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Generalverdacht gegen die Priesterschaft?

Von Felizitas Küble

Auf Kath.net erschien heute ein Artikel des katholischen Verlegers Bernhard Meuser, wobei es teils um den von ihm mitherausgebrachten „YOUCAT for kids“ (siehe Foto) geht, teils um die kirchlichen Skandale in den USA: http://www.kath.net/news/64853

Zum einen frage ich mich schon lange, warum auch katholische Kreise zunehmend die deutsche Sprache vermeiden und aufs Englische ausweichen – und das noch dazu oft nicht einmal korrekt.

YOUCAT steht für Jugend-Katechismus – und „for Kids“ bezieht sich auf die Kinder-Ausgabe des Youcat. Allerdings heißt Kinder auf englisch „children“ und nicht „Kids“ (was vielmehr Kitzlein bzw. junge Geiß bedeutet). Also kein einziges deutsches Wort im Titel – bei einem deutschen Kinder-Katechismus erscheint mir das schon recht merkwürdig.

Sodann meldet sich Meuser zur aktuellen Mißbrauchskrise zu Wort und zieht eine grundsätzliche Schlußfolgerung: „Die Dinge müssen neu justiert werden. Die Laien müssen endlich aus ihrer religiösen Konsumentenhaltung herausspringen. Die Laien müssen übernehmen. Sonst ist es zu Ende mit katholisch.“

Zwar räumt er danach ein, auf dem Weltfamilientreffen in Dublin sei er positiven Priestergestalten begegnet, doch das ändert nichts an seiner prinzipiellen These, die ich für überzogen halte.

Sicher ist es richtig, daß die Laien aus ihrer „religiösen Konsumentenhaltung“ herausspringen sollten – wer erzählt mir das? Ich bin seit vierzig Jahren apostolatisch zugange, teils hauptamtlich (durch den KOMM-MIT-Verlag), teils ehrenamtlich (im Christoferuswerk), zudem war ich schon vorher in meiner Jugendzeit kirchlich aktiv.

Unsinnig ist aber aus meiner Sicht Meusers Aufforderung: „Die Laien müssen übernehmen. Sonst ist es zu Ende mit katholisch.“

Genau das behaupten reformkatholische Initiativen wie „Kirche von unten“ oder „Wir sind Kirche“ schon lange, indem sie ständig mehr Laien-Beteiligung forden und die Priesterstellung bzw. das „Amtspriestertum“ relativieren. 

Plötzlich kommt ein solcher Aufruf aus der sonst konservativen Kath.net-Ecke.

Doch eine derartige Reaktion auf den Mißbrauchsskandal erscheint mir überzogen. Warum? Weil damit indirekt die Priesterschaft als solche unter Generalverdacht gerät („Die Laien müssen übernehmen“).

Hat denn die Geistlichkeit allgemein versagt?

Nicht daß ich wüßte. Es handelt sich erstens bei den Kinderschändern um eine marginale Minderheit unter den Priestern, zweitens waren es überwiegend Kleriker aus homosexuellen Seilschaften, die sich schuldig machten.

Folglich geht es vor allem darum, den päderastischen Sumpf auszutrocken, auch  mit den Strafmaßnahmen des Kirchenrechts. Das hat Kardinal Leo R. Burke unlängst klargestellt: https://charismatismus.wordpress.com/2018/08/17/kardinal-burke-zu-sex-skandalen-diese-schwere-krise-trifft-das-herz-der-kirche/

Zudem liegt letztlich das Hauptversagen bei den Hirten, den Bistumshirten, Oberhirten, auch beim Obersten Hirten, dem Papst, der soeben eine Stellungnahme zur Mißbrauchskrise veröffentlicht, die nicht nur unzureichend ist, sondern das Hauptproblem verschweigt, nämlich das Treiben der Päderastenclique innerhalb des schwulen Klerus. (Es geht also um den Teil eines Teils der Geistlichkeit.)
Hieran hat ganz zu Recht der mutige US-amerikanische Bischof Robert Morlino erinnert: https://charismatismus.wordpress.com/2018/08/21/us-amerikanischer-bischof-morlino-warnt-vor-schwul-klerikaler-subkultur-in-der-kirche/

Abgesehen davon hat Christus seine Kirche auf die Apostel gegründet („apostolische Kirche“) und ihr ein sakramentales Wesen verliehen, folglich beruht sie vor allem auf dem Bischofsamt und der Priesterweihe: „Wer euch hört, der hört mich!“ – Und der Völkermissionar Paulus schrieb: „Wir ermahnen euch an Christi Statt: Laßt euch versöhnen mit Gott!“

Auch die sicherlich verheerende Mißbrauchskrise rechtfertigt es daher nicht, dieses Grundgesetz der Kirche und ihrer Priesterschaft direkt oder indirekt an den Rand zu drängen.

