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Friedrich Spee: Der „Hexenanwalt“ wurde vor 400 Jahren zum Priester geweiht

Von Elmar Lübbers-Paal

Fragen wie die, „ob es gut ist, Fürsten und Obrigkeiten zur Hexeninquisition anzutreiben?“ oder „ob eine Angeklagte, die auf der Folter nichts gestanden hat, verurteilt werden darf?“ behandelte Pater Friedrich Spee in seinem Werk über die „Rechtlichen Bedenken wegen der Hexenprozesse“, bekannt unter dem lateinischen Titel „Cautio Criminalis“. Der Geistliche war 1591 in Kaiserswerth (einem heutigen Stadtteil von Düsseldorf) geboren.

Als „Hexenanwalt“, der mehrfach die Beichten der Beschuldigten abnimmt, setzt er sich –  zunächst anonym – gegen die Hexenprozesse ein. Er hält die Angeklagten durchweg für unschuldig.

Bekannt wurde der katholische Priester auch durch seine Kirchenlieder und poetischen Verse, siehe sein bekanntes Werk „Trutz-Nachtigal“ oder sein „Güldenes Tugendbuch“. Letzteres war das erste Gebetbuch, das speziell für Frauen geschrieben wurde.

Heute kennen wir ihn hauptsächlich durch Liedtexte, die sich im Gesangbuch befinden, wie zum Beispiel „Zu Bethlehem geboren“, „Laßt uns erfreuen herzlich sehr“, „Ist das der Leib, Herr Jesu Christ“, „O Heiland reiß die Himmel auf“ und „Ihr Freunde Gottes allzugleich“. 

Diese außergewöhnliche Persönlichkeit der Kirchengeschichte ist es wert, dass man genauer auf ihr Leben schaut:

Als Sohn eines Burgvogts wurde er am 25.2.1591 geboren. Friedrich Spee war Schüler am Jesuiten-Gymnasium in Köln. Gerade seine Begabung für die lateinische Sprache brachte ihm 1604 einen 1. Preis ein.

 

1610 tritt er als Novize in die Gesellschaft Jesu in Trier ein. Spee absolviert ein Philosophiestudium an der Universität in Würzburg und promoviert zum Magister Artium. Es folgen Lehrtätigkeiten in Speyer und Worms. 1617 wird seine Bitte um Entsendung zur Mission nach Indien abgelehnt.

BILD: Unser Autor und die evang. Bischöfin Margot Käßmann präsentieren die Neuerscheinung „Hexe und Jesuit“ über Pater Friedrich Spee

So beginnt er 1618 das Theologiestudium in Mainz, wo er 1622 seine Priesterweihe empfängt. Im Folgejahr bekommt Spee den Lehrauftrag für Philosophie an der Universität in Paderborn. Für viele Gläubige wird er Beichtvater und Katechet.

Eigentlich möchte Spee zum Erlernen von Fremdsprachen nach Mailand, doch auch dieser Wunsch wird ihm verwehrt, sein Provinzial schickt ihn nach Speyer. 1627 wird er Lehrer an seinem früheren Kölner Gymnasium „Tricoronatum“ (Dreikönigsgymnasium).

Als sich im darauffolgenden Jahr der Provinzial beim Ordensgeneral über Spees Kritik an ordenseigenen Häusern beschwert, wird Spee als Heimatmissionar bzw. Gegenreformator nach Peine versetzt. Von hier aus versorgt er viele umliegende  Dörfer mit seinem priesterlichen Dienst und versucht, möglichst viele Menschen wieder für den katholischen Glauben zu gewinnen.

Bei einem Ritt nach dem Ort Woltdorf wird er überfallen und lebensbedrohlich verletzt. Eine schwere Kopfverletzung peinigt ihn seitdem bis zu seinem Lebensende mit ständigen Kopfschmerzen.

