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Gefahr des Missbrauchs ist bei „Patchwork-Familien“ deutlich größer

Sogar Alice Schwarzer spricht hier Klartext

Die vielgepriesene „Patchwork-Familie“, jahrzehntelang als modisches Experimentiermodell neuen Zusammenlebens verherrlicht, kommt allmählich kritischer unter die Lupe, teils wissenschaftlich, teils durch praktische Erfahrungen  –  nicht zuletzt auch angesichts der Mißbrauchsdebatte der letzten Jahre. 

Es gibt eine Reihe wissenschaftlicher Veröffentlichungen über das „Täterprofil“ in puncto sexueller Mißbrauch. Dazu zählen vor allem die Analysen von Dr. Dirk Bange aus Hamburg, Mitherausgeber des „Handwörterbuchs Sexueller Mißbrauch“.

In seiner Studie „Die dunkle Seite der Kindheit“ belegt der Autor, daß Religionszugehörigkeit keinen Einfluß auf die Mißbrauchs-Häufigkeit hat: sexueller Mißbrauch kommt in katholischen, evangelischen oder konfessionslosen Familien im wesentlichen im gleichen Ausmaß vor.

Dasselbe schreibt Clara Wildschütte in ihrer Studie „Psychodynamik einer Mißbrauchsfamilie“.

Biologische Väter sind seltener die Täter

Von großer Bedeutung für die Häufigkeit sexuellen Mißbrauchs ist jedoch die Frage, ob der Täter ein biologischer oder „sozialer“ Vater (neuer Liebhaber der Mutter, Stiefvater, Pflegevater) ist.

So schreibt Sabine Neumann in ihrem E-Book „Sexueller Mißbrauch“ unter dem Abschnitt „Tätergruppen“, daß hierzu „vor allem Vaterfiguren gehören“ (neue Lebenspartner der Mutter, Stiefväter etc), hingegen der Anteil der leiblichen Väter erstaunlich gering ist: „Bei den Familienmitgliedern sind Väter am wenigsten an sexuellem Mißbrauch beteiligt: etwa zu 2%.“

Dr. Bange zitiert in seinem Buch „Die dunkle Seite der Kindheit“ eine Studie von Russel, die zu folgendem Ergebnis gelangt: Demnach wurde jedes sechste Mädchen, das einen Stiefvater hatte, von diesem vor ihrem 14. Lebensjahr sexuell mißbraucht, hingegen erfuhr „nur“ jedes fünfzigste Mädchen sexuelle Übergriffe vom leiblichen Vater (vgl. Bange 1992, S.126).

Auch die linksliberale „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) räumte am 27.10.2008 ein, daß es mit den – vor allem im linken Lager vielgepriesenen – Patchwork-Familien in puncto Mißbrauch zappenduster aussieht.

Der Artikel mit dem Titel „Wie böse ist die Stiefmutter?“ machte Schluß mit einigen modernen „Mythen“, wozu auch die besondere Wertschätzung des „sozialen“ Vaters gegenüber dem „biologischen“ gehört. Die SZ schreibt hierzu ernüchternd:

„Einige der wichtigsten Studien zum Thema Stiefeltern stammen von dem Forscher-Ehepaar Martin Daly und Margo Wilson von der McMaster-University in Hamilton, Kanada. Die Wissenschaftler hatten in den achtziger Jahren anhand von nord-amerikanischen Kriminalstatistiken untersucht, ob Kinder in Familien mit Stiefmutter oder Stiefvater ein höheres Sterberisiko haben als in Familien mit nur leiblichen Eltern.
Wie das Ehepaar berichtete, wurden Hinweise und Daten auf Unterschiede für Stief- und leibliche Kinder auch andernorts beobachtet. So wurden 32 Prozent der Kinder in England und Wales, die bei mindestens einem Stiefelternteil aufwuchsen, Opfer einer Misshandlung – und drei Prozent jener Kinder, die nur bei leiblichen Eltern lebten.
Und in Finnland gaben 1996 fast vier Prozent der befragten fünfzehnjährigen Mädchen an, vom Stiefvater missbraucht worden zu sein, während 0,2 Prozent ihren leiblichen Vater beschuldigten.“

Diese Studie entlastet also biologische Väter mit „nur“ 0,2% Täterschaft noch stärker als die anderen erwähnten Untersuchungen.

Ein mehr als peinliches Ergebnis für all jene, die sich einbilden, auf der Höhe der Zeit zu sein, wenn sie „alternative Familienformen“ verherrlichen, heutzutage gern als „Patchwork“ bezeichnet: klingt es doch so locker und kreativ wie ein bunter Flickenteppich  –  im Unterschied zur normalen bzw „traditionellen“ Familie mit ihrem angeblich „festgefahrenen Rollenbild“ und fehlender „Flexibilität“ etc.

Diese Patchwork-Familien sind vor allem eine Folge der zahlreichen Ehescheidungen mit darauf folgenden neuen „Partnerschaften“, Zweit- oder Dritt-Ehen.

