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Friedrich von Spee: In stiller Nacht…

In stiller Nacht, zur ersten Wacht,
ein Stimm' beginnt zu klagen,
der nächt'ge Wind hat süß und lind
zu mir den Klang getragen.

Von herbem Leid und Traurigkeit
ist mir das Herz zerflossen,
die Blümelein, mit Tränen rein
hab' ich sie all' begossen.

Der schöne Mond will untergehn,
für Leid nicht mehr mag scheinen,
die Sterne lan ihr Glitzen stehn,
mit mir sie wollen weinen.

Kein Vogelsang noch Freudenklang
man höret in den Lüften,
die wilden Tier' trauern auch 
in Steinen und in Klüften.

Friedrich von Spee, Jesuitenpater und Lyriker
Das Gedicht stammt aus seiner Liedersammlung "Trutznachtigall"

Kommentare

3 Antworten

  1. Ich wundere mich, dass es noch kein Selig- oder Heiligsprechungsverfahren für Pater Friedrich von Spee gibt. Immerhin hat er ein Attentat überlebt, das leicht zum Tode geführt haben könnte. Später hat er dankenswerterweise mit seinem Buch „Cautio Criminalis“ entscheidend zur Bekämpfung der wahnhaften Hexenverfolgung beigetragen, Schließlich ist er bei der Pflege Kranker und Invalider zu Tode gekommen.

    1. „Verdient“ hätte er es doch auf jeden Fall. Woran mag es liegen, dass sich nichts in dieser Richtung hin getan hat? Wenn ich nach Trier komme, besuche ich immer sein Grab,

      1. Um das hatte man sich lange nicht gekümmert und vergaß es.
        Wenigstens seine Lieder pflegte man. Leider steht die Fassung des Passionsliedes von Spee nicht im neuen GL:
        1) Bei stiller Nacht zur ersten Wacht
        ein‘ Stimm begunn zu klagen.
        Ich nahm in acht, was die doch sagt;
        tät hin mein‘ Augen schlagen.

        2) Es war der liebe Gottessohn:
        sein Haupt hat er in Armen.
        Gar weiß und bleicher als der Mon,
        ei’m Stein es möcht erbarmen.

        3) Ach, Vater, liebster Vater mein,
        und muss den Kelch ich trinken?
        Und mag’s dann ja nicht ander sei?
        Mein Seel nicht lass versinken.

        4) Ach, Mutter mein, bin ja kein Stein,
        Das Herz mir durft zerspringen;
        Sehr große Pein muss nehmen ein,
        Mit Tod und Marter ringen.

        5) Ade, ade, zu guter Nacht,
        Maria, Mutter milde,
        ist niemand, der dann mit mir wacht
        in dieser Wüsten wilde?

        6) Zu Gott ich hab gerufen zwar
        aus tiefen Todes Banden:
        Dennoch ich bleib verlassen gar.
        Ist Hilf noch Trost verhanden.

        7) Der schöne Mond will untergehn,
        vor Leid nichtt mehr mag scheinen;
        die Sternen ohn Glitzen am Himmel steht,
        mit mir sie wollen weinen.

        8) Kein Vogelsang noch Freudenklang
        Man höret in den Lüften,
        Die wilden Tier traurn auch mit mir
        In Steinen und in Klüften.

        Diese Passion muss er in seinem Leben auch durchlitten haben.

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