Bericht von Friedhelm Schülke
Das 27. Landestreffen der Ostpreußen in Mecklenburg-Vorpommern war wieder überaus gut besucht. Landesvorsitzender Manfred Schukat (siehe Foto rechts) konnte am 11. Mai 2024 etwa 750 Landsleute und Freunde der Heimat im Volkshaus in Anklam begrüßen. Trotz Maximalbestuhlung blieb kein Platz leer.
So hat sich das kleine Anklam gegen Rostock, Schwerin und Neubrandenburg etabliert, wo die großen Hallen schon nicht mehr bezahlbar sind.
Auf der Bühne und den Tischen leuchteten überall gelbe Osterglocken und Forsythien, während fast 100 bunte Fahnen aller Heimatkreise, der meisten ostpreußischen Städte und vieler Dörfer rundum die Wände schmückten.
Zum leichteren Auffinden waren für die Besucher 60 runde Tische mit großen Schildern ihrer Stadt- und Landkreise in Ostpreußen vorbereitet. Alle Kreise waren mehr oder weniger gut vertreten, ebenso wie fast alle Bundesländer.
Unter den über 100 erstmaligen Teilnehmern fanden sich auffallend viele Nachkriegs-Jahrgänge. Ulrike Madeya aus Kiel präsentierte einen ostpreußischen Handarbeitsstand. Doch die Kulturgruppen aus Polen und Litauen kamen am weitesten her, denn die Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern hatte fast 80 Gäste aus Ostpreußen eingeladen.
Ein Bus war aus Ermland-Masuren mit den Chören „Stimme der Heimat“ Lötzen, „Warmia“ Heilsberg und der Jugend-Tanzgruppe „Saga“ aus Bartenstein angereist, ein weiterer kam aus Memel (Klaipėda) mit dem Schülerchor des deutsch-litauischen Hermann-Sudermann-Gymansiums.
Der befreundete russische Kant-Chor Gumbinnen sandte ein Gruß-Video, weil er leider nicht über die polnisch-russische Grenze durfte. Die Gruppen übernachteten aus Kostengründen im nahen Stettin.
Musikalisch umrahmt wurde das Landestreffen vom hochprofessionellen Landespolizeiorchester MV mit dem Dirigenten Johannes Meures.
Und plötzlich kam ein Elch dazu…
Zu „Preußens Gloria“ und vor den staunenden Augen des Publikums posierte ein lebensgroßer Elch vor der Bühne auf und ab. Diese naturgetreue Skulptur aus Polen ist eine Referenz der Ostpreußen-Landesgruppe MV an das 300-jährige Gumbinnen, von Preußenkönig Friedrich-Wilhelm I. am 24. Mai 1724 gegründet, sowie an die drei mittelalterlichen Teilstädte von Königsberg – Altstadt, Löbenicht und Kneiphof, die der Soldatenkönig ebenfalls vor 300 Jahren am 13. Juni 1724 zu einer Stadt vereinigte.
So war es eine besondere Ehre, dass der evangelische Pfarrer Philip Kiril Prinz von Preußen (siehe Titelbild) als ältester Ur-Ur-Enkel des letzten deutschen Kaisers in Anklam die Morgenandacht hielt.
Zum feierlichen Totengedenken wurden die seit Jahresbeginn bekannt gewordenen Verstorbenen namentlich erinnert. Ihnen und der Heimat zu Ehren stimmten die Landsleute stehend in ihre Heimathymne vom „Land der dunklen Wälder“ ein.
Engagierte Grußworte entboten der stellvertretende Landrat von Vorpommern-Greifswald, Jörg Hasselmann, sowie Barbara Rużewicz vom Deutschen Verein Lötzen und Arnold Piklaps vom Verein der Deutschen in Klaipeda.
Immanuel Kant sprach als „Ehrengast“ in Anklam
Historischer Ehrengast war diesmal aus Anlass seines 300. Geburtstages der berühmte Philosoph aus Königsberg, IMMANUEL KANT, in historischem Kostüm dargestellt vom Verfasser dieser Zeilen (siehe letztes Foto).
