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Evangelisches Plädoyer für die Erdbestattung und die Würde unseres Leibes

Von Dennis Riehle

Wir hören in der Diskussion über Erd- oder Feuerbestattung immer wieder von der Abwandlung des biblischen Verses: „Asche zu Asche, Staub zu Staub“. Und wir entnehmen daraus nicht nur die Rechtfertigung, sondern gar eine Bestärkung in unserem Denken, das Verbrennen des Leibes sei die Form des Beerdigens, die wir als Christen guten Gewissens befolgen können.

Die Heilige Schrift kennt unterschiedliche Bezeichnungen für den „Staub“. Nicht jeder ist so zu verstehen, wie wir es mit unserem einzigen Begriff tun. Viel eher zeigt uns ein Blick auf die zentrale Stelle, aus der das oben genannte Sprichwort immer wieder abgeleitet wird, wie vielseitig die Bibel in ihrer so bildlichen Darstellung ist:
In Prediger 12,7 verweist die Schrift uns auf Kapitel 3,20 des gleichen Buches, wo wir lesen, dass dieser „Staub“ wieder dorthin zurück muss, wo Gott ihn hergeholt hat. Aber eben nicht durch unsere Hand, das macht auch die Bedeutung von דכא an dieser Stelle deutlich. Sie bezieht sich nämlich mit diesem Verb auf Genesis 2,17, wo es der HERR ist, der die Asche aus dem Lehmboden formt und ihm den Odem einhaucht.

Zu Staub werden – aber nicht durch unsere Hand

Nicht wir sind die Aktiven, sondern Gott selbst lässt uns aus dem Staub des Ackerbodens zum Menschen werden. Mit seiner Hilfe erwachsen wir – und allein mit seinem Zutun kehren wir wieder in diesen Zustand der Asche zurück.
Für mich spricht die Bibel eine eindeutige Sprache: Es liegt nicht an uns, der Rückkehr in Gottes Hand durch unser Werk hinein zu pfuschen. ER holt uns zu sich, so wir ER uns schuf.
Das funktioniert auf ganz natürliche Weise, unser Eingreifen ist dabei nur ein modisches Phänomen, das von Kostendruck, Ängsten und sozialer Isolation wahrhaftig und nicht nur sprichwörtlich „befeuert“ wird.

Trauerkultur statt Fixierung auf „Kostenzwänge“

Statt sich diesen Zwängen zu unterwerfen, brauchen wir mutige und besonnene Stimmen, die eine Lösung der zugrunde liegenden Ursachen mahnen. Hätten wir mehr Vertrauen, würden wir uns nicht vor dem Tod sorgen.

Die Schrecken machenden Bilder, die uns mit unserem Ableben von allen Seiten genannt werden, sind zweifelsfrei Grund, sich ein schnelles Ende zu wünschen: verbrannt, vergessen, aus dem Sinn. Was für eine traurige Botschaft entnehmen wir solchen Vorstellungen!
Wo ist die Zuversicht auf unser Geborgensein? Wenn das Begräbnis zu teuer wird und eine Urne dem Sarg vorgezogen wird, weil das Geld für nicht mehr reicht, müssen wir uns fragen, wie wichtig uns unsere Trauerkultur denn wirklich ist!

 Das Sterben ist nichts, was man möglichst kostengünstig hinter sich bringen kann. Bewusstsein für diesen Prozess, der ein Leben beschließt, so umfangreich, wie es beginnt, findet auch Ausdruck darin, wie ernst wir unser letztes Geleit nehmen.

Wir können der Ewigkeit nicht entrinnen

Bloß weg von dieser Welt – viele von uns möchten davonrennen, obwohl wir wissen, dass wir der Ewigkeit nicht entrinnen können, egal, wie wir sie verstehen. Spuren bleiben, Erinnerungen können nicht gelöscht werden, auch nicht durch das Feuer im Krematorium.
Und das Menschenrecht jedes Einzelnen muss es erlauben, dass wir eine Bestattung erhalten, die dem Leben würdig ist. Ob wir am Ende alleine waren – oder viele von uns Abschied nehmen möchten.
Wohin geht unsere Gesellschaft, wenn wir aus Einsamkeit die Verbrennung dieses einen Körpers, mit dessen Gabe uns Gott eine Verantwortung übertragen hat, ob in 1. Mose 2,15 oder in Kapitel 3,22, der Rückgabe in seine Hand, in die Erde, bevorzugen?
Nicht ohne Grund schreibt auch Martin Luther in seinem Text „Nun legen wir den Leib ins Grab“ davon. Nein, wir verbrennen ihn nicht, weil wir stattdessen die Hoffnung haben: „… durch Gottes Gab wird, was wir hier verweslich sä’n, einst unverweslich auferstehn“ (EG 520,1).

