August dem Starken, der über viele Jahrzehnte dort, „von Gottes Gnaden“, wirkte und regierte.
    https://www.mdr.de/geschichte/weitere-epochen/neuzeit/august-der-starke108.html
    Ich war 1988 zum ersten Mal da, erinnere mich noch an die Ruine der Frauenkirche. Dann wieder Januar 2018. Ich suchte (auch) nach Spuren von Pegida – und der Art des Gedenkens an die schlimme Zerstörung in 1945. Die Frauenkirche, wieder aufgebaut auch mit Spendengeld meines Vaters, der sich dafür seinerzeit begeisterte, ist mir persönlich zu „künstlich“. Der Altar ist jedoch wunderschön, er sprach mich zentral an mit der Darstellung des im Gebet ringenden Jesus..
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3f/Altar_Frauenkirche.JPG
    Die Kreuzkirche, obwohl die größte und berühmt durch die Kruzianer, denen auch ein schönes Denkmal davor gilt, außerdem erinnern hier außen Tafeln an die Ereignisse von 1989, sieht von innen „roh“ aus. Man sieht, dass sie zerstört war, was, zu meiner Überraschung, aber bereits von einem Kirchenbrand in 1897 (?) herrührte. Das Altarbild stellt, passend zum Namen der Kirche, Jesus am Kreuz dar.
    https://www.kreuzkirche-dresden.de/kirche/kirchenraum.html
    Die Kirche ist auch Ort des Gedenkens an Heinrich Schütz und enthält daneben ein „Nagelkreuz von Coventry“, das ich aus meiner Heimatstadt Lübeck aus der Marienkirche kenne. Lübeck wurde Palmarum 1942 (28./29.3.) als „Rache“ für die Luftangriffe auf London und Coventry ab Nov. 1940 angegriffen. Der erste große Luftangriff auf eine deutsche Stadt! https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Maerz-1942-Luebeck-brennt-im-Bombenhagel,bombenaufluebeck101.html
    Zurück nach Dresden: Am Meisten sprach mich tatsächlich die katholische Hofkirche nahe Schloss und Zwinger an. Ich hatte das Glück, dort, es war Mittwoch 18 Uhr, einen Gottesdienst mit wunderbarem Orgelnachspiel (Charles Marie Widor, die berühmte Orgelsinfonie Nr. 5, extrem beeindruckend gespielt) zu erleben. In der Kirche stellt das Altarbild sehr lebendig die Himmelfahrt Jesu zum Vater dar.
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/be/Dresden_hofkirche_altargemaelde.jpg
    Die Gedenkkapelle an die schrecklichen Bombenangriffe des 13. und 14. Februar befindet sich an der Rückseite. Eine „Piéta“, aus Meißner Porzellan „modern“ gestaltet, dazu ein davorstehender Altartisch zeigen in der DDR, 1976 gepflegte Gedenkkultur.
    http://www.ipernity.com/doc/2255442/49431590
    Besonders bewegte mich jedoch die Inschrift an der Rückseite der Kapelle, die ein „Übergabe- und Bußgebet“, das ein Priester dort wenige Tage vor dem Bombenangriff sprach, zitiert. Leider finde ich kein Foto davon. https://www.stadtwikidd.de/wiki/Hofkirche
    Des Heiligen Benno wird in der Hofkirche besonders gedacht. Er gründete in 968, genau 1000 Jahre vor meinem Geburtsjahr, das Bistum Meißen. Nur 30 km elbabwärts gelegen, war Meißen 2 Jahre später unser Reiseziel.
    https://www.erzbistum-muenchen.de/glaube/heilige-selige/heiliger-benno/cont/69341
    Dresden ist definitiv eine oder mehrere Reisen wert. Es gibt auch ein interessantes Verkehrsmuseum. 2 interessante Bergbahnen nahe des „Blauen Wunders“, der historischen Elbbrücke. Zur Einkehr mag ich besonders das Restaurant „Dresden 1900“ am Neumarkt, bei der Frauenkirche. Hineinschauen lohnt sich, es gedenkt der „Straßenbahnkultur“. Schön, dass man mit Hilfe des Internets auch auf „Gedankenreise“ oder „Erinnerungsreise“ gehen kann!

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