Kleriker aus der Hierarchie haben in der Kirchengeschichte schon oft versagt, gerade leitende Vertreter, trotzdem wurde – zu Recht – nie die „amtliche Ordnung“ infrage gestellt. Daran sollten glaubenstreue Katholiken mit guten Grund auch weiter festhalten.

 

Kommentare

13 Antworten

  1. Bernhard Meuser:
    „Der hochmütige, der prätentiöse Priester, der Priester ohne Demut – er kann einpacken und gehen. Die Leute ertragen ihn nicht mehr. Aber diese Priester habe ich in Dublin nicht gesehen. Stattdessen viele starke Gesichter, knorrige Hirten-Typen mit Ausstrahlung, Ich hatte den Eindruck: Das sind Priester, denen die Leute vertrauen können und die sie lieben können.“

    Wann kommt endlich der Fotobildband „Absolut vertrauenswürdige Hirten-Gesichter in Dublin beim Weltfamilienkongress 2018“ von Bernhard Meuser auf den Buchmarkt ?

    Vermutlich anlässlich der MEHR-Konferenz 2019 in Augsburg, … natürlich mit einem englischen Titel. „Everybody´s Darlings“

    1. Guten Tag,
      was nicht klappen kann: „Vermutlich anlässlich der MEHR-Konferenz 2019 in Augsburg“, denn diese findet nicht statt. Das behaupte nicht ich, das hat Dr. Hartl schon vor x-Monaten öffentlich erklärt. Irgendwie wollen er und sein Team sich zwischendurch auch mal spirituell vertiefen – oder so ähnlich.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

      1. Vor wenigen Tagen habe ich noch über Bernhard Meuser gespöttelt, nun ist es mir selbst widerfahren. Ich habe in das Gesicht von Ex-Nuntius Erzbischof Carlo Maria Vigano gesehen und habe gewusst: „Diesem Priester kann ich vertrauen.“

        Darüber hinaus hat Vigano bereits 2013 strenge Richtlinien zur Eindämmung einer Medjugorje-Hysterie in den USA durch das Auftreten von Sehern gesorgt:
        „Daraus folgt, dass es Klerikern und Laien nicht erlaubt ist, an Versammlungen, Konferenzen oder öffentlichen Feiern teilzunehmen, in denen die Glaubwürdigkeit solcher ‚Erscheinungen’ als gegeben angenommen wird“, schrieb Vigano wörtlich.

  2. Die Kritik am Namen „Youcat for Kids“ finde ich jetzt überzogen. Ok, die Anglizismen müssten nicht sein, aber „Youcat“ ist ein Eigenname und bei „for kids“ weiß in Deutschen auch jeder, was gemeint ist.

  3. Zum Titel:
    „Kid“ bedeutet sehr wohl Kind, zumindest im amerikanischen Englisch. Mir persönlich ist ein rein englischer Titel lieber als ein Kuddelmuddel aus Deutsch und Englisch. Man kann sich natürlich fragen, ob ein deutscher Katechismus einen englischen Titel haben muss. Aber die Macher wollen wohl den Kindern entgegenkommen, außerdem habe ich den Eindruck, dass die Vereinigten Staaten auch für konservative Katholiken heutzutage so etwas wie ein Vorbild sind (außer den Bischöfen, die sind momentan das Feindbild).

    Ich stimme der Hauptintention des Artikels zu, dass die katholische Kirche nicht ohne Hierarchie existieren kann (sonst wäre es nicht mehr die katholische Kirche). Ich stimme auch zu, dass die Laien ihren Teil beitragen sollen, auch in der Verkündigung.

    Nachdenklich macht mich aber eine Sache: Momentan wird in konservativen Kreisen der Missbrauch durch Kleriker gern homosexuellen Seilschaften in die Schuhe geschoben. Also quasi einer kleinen Minderheit innerhalb einer Minderheit.
    Ich bin mir da aber nicht so sicher. Wenn man die Schilderungen der Opfer an sieht, dann fahre die Täter wohl oft eher frustrierte, einsame Priester, die sich irgendwann mit Gewalt nahmen, was ihnen vermeintlich zustand. Ich weiß nicht, wie viele ihre Taten später bereuten, aber höchstwahrscheinlich sind die meisten nicht Priester geworden, um besser missbrauchen zu können. Und da erhebt sich die Frage: Warum ist es mit diesen Priestern so weit gekommen?

