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Fromme Irrungen und Wirrungen in der Zeitschrift „Medjugorje“

Von Felizitas Küble

Schon seit über 33 Jahren erscheint die himmlische Madonna einer Schar von Sehern in Medjugorje  – glaubt man deren Angaben. 1_0_744292

Die katholische Kirche verweigert bislang eine Anerkennung des Phänomens; der zuständige Bischof Peric von Mostar ist klar dagegen, ebenso sein Vorgänger im Amte, Bischof Zanic.  

Natürlich sind die Befürworter der Medju-Visionen fromme Leute, sonst würden sie nicht an Marienerscheinungen glauben.

Wir wollen auch niemandem die subjektive Aufrichtigkeit und Redlichkeit absprechen. Darum geht es aber auch nicht bei der Frage, ob die dortigen Ereignisse objektiv himmlischen Ursprungs sind. Bekanntlich ist gut gemeint und fromm gedacht noch lange nicht gut gemacht.

Das gilt auch für die Zeitschrift „Medjugorje“ aus der Schweiz. In der Ausgabe vom Juli/August 2014 entfaltet sich wieder einmal die theologische Naivität vieler Botschaftsgläubiger – angefangen vom Vorwort eines „Pater Klemens“, vermutlich der Schriftleiter des Heftes.

Er zitiert eingangs eine typische Medju-Botschaft, diesmal vom Februar 1984:

„Betet! Es mag euch seltsam vorkommen, daß ich immer wieder vom Gebet spreche. Trotzdem sage ich: Betet! (…) Begnügt euch damit zu beten. Ich, eure Mutter, kümmere mich um das Übrige.“

Von der Einhaltung der Gebote Gottes ist in den seit Jahrzehnten anhaltenden „Offenbarungen“ fast nie die Rede, zudem relativ wenig von guten Werken.

Doch es vergeht kaum eine Botschaft ohne Gebets-Aufforderung. Das erscheint schon deshalb merkwürdig, weil diese „Himmelsoffenbarungen“ ohnehin nur von frommen Seelen ernstgenommen werden, die logischerweise auch zur betenden Schar gehören.P1020947

Erinnern wir uns aber an die eindringlichen Worte Christi: „Nicht jeder, der HERR, HERR sagt, wird ins Himmelreich eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters erfüllt.“ 

Beten allein macht also keineswegs selig. Aber laut Pater Klemens zumindest glücklich, denn er schreibt weiter in seinem Editorial: „Maria führt uns auf den Weg des Gebets, weil Beten glücklich macht.“  – Als ob irdisches Glück oder Glücksgefühle das entscheidende Ziel des Glaubens sei…

Dr. Raphael Bonelli von Medjugorje beeindruckt

Sodann darf man sich wundern, daß der in konservativ-katholischen Kreisen relativ bekannte Wiener Psychiater Dr. Raphael Bonelli sich als Medjugorje-Fan outet.

In bewegenden Worten schildert er seine Eindrücke von einer etwa zehnminütigen Marienerscheinung Mirjanas, die er in Medjugorje aus der Nähe mitverfolgen konnte. Für ihn steht fest: „Das ist echt!“

Freilich will er als frommer Katholik dem Urteil der Kirche gleichwohl „nicht vorgreifen“, allerdings irrt er sich in zwei Punkten:

1. Er schreibt, die Kirche könne sich noch nicht endgültig zur Frage der Echtheit äußern, „solange die Erscheinungen andauern“. – Diese Fehleinschätzung ist weit verbreitet, wird dadurch aber nicht richtiger. Bischöfe und Vatikan haben mehrfach Erscheinungen bereits abgelehnt, als die angeblichen Phänomene noch stattfanden, zB. in Heroldsbach, Montichiari oder San Damiano.media-390606-2

2. Dr. Bonelli schreibt sodann, daß die Seher unter „aggressiven Haltungen leiden“, die sie angeblich erleben. Er fährt fort: „Die Anfeindungen sind auch ein Zeichen der Glaubwürdigkeit. Letztlich ist es Jesus Christus genauso ergangen.“

Abgesehen davon, daß ein Vergleich zwischen umstrittenen Visionären und dem göttlichen Erlöser schlicht hanebüchen ist, hat der Autor seine „Logik“ nicht zu Ende gedacht, denn dann wären auch Häretiker und Schismatiker gleichsam Nachfolger des Heilands gewesen, denn diese waren auch mit allerlei „Anfeindungen“ seitens der Kirche konfrontiert. 

Nicht jeder bedrängte Mensch ist ein guter Mensch  –  einmal abgesehen davon, daß die Medju-Visionären sich seit 33 Jahren unter der Verehrung von Millionen Fans sonnen können.

