Die „Nordwest-Zeitung“ vom heutigen Donnerstag veröffentlichte ein Interview mit dem neuen Präfekten der römischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller.
In diesem Gespräch geht es um Vorwürfe sowohl von „kirchenkritischer“ wie von traditionalistischer Seite.
Wir dokumentieren hier die betreffenden Abschnitte im vollen Wortlaut:
„FRAGE: Eine Zeitung hat über Ihre Berufung unter der Überschrift „Der neue Großinquisitor“ berichtet. Trifft diese Bezeichnung zu?
MÜLLER: Na ja, es gibt Leute, die lesen zu viele Romane und verwechseln das mit der Realität. Fjodor Dostojewski hat bei seiner Parabel „Der Großinquisitor“ nicht einfach die historische Inquisition gemeint, sondern ein bestimmtes Verhältnis der Macht zur Wahrheit. Er hat einen gewissen antikatholischen Touch gehabt, deshalb hat er diese Figur gewählt.
Aber damit können auch andere „Großinquisitoren“ als Vertreter einer Gesinnungsdiktatur, die auch antikatholisch sein kann, gemeint sein. Leute, die sich heuchlerisch über die katholische Kirche erheben, sich ihr gegenüber als moralische Saubermänner und Sauberfrauen ausgeben und in manchen internationalen Medien eine Hetze und Häme entfalten:
Das ist großinquisitorischer als das Bescheidene, was wir in der Kongregation machen.
FRAGE: Die Piusbruderschaft hat auf Ihre Berufung mit dem Vorwurf reagiert, sie würden Irrlehren verbreiten?
MÜLLER: Was Häresie ist, muss das kirchliche Lehramt feststellen – der Papst, die Bischöfe. Es wäre wichtig, dass Absplitterungen, die es auch in andere Richtungen gibt, überwunden werden. Unser Glaube ist keine Ideologie, die in einem politischen Spektrum links oder rechts angesiedelt ist.“
Quelle und vollständiges Interview hier:
http://www.nwzonline.de/Aktuelles/Politik/Nachrichten/NWZ/Artikel/2906273/Reinhard-Boos.html