    1. Guten Tag,
      in dieser Worterklärung heißt es zu „Kid“:
      Wortbedeutung/Definition:
      1) eine junge Ziege oder Geiß, Kitz, Zicklein
      2) die Schwangerschaft einer Geiß
      3) Kitz-, (das) Kitzleder, (das) Chevreau, (das) Chevreauleder
      4) eine junge Antilope, (das) Antilopenkitz
      5) ein Kind oder eine junge Person
      https://www.wortbedeutung.info/kid/

      „Kind“ kommt hier erst an fünfter und letzter Stelle.
      In den USA käme – mit Recht – auch kein Katechismus in deutscher Sprache heraus, obwohl es dort nicht wenige Deutschstämmige gibt (prozentual weitaus mehr als hierzulande geborene Briten/Amis).
      In puncto hierarchischer Verfassung der Kirche sind wir uns erfreulicherweise einig.
      Sodann wird dem schwulen Milieu innerhalb des Klerus nichts „in die Schuhe geschoben“, sondern wie bereits im Morlino-Artikel erwähnt: 81% der Opfer sind Jungen – das behaupten nicht Konservative, sondern geht aus der John-Jay-Studie hervor, der größten Untersuchung zu Mißbrauchsfällen in den USA überhaupt.
      Dies wird auch vom Pensylvannia-Bericht bestätigt, wonach die „meisten“ Opfer Jungen sind: https://www.n-tv.de/panorama/Mehr-als-300-Priester-missbrauchten-Kinder-article20573472.html
      Daraus darf man doch mal die logischen Konsequenzen ziehen?
      Papst Benedikt hat es getan, als er mit seiner Instruktion verfügte, daß schwule Priesteramtskandidaten nicht geweiht werden dürfen. Aber ach so, er war ja auch ein „Konservativer“…
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

        1. Guten Tag,
          der allgemeine Sprachgebrauch der Deutschen einschließlich der Katholiken sollte immer noch die deutsche Sprache sein, erst recht bei einem Buchtitel für Kinder.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

      1. Ich will mich nicht über irgendwelche Wortbedeutungen oder Sprachgebrauch streiten, es gibt beileibe wichtigere Probleme.

        Vielleicht bin ich missverstanden worden. Es war sicherlich die richtige Entscheidung, homosexuelle Männer nicht zur Priesterweihe zuzulassen (obwohl das meines Erachtens eine disziplinarische Entscheidung ist, nicht eine naturrechtliche Unmöglichkeit).

        Was ich sagen will, ist vielmehr dieses: die sexuellen Übergriffe werden m.E. allzu schnell einem homosexuellen Netzwerk (Papst Franziskus nennt es „Lobby“) in die Schuhe geschoben. Damit hat man zwar schnell einen Schuldigen gefunden, aber eine genauere Analyse des Problems bleibt dann aus.
        Fragen, die sich mir stellen, sind zum Beispiel:
        – Begehen Homosexuelle überproportional oft solche Taten, oder sind die meisten Opfer männlich, weil die Mehrheit der Kleriker homosexuell ist?
        – sind die Täter übergriffig geworden, weil sie sich von Seilschaften geschützt fühlten, oder war die Mehrheit gar nicht in Seilschaften organisiert, sondern hat nur spontan der Versuchung nicht widerstanden?
        – haben in der Vergangenheit vielleicht junge Männer mit einer abwegigen Sexualität den Weg ins Priestertum gesucht, um keine Fragen nach ihren Unverheiratet-Sein beantworten zu müssen (und sich ihrer Sexualität vermeintlich nicht mehr stellen zu müssen)?
        – können wirklich Homosexuelle von Natur aus sich sexuell weniger beherrschen als Heterosexuelle, was in manchen Kreisen allzu gern behauptet wird?

        Solchen Fragen weicht man allzu leicht aus, wenn man diese Taten von vornherein einem gut organisierten Netzwerk in die Schuhe schiebt.

      2. „Guten Tag, der allgemeine Sprachgebrauch der Deutschen einschließlich der Katholiken sollte immer noch die deutsche Sprache sein, erst recht bei einem Buchtitel für Kinder.“

        Vollkommene Zustimmung!

