Prof. Reinhard Haller: Das Thema des Fanatismus ist bei „Massakristen“ austauschbar
Der österreichische Kriminalpsychiater und Neurologe Reinhard Haller hält den norwegischen Attentäter für einen „Massakristen“, der jenseits politischer Standpunkte möglichst brutal handeln wollte.
Prof. Haller ist Präsident der „Neuen Kriminologischen Gesellschaft“ und vor allem als psychiatrischer Gerichtsgutachter in vielbeachteten Fällen sowie als Bestseller-Autor bekannt.
Gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“ vom 26.7.2011 erklärte der prominente Forensiker: „Der Attentäter von Norwegen wollte maximalen Schmerz zufügen. Darin liegt die psychologische Erklärung für seine Persönlichkeit.“ – Prof. Haller fügte hinzu: „Das Politische ist als Thema wichtig, aber nicht mehr.“
Der Attentäter habe – typisch für sog. „Massakristen“ – dem Töten höchste Priorität eingeräumt. Haller äußert zu derartigen Wahnideen: „Wenn die Idee erst einmal wahnhaft geworden ist, ordnen sie ihr alles unter und nehmen dafür alles in Kauf.“
Die politischen „Manifeste“ dieser Täter seien ganz ähnlich, erklärte der Gerichtspsychiater: „Sie täuschen immer eine große Bewegung vor, obwohl sie Einzeltäter sind; sie machen historische Exkurse, sind sehr detailliert.“
Prof. Haller erläuterte außerdem:
„Das Thema des Fanatismus ist dabei austauschbar. Beim Una-Bomber Ted Kaczynski ging es um die Umwelt. Aber natürlich wird der Inhalt einer fanatischen Idee schon auch durch die aktuellen Diskussionen geprägt. Wenn ein Fanatiker dabei extremes politisches Gedankengut übernimmt, ist das eine besonders gefährliche Kombination. Aber es hätte auch mit einer anderen Idee einen Anschlag in Norwegen gegeben. Gerade Norwegen ist eine wohlhabende Gesellschaft ohne schwere soziale Gegensätze und starke politische Grabenkämpfe. Das ist kein Boden, auf dem politischer Terrorismus gedeihen könnte.“
Felizitas Küble