Dennis Riehle, Martin-Schleyer-Str. 27 in 78465 Konstanz
Webpräsenz: www.Dennis-Riehle.de

Ergänzender Artikel dazu hier: https://charismatismus.wordpress.com/2013/05/17/5-punkte-fur-eine-kultur-des-todes-warum-die-erdbestattung-empfehlenswert-bleibt/

Kommentare

3 Antworten

  1. Da sich unsere Seele von der sterblichen Hülle trennt um zu Gott zu gelangen, symbolisiert durch die Taube, welche die himmlische Welt mit der irdischen verbindet. Schönes Symbol für das Pfingstfest, welches mir persönlich zu schwierig ist, um es sinnvoll interpretieren zu können. Egal wie Menschen nach dem Tode bestattet werden, denn die sterbliche Hülle vergeht ob mit Erd- oder Feuerbestattung, es ist die Seele, die zu Gott aufsteigt. In der sozialistischen Diktatur war es nicht erlaubt, seine Angehörigen aus dem Westteil im Sarg zu überführen, man denke auch an die vielen Kriegs- und Verbrennungsopfer, die geschändeten Frauen und Kinder die grausam verstümmelt wurden und es ist nicht tröstlich, wo Erdbestattung nicht möglich war und sich Menschen im tiefen Glauben doch für die Feuerbestattung entschieden haben, so eine bittere Pille zu verabreichen. Entscheidend ist die Liebe die uns mit unserem Schöpfergott verbindet. Man denke nur an die Insel in Finnland, wo wilde Bären sich über die Überreste der Menschen auf einer Insel hergemacht haben, dann wären ja alle verdammt deren Körper nicht heil geblieben ist. Wenn wir die schönsten Augenblicke mit unseren Angehörigen per Fotografie festhalten können, dann kann Gott das auch und den Seelen die zu ihm kommen ihren Leib zurück geben. Pfingsten wird ja sehr unterschiedlich gewertet und bei all der Barberei der Menschheit habe ich Zweifel an der Theorie das im Menschen ein göttlicher Funke schlummert. Ich sehe es eher so, dass der Mensch mit seinem Schöpfervater verbunden ist und entweder er lehnt ihn ab oder er bleibt ihm treu.

  2. Ich sage nicht, dass diejenigen, die verbrannt werden, nicht gleichsam Gottes Gnade erfahren und in sein Reich aufgenommen würden. Viele der genannten Beispiele sind Verbrennungen wider Willen gewesen. Was wäre es für ein Gott, wenn er seine Kinder nicht zu sich nehmen würde, weil sie durch Feuer gegangen sind. Im Gegenteil: Gerade die, die auf diesem Weg durch Andere großes Unrecht erfuhren, können auf seine Liebe setzen. Dennoch sehe ich in der Bibel – gerade aus dem hebräischen Ursprungstext – einen Hinweis auf die Natürlichkeit der Erdbestattung. Mit Ihrem letzten Satz stimme ich allerdings vollends überein.

  3. Oberflächlich könnte man aus einigen Bibelberichten schließen, dass Personen, die sich Gottes Missfallen zugezogen hatten, eingeäschert wurden. Es wurde ihnen eine würdige Bestattung verwehrt.
    Aber es gibt auch Beispiele, die darauf schließen, dass Gott nichts gegen eine Einäscherung hat.
    Zum Beispiel gibt es in der Bibel den Bericht über den Tod Sauls und drei seiner Söhne. Sie starben in einer Schlacht gegen die Philister. Als tapfere israelitische Männer erfuhren, was geschehen war, holten sie die Leichname und verbrannten sie. David lobte sie dafür. Auch Jonathan, einer der Söhne Sauls wurde verbrannt. Er war bestimmt kein schlechter Mensch gewesen. Ganz im Gegenteil: Er war Davids bester Freund und Verbündeter. Von ihm sagten die Israeliten: „Mit Gott hat er gewirkt“. Es beunruhigte David keineswegs, dass Sauls und Jonathans Leichname verbrannt worden waren.
    Die drei treuen Hebräer, die auf Befehl König Nebukadnezars in den Feuerofen geworfen werden sollten, mussten nicht befürchten, Gott könne sie nicht auferwecken. Auch in den Konzentrationslagern starben viele Christen und wurden verbrannt.
    Gottes Wort sagt nichts darüber, was mit einem Leichnam geschehen sollte. Feuerbestattungen werden von Gott nicht verurteilt. Doch auf jeden Fall sollte eine Bestattung würdig und respektvoll sein.

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