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Esoterik pur: Der Mensch als göttliches Wesen

Von Felizitas Küble

Der wesentliche Unterschied zwischen Christentum und Esoterik besteht darin, daß der Gläubige eindeutig zwischen dem Schöpfer und seinem Geschöpf unterscheidet. Der Mensch ist zwar das Abbild Gottes, aber erstens als Geschöpf ein Werk des Ewigen (und nicht selber göttlich), zweitens durch den Sündenfall, durch seine geschwächte Natur besonders auf die Gnade und Hilfe Gottes angewiesen. 

Anders betrachtet dies die Esoterik, die den Menschen letztlich von einem persönlichen Gott „emanzipieren“ will, wobei der Ausdruck „Gott“ wohl formal manchmal noch verwendet, aber zugleich mit einem anderen Inhalt gefüllt wird, denn gemeint ist damit eine „kosmische Energie“, eine unpersönliche Kraft des Universums.

Dabei entschwindet der grundsätzliche Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf, denn Gott und Mensch sind dann jeweils auf ihre Art nur ein Bestandteil dieser Ur-Energie, die „ganzheitlich“ alle und alles verbindet.

Diese pantheistische Sicht (Identität von Schöpfer und Schöpfung) ist noch eine eher gemäßigte Variante. Manchmal wird auch direkt ins Schwarze (= ins Diabolische) getroffen, indem der Mensch ohne Umschweife als „göttlich“ bezeichnet wird.

Als Beispiel hierfür sei die Initiative „Seelenarche“ aus dem oberschwäbischen Aitrach erwähnt. Dort erklärt Rudolf Mauritz in seiner gleichnamigen Internetpräsenz die „kosmischen Lebensregeln“: http://seelenarche.de/index.php

Der Autor bemüht gar die Bibel, um zu erläutern: „Gott ist uns näher wie unser Hemd, ja sogar näher wie unser Atem. Er ist in uns, so wie wir in Ihm sind. Also tragen wir die göttliche und universelle Energie in uns. (Allerdings nennt er keine einzige Bibelstelle, die seine esoterische Auslegung begründet.)

Der Mensch solle sich nicht nach Hilfe von außen umsuchen, sondern Zuflucht in seinem Inneren suchen und „er würde entdecken, dass er ein wunderbares Geschöpf ist und Kräfte besitzt die Ihm helfen, alles zu schaffen und erschaffen was er sich wünscht. Ja sogar die Kräfte des gesamten Universums könnte er nutzen, wenn er sich in seinem Inneren auskennen würde.“

„Rudi“, wie sich der Verfasser vertraulich vorstellt, bietet den Suchenden unter anderem folgende Therapien und Übungen an: „Urenergieanwendungen, Seelenfahrt-Behandlungen + Ausbildung, Ganzheitliche, spirituelle Mensch- und Tierheilung, Rückführungen auf Alphabasis, Aurareinigungen und -klärungen.“

Unter der Rubrik „Seelenfahrt“ heißt es: „Die Seelenfahrt ist ein sehr kurzer, heftiger, gefühlvoller und spiritueller Weg, vom Lernen bis hin zum Ausüben…Es geht…darum, dass jeder Einzelne sich selbst wieder bewusst wird, dass er göttlich ist und diese Fähigkeit nutzen darf, sein Leben dadurch zu bereichern.“

Damit ist der Kernsatz des esoterischen Weltbildes offengelegt: Wir sollen unsere „Göttlichkeit“ erkennen.

Aber genau diese Haltung  – „wir wollen sein wie Gott“ – ist die stolze Ur-Versuchung des Menschen. Damit zapft er allerdings keine „Ur-Energie“ an, sondern vergißt seine Geschöpflichkeit, setzt sich darüber hinweg und rebelliert gegen seinen Schöpfer.

