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Großer „Gebetstag“ in Marpingen am 12. August 2011

Pater Dominique Gastineau, Leiter einer „Pater-Pio-Gruppe“,  lädt derzeit zu einem „großen Gebetstag“ am Freitag, den 12. August 2011,  in den Härtelwald nach Marpingen ein. Der Priester sucht regelmäßig mit seinem Kreis diesen „Erscheinungsort“ auf.

Am 12. August soll, so kündigt der Geistliche an,  „das ganze Land  dem  unbefleckten Herzen Mariens geweiht werden, der Königin von Deutschland und der ganzen Welt“.

Marpingen ist eine kirchlich nicht anerkannte „Erscheinungsstätte“ im Saarland. Dort gibt es eine sog. „Heilquelle“: an eben dieser findet am 12. August 2011 ein Vortrag statt, danach Rosenkranz und „Abschlußsegen mit der Reliquie vom Heiligen Pater Pio“, wie es in der Ankündigung heißt. (Weshalb, so fragt man sich, erhalten die Pilger von Pater Gastineau keinen sakramentalen Segen? Keine Reliquie der Welt  ist mit dem Allerheiligsten auch nur annäherend  zu vergleichen!)

In seiner Einladung stellt Pater Gastineau den Anhängern von Marpingen ein Gebet vor, damit es verbreitet wird und als Vorbereitung dient „für  den großen Tag des Triumphes des Unbefleckten Herzens Mariens und  des Göttlichen Herzens Jesu am  12  August“.   –  Dieser Gebetstag am 12. August wird wie ein Glorientag verherrlicht  und es stllt sich die Frage:  Warum sollte gerade er den „Triumph“ der Herzen Jesu und Mariens darstellen oder einleiten? Zudem wird nicht erklärt, worin dieser „Triumph“ bestehen wird.

Sodann wird folgendes Vorbereitungsgebet empfohlen:

Ewiger Vater, Vater aller Güte, ich opfere dir durch die Hände Mariens, der Miterlöserin der ganzen Menschheit, all die Heiligen Wunden und das Kostbare Blut auf, das Dein geliebter Sohn Jesus bei seiner Passion vergossen hat, in Vereinigung mit allen Heiligen Messen, die heute in der ganzen Welt gefeiert werden, damit der Tag des Triumphes des unbefleckten Herzens Mariens und des Göttlichen Herzens Jesus sich schnell ausbreiten möge von Marpingen aus, in Deutschland und in der ganzen Welt.    –  Himmlische Mutter Maria, ich bitte dich, vervollkommne diese Aufopferung durch deine Verdienste und vervielfältige sie so viel mal, wie es Blätter auf den Bäumen und Sandkörner auf der Erde gibt. Amen.“

Abgesehen vom Kuriosum des letzten Satzes („Blätter auf den Bäumen…“) wird hier der kirchlich nicht anerkannte Erscheinungsort Marpingen als zentraler Punkt hervorgehoben, von dem aus sich angeblich der „Triumph“ der Herzen Mariens und Jesu (in dieser Reihenfolge dort aufgeführt!) „ausbreiten“ solle. Überdies gehört die Bezeichnung Mariens als „Miterlöserin“ nicht zur kirchlichen Lehre.

Danach wird eine „Novene an die Gottes Mutter“ präsentiert, die mit den Worten beginnt:  

 „Komm Heiliger Geist, komm durch die mächtige Fürsprache des Unbefleckten Herzens Mariens, Deiner so geliebten Braut!“

Diese Anrufung stammt  wörtlich aus dem „Blauen Buch“ des italienischen „Visionärs“ und Priesters Don Gobbi.

Die Novene lautet sodann:

„O Maria, unbefleckte Jungfrau und Gottesmutter, mit allen Engeln und Heiligen grüßen wir Dich als die Königin des Himmels und der Erde, als Mutter des Lebens für Europa und für die ganze Welt. Wir rufen zu Dir: Sei Du unsere Königin als Frau aller Völker und Mutter der barmherzigen Liebe!“

Nachdem bereits Anleihen bei „Don Gobbi“ gemacht  wurden, folgt nun eine Anrufung aus dem „Amsterdamer Botschaften“, nämlich der umstrittene Titel „Frau aller Völker“, der in der Lauretanischen Litanei der Kirche nicht enthalten ist.

