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Gedicht von Erich Kästner 1931: Ein Volk versinkt in geistiger Umnachtung

Die Zeit ist viel zu groß, so groß ist sie.
Sie wächst zu rasch. Es wird ihr schlecht bekommen.
Man nimmt ihr täglich Maß und denkt beklommen:
So groß wie heute war die Zeit noch nie.

Sie wuchs. Sie wächst. Schon geht sie aus den Fugen.
Was tut der Mensch dagegen? Er ist gut.
Rings in den Wasserköpfen steigt die Flut.
Und Ebbe wird es im Gehirn der Klugen.

Der Optimistfink schlägt im Blätterwald.
Die guten Leute, die ihm Futter gaben,
sind glücklich, daß sie einen Vogel haben.
Der Zukunft werden sacht die Füße kalt.

Wer warnen will, den straft man mit Verachtung.
Die Dummheit wurde zur Epidemie.
So groß wie heute war die Zeit noch nie.
Ein Volk versinkt in geistiger Umnachtung.

.

Kommentare

14 Antworten

  1. Absage

    Noch einmal? Ich dächte, wir hätten jetzt Frieden?
    Ueber Gesetze wird friedlich entschieden …
    Ein Straßensturm auf ein Parlament
    ist kein Argument.

    Diese Matrosen sind keine Matrosen.
    Dazwischen Schwärme von Arbeitslosen.
    Kämpfer. Banausen. Neugierige. Mob.
    Nun aber stop –!

    Das Parlament ist ein Spiegel des Landes.
    Da sitzen Vertreter jeden Standes.
    Will euch die Politik verdrießen –:
    Wählen! Nicht schießen!

    Eine Gasse der Freiheit – nicht eine Gosse!
    Rückt ab von jenem Lärmmachertrosse!
    Wir brauchen Ruhezeit. So wird das nie
    eine Demokratie –!

    Zu guter Letzt geben wir Kurt Tucholsky das Wort.

  2. HYMNUS AUF DIE BANKIERS
    Der kann sich freuen, der die nicht kennt!
    Ihr fragt noch immer: Wen?
    Sie borgen sich Geld für fünf Prozent
    und leihen es weiter zu zehn.
    Sie haben noch nie mit der Wimper gezuckt,
    Ihr Herz stand noch niemals still.
    Die Differenzen sind ihr Produkt.
    (Das kann man verstehn, wie man will.)
    Ihr Appetit ist bodenlos.
    Sie fressen Gott und die Welt.
    Sie säen nicht. Sie ernten bloß.
    Und schwängern ihr eignes Geld.
    Sie sind die Hexer in Person
    und zaubern aus hohler Hand.
    Sie machen Gold am Telefon
    und Petroleum aus Sand.
    Das Geld wird flüssig. Das Geld wird knapp.
    Sie machen das ganz nach Bedarf.
    Und schneiden den andern die Hälse ab.
    Papier ist manchmal scharf.
    Sie glauben den Regeln der Regeldetrie
    und glauben nicht recht an Gott.
    Sie haben nur eine Sympathie.
    Sie lieben das Geld. Und das Geld liebt sie.
    (Doch einmal macht jeder Bankrott!)

    Erich Kästner (1899 – 1974), Gedicht ca. 1930 entstanden

  3. Es fällt auf, dass die Lyrik der Gegenwart sich kaum mit der schweren Bedrohung der Freiheit und überhaupt den dunklen und tiefen Mächten unserer Tage beschäftigt. Die Vögel sind auf unheimliche Weise verstummt. Wie in dem „Stummen Frühling“ in dem dystopischen Sachbuch von Rachel CARSON aus dem Jahr 1952.

  4. „Ich möchte der Menschheit meinen Glauben geben“
    Karl May war nicht nur ein begnadeter Erfinder und Erzähler abenteuerlicher Geschichten, sondern auch ein konsequenter Kämpfer für den Kern des …

    https://www.die-tagespost.de/gesellschaft/feuilleton/ich-moechte-der-menschheit-meinen-glauben-geben;art310,212195

    Festhalten an der Existenz Gottes
    Wahrheit: der christliche Glaube lebt aus ihr, die moderne Wissenschaft sucht nicht mehr nach ihr.

    https://www.die-tagespost.de/gesellschaft/feuilleton/festhalten-an-der-existenz-gottes;art310,215681

    DELMENHORST
    Islamistisches Imperium im Internet
    Ein Teil der Familie Özoguz aus Delmenhorst betreibt zahlreiche islamistische Netzwerke, auf denen gegen den Westen und Israel gehetzt wird. Eines davon gehört zu den bedeutendsten Deutschlands.

    https://www.die-tagespost.de/politik/aktuell/islamistisches-imperium-im-internet;art315,216268

    2. März 2021 um 03:14
    Der Verlust des Notwendigen
    Wahrheit erscheint vielen verzichtbar. Doch das ist ein Irrtum. Weil die Moderne Werte an Argumente und Wissen und nicht an Autorität und …

    https://www.die-tagespost.de/gesellschaft/feuilleton/Der-Verlust-des-Notwendigen;art310,188879

  5. Erich Kästner war ein üpberzeugter linker Sozialdemokrat und Antimilitarist. Die geistige Umnachtung, von der er sprach, betraf also den Weg Deutschlands in den Nationalsozialismus.

    „Der nationalsozialistischen Führung war Kästner als populärer, weltläufig-großstädtischer „Asphaltliterat“ verhasst. Er wurde mehrmals von der Gestapo vernommen und aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Seine Werke wurden bei der öffentlichen Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 als „wider den deutschen Geist“ verbrannt (Goebbels nannte Kästners Namen als dritten), was er selbst aus nächster Nähe beobachtete. Der Aufnahmeantrag Kästners in die Reichsschrifttumskammer wurde wegen seiner „kulturbolschewistischen Haltung im Schrifttum vor 1933“ abgelehnt, was sich vor allem auf seine Unterzeichnung des „Dringenden Appells“ des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes vom Juni 1932 bezieht.“

    https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_K%C3%A4stner#Berlin_1933%E2%80%931945

    Kästner verwzweifelte an den beiden großen Kirchen, weil er erkannte, dass sie sich von den Mächtigen zu deren Zwecken einspannen liessen.

    1. Guten Tag,
      haben Sie vielleicht übersehen, daß wir eigens noch die Jahreszahl dieses Gedichts sogar im Titel eingegeben haben, nämlich 1931.
      Ist doch logisch, daß er damit die aufkommenden NS-Gefahr meinte, was denn sonst?!
      Freundlichen Gruß
      Felizitas Küble

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