Hierzu erklärt der Neurologe und Psychiater Dr. Bertrand Flöttmann in seinem Buch „Steuerrecht des Lebens“:

„Scheidung macht Kinder zu Opfern und Spielbällen der Eltern….Die Augenwischer verharmlosen das Unglück von Beziehungsabbrüchen. Sie wollen nicht wahrhaben, daß eine zerbrochene Familie keine Familie mehr ist. Scheiden tut weh…. Eine verwöhnende Erziehung, Vernachlässigung und die schmerzhafte Trennung der Eltern führen zu psychischen Störungen beim Kind. Hierzu gehören erhöhte Aggres-sivität, neurotische Fehlhaltungen und verringerte soziale Kompetenz.“  (S. 139)

Zum Thema Mißbrauch bei „sozialen Vätern“ schreibt der Psychiater:
„Scheidung führt oft dazu, daß ein fremder Mann in die zerbrochene Familie tritt. Das Risiko des Kindes, einen sexuellen Mißbrauch durch den Stiefvater zu erleiden, steigt um das Sechs- bis Siebenfache im Vergleich zum leiblichen Vater.“ (S. 128)

An dieses Faktum erinnert auch der Bestseller „Flüsterkind“ und der Fortsetzungsband „Flüsterkinder“, worin zwei leibliche Schwestern vom sexuellen Mißbrauch durch ihren Stiefvater berichten, der schon im Kindergartenalter begonnen hatte. Die Frauen sind noch heute traumatisiert durch ihre fürchtliche Kindheit, wobei ihnen die eigene Mutter keineswegs hilfreich zur Seite stand, sondern ihren neuen Mann gewähren ließ.

Wäre es nicht mal an der Zeit, über diese Zusammenhänge nachzudenken und die Patchwork-Familie kritisch zu „hinterfragen“?

Als weitaus ehrlicher im Vergleich zur üblichen linken Szene erweist sich auch hier Deutschlands bekannteste Feministin Alice Schwarzer – und das bereits vor 9 Jahren:

In ihrer Zeitschrift „Emma“ Nr.10/1992 schrieb sie in ihrem Editorial erstaunlichen Klartext und räumte offen ein, daß Fakten und Hintergründe in Sachen Patchwork sie zum „Umdenken gezwungen“ haben, auch hinsichtlich des vielgerühmten „neuen Vaters“ und der „freien Beziehungen“:

„Was haben wir dafür gekämpft, daß Gefühle nicht nur zählen, wenn sie staatlich besiegelt sind – und als Familie nicht nur gilt, was durch Blutsbande verknüpft ist.“

Was früher auch für Alice Schwarzer kein Problem schien, wird nun kritischer gesehen:
„Heute heiraten immer weniger Paare – und die Mehrheit aller Kinder muss damit rechnen, über weite Teile ihrer Kindheit mit mindestens einem nicht-biologischen, also einem sozialen Elternteil aufzuwachsen; seltener nach Adoption und meist nach Scheidung oder Trennung.“

Aus ist es mit dem Traum von den Vorzügen „alternativer Familienformen“, denn der Traum wurde zum Alptraum. Eines der „Lehrstücke“, die Alice Schwarzer  –  eigenen Angaben zufolge  –  umdenken ließen, war die allzu wahre „Parabel vom großen Regisseur mit dem kleinen Mädchen“, genauer: die Story vom „sozialen“ Vater Woody Allen, der eine sexuelle Beziehung zu seiner Adoptivtochter Soon Yi einging, was erst nach vielen Jahren bekannt wurde.

Die Feministin Schwarzer ist da schlicht entsetzt:
„Allen sieht “überhaupt kein moralisches Problem” – und Soon Yi zeigt sich an seiner Seite triumphierend der Presse. Da ist kein Zögern, kein Wort des Bedauerns, kein Mitleid und auch keine Scham. Wie skrupellos ist der 56-jährige Allen? Und wie kaputt ist die 20-jährige Soon Yi?“

Seelisch „kaputt“ ist auch die Mutter von Soon Yi, die mit Woody Allen ohne Trauschein zusammenlebte – auch dazu äußert sich Schwarzer recht skeptisch:
„Allen und Farrow konnten es sich moralisch wie materiell leisten, unverheiratet zu sein und in zwei Wohnungen zu leben, diesseits und jenseits des Central Parks. Ihr Lebensmodell war zum Vorbild für das fortschrittliche Amerika geworden. Ihr Scheitern muss eine Warnung für alle sein.“

Am Schluß stellt die bekannte „Emma“-Herausgeberin ganz klar die Frage:
Müssen Mütter aus dem Fall Allen den Schluss ziehen, dass soziale Väter gefährlich sind? In der Tat zeigen neue Statistiken: der sexuelle Missbrauch kommt in Pflege-familien noch häufiger vor als in “Bluts”-Familien. Sicher, auch biologische und verheiratete Väter vergreifen sich an ihren Kindern, aber sie tun es wenigstens nicht triumphierend und im Licht der Öffentlichkeit.“

Wenn jemand etwas dazulernt, ist das immer gut  –  wenn er dies sogar öffentlich zugibt, noch besser. Alice Schwarzer hat auch in dieser Sachfrage bereits vor fast 10 Jahren weitaus klarer gesehen als viele andere, ganz zu schweigen von interessegeleiteten Patchwork-Schönfärbereien aus dem roten und grünen Spektrum.

Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks und KOMM-MIT-Jugendverlags in Münster

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