Nach krankheitsbedingter Erholungszeit nimmt er den Lehrauftrag für Moraltheologie an der Universität in Paderborn an. Auch dort bekommt Spee Gegenwind zu spüren. Der Rektor des Kollegs bittet den Ordensgeneral, Spee den Lehrauftrag zu entziehen, da er angeblich einen „ungünstigen Einfluß“ auf jüngere Ordensmitglieder ausübe. Der Pater General lehnt dies jedoch ab. Im kommenden Jahr 1631 entzieht der Rektor des Paderborner Kollegs selber Spee den Lehrauftrag.

Im gleichen Jahr erscheint anonym in Rinteln die erste Ausgabe der „Cautio Criminalis“. Im Orden wird bekannt, daß Spee hinter dem Buch gegen die Hexenprozesse steckt. Daraufhin wird er bei seinem General angeschwärzt. Doch dieser nimmt Spee in Schutz.

Auch den Vorschlag, Spees Buch auf den Index der verbotenen Bücher setzen zu lassen, wird verworfen; der mutige Pater wird durch seine Oberen rehabilitiert. 1632 kommt eine verbesserte Auflage der „Cautio Criminalis“ heraus. Spee erhält in Trier einen Lehrauftrag für Moraltheologie.

1634 schreibt Pater Spee in Trier sein Werk „Trutz-Nachtigal“ nieder. 1635 tobt in dieser ältesten deutschen Stadt ein Kriegsgemetzel, bei dem es viele Schwerstverwundete gibt. Friedrich Spee spendet nicht „nur“ seelischen Beistand, sondern er pflegt die Verwundeten auch, die sonst unversorgt, einem unbarmherzigen Schicksal überlassen wären.

Unter den Verwundeten sind auch etliche, die zusätzlich an Seuchen leiden. Hierbei infiziert sich Spee und stirbt noch im selben Jahr am 7. August 1635. Nach der Wiederentdeckung seines Grabes 1980 ruht Spee in der nach ihm benannten Gruft unterhalb der Jesuitenkirche in Trier.

Vor allem im Erzbistum Köln wird der Jesuitenpater als eine heiligmäßige Person wahrgenommen. Der Bischöfliche Offizial in Trier, Dr. Georg Holkenbrink, schreibt unter anderem, dass die Verehrung Spees eher auf „intellektueller Art“ zu finden sei: „Die Historiker, die Moraltheologen und Liturgiewissenschaftler interessieren sich für sein Wirken.“

Buch-Hinweis: Neuauflage des historischen Spee-Romans von Antonie Haupt „Hexe und Jesuit – Erzählung aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges“, Eifeler Literaturverlag, 15 Euro. – Bestellungmöglichkeit hier: https://eifeler-literaturverlag.de/sortiment/hexe-und-jesuit/

Siehe dazu auch die beiden Fotos.

Kommentare

4 Antworten

  1. Danke für den interessanten Artikel. Meine Großeltern, er evangelischer Pastor in Kiel, wohnten in der Graf-Spee-Straße in Kiel. …. Vermutlich jemand Anderes, doch derselbe Name.
    Es ermutigt, zu sehen, wie das zunächst „klein“ scheinende Engagement eines Einzelnen letztlich die Welt, die Politik, das Zusammenleben prägen und, ggf. sogar zum Besseren wenden helfen kann. Ein Weg, auf dem auch ich mich, mit GOTTES Hilfe, weiß…. .

    1. „Vermutlich jemand Anderes, doch derselbe Name.“ (A. R.)

      Und ob! Ein großer Name, aber in anderer Hinsicht.

      „Es ermutigt, zu sehen, wie das zunächst „klein“ scheinende Engagement eines Einzelnen … letztlich die Welt prägen. (A. R.)

      Da haben Sie recht. Immer wieder sind es Personen, die ihr Herz in die Hand nehmen und zum Werkzeug Gottes werden können.

