Wir veröffentlichen hier leicht gekürzt die ersten Abschnitte einer gehaltvollen Predigt des Kirchenrechtlers Prof. Dr. Georg May mit dessen ausdrücklicher Erlaubnis. Dieser Priester und Prälat ist für seine klare Ansage in Büchern und Vorträgen seit Jahrzehnten bekannt.
Ausgangspunkt seiner folgenden Bibelauslegung ist dieser Abschnitt aus den Paulusbriefen:
„Ich habe euch schon oft gesagt, was ich jetzt unter Tränen wiederhole: Viele wandeln als Feinde des Kreuzes. Ihr Ende ist Verderben, ihr Gott ist der Bauch, ihr Ruhm besteht in ihrer Schande, ihr Sinnen geht auf das Irdische. Unser Wandel aber ist im Himmel.“ (Phil 3,18 ff)
„Das Christentum ist die Religion des Kreuzes“
Paulus spricht hier von den Feinden des Kreuzes Christi. Wer ist damit gemeint – und was ist unter dem Kreuz zu verstehen?
Unter dem Kreuz verstehen wir zunächst einmal die Balken, an denen der HERR aufgehängt und zu Tode gebracht wurde. Aber vor allem verstehen wir unter dem Kreuz die Leiden, die der HERR in seiner Passion und in seinem Sterben durchlitten hat. Wir verstehen unter dem Kreuz das heilige Leiden, durch die der HERR Jesus uns unsere Erlösung verdient hat.(…)
Das Kreuz ist seitdem der Inbegriff des Christentums. Es schließt alle Gnade und Wahrheit, alles Leben und alle Verheißung, alle Gebote, aber auch alle Drohungen in sich. Das Christentum ist die Religion des Kreuzes.
Als Kreuz werden schließlich auch die Leiden bezeichnet, die uns auf dieser Erde auferlegt werden. Sie sind notwendig, ja unentbehrlich, denn der Christ muss am Kreuze Christi Anteil gewinnen, wenn er das Heil erwerben will. Der HERR hat es deutlich ausgesprochen: Wir können nur seine Jünger sein, wenn wir unser Kreuz auf uns nehmen und ihm nachfolgen.
Christentum ohne Kreuz wäre ein Buch ohne Inhalt, ein Leib ohne Seele, ein Leben ohne Ziel. (…) Wer das Kreuz aus dem Leben des Christen entfernen will, der zerstört das Christentum. So unglaublich es klingt: Das ist wiederholt von Theologen versucht worden.
Von dem berühmten evangelischen Theologen Adolf von Harnack stammt das Wort: „Tod und Auferstehung Jesu gehören nicht zum Wesen des Christentums.“
Aber Tod und Auferstehung Jesu sind der Inhalt des Kreuzes. Wer also Tod und Auferstehung aus dem Christentum entfernt, der entfernt das Kreuz aus dem Christentum.
„Viele“, so klagt Paulus, „wandeln als Feinde des Kreuzes.“ – Es ist ein Widersinn, die wahre Religion ohne Kreuz haben zu wollen. Und Paulus ist mit Schmerz erfüllt: „Ich sage es jetzt unter Tränen, dass es Feinde des Kreuzes unter den Christen gibt.“
Er meint nämlich nicht zuerst die Ungläubigen und die Heiden, nein, er meint Christen, die als Feinde des Kreuzes wandeln. Und er zählt vier Merkmale auf, welche die Feinde des Kreuzes kennzeichnen:
Erstens: Ihre Weltanschauung. Das Entscheidende, was den Feind des Kreuzes ausmacht, ist eine Vorstellung von Gott, die falsch ist. Der heilige Paulus sagt es klar und deutlich: „Ihr Gott ist der Bauch.“
Was meint er damit? – Nun, zunächst einmal sind damit die Menschen gemeint, die nur an Essen und Trinken, Vergnügen und Arbeit denken und sonst nichts anderes haben.(…) „Bauch“ ist natürlich auch eine Bezeichnung für die geschlechtliche Ausschweifung, die ja in unserer Gesellschaft maßlos geworden ist: So früh wie möglich, so oft wie möglich, so lange wie möglich.
„Bauch“ ist aber auch ein Gott für jene, die sich von Gott und der Kirche nichts sagen lassen, die selber bestimmen, was gut und böse ist. Der heilige Paulus verurteilt alle, die sich selbst für Gott halten, alle, die glauben, die Erlösung sich selbst verschaffen zu können.
Feinde des Kreuzes sind jene, die ihre eigenen Vorstellungen vor die objektive Wahrheit stellen, die ihren Willen höher als das Gebot Gottes stellen, die ihre Ansichten für ein Gesetz halten. Wer so zu denken anfängt, der ist in Gefahr, dass der „Bauch“ sein Gott wird.