Dr. Bonelli erwähnt selber in seinem Beitrag, daß sich zehntausend begeisterte Menschen bei jener Erscheinung Mirjanas einfanden, die er miterlebt hat. Niemand aus der frommen Pilgerschar hat auch nur ein Kieselsteinchen nach der Visionärin geworfen  – so fragt man sich doch, wo denn die beklagten „Anfeindungen“ bleiben.

Wieder mal ein „Sonnenwunder“…

Sodann folgt das Zeugnis eines „C. Schmid“ über seine Wallfahrt nach Medjugorje, wobei er auf der Rückreise ein „Sonnenwunder“ gesehen haben will. Dieses Phänomen wird recht häufig berichtet. 131223-stern-von-bethlehem_b87bfae72c

Bezeichnenderweise werden die mirakelhaften Veränderungen an der Sonne oftmals nur von einem Teil der Pilger wahrgenommen. Auch in diesem Fall räumt der Autor ein, daß nicht alle Anwesenden das „Sonnenwunder“ schauen konnten.

Dies bestätigt die Vermutung, daß es nicht objektiv stattfindet, sondern subjektiv bedingt ist.

Sodann schildert der Verfasser, daß ihm eine bis dahin unbekannte Frau „ein Tüchlein aus San Damiano“ überreichte, was ihn offenbar sehr bewegt hat, denn sein verstorbener Bruder habe ebenfalls ein solches Damiano-Tüchlein von einer Bekannten erhalten, als er schwerkrank war. Er glaubte damals an eine Heilung mittels des Tüchleins.

Dies klappte zwar nicht, weil er verstarb, doch liegt das Problem ohnehin an einem anderen Punkt:

Die „Marienerscheinungen“ von San Damiano, die an „Mamma Rosa“ ergangen sind, wurden seitens des zuständigen Bischofs eindeutig abgelehnt. Doch das Urteil der Kirche scheint ohnehin kaum  jemanden aus der erscheinungsbewegten Szene zu interessieren.

Die Zeitschrift schließt mit einer Medju-Botschaft vom 2. Juli dieses Jahres. Dabei soll die vermeintliche Gottesmutter sich als „Mutter der ganzen Welt“ bezeichnet haben, was aber kein kirchlicher Titel für Maria ist; sie wird vielmehr als „Mutter der Christgläubigen“ (und der Kirche) verehrt, was theologisch einen erheblichen Unterschied darstellt.

Sodann heißt es dort: „Mein Sohn ist allmächtig. Er ist in allem.“  – Christus ist keineswegs „in allem“, er ist zB. nicht in der Hölle gegenwärtig.  – Reichlich verschwommen bis pantheistisch klingen die weiteren „Himmelsbotschaften“:

„Ich habe es erkannt, daß Gott in uns ist und wir in Gott. (…) Ich möchte euch alle mit mir in der Ewigkeit haben, denn ihr seid ein Teil von mir.“

Solche Töne sind im besten Falle überflüssig, wenn nicht sogar irreführend.

Kommentare

13 Antworten

  1. Wenn jemand sich auf den Weg nach Medjugorie macht, kann ich mir durchaus vorstellen, dass er da viele sehr gläubige und vor allem durch das Gebet vereinte Menschen findet.

    Wo 2 oder 3 in Jesu Namen versammelt sind, da ist er mitten unter ihnen und da ists doch super, das GEFÜHL zu bekommen, das da alles echt ist.

    Ob aber den Sehern tatsächlich auch die Muttergottes persönlich erscheint, ist ja die Frage.

    Die Gottesmutter Maria sowie ihr Sohn Jesus werden in Medjugorie besonders intensiv wahrgenommen, weil die Menschen sich innerlich dazu bereit erklären, ihre Herzen ganz weit zu öffnen.

    Der GEIST von der Gottesmutter Maria sowie der GEIST JESU sind auf jeden Fall da.

    Wenn die Menschen sich innerlich öffnen, kann auf der ganzen Welt das MEDJUGORIE-FEELING aufkommen und zwar ohne eventuell erdachte leibliche Erfindungen.

  2. Den Unterschied zwischen Sühneleiden und Krankheit sollte man schon kennen.
    Wenn man sich mit A. Michel befasst hat, liegt NIE eine Krankheit vor.
    Jedenfalls nicht so, wie die Ärzteschaft das im üblichen Sinne versteht!

    1. Was natürlich daran liegt, dass man die Ärzte nicht gefragt hat.
      Ich frage mich schon immer, wenn ich annehme, dass es die freiwillige Übernahme von Krankheit und Leid (vulgo Sühneleiden) gibt, warum die „Sühneseele“ den Aspekt der ärztlichen Behandlung, die ja auch zum Leid des Erkrankten dazu gehört, wenn man die Sache realistisch betrachtet, nicht übernimmt.

