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Früher wurde am Neujahrstag das „FEST der Beschneidung des HERRN“ gefeiert

„Das Heil kommt von den Juden“ (Joh 4,22)

Die Internetseite „Katholisch ohne Furcht und Tadel“ wird von einer jungen Konvertitin betrieben, also einer ehemals evangelischen Christin, die in die katholische Kirche eingetreten ist.

In einem aktuellen Beitrag befaßt sich die Autorin – sie nennt sich „Mary of Magdala“ – damit, daß die katholische Kirche bei der nachkonziliaren Kalender-Reform denAdvocata Festcharakter des Neujahrstages verändert hat. Früher wurde am 1. Januar das Fest der Beschneidung Christi gefeiert   –  logischerweise acht Tage nach Weihnachten (Oktavtag), denn jüdische Säuglinge werden acht Tage nach ihrer Geburt beschnitten.

Heute ist der Neujahrstag kirchlich ein Hochfest der Gottesmutter Maria. Wie die Verfasserin schreibt, war diese Idee bzw. Änderung sicherlich gut gemeint, ist es doch ein schöner Gedanke, das neue Jahr unter den mütterlichen Segen der Madonna zu stellen.

Aber war die Lösung, hierzu ausgerechnet den Oktavtag der „Beschneidung des HERRN“ zu verwenden, wirklich theologisch sinnvoll überlegt? 

Hier folgen einige lesenswerte Gedanken der Autorin zu diesem Thema:

„Das Fest der Beschneidung Christi ist bedeutungsvoll, weil es dem Christen seine jüdische „Abstammung“ vor Augen führt. „Das Heil kommt von den Juden“, und so war Jesus nicht nur Jude, er war der Jude, der das Gesetz vollkommen erfüllt hat…

Spannenderweise wird das Bewusstsein dafür, dass im Christentum der „wilde Ölbaum“ der Heiden auf den „edlen Ölbaum“ der Juden aufgepfropft ist und daraus sein Leben und Heil gewinnt, von zwei Seiten attackiert:

Die eine ist das eher ungebildet-gut katholische Lager, also Menschen, die im Christentum das Nonplusultra erblicken, die Zusammenhänge aber nicht kennen und bis heute im Judentum einfach nur die Religion sehen, die Jesus nicht als den Sohn Gottes und Messias bekennt. Die Vereinfachung funktioniert dann ungefähr so: Ich glaube an Jesus als Messias und Gottessohn, die nicht, also haben wir nichts miteinander zu tun. Das ist sehr simpel und sehr falsch… israeltag2

Ich wurde schon mal sehr missbilligend angeguckt, als ich sagte, Maria sei Jüdin gewesen. Wie, unsere Maria, Gottesmutter, Braut des heiligen Geistes, die Christin schlechthin, Jüdin?  –  Ja da guckst du. Es geht noch krasser: Gott ist als Jude geboren worden.

Auf der anderen Seite kommt diese Einstellung im Grunde auch den Juden sehr gelegen (und denen, die politisch korrekt vermeiden wollen, bei Juden anzuecken), denn auch von jüdischer Seite ist das Verständnis für den Zusammenhang zwischen Judentum und Christentum weitgehend nicht vorhanden  –   und wäre es das, würde es zu Verstimmungen führen: schließlich ist es ein klassischer Fall von „appropriation“, also „widerrechtlicher“ religiös-kultureller Anmaßung, dass Christen nicht bloß meinen, den beschnittenen Sohn Gottes und Messias zu verehren, nein, sie feiern auch noch den Tag seiner Beschneidung, wo kommen wir denn dahin?

Wenn deutlich wird, dass Christen das Judentum nicht als solches ablehnen, sondern das Christentum als im Judentum selbst notwendigerweise prophezeite, vorhergesehene, ja, von den Vätern ersehnte Vervollständigung und Erfüllung desselben begreifen, dann beinhaltet dies eine gewisse Verpflichtung, sich mit den Aussagen des Christentums zu beschäftigen.

Foto: Konrad RuprechtMan kann es dann nicht mehr als bloße Spinnerei abtrünniger Juden und abergläubischer Gojim abtun, sondern müsste sich fragen, wie eine Religion das konstituierende Element der eigenen Religion, den Bundesschluss durch Beschneidung, feiern kann, und dennoch so ganz andere Inhalte gleichermaßen bekennt.

Leider stellen sich nur sehr wenige Juden dieser Herausforderung, was natürlich auch mit daran liegt, dass nur wenige Christen diesen Zusammenhang überzeugend leben – wogegen echte Anmaßung, das Aufstellen einer Menora oder das Nachfeiern jüdischer Feste etwa, in manchen Kreisen Konjunktur haben, aber in diesen Fällen lediglich Unkenntnis offenbaren.

Auch gibt es eine Opposition seitens derer, die stillschweigend davon ausgehen, der Gott des Neuen Testaments sei ein anderer als der des Alten. Da passt Beschneidung ja nun gar nicht – Blut! Beschneidung! Das ist doch der grausame, altertümliche Gott, eine Projektion unaufgeklärter Semiten, nicht unser lieber Opa auf der Wolke.