Kant berichtete aus seinem Leben in Königsberg und Ostpreußen, welches er nie verlassen hat. Besonders mahnte der größte Philosoph der Aufklärung den Weltfrieden an. Nur wenige wissen, dass Russland im Siebenjährigen Krieg ganz Ostpreußen von 1758 – 1762 schon einmal besetzte und Kant dadurch zeitweise russischer Staatsbürger war.
Er rief aber nicht zu Widerstand, Gewalt und Ungehorsam auf, sondern hat diese Umstände ertragen. Und tatsächlich: Nach dem Tod von Zarin Elisabeth gab ihr Sohn, Zar Peter III., Ostpreußen an Preußen zurück.
In seiner wegweisenden Schrift „Zum ewigen Frieden“ zeigte Kant genau diesen Verhandlungsweg als einzig mögliche Lösung auf. Sonst steuert die Menschheit auf die globale Katastrophe und Friedhofsruhe zu – eine andere Art „ewigen Friedens“, die niemand wollen kann.
Kant: „Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir“
Als Dank für diesen Vortrag erhielt der Referent aus den Händen von Landsmann Manfred Milewski aus Lyck.eine frisch geprägte 20-Euro-Münze mit dem Bildnis Kants und seinem bekanntesten Ausspruch vom „bestirnten Himmel über mir und dem moralischen Gesetz in mir“.
Den kulturell-musikalischen Auftakt nach der Mittagspause machte das Mecklenburg-Pommeraner Folklore-Ensemble Ribnitz-Damgarten mit einem Feuerwerk an Volkstänzen, Kostümen und Farben. Währenddessen sammelten zwei Mitarbeiterinnen der Deutsche Kriegsgräberfürsorge MV aus Schwerin im Saal fast 800,00 Euro Spenden für die friedensstiftende Arbeit des Volksbundes ein.
Die angereisten Kulturgruppen aus Ostpreußen hatten eigens für Anklam musikalische Grüße aus der Heimat mitgebracht. Der Schülerchor des Hermann-Sudermann-Gymnasiums Memel (Klaipeda) und seine Lehrerin Frau Asta begeisterten unter anderem mit „Sag mir, wo die Blumen sind“, „Zogen einst fünf wilde Schwäne“ und „Ännchen von Tharau“.
In ihren farbenfrohen Kostümen und Trachten waren auch die Kinder und Jugendlichen der Tanzgruppe „Saga“ eine Augenweide. Der Chor „Stimme der Heimat“ Lötzen (Giżycko) hatte einen deutsch-polnischen Liederstrauß vorbereitet, darunter das Lieblingslied von Papst Johannes Paul II. „Licze na Ciebie, Ojcze“.
Stimmungsvolle Polonaise durch den Saal
Beim Auftritt des Chores „Warmia“ Heilsberg erreichte das Landestreffen seinen Höhepunkt. Mit Stimmungsliedern brachte Ewa Huss-Nowosielska mit ihren Damen und kräftigen Stimmungsliedern das Volkshaus zum Kochen – auch diesmal bildete sich eine lange Polonaise durch den ganzen Saal.
Im Großen Finale kamen alle Mitwirkenden noch einmal auf die Bühne und beendeten dieses schöne Treffen mit gegenseitig gereichten Händen und dem gemeinsamen Singen des Ostpreußenliedes.
Den größten Dank erhielten aber die 30 fleißigen ehrenamtlichen Helfer für ihre vorbildliche Organisation und Betreuung – ob am Büchertisch und am Stand mit Bärenfang zu alten Preisen und einem Riesenumsatz.
Bei nur 10 Euro Eintritt inklusive Mittagessen, Kaffee, Kuchen und einer Saalrunde „Trakehner Blut“ schrieb auch dieses Landestreffen wieder eine „Schwarze Null“ – nicht zuletzt dank vieler kleiner und großer Spenden sowie der freundlichen Förderung durch die Landesregierung MV.
Fotos: Gunter Hartter, Berlin
2 Antworten
Danke, dass Sie als fast Einzige darüber berichten. Früher waren cdu und csu Schutzschild und Schirmherr der Vertriebenen. Alles vorbei. Jetzt paktieren sie lieber mit der antifa oder mit grün.
Es ist immer schön sowas zu lesen