Mathias von Gersdorff
Falls die Öffnung der Ehe für Homosexuelle durchgesetzt wird, würde es dazu führen, dass ein einziges Wort (Ehe) zwei völlig unterschiedliche Dinge meint, je nachdem, ob man die zivile oder die kirchliche Bedeutung des Wortes nimmt. Es würde ein Druck auf die Kirchen entstehen, sich der zivilen Bedeutung anzupassen.
Doch nicht nur das: Die Öffnung der Ehe für Homosexuelle hätte die Änderung von hunderten, wenn nicht gar tausenden Gesetzen und Verordnungen zur Folge. Alle Gesetze, in denen die Ehe irgendeine Rolle spielt, würden automatisch eine völlig neue Bedeutung erhalten, wie etwa Adoptionsrecht, Krankenversicherung, Erziehungsrecht, Altersversorgung usw. Kirchliche Einrichtungen würden vor einem Dauerdilemma stehen.
Noch konnten die Kirche bislang ihre Sonderstellung in Deutschland verteidigen, so dass zum Beispiel Angestellte im kirchlichen Bereich besonderen Regelungen unterworfen sind.
Doch die Offensive gegen diese Kirchenprivilegien wird immer stärker; ihre (partielle) Abschaffung wird inzwischen von Grünen, Linken und FDP gefordert. Abgesehen davon schwindet in der Gesellschaft das Verständnis für diese Sonderstellung. Selbst bei unveränderten rechtlichen Bestimmungen würde es den Kirchen zunehmend schwer fallen, Akzeptanz zu finden.
Eine Zusammenarbeit zwischen kirchlichen und staatlichen Einrichtungen in etlichen Feldern würde sowieso nicht mehr möglich sein, es sei denn, die Kirchen passen sich den Umständen noch mehr an, als bislang schon geschehen – und geben ihr christliches Profil endgültig preis.
Unser Autor Mathias von Gersdorff leitet die Frankfurter Aktion „Kinder in Gefahr“ und betreibt die Internetseite „Kultur und Medien online“
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