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Größte deutsche Dichterin mit „haarigem“ Zitat auf neuer Sonderbriefmarke

Von Felizitas Küble

Anfang Januar 2022 erschien ein  – so heißt das amtlich  –  „Sonderpostwertzeichen“ mit dem Titel:  „225. Geburtstag Annette von Droste-Hülshof“.

Es ist nicht das erste – und vielleicht auch nicht das letzte –  Mal, daß das Konterfei des westfälischen „Fräuleinwunders“ auf einer Briefmarke zu sehen ist. Diesmal zeigt es ein Gemälde, in dem die Schriftstellerin von Weltrang würdevoll und souverän dargestellt ist.

Annette von Droste-Hülshoff  – geboren 1797 auf einer typischen Wasserburg im Münsterland  –  gilt das größte deutsche Dichterin der Neuzeit; ihre Poesie gehörte nicht mehr der Romantik an, sondern dem beginnenden Realismus.

Die Lyrikerin aus der Nähe von Münster, die  – gesundheitlich bedingt  –  auf der Meersburg am Bodensee ihre letzten Lebensjahre verbrachte, war eine gläubige Katholikin, was vor allem an ihrem Gedichtzyklus „Das geistliche Jahr“ erkennbar wird.

Zugleich war sie ihrer Zeit vielfach voraus; so handelt es sich bei ihrem bekannten Theaterdrama „Die Judenbuche“ letztlich um eine kritische Auseinandersetzung mit antisemitischen Mythen und Tendenzen.

Die belesene westfälische Adelige fühlte sich einerseits den Traditionen ihres Standes verbunden, zugleich aber brachte sie frischen Wind in die Poesie jener Epoche des 19. Jahrhunderts. 

Das zeigt auch ihr Ausspruch auf dieser Sonderbriefmarke mit ihrer Sehnsucht nach dem „flatternden Haar“ im Wind, nach mehr Freiheit aus den Zwängen zeitgebundener Konventionen, wie sie in ihrem Adelskreisen gängig waren. Das Gemälde zeigt sie mit einer streng geflochtenen Flechtfrisur, wie sie damaligen Erwartungen an vornehme Frauen entsprach.

Doch hinter allem äußeren „Bravsein“ steckte ein freier und unabhängiger Geist, der zugleich tief und fest im Glauben der Kirche verankert war.

 

Kommentare

2 Antworten

  1. Folgendes Zitat von Fr. Droste-Hülshof habe ich an meinem Arbeitsplatz angepinnt, da es sehr gut in die heutige Zeit passt:

    Wer nach seiner Überzeugung handelt,
    und sei sie noch so mangelhaft,
    kann nie ganz zugrunde gehen,
    wogegen nichts seelentötender wirkt,
    als gegen das innere Rechtsgefühl
    das äußere Recht in Anspruch nehmen.

  2. Das Portrait hatte die Droste bei einem kinderreichen Maler in Auftrag gegeben, fast mehr aus dem Grund, dass der Mann etwas für seine Familie verdient. Als sie das Ergebnis sah, schrieb sie in einem Brief, den selbstironischen Zusatz, daß sie erst kürzlich gemalt worden sei:“….viel schöner als ich mein Lebtag je gewesen“.
    Bei der Flechtfrisur handelt es ich um Zöpfe, die in einer Art Schlaufe am Hinterkopf festgesteckt werden.
    Diese Zopf-Schlaufe hatte im Biedermeier den lustigen Beinamen: „Affenschaukel“. Die Frisuren für vornehme Damen änderten sich nochmal, die „Affenschaukeln“ blieben noch lange als Kinderfrisur für Mädchen erhalten.
    Das Kostüm war zur Entstehungszeit des Bildes a la mode, die Biedermeierlichen Keulen- bzw. Schinkenärmel sind durch Abnäher und Volants eingeschnürt und aufgelockert, die Taillie ist spitz zulaufend wie in früheren Moden, zuvor war sie noch geradelinig verlaufend, mit einem breiten Gürtel waagrecht betont.
    So sehr geschönt kann der Maler sein Modell nicht haben, denn er hebt das divergierende Schielen der kurzsichtigen Dichterin nicht auf. Die Fotografie wird in der Entstehungszeit des Bildes, 1838, gerade erfunden, es wird noch drei, vier Jahre dauern, bis die erste Fotoaufnahme (Daguerrotypie) der Dichterin enstehen wird.

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