Man kann allemal sagen: Der Feind des Kreuzes passt die objektive Wirklichkeit seinen Wünschen an. Das ist genau, was die beiden Kardinäle Kasper und Marx tun. Sie wollen die sittlichen Normen den schlimmen Verhältnissen, wie sie nun einmal sind, anpassen.
QUELLE und Fortsetzung der Predigt hier: http://www.glaubenswahrheit.org/predigten/chrono/2014/20141116/
Hinweis auf einen früheren Artikel über den Prediger: https://charismatismus.wordpress.com/2012/02/06/papst-ernennt-konservativen-deutschen-theologen-zum-apostolischen-protonotar/
Fotos: Dr. Bernd F. Pelz
5 Antworten
Aus den Worten von Prof. May könnte der Eindruck entstehen, wir könnten uns als Menschen die Errettung verdienen, nämlich durch eine sehr „kreuzbetonte“ Lebensweise. Gott schenkte den Menschen in und durch Seinen Sohn Jesus Christus aus unverdienter Gnade die Errettung und Erlösung aus der Gefangenheit des sündigen Wesens. Jesus steht dabei als der neue Adam, der neue Mensch wie er von Gott bei der Erschaffung gedacht war. Die radikale Neuwerdung in der Annahme des Gnadengeschenkes führt natürlich zu Konflikten mit „der Welt“ – auch zu Leiden und zu lebensgefährlichen Situationen – Jesus selbst spricht davon. Aber das Christentum als „Religion das Kreuzes“ zu bezeichnen halte ich, wie der erste Schreiber als falsch.
HG
“Das Christentum ist die Religion des Kreuzes”
Diese These ist falsch, und zwar aus folgenden Überlegungen:
Durch den Kreuzestod Jesu Christi schenkt Gott uns Erlösung. Deshalb steht das Kreuz im Mittelpunkt unseres Glaubens.
Aber ist der Glaube an Jesus Christus Religion?
Religion richtet den Blick immer nach oben zu Gott mit der Frage, was kann der Mensch tun, um seinen Gott gnädig zu stimmen.
Auf Bibel.com wird Religion wie folgt definiert:
„Obwohl das Grundproblem erkannt wurde, haben alle Religionen allerdings den gleichen (unzureichenden) Lösungsansatz: Um bei einem Fehler seine Vergehen wiedergutzumachen, gibt es bei allen Religionen bestimmte Mechanismen um den jeweiligen Gott oder die entsprechend höherliegende Macht gnädig zu stimmen: Man muss irgendetwas machen um seine Vergehen (die Bibel nennt das „Sünde“) auszulöschen bzw. wieder gutzumachen: Man muss böse Taten durch gute kompensieren, irgendwelche Gebete aufsagen, sich selbst irgendwelchen stressigen Torturen unterziehen oder sonst irgendwelche Anstrengungen unternehmen.“ Bibel.Com: Was ist der Unterschied zwischen Religion und dem Glauben an Jesus Christus?
Aber das Kind in der Grippe zeigt uns vielmehr, dass Gott zu uns Menschen herabsteigt und die Menschen vom Joch der Sünde befreit.
Jesus hat die Strafe für unsere Sünden getragen. Unsere Sünden sind damit gelöscht!
„Wer an Jesus glaubt muss nichts tun, um zu Gott zu kommen. Er muss nur annehmen, dass Jesus stellvertretend für ihn bestraft wurde. Dadurch haben wir vor Gott den Status, als hätten wir nie auch nur eine einzige Sünde begangen – wir sind vor ihm „gerecht“.“ Bibel.Com: Was ist der Unterschied zwischen Religion und dem Glauben an Jesus Christus?
Christsein ist deshalb niemals Religion:
Christsein ist eine lebendige Beziehung mit Jesus Christus leben. Erst, wenn wir eine enge persönliche Beziehung mit Jesus leben und im Wort Gottes verwurzelt sind, können wir sicher sein, dass nicht Folgendes passiert:
„Wenn der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat und ihr anfangt, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, tu uns auf!, dann wird er antworten und zu euch sagen: Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her?“ Lk 13,25
Prof. May hat, wie immer, recht.
Wer die 15 Punkte, die Papst Franziskus der Kurie und uns allen gepredigt hat, genau durchdenkt, kommt zu dem gleichen Schluß wie Prof. May.
Vor allem der Punkt, sich „unsterblich“ zu fühlen und es besser zu wissen als Gott, ist ein Grundübel, das alle anderen Übel gebiert. Für dieses Übel sind wir Menschen besonders anfällig.
Wenn wir dafür so anfällig wären würden wir die Erlösung durch Christi Tod schon haben anstatt darauf zu hoffen und davon zu wissen
Zitat
Sie wollen die sittlichen Normen den schlimmen Verhältnissen, wie sie nun einmal sind, anpassen.
Zitat Ende
Volltreffer!