So begann der Sündenfall – und er setzt sich immer wieder fort in der Geschichte der Menschheit, natürlich nicht allein in der Esoterik, sondern in zahllosen Varianten, doch der Kern des Problems ist stets derselbe, nämlich ein Aufstand gegen Gott.

 

 

Kommentare

7 Antworten

  1. Das kosmologische Weltbild der Heiligen Hildegard von Bingen als Kirchenlehrerin und auch der „Weisheitsliteratur“ der griechischsprachigen Septuaginta-Bibel als Urbibel des Urchristentums und sogenannter „Volksbibel“ des frühen Christentums ist aber durchaus anders zu verstehen.
    Im Sinne der Logos-Theologie nach Justin dem Märtyrer als Kirchenlehrer und Kirchenvater und dem Heiligen Irenaeus von Lyon der diese von ihm übernahm und weiterentwickelte und nach Philo(n) von Alexandrien als jüdischen Theologen und Merkaba-Mystiker und hermetischen Philosophen bzw. Hermetiker – siehe auch Elias Erdmanns Aufsatz zu ihm und seine anderen freien Online-Texte zur mystischen biblischen und hermetischen Symbolik und siehe auch den jüdischen Religionswissenschaftler Gershom Scholem und den Benediktiner Odo Casel usw.

  2. Die Übertragungen aus der geistigen Welt bzw. deren Klarheit und Qualität und die Erfolge im geistigen Bereich hängen auch vom Zustand der Seele (griechisch Psyche) des Menschen und ihrer Reinheit und Harmonie und Reife und Gesundheit und ihrem seelisch-spirituellen Entwicklungsgrad ab. Siehe dazu auch den Apostel Paulus im Neuen Testament der Bibel zu Körper UND Seele (griechisch Psyche) und Geist, wobei die Seele (griechisch Psyche) zwischen Körper und Geist mittelt und vermittelt bzw. als Mittler und Vermittler tätig ist.

    06 November 2019, 09:51
    Was ihr verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch!

    Franziskus: Paulus auf dem Areopag: ein Beispiel für die Inkulturation des Glaubens in Athen. Von Armin Schwibach

    Rom (kath.net/as) „Da stellte sich Paulus in die Mitte des Areopags und sagte: Männer von Athen, nach allem, was ich sehe, seid ihr sehr fromm. Denn als ich umherging und mir eure Heiligtümer ansah, fand ich auch einen Altar mit der Aufschrift: EINEM UNBEKANNTEN GOTT. Was ihr verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch“ (Apg 17,22-23).

    In der heutigen Katechese zur 34. Generalaudienz des Jahres 2019 setzte Papst Franziskus vor rund 10.000 Pilgern und Besuchern seine Reihe der Betrachtungen über die Apostelgeschichte fort. Vor den Pilgern und Besuchern auf dem Petersplatz widmete er die sechzehnte Katechese dem Thema: „Was ihr verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch. Paulus auf dem Areopag: ein Beispiel für die Inkulturation des Glaubens in Athen“.

    http://www.kath.net/news/69643

  3. Bei den Juden wurde es so gesehen, dass die Juden der direkten Herrschaft Gottes durch das mosaische Gesetz und den mosaischen Bund nach Moses unterstanden, und die Heiden der indirekten Herrschaft Gottes durch die Engel der Natur und der Elemente und der Sterne, siehe auch das Jubiläen-Buch und die Henoch-Bücher und das Buch Raziel, aus dem noch Kardinal Nikolaus von Kues als Cusanus und Johannes Trithemius als Abt von Sponheim und Reuchlin als Mystiker und Renaissance-Humanist zitierten. Auch das Jubiläen-Buch war bei den Kirchenvätern noch so beliebt und stand in so hohem Ansehen und erfreute sich so hoher Wertschätzung und Bedeutung, dass noch Origenes und Epiphanias daraus zitierten usw.

