Der von Gott geoffenbarte Glaube ist kein Parteiprogramm
Der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard L. Müller, kritisiert die Forderungen einer Reihe von Prominenten für eine schnellere Ökumene der christlichen Konfessionen.
Bekannte Persönlichkeiten, meist Politiker – katholische und evangelische – waren im September 2012 mit ihrem Appell „Ökumene jetzt – ein Gott, ein Glaube, eine Kirche“ hervorgetreten.
Zu den Erst-Unterzeichnern zählen Bundestagspräsident Norbert Lammert, Verteidigungsminister Thomas de Maizière, Bildungsministerin Annette Schavan (alle CDU) und SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier.
Deutsche Spitzenpolitiker würden mit derartigen Aufrufen so tun, als sei Kirche eine politische Partei, sagte Erzbischof Müller in einem Interview mit Reinhold Michels, das die „Rheinische Post“ aus Düsseldorf in ihrer heutigen Montags-Ausgabe veröffentlichte:
„Was mich stört, sind deutsche Spitzenpolitiker, die in ihren Aufrufen wie „Ökumene jetzt!“ so tun, als blockierten nur noch theologische Spitzfindigkeiten und Kirchenbürokraten die Einheit.
Wir können nicht einfach darüber hinweg gehen, dass ein unterschiedliches katholisches und evangelisches Verständnis etwa der Kirche und der Sakramente besteht. Die Kirche ist keine politische Partei.“
Glaubenspräfekt Müller, der bis Juli dieses Jahres Oberhirte des Bistums Regensburg war, betonte daher: „Wir stimmen über den von Gott geoffenbarten Glauben nicht wie über Parteiprogramme ab.“
Er fügte hinzu: „Wir Katholiken können nicht von den Protestanten verlangen, gegen ihr Wahrheitsgewissen den katholischen Glauben zu übernehmen und umgekehrt.“
Der Erzbischof sprach in diesem Zusammenhang von „politisierenden Ökumenikern und ökumenisierenden Politikern“.
Quelle: Rheinische Post (Düsseldorf)
Foto: Bischöfliche Pressestelle Regensburg