Viele Christen sind ja irgendwie der Meinung, der Gott Abrahams wäre nichts als ein erweiterter Baal und das Gesetz des Mose eine menschengemachte Institution, und da würde es das aufgeklärte Selbstbild arg strapazieren, wenn der Herr (ja, der HERR) seine eigenen Anweisungen ernstnähme und sich bei seiner Ankunft erst mal beschneiden ließe… Herz-Jesu_01

Die Beschneidung des Herrn zu begehen verbindet uns mit dem Sehnen unserer Vorväter; sie ist die Bestätigung dafür, dass Christus aus dem auserwählten Volk hervorgegangen ist und tatsächlich das Gesetz erfüllt. Sie ist die Bestätigung dafür, dass der Alte Bund die Verheißung eines wirklich eingetretenen Heils ist, dass das Schicksal Abrahams und des Volkes Israel nicht den Launen eines sadistischen Gottes geschuldet ist, sondern die Vorwegnahme und Vorausdeutung der real existierenden Erlösung ist.

Sie ist unter vielen anderen Zeichen eines, das das Christentum als historisches Faktum festschreibt, dass den Fabeln der Völker und den Ideen der Genies als Offenbarung von Gott her entgegensteht. Das Christentum ist keine abergläubische heidnische Spinnerei, sondern tatsächlich der Neue Bund in Christi Blut – Blut, das auch bei der Beschneidung vergossen wurde.

Durch diesen Hinweis auf Jesu Opfertod wird zudem also das Weihnachtsfest auf den herben, rauen Boden der Heilslehre zurückgeholt, den es durch das Zusammenwirken von süßlichen Putten und Wiegenliedromantik gerne mal verliert.

Das sind sicher für viele Menschen sehr abstrakte, schwer verständliche Gedanken, für manche gar unangenehm; was aber eben vorrangig daran liegt, dass man diese Zusammenhänge –  z.B. am ersten Januar – nicht mehr beleuchtet.“

Quelle und vollständiger Text hier: https://maryofmagdala.wordpress.com/2017/01/01/das-heil-kommt-von-den-juden-ossia-festliche-verschlimmbesserung/

Kommentare

7 Antworten

  1. Das Judentum ist die Mutter der christlichen Religion und Jesus ein Sohn aus diesem Volke, also ist es absurd, wenn Theologen hier größere Gräben der Unterschiede wittern als zum Islam. Der Islam ist politisch ideologisch vergiftet und lehnt sowohl die Mutter, das Judentum, und die Schwester, das Christentum ab, um sich über alle anderen Religionen zu erheben!
    Mit Jesus Christus sind wir einen anderen Weg gegangen wie die Juden und doch ziemlich ähnlich gestrickt. Wir suchen einen anderen Zugang zu Christi Botschaft und verehren ihn deshalb auch gleichzeitig als Gottes Sohn. Dennoch orientieren sich Judentum und Christentum an den biblischen Lehren mit einem unterschiedlichen Verständnis in der Auslegung. Da werden Probleme konstruiert, die keine sind, jedoch die aggressiven Strömungen des Islam sind ein Problem und die Christenverfolgung und der Hass von Moslems (Muslimen) auf die Juden sprechen für sich.

  2. Mit dem Text habe ich ein paar Schwierigkeiten, weil er mir etwas zu polarisieren scheint, was auch traditionell so nicht gedacht war. Der 1. Januar galt tatsächlich auch in der Tradition dem besonders ehrfürchtigen Gedanken an Maria. Das ist nicht erst eine nachkonziliare Idee. Die Liturgiereform hat nur diesen Aspekt des Tages in den Vordergrund gerückt. Wer es nicht glaubt, kann ja mal im Schott nachsehen, der im übrigen auch schon 1962 diese Vorhautgeschichte nicht mehr nennt.

    Man muss zweitens sehen, dass es mit der Vorhaut Christi auch einen unwürdigen Kult gab, bis hin zu Seherinnen, die in der Hostie die Vorhaut Christi zu schmecken behaupteten. Solche Visionen waren zwar in der Kirche umstritten, lagen aber wirklich der Sache nach auch nahe. David Berger behauptet auch, in den schwulen Szene habe ebenfalls diese Reliquie eine besondere, sexistisch-anzügliche Rolle gespielt. Kurzum: diese Vorhaut-Geschichte löste in vielen unsaubere sexuelle Impulse aus, die einen eigentlich schamrot werden lassen, denn sie toppen jede „normale“ Sauerei oder Pornografie wirklich noch erheblich. Nonnen, die sich vorstellen, sie empfingen bei der Hl. Kommunion dieses delikate Körperteil – nein: es war wirklich von daher richtig, diesen Aspekt radikal zurückzuschneiden, wenn man mich fragt.

