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Gino Pistoni, „Partisan der Feindesliebe“, starb bei seiner Hilfe für Wehrmachtsoldaten

Von Elmar Lübbers-Paal

Von vielen unbemerkt, empfahl Papst Franziskus bei einer Audienz für Jugendliche der „Katholischen Aktion“ in Italien am 18.12.2021 neben dem bereits seliggesprochenen Carlo Acutis auch den jungen Partisanen Gino Pistoni als Beispiel des gelebten Glaubens.

Vatikan-Insider deuten dies als einen Hinweis darauf, daß der waffenlose Freiheitskämpfer, der einem feindlichen deutschen Soldaten das Leben retten wollte (aber leider nicht mehr konnte), unmittelbar vor der Seligsprechung steht.

Sein eigenes Blut, mit dem er sein Testament schreibt, ist auf dem Leinenrucksack noch nicht trocken, da macht der friedfertige Partisan den letzten Atemzug. Gerade hatte er seinen Tornister im Angesicht seines direkt bevorstehenden Todes gleichsam  als Leinwand benutzt. Die klaffende Oberschenkelwunde, verursacht durch einen Mörsersplitter, nutzte er gleichsam als Tintenfaß.

Ginos schriftliches Vermächtnis gibt uns seinen innersten Lebens- und Sterbenssinn wieder. Noch heute kann man auf der Tasche die Botschaft „Ich opfere mein Leben für die Katholische Aktion und Italien. Es lebe Christus, der König“ lesen.  

Unmittelbar vor dem Verfassen dieser geradlinigen Botschaft gibt es ein Kampfgemetzel, bei dem die deutschen Besatzer und die italienischen Partisanen gegeneinander kämpfen.

Die Untergrundkämpfer bemerken ihre Unterlegenheit und flüchten, um ihre eigene Haut zu retten – außer einem: Gino sieht, wie ein schwerverwundeter Wehrmachtssoldat massiv blutend darniederliegt.

Der 20-Jährige rennt geistesgegenwärtig auf ihn zu, kniet sich neben den Kriegsfeind und versucht, die Wunde durch starken Druck zu verschießen, um dem Soldaten das Weiterleben ermöglichen zu können.

Während dieser selbstlosen Rettungsaktion fliegen plötzlich Mörsersplitter umher – eine davon trifft Ginos Oberschenkelarterie tödlich.

Der Buchhalter und Student am Collegio S. Giuseppe in Trient, Gino Pistoni, wird am 25.2.1924 in Ivrea (Provinz Turin) als zweites von vier Kindern geboren. Die erfreuten Eltern heißen Dante Giacomo und Maria Ferrando.

Auch wenn die Familie ein kleines Geschäft betreibt, lebt sie in sehr bescheidenen Verhältnissen. So manches mal muß der Vater zusehen, wie er die Familie durch die schwierige Zeit zwischen den Weltkriegen durchbekommt. Doch eines trägt die Familie immer durch die Durststrecken des Lebens: der starke Glaube. Der regelmäßige Kirchgang ist genau so wie die täglichen Gebete ein integraler Bestandteil des Familienalltags.

Für den jungen Gino sind aber auch die Geistlichen, die seinen Schulalltag begleiten, prägende Persönlichkeiten.

Gino fällt als Sport-Ass auf. Er spielt leidenschaftlich Fußball und Basketball. Kommt es jedoch zu Terminüberschneidungen zwischen Spielen seiner Basketballmannschaft und Treffen der „Katholischen Aktion“, gibt er der kirchlichen Jugendgruppe den Vorrang. Sein apostolatischer Eifer bringt ihm bei seinen Sportkollegen den Namen „Gino, der feurige Enthusiast“ ein.

Neben Mannschaftssportarten ist auch das beruhigende Bergsteigen seine große Leidenschaft. In der Hochschulzeit, in der er auch sein Diplom als Buchhalter absolviert, lernt er den wohltätigen Zweig der Katholischen Aktion kennen.

Da Ginos Überzeugung vom selbstlosen Dienst an den Armen sich dort wiederfindet, arbeitet er ab 1942 mit der Initiative auf Diözesanebene zusammen, wird dann sogar Sekretär der Vereinigung und arbeitet für den Präsidenten, Giovanni Getto, Tagungen und Konferenzen aus. Aber auch die buchhalterischen Aufgaben mit den Registrierungen und Verwaltungen der Mitglieder übernimmt er.

Noch bevor Gino 1944 zum Militärdienst einberufen wird, kann er an Exerzitien der „Katholischen Aktion“ teilnehmen. Dabei lernt er auch Mitglieder des katholischen Arbeitervereins, der zwei Jahre zuvor von Luigi Gedda gegründet wurde, kennen und wird dort Mitglied.

Gino schließt sich – geprägt durch die harte Kriegszeit mit seinem Unterdrückungen –  den Partisanen an. Er tritt dem Bataillon „Caralli“ der 76. Brigade der VII. Garibaldi-Division bei.

Gino wird in den Penniner Alpen beim Berg Colma di Mombarone  in Norditalien, eingesetzt. Am 25. Juli kommt es im Gressoney-Tal zu einem harten Kampf mit der Wehrmacht, in deren Verlauf sogar Brücken gesprengt werden.

So kommt es, daß Gino Pistoni, der Partisan der Feindesliebe, sein Leben für die Nächstenliebe hingibt. Die wenigen Minuten seines Todeskampfes nutzt er, um sein Bekenntnis zu Christus abzulegen.

Vier Tage nach diesem Ereignis findet seine Familie den Leichnam Ginos durch den Hinweis eines ortskundigen Polizisten. Gleich nachdem die deutsche Besatzung Italiens ein Ende gefunden hat, setzt eine Verehrung für den jungen Helden ein.

Direkt nach dem Kriegsende 1945 wird das Fußballstadion seiner Heimatstadt Ivrea, welches 3500 Besucher faßt, in Gino-Pistoni-Stadion umbenannt. Auch Schulen und Kasernen tragen inzwischen seinen Namen.

Da Ginos Leben und Sterben als „heroisch“ bezeichnet werden kann und er als waffenloser Partisan einen Befreiungskampf geführt hat, initiiert der Bischof von Ivrea, Msgr. Luigi Bettazzi, zum 50. Todestag Ginos 1994 das Seligsprechungsverfahren.

Inzwischen darf er offiziell „Diener Gottes“ genannt werden. Seit 1999 befaßt sich der Vatikan mit seiner Seligsprechung.

 

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