      Friedrich von Spee … hier seine Kurzbiographie:
      https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/biographien/langenfeld-friedrich-spee-von.html

      wollte aber kein christlicher Einzelkämpfer sein, sondern trat in die zu seiner Zeit modernste kirchliche Gemeinschaft ein: die societas Jesu. „Jesuiten“ stellt eine Verkürzung des ursprünglichen Namens dar. Dabei wird unterschlagen, um welche Person sich diese Gemeinschaft scharen wollte und will.
      Kurzum: Es wäre eigentlich die Aufgabe und die Chance eines jeden Christen – ob jung oder alt … verheiratet oder ledig …, sich gemeinschaftlich um Christus zu scharen. „Ein Christ ist kein Christ“ hält das Kirchenrecht dogmatisch überspitzt, aber präzis fest. Frucht des Lebens und Todes Christi, des jüdischen Messias, ist eine Lebens- und Schicksalsgemeinschaft. Das war dem klugen Friedrich natürlich geläufig. Deshalb verzagte er auch nicht in seiner Gemeinschaft, als sie (richtiger: viele im und außerhalb des Ordens) ihn in seiner Weitsicht nicht verstand(en).

      1. Für Frau Almut Rosebrock

        Die Feststellung Holkenbrinks, dass die „Verehrung Spees in Trier eher auf einem Interesse „intellektueller Art““ beruhe, mag den Tatsachen entsprechen, deutet aber eher auf pastorale Versäumnisse solcher Herren wie Bätzing hin, der lieber dem Zeitgeist huldigt, als die Verdienste eines solchen Heiligen der Kirche auf breiter Ebene bekannt zu machen:
        z.B. in der Osterzeit:
        dass das oben genannte „Marienlied“ Spees „Laßt uns erfreuen herzlich sehr“ (GL 533) in Text und Melodie bis heute umfassend nicht nur den Intellekt durch eine stimmige Marien- und Oster-Theologie anspricht, sondern ebenso Herz und Gemüt in Freude zu versetzen vermag.

        „Maria seufzt und weint nicht mehr“ … , „verschwunden sind die Nebel all“, „wo ist dein Weh, wo ist dein Schmerz“ … , kann nur einer in Worte, Melodie und Rhythmus fassen, der – neben seiner herausragenden poetischen Begabung – die schmerzliche Seite des Lebens zutiefst durchkostet und ebenso immer wieder auch die geerdete Freude in der Gemeinschaft seiner Kirche erfahren hat: im Er-tragen ihrer Wunden und Schmerzen.

        Geradezu rührend und dennoch nicht kitschig ist die 5. Strophe dieses wahrhaft österlichen Volksliedes, die auf die Fluten der Freude Mariens trotz ihres weiter bestehenden, aber verwandelten Schmerzes verweist. Wie nötig hätte die Kirche Spees Bitte an Maria, „Mutter der Kirche“, „Bundeslade“„Sitz der Weisheit“ … : „Teil auch uns ein Tröpflein mit“!

        Ein erfrischendes Hörbeispiel:
        https://www.youtube.com/watch?v=3jESnmUNZZM

        Das mutige, aber den Umständen entsprechend vorsichtig lateinisch verfasste Werk Spees mit dem Titel >cautio (Vorbehalt) gegen „Hexenprozesse“ (criminalis)< ... "stellte nicht in Frage, dass Menschen mit Teufels Hilfe zauberische Fähigkeiten haben könnten. Aber um solche Hexen und Hexenmeister im Einzelfall zu erkennen, seien die in Hexenprozessen angewandten Verfahren nicht tauglich. Mit den körperlichen Qualen der Folter könne man jeden Menschen zu jedem beliebigen Geständnis zwingen. Er polemisierte rhetorisch mit dem Gedankenexperiment, man möge ihm irgendein wie auch immer monströs geartetes, fiktives Verbrechen nennen, dazu eine willkürlich des Verbrechens beschuldigte Person, und mit Hilfe der Folter werde er immer die Schuld beweisen können, andernfalls solle man ihn selbst auf dem Scheiterhaufen verbrennen." (Wikipedia)

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