Einige Zeilen später heißt es:

„O Mutter des Lebens und Mutter vom Sieg, lass doch bald das Friedensreich Deines Sohnes erstehen, auf dass der Triumph Gottes auf Erden bald anbreche. Barmherziger Vater: im Namen Jesu erhöre unser Flehen. Amen.“

Die Anrufung „Mutter vom Sieg“ stammt aus den Privatoffenbarungen von Wigratzbad, die ebenfalls kirchlich nicht anerkannt sind.

Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks in Münster

PS: Infos über die irrgeistigen „Botschaften“ von Marpingen finden sich in unserem Artikel: „Pater Jörg Müller zwischen Mystik und Magie“:  http://charismatismus.wordpress.com/category/charismatik-und-visionen/p-jorg-muller/

Kommentare

4 Antworten

  1. II. Vatikanisches Konzil über Privatoffenbarungen:

    «Solche Gnadengaben, ob sie nun von besonderer Leuchtkraft oder aber schlichter und allgemeiner verbreitet sind, müssen mit Dank und Trost angenommen werden, da sie den Nöten der Kirche besonders angepaßt und nützlich sind . . . Das Urteil über ihre Echtheit und ihren geordneten Gebrauch steht bei jenen, die in der Kirche die Leitung haben und denen es in besonderer Weise zukommt, den Geist nicht auszulöschen, sondern alles zu prüfen und das Gute zu behalten.»

    Dogm. Konstitution über die Kirche, z. Kap., Nr. 12

    1. Guten Tag,
      nehmen Sie bitte zur Kenntnis, daß es in dem von Ihnen zitierten Kapitel vor allem um allgemeine Gnadengaben des Heiligen Geistes geht, nicht um Erscheinungen bzw. Privatoffenbarungen – und daß es an jener Stelle, die Sie mit drei Pünktchen gestrichen haben, sogar ausdrücklich heißt, man solle nicht etwa leichthin “außerordentliche” Gnadengaben erstreben; zudem stehe das Urteil über deren Echtheit der Kirchenführung zu.

      Gewürdigt werden hier vom Konzil also die eher “unscheinbaren” Gaben des Heiligen Geistes, die zum Dienst in der Kirche führen, wohingegen die “außerordentlichen” Phänomene eher nicht erstrebt werden sollen!

      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

      Hier der Abschnitt aus Kapitel 12 von Lumen Gentium, der Dogm. Konstitution über die Kirche, im Zusammenhang und ganz ohne Pünktchen:

      “Derselbe Heilige Geist heiligt außerdem nicht nur das Gottesvolk durch die Sakramente und die Dienstleistungen, er führt es nicht nur und bereichert es mit Tugenden, sondern “teilt den Einzelnen, wie er will” (1 Kor 12,11), seine Gaben aus und verteilt unter den Gläubigen jeglichen Standes auch besondere Gnaden.

      Durch diese macht er sie geeignet und bereit, für die Erneuerung und den vollen Aufbau der Kirche verschiedene Werke und Dienste zu übernehmen gemäß dem Wort: “Jedem wird der Erweis des Geistes zum Nutzen gegeben” (1 Kor 12,7).

      Solche Gnadengaben, ob sie nun von besonderer Leuchtkraft oder aber schlichter und allgemeiner verbreitet sind, müssen mit Dank und Trost angenommen werden, da sie den Nöten der Kirche besonders angepaßt und nützlich sind.
      Außerordentliche Gaben soll man aber nicht leichthin erstreben. Man darf auch nicht vermessentlich Früchte für die apostolische Tätigkeit von ihnen erwarten. Das Urteil über ihre Echtheit und ihren geordneten Gebrauch steht bei jenen, die in der Kirche die Leitung haben und denen es in besonderer Weise zukommt, den Geist nicht auszulöschen, sondern alles zu prüfen und das Gute zu behalten (vgl. 1 Thess 5,12.19-21).”

  2. Warum wurde in Marpingen kein sakramentaler Segen gespendet?
    Weil liturgische Hanlungen eben immer noch verboten sind.
    Das hätte wahrheitsgemäß auch in Ihren Artikel gehört.

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