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Fundiertes Buch über den Jesuitenpater und Märtyrer August Benninghaus aus Münster

Von Dr. Lothar Stresius 

Buch-Daten: Rieke-Benninghaus, Hermann: August Benninghaus SJ. Norderstedt – Books on demand (Neubearbeitung) 2019. 100 S., Ill., br., € 4,99. ISBN 978-3-7431-4138-4. – Bestellung hier: https://www.bod.de/buchshop/august-benninghaus-sj-hermann-rieke-benninghaus-9783743141384

Am 20. Juli 1942 ist der Jesuitenpater August Benninghaus im Alter von 62 Jahren im Konzentrationslager Dachau verstorben. Entkräftet und gekennzeichnet durch Mangelkrankheiten hatte er noch vier Tage im Lagerlazarett verbracht.

Am 10.8. erhielt die Friedhofverwaltung seines Heimatortes Ankum (damals Bezirk Osnabrück) ein Paket mit einer Bescheinigung, dass es sich bei der mitgeschickten Blechdose um die Urne mit der Asche von P. Benninghaus handle.

Die Urne wurde auf dem Ankumer Friedhof beigesetzt. Auf seinem Grabmal steht geschrieben: „Märtyrertod Dachau“.

Benninghaus gehörte zu den ca. 700 Geistlichen, die in Dachau ermordet worden sind.

„Pater August Benninghaus ist als Zeuge für Christus gestorben. Er ist ein Märtyrer, das heißt, daß er um des Glaubens willen verfolgt wurde und den gewaltsamen Tod erlitten hat“ (S. 92).

Das sind die letzten Sätze aus dem hier vorgestellten Buch von Hermann Rieke-Benninghaus, einer Biographie des Jesuitenpaters.

Der Autor beschreibt den Lebensweg des Jesuiten: Kindheit und Jugend in Ankum, Jesuitenausbildung, Priesterweihe 1913, Feldgeistlicher während des 1. Weltkriegs, Betreuung und Seelsorge in Jugendverbänden und Krankenhäusern, Exerzitienmeister und Volksmissionar. Großen Zuspruch fanden die von Benninghaus gehaltenen Exerzitien.

BILD: Im KZ Dachau waren ca 3000 katholische Priester inhaftiert

Den größten Teil seiner Biographie widmet der Autor der Zeit ab 1933: Hier geriet der Jesuit in immer bedrohlichere Konflikte mit den Nationalsozialisten.

Der Autor stellt die Arbeit von P. August in den größeren politischen Zusammenhang  – die Situation der katholischen Kirche nach Abschluss des Reichskonkordats. Er erzählt Begebenheiten aus dem Leben der Familie Benninghaus. Mehrmals kam es zu Strafverfahren gegen den Jesuiten, weil er sich kritisch zur nationalsozialistische Weltanschauung geäußert hatte.

Am 27. Juni 1941 wurde Benninghaus „wegen staatsfeindlicher Äußerungen bei Rekrutenexerzitien in Schutzhaft genommen“ – so die Begründung der Gestapo (S. 60).

Zwar wurde dieses Verfahren wegen Mangel an Beweisen eingestellt, aber im September wurde er als politischer Häftling zuerst in das KZ Sachsenhausen eingewiesen und dann nach Dachau verlegt. Der Verfasser beschreibt ausführlich die Zustände im Lager:

In Dachau waren die katholischen Priester im „Sonderblock 26“ untergebracht. Schikanen der SS-Leute waren an der Tagesordnung. So sollte Benninghaus am Karfreitag, 3. April 1942, vor dem Wachpersonal das Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“ singen. Seine Weigerung beantworteten die SS-Leute mit Schlägen. „Jedoch stimmte er das Lied nicht an. Wieder wurde er misshandelt und so lange geschlagen, bis er endlich mit schwacher Stimme das Lied sang“ (S. 75). Den Lazarettaufenthalt hat P. August nicht überlebt.

Das Buch von Herman Rieke-Benninghaus verbindet detaillierte Informationen über den Jesuiten (einschl. zeitgenössische Fotos und Dokumente) mit einer Einordnung in den zeitgenössischen kirchlichen Kontext:

„Pater August Benninghaus wurde in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen. Sein Gedenktag ist am 20. Juli“ (S. 91).

Es erinnert an ein Einzelschicksal eines katholischen Priesters während des Nationalsozialismus, steht aber auch beispielhaft für den Widerstand in der katholischen Kirche – ein Widerstand, der bekanntlich mit dieser Konsequenz nicht überall in der Kirche anzutreffen war. 

Diese Buchbesprechung von Dr. Lothar Stresius aus Aachen erschien zuerst in der Zeitschrift „Erbe und Auftrag“ – wir danken dem Autor für die freundliche Abdruckserlaubnis.

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Kommentare

Eine Antwort

  1. Ich möchte hiermit auch gerne auf den Lebensreformer und Freiwirt und Katholischen Professor Johannes Ude hinweisen, der als Katholik gegen das Nazi-Regime predigte und als der „Savonarola von Graz“ in die Geschichte einging und glücklicherweise das KZ überlebte und somit nicht zum Märtyrer wurde. Dennoch hat er bedeutsame Querdenker-Schriften verfasst.

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