    Ich kann auch diese Verknüpfung mit dem Judentum nur als sehr bemüht ansehen. Dieses Fest hielt gerade zur Hochzeit des kirchlichen Antisemitismus im 19. Jh offenbar keine Seele davon ab, zu glauben, der Alte Bund bestehe nicht mehr. Und niemand wurde durch dieses Fest daran gehindert, sich einen blonden germanischen Jesus vorzustellen.
    Auch „beweist“ die Beschneidung Jesu erst mal gar nichts dergleichen.

    Mir gefällt es auch nicht, so zu tun, als sei er ein normaler Jude gewesen. Genauso wie Maria nicht einfach nur eine normale Jüdin war. Jesus war der Sohn Gottes. Er stand natürlich nicht seinsmäßig unter dem Gesetz, er war auch nicht dem Fleisch unterworfen, sondern er begab sich freiwillig dahin, ohne deswegen ontologisch unter dem Gesetz vom Sinai oder dem des Fleisches zu stehen. Er stand auch formell unter dem Diktat des aufstrebenden römischen Prinzipats, denn seine Eltern mussten, als er ein Embryo war, zu einer Steuerschätzung des Kaisers marschieren… wenn man so will, aber auch das war ihm nicht ontologisch auferlegt, sondern er nahm das um unsretwillen an.
    Sein Judesein weicht daher auch ontologisch ab von dem eines normalen Juden. Die Rede davon, dass er alleine das Gesetz erfüllte, darf daher nicht so gesehen werden, als hätte er somit mit größter Gesetzestreue (wie sonst ein Gerechter) das Gesetz erfüllt, weil er es gehalten hat. Wie sehr er die Vorstellungen der Gesetzeseinhaltung brüskierte, wissen wir doch! Er hielt nicht das Gesetz, sondern er war Gott selbst! Und das Erfüllen des Gesetzes ist an sich auch nicht völlig abgelöst vom Rest der Menschheit zu sehen. Im Prinzip galt es für jeden Menschen, sobald er sich dem wahren Gott zuwandte. Nicht umsonst musste die junge Kirche erst in einem langen Prozess klären, ob und inwieweit Heiden das Gesetz durch die Annahme Christi nun auch halten müssten.

    Der Sohn Gottes inkarnierte ausschließlich im Fleisch Mariens – nicht in dem des sündhaften Israels. Dies Fleisch Mariens war bereits rein gemacht, ist bereits vorerlöst worden, um diesen Akt überhaupt möglich zu machen. Wäre sie wirklich noch unerlöst unter dem Gesetz gestanden, wie eine normale Jüdin, hätte sie den Sohn Gottes niemals empfangen können.
    Zu Recht betonen daher alle alten Lieder und Gesänge die Reinheit Mariens. Israel aber war zwar erwählt, aber niemals rein!

    Das relativiert die Sache erheblich!

    Was viele Christen nicht wissen: Man darf auch nicht übersehen, dass die Juden bis heute Jesus als „Mamser“ unter Verdacht haben. Ein nicht vom rechtmäßigen Ehemann gezeugter Mensch gilt nicht als Jude, sondern als Bastard („Mamser“). Er ist von den Rechten eines Juden ausgeschlossen und darf keinen rechtmäßig vom rechtmäßigen Ehemann gezeugten Juden heiraten. Er darf nur andere Mamser oder Proselyten heiraten. Die Juden halten das Jesus auch an einer Stelle vor, indem sie sagen, sie seien schließlich nicht die Frucht eines Ehebruchs. Sie nehmen damit Bezug auf die merkwürdige Herkunft Jesu, der nicht Josefs Sohn war, die wohl doch gerüchteweise bekannt war. Der Talmud greift diese Problematik deswegen auch auf – aus jüdischer Gesetzessicht zu Recht.

    Man kommt da ins Teufels Küche, wenn man nun unbesehen das Judesein Jesu propagieren will, ohne zu sehen, dass die Sachlage nicht ganz so einfach ist. Auch der Mamser wurde ja beschnitten…

    Die Rolle Mariens, die ohne Mann und auch noch völlig eigenständig von Gott empfängt, ist den Juden von Anfang an aufgrund des Gesetzes nicht plausibel gewesen. Einer Frau hätte so etwas niemals zukommen dürfen! Sie stellten das Tora-Gesetz und auch die Mischna immer über geheimnisvolle Prophetenworte wie etwa das von der Jungfrau, die einen Sohn gebären wird. Und dem Gesetz nach kam einer Frau so eine Rolle nun mal nicht zu.

    Wenn man den Johannes-Prolog daher einmal jüdisch liest, wird einem die Problematik plötzlich klarer: Hier wurde eben „nicht aus dem Blut ….aus dem Willen des Fleisches“, ja präziser: „nicht aus dem Willen des (Ehe-)Mannes gezeugt“, sondern aus dem Willen Gottes – auch wenn Israel gewissermaßen der Schauplatz des Heilsgeschehens war, weil Gott es dazu auserwählt hat.

  3. Ich weiss nicht, in welche Kirche ihr geht, aber genau dieses Evangelium ist doch gelesen worden.
    An alle Hobbytheologen, eure Pobleme wollte ich nicht haben..

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