      1. Woher wollen Sie wissen, dass die Ärzte nicht befragt wurden?
        Natürlich wurden sie befragt.
        Doch Ärzte schließen ja i.d.R. Teufel und Kohorten aus….

      2. Es ist bekannt dass man im Fall Klingenberg den Ärzten nicht traute, und deshalb auch selbige nicht mehr hinzuzog, nachdem sich die zunächst noch ärztlich behandelte Epilepsie nicht besserte, sondern sich die Erkrankung der Anneliese Michel so verschlimmerte, dass die Eltern und Priester davon ausgingen, mittels des Exorzismus würde Anneliese geheilt werden, was ja bekanntlich nicht geschah.
        Der Punkt ist, dass das eine das andere nicht ausschließt.

  3. Liebe Mitchristen!

    Es ist sehr bedauerlich, dass prominente Anhänger von Medjugorie und die anderen Medjugorie-Missionare sich für eine Sache einsetzen, die mit Sicherheit nicht von Gott kommt.
    Bestes Beispiel für die reale Gefahr, die von sowas ausgeht, ist z.B Annelise Michel, die öfters nach San Damiano fuhr und diese Sache sich sicherlich nicht positiv auf ihre Krankheit auswirkte.
    Es ist erschauderlich, wenn Pater Wallner und Don Reto Nay sich für Medjugorie einsetzen, weil sie durch die Medien einen größeren Einfluss haben. Da glaube ich lieber an sola scriptura und an das Lehramt, das ja zum größten Teil die Zehn Gebote (biblisch) auslegt.

      1. So und wo ist der Unterschied?
        Man kann jede Krankheit tragen als „Sühne“, wobei ich bei denen, die beständig von Sühne udn Sühneleiden reden, oft vermisse die Annahme seiner selbst mit allen Grenzen und Einschränkungen, die so ein Leben halt hat.
        Ich finde es einigermaßen vermessen zu sagen, „okay, normale Menschen werden halt krank (Subtext wegen der Sünde Lohn) und andere, die werden nicht krank, die haben ein Sühneleiden!“
        Wie gesagt: umgedreht wird ein Schuh daraus.

      2. Gemäss Pater Adolf Rodewyk hatte Anne Michel eine Bessenheit und das ist keine Krankheit. Der Geistlichen Ernst Alt, der damals Pfarrer in Ettleben war, sah eher die Umsessenheit als Ursache. Anne Michel mag zusätzlich noch krank gewesen sein, doch dass können auch Sekundärfolgen von der Bessenheit/Umsessenheit sein.

        Ausgebildete Exorzisten suchen immer die Zusammenarbeit mit Ärzten und Psychologen, weil zunächst eine rein psychologische Ursache ausgeschossen werden muss. Als Sühneseele bezeichnen Anne Michel einige Gläubige, weil sie trotz ihrer Bessenheit/Umsessenheit versucht hat, ein religiöses Leben zu führen (was in einer solchen Lage äusserst schwierig ist) und weil sie mit grosser Anstrengung (es braucht die bedingungslose Bemühung des Besessenen oder Umsessenen zum Glauben) versucht hat, durch Exorzismus wieder befreit zu werden.

        Die Exorzisten haben eklatante Fehler begannen. Es ist ihnen nicht erlaubt, den Dämonen detaillierte oder gar suggestive Fragen zu Zeit Ereignissen und Verstorbenen zu stellen. Aber genau das haben die „Exorzisten“ in neugieriger Weise gemacht und dann noch als Tonbandaufnahmen veröffentlich. Der Chefexorzist im Vatikan, Gabriele Amorth, verweist zu Recht auf ein ganz strenges Vorgehensprotokoll hin (es sind nur ganz wenige sachdienliche Fragen erlaubt) und zudem sind Dämonen Meister der Lügen. In einer Erklärung der Bischofskonferenz aus dem Jahr 2005 erkannte die katholische Kirche an, dass die Todesursache der Michel indirekt im Grossen Exorzismus selbst liege (gem. Wikipedia). Ich selber glaube, dass die unsachgemässen und neugierigen Fragen beim Exorzismus mehr geschadet, das Leiden unnötig verlängert und möglicherweise sogar den frühen Tod (wegen Überanstrengung) verursacht haben.

        1. Guten Tag,
          über die Problematik des Exorzismus bei Anneliese Michel haben wir mehrfach berichtet, zuletzt hier: https://charismatismus.wordpress.com/2013/06/16/der-fall-klingenberg-ist-durch-geisterfotos-wieder-in-aller-munde/
          Bedenklich war z.B. ihre Anhänglichkeit an San Samiano, einen kirchlich abgelehnten „Erscheinungsort“, vor allem aber die Ausfragerei der „Dämonen“ durch die Exorzisten und die Veröffentlichung der „Protokolle“, wodurch das Seelsorgsgeheimnis verletzt wurde.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

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