        MfG

  4. Ganz grundsätzliche Zustimmung, liebe Frau Küble! Die Verfassung der Kirche gehört zum ius divinum. Daran dürfen wir nicht rütteln. Der Herr hat Petrus und die Apostel und deren Nachfolger zum hierarchischen Amt bestellt. Das gehört klar und unumwunden zum Kernbestand der Lehre von der Sichtbarkeit der Kirche.
    Allerdings muss man m.E. die nun zu findenden Wutrufe durchaus mal „erklingen“ lassen. Wir alle haben zu lange geduldet, sicher auch aus einem geistlichen Impuls. Für mich ist die Krise eine noch viel tiefere. Wir haben eine Glaubenskrise und diese hat sowohl den Klerus als auch die Laien infiziert. Was haben wir hier in Deutschland in den letzten Jahrzehnten nicht alles von bischöflicher Seite an Unfug, Glaubensverwässerung und Angepasstheit gegenüber der Welt uns bieten lassen müssen. Viele Artikel Ihres Forums geben ja eindrucksvoll Zeugnis davon.
    Ich glaube zudem, dass wir Laien jetzt noch lauter werden müssen. Zudem müssen wir den Klerikern spiegeln, dass die Glaubensweitergabe zutiefst, wenn sie denn überhaupt noch „funktioniert“, in den Familien ablaufen muss, durch Laien eben: Väter, Mütter, Oma und Opa. Das sind die „Erstapostel“ in der Hauskirche. Zudem kennen wir aus der Kirchengeschichte sehr eindrucksvolle Phasen der Glaubenstradierung ohne jedwedes Vorhandensein von Hierarchie und das über Jahrhunderte, so in Korea und Japan. Ich habe mich intensiv mit der japanischen Kirchengeschichte in der Zeit nach dem Martyrium des Hl. Paul Miki beschäftigt. In welch einer Treue hier über dreihundert Jahre Laien durch Nottaufen, Katechesen und sonntägliche Wortgottesdienste den katholischen Glauben tradiert haben, ist zutiefst beeindruckend. Natürlich waren die Menschen wieder froh, als die Hierarchie wieder eingerichtet werden konnte und man dadurch zur Fülle des sakramentalen Lebens zurückkehren konnte.
    Ich befürchte derzeit schon, dass durch das neuerlich bekannt gewordene Versagen auf höchster Ebene die Kluft zwischen Laien und Priestern de facto immer tiefer wird. Aber dies ist eine Folge klerikalen Versagens! Und darum haben nun die Kleriker, insbesondere die Bischöfe samt Papst die Pflicht, diese Entfremdung durch glaubwürdiges Krisenmanagement und Rückkehr zur klaren Glaubensverkündigung zu beseitigen. Theorie und Praxis! Das scheint mir hier das Problem zu sein. Insgesamt: Ich kann zunächst einmal jeden verstehen, der nun ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber der Hierarchie hat. Diese ist nun gefordert, wieder das ihnen vom Herrn anvertraute Amt in Würde auszuüben, eine Würde, die durch Glaubwürdigkeit überzeugt.

    1. Guten Tag,
      danke für Ihr Echo, dem ich in allen Punkten zustimme.
      Ich hatte lediglich die PRIESTERSCHAFT vor einem Generalverdacht in Schutz genommen und die „hierarchische“ Struktur der Kirche verteidigt, aber gleichzeitig deutlich auf die Amts- und Aufsichtspflicht (und Straf-Pflicht) des höheren Klerus („Hirten, Bistumshirten, Oberhirten, Oberster Hirte…“) hingewiesen. Diese amtliche Verantwortung liegt stärker bei den Hirten als bei der Priester-Basis.
      Ja, die Causa Korea und Japan kenne ich auch, wo das Kirchenvolk jahrhundertelang ohne Klerus den katholischen Glauben überlieferte. Sie vergessen als Familienvater aber einen wichtigen Punkt bei der Aufzählung der positiven Faktoren („Nottaufe, Katechesen, sonntägliche Wortgottesdienste“), nämlich das Sakrament der Ehe! (Das sich zudem nicht auf Katholiken beschränkt, sondern ein Sakrament unter Getauften ist.)
      Es ist gar nicht abzuschätzen, wie sehr die christliche Ehe in jenen Missionsländern damals maßgeblich die Kirche dort gerettet hat.
      Im übrigen bin ich als Laie (im doppelten Sinn: auch als Nicht-Theologin) seit meiner Jugend apostolatisch und katechetisch aktiv, also weiß ich schon um die Bedeutung des Einsatzes der Gläubigen, um die Wichtigkeit des Laien-Apostolats…
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

      1. Oh, ein Lapsus von mir! Gerade die Ehe schätze ich als verheirateter Mann sehr! Ich kann Gott nur danken, solch eine wunderbare Frau an die Seite gestellt bekommen zu haben. Danke für den wirklich sehr wichtigen Hinweis!

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