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Gründe und Hintergründe für die öffentliche Demontage von Benedikt XVI.

Von Prof. Dr. Hubert Gindert

Presseberichte mit Behauptungen, der 20. Januar 2022 mit der Präsentation des Gutachtens von Westsphal-Spilker-Wastl sei ein „historischer Tag“ für die katholische Kirche, die „moralische Institution sei erschüttert“, der „Missbrauchsskandal ist zu einer zentralen Überlebensfrage für die katholische Kirche in Deutschland in ihrer heutigen Verfasstheit geworden“, kann man nicht übergehen (Augsburger Allgemeine Zeitung, 21. – 22./23.1.).

Die AZ weiter: Der „Missbrauchsskandal hat endgültig die Spitze der Kirche erreicht… das Denkmal Benedikt (ist) nachhaltig beschädigt und ist ein Versagen des Systems“.

Ihm wird im Gutachten vorgeworfen, dass er als Erzbischof von München (1977 – 1982) im Jahre 1980 den sexuell bereits straffälligen Priester Peter H. aus Essen in die Diözese aufgenommen und mit Kenntnis („überwiegend wahrscheinlich“) in der Seelsorge eingesetzt habe.

Diese Behauptung wurde von seinem Sekretär Georg Gänswein und von seinem Biografen Peter Seewald sowie auch von Benedikt XVI. selbst dementiert.

Warum wird der „Demontage“ dem em. Papst Benedikt XVI. eine solche Bedeutung beigemessen?

Joseph Ratzinger war nicht nur Erzbischof der Diözese München. Er war zuvor Theologieprofessor, danach Präfekt der Glaubenskongregation und ab 2005 bis zu seinem Amtsverzicht 2013 Papst der katholischen Weltkirche.

Ihn moralisch zu disqualifizieren und vom „Sockel zu stürzten“, würde ihn in allen verschiedenen Funktionen treffen. Das erklärt die „sprunghafte Feindseligkeit“ und seine Bedeutung für die katholische Kirche in Deutschland.

Diese steht im „Synodalen Prozess“, in dem die sexuellen Missbrauchsfälle instrumentalisiert werden, um eine Kirche zu installieren, die sich an der „Lebenswirklichkeit“ der Welt ausrichtet.

Der Stellenwert von Papst Benedikt XVI. em. in seinen verschiedenen Funktionen kann nur beispielhaft und stichpunktartig angedeutet werden:

Als Theologe hat er verhindert, dass Jesus Christus vom Gottes Sohn zu einem großartigen und edlen Menschen umfunktioniert wurde, wie das Theologen und Professoren versuchten, deren Bedeutung vor allem darin besteht, dass sie zentrale Glaubenswahrheiten infrage gestellt haben. Ihre Auseinandersetzung mit Ratzinger bestand in dem Diktum: „Ratzinger liest man nicht“.

Als Bischof von München versuchte er, das Glaubensleben zu verlebendigen. Schon damals hatte er gegenüber sexuellen Missbrauchsfällen eine klare Haltung, die dann im energischen Vorgehen in Rom deutlich wurde – in einer Zeit, als sich die deutschen Bischöfe mit dieser Problematik noch nicht beschäftigten.

Als Präfekt der Glaubenskongregation hat er die „Theologie der Befreiung“, die nicht nur in Lateinamerika große Verwirrung gestiftet hat, als eine Variante des Marxismus entlarvt.

Auch als Verantwortlicher für die Weltkirche hat er der katholischen Kirche in Deutschland immer wieder einen Rettungsring zugeworfen, z.B. in seiner Freiburger Rede über die Entweltlichung unserer Kirche.

Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. em. steht den Kirchenveränderern des „Synodalen Prozesses“ im Weg. Sie führen die katholische Kirche in ein „religiöses Niemandsland“, weil sie nicht mehr die Kirche Jesu Christi sein würde, sondern eine menschengemachte Institution, die niemand braucht.

Unser Autor Prof. Dr. Hubert Gindert leitet den Dachverband FORUM DEUTSCHER KATHOLIKEN und die Monatszeitschrift DER FELS

Kommentare

2 Antworten

  1. Dieser Ausführung kann man nur zustimmen.
    Besonders das im Wege stehen von P. Benedikt em. zum synodalen Weg. Die Agierenden wissen, dass noch viele Gläubige sich hinter P. Benedikt em. und dessen Positionen stellen

    Ich las, schon im Jahre 1978 hat sich Ratzinger in kirchlichen Sitzungen über einen anderen, strengeren Umgang mit Missbrauchstätern innerhalb der Kirche ausgesprochen.
    Damals war die Kenntnis nicht so weit. Man dachte auch von Sexualwissenschaftlern her, man würden den Opfern durch die Fragen mehr schaden als dass die Tat schädigen würde. Quasi lieber nicht drüber reden. Eindeutig ein Irrweg, der beschritten wurde.
    Und die Priester und die kirchlichen Verantwortlichen von damals schlossen sich diesen Sexualwissenschaftlichen Erkenntnissen weitgehend an.
    So kann ich mir die Vertuschungspraxis aus den Jahren erklären.

    Ratzinger war immer für einen strengere Gangart in der Sache. Im Strafrecht von damals bis in die 1980er wurden diese Taten (ausser schwere Misshandlung und Vergewaltigung) als Vergehen bagatellisiert . Erst später kam es dazu, dass sexueller Missbrauch gegenüber Minderjährigen ein Strafbestand ist.
    Dieses ganze wird überhaupt nicht in den Medien diskutiert.
    Bischof Bätzing, der vor kurzem in einer Talkshow sass, redete nur von: mea culpa!
    Anstatt mal die Historie zu diesem Thema anzusprechen. Natürlich nicht bagatellisieren. Aber klar in der Sache.

    Ich denke, Ratzinger war damals ein einsamer Kämpfer.

  2. Umso deutlicher müsste man als Konsequenz der verkehrten Sexualpädagogik als Folgeerscheinung der 68-er Jahre komplettes Versagen aussprechen! Was hat diese „Schule“ an Beschädigung bei unseren Kindern und Kindeskindern angerichtet? Aber da regt sich keinerlei Kritik oder Richtigstellung!

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