  4. Diese Art von „Glauben“ ist meiner Erfahrung nach ungleich weiter verbreitet als der Glaube an Marienerscheinungen. So wird wohl mehr echte Theologie verhindert. An irgendeine Art von Energien, die den Kosmos durchziehen, glaubt fast jeder. Und dann meinen sie, das Christentum wäre eine der möglichen Arten, diese Energien in Worte zu fassen. Man kann aber auch Buddhist sein oder allgemein „auf dem spirituellen Weg“.

    1. @Anonymous:

      Der Apostel Paulus zitiert im Neuen Testament der Bibel auf dem Areopag in Athen die beiden stoischen Dichter und Philosophen Aratos (zum höchsten Gott) und Kleanthes (zum göttlichen Logos, der bei ihm „Weltseele“ oder auch „Weltvernunft“ heißt) als Stoiker.
      Dieser Logos aus der griechischen Philosophie entspricht als universelles Weltgesetz und allgemeinde göttliche Schöpfungsordnung des Kosmos dem „Makrokosmos“ in der hermetischen Philosophie der Hermetik als Religionsphilosophie und Naturphilosophie und dem „Brahman“ als „Weltseele“ und „Weltvernunft“ im Hindhuismus und dem Tao bzw. Dao im Taoismus bzw. Daoismus. Dies ist die seelisch-psychische-astralische-feinstoffliche Ebene, die zwischen der körperlich-materiellen-grobstofflichen Ebene einerseits und der geistig-spirituellen-platonisch-ideellen Ebene andererseits mittelt und vermittelt. Der Heilige Thomas von Aquin als Kirchenlehrer und Schüler des Albertus Magnus nannte diesen Logos als ätherische Äther- und eigentliche astralische Astral- und intelligible Mental-Ebene den Limbus, siehe auch den mystischen katholischen Dichter Dante Alighieri zum Limbus.
      Ferner verweise ich auf die beiden Heiligen und Kirchenlehrer Albertus Magnus und Hildegard von Bingen zur Mikrokosmos-Makrokosmos-Lehre der hermetische Mystik und Philosophie und zur Lehre von den 4 bzw. 5 Elementen, siehe dazu auch Origenes usw.

      Vier-Elementen-Lehre – Kathpedia

      http://www.kathpedia.com/index.php?title=Vier-Elementen-Lehre

      24.05.2017 – Die Vier-Elementen-Lehre bedeutet, dass alles Sein aus den vier Grundelementen Feuer, Wasser, Luft und Erde besteht. Sie findet sich vor …

  5. Der Kern ist ein Aufstand gegen Gott….
    Ich drücke es anders aus. Es ist ein AFFRONT gegen ihn.
    Geister und Co. werden gerufen, anstatt sich an Gott zu wenden bei Problemen, die jeder SELBER in den Griff zu bekommen imstande sein SOLLTE.
    Hilf Dir SELBST, dann hilft Dir GOTT.
    Oft über Umwege, doch stets zum Besten des einzelnen, wenn DIESER WIRKLICH GLAUBT.
    Und DAS WEISS NUR GOTT ALLEIN.
    Die GESAMTE ESOTERIK IST SCHARLATANERIE.

    1. @Cornelia Vogt:

      Manches ist mittlerweile durchaus auch naturwissenschaftlich erweisbar und erforschbar, so etwa Prof. Fritz-Albert Popps Biophotonen und Biophotonentherapie zu Zellsignalen und Zellkommunikation und Biophotonenforschung und Biomagnetismus und Magnetfeldtherapie.
      Siehe auch Prof. Bernd Senf aus Berlin zu VWL und psychzosozialen Hintergründen nach Wilhelm Reich und James DeMeo und Viktor Schauberger und Silvio Gesell und Prof. Margrit Kennedy und Prof. Wolfgang Berger als Volkswirt und Freiwirt und Philosoph und Helmut Creutz als verstorbenen Volkswirt und Freiwirt und Prof. Gustav Ruhland als Historiker usw.

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