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Hamburgs neuer Erzbischof gibt glaubenstreuen Katholiken wenig Hoffnung

Von Prof. Dr. Hubert Gindert

Der König ist tot („le roi est mort“). Es lebe der König („vive le roi“)!  – Das war der Ruf, der in der alten Monarchie den neuen König begleitete. Darin drückte sich die Hoffnung auf einen guten Neuanfang aus.

Den Katholiken in Deutschland geht es ähnlich, wenn ein vakanter Bischofsstuhl, wie kürzlich in Hamburg, neu besetzt wird. Denn die katholische Kirche in Deutschland hat Hoffnungsträger bitter nötig. 0000009699_3

Kam es in Hamburg dazu?  – Ein Interview vom 3.8.2015 gibt Aufschluss.

Der neue Erzbischof kann seine Wohnung noch nicht beziehen. Sie wird noch „energetisch saniert“. „Bauzäune sind keine da, auch keine Security, die Neugierige vertreibt wie vor Jahren auf dem Limburger Domberg“. Das meint Joachim Frank, ein ehemaliger katholischer Pfarrer, der Interviewpartner von Erzbischof Heße.

BILD: Dr. Hubert Gindert spricht auf dem von ihm geleiteten Kongreß „Freude am Glauben“

„Eine goldene Badewanne gäbe es auch nicht zu sehen, witzelt Heße nebenan in seinen Diensträumen“, so heißt es im Interview weiter. Eine peinliche Anbiederung, getan in dem Wissen, dass es keine goldene Badewanne in Limburg gab und dass sie nur für die Treue von Bischof Tebartz-van Elst zur Lehre der Kirche herhalten muss. Eine erste Positionierung.

Auf die Frage nach der Art, wie der Erzbischof in seinem Amt „von außen wahrgenommen“ werde, antwortet Heße:

„Also nach mir fragt hier so direkt erst mal keiner. In der pluralen, säkularen Gesellschaft – gerade hier in Hamburg – bin ich einer von vielen. Aber wir werden als Kirche akzeptiert und respektiert. Und: die Politik rechnet mit uns“.

Das klingt durchaus selbstbewusst. Ob „die Kirche akzeptiert“ und „respektiert“ wird und die „Politik mit ihr rechnet“, wird sich zeigen, wenn diese Hamburger Kirche katholische Positionen bezieht.

Erzbischof Heße: „Auf das kath. Lehramt wartet hier keiner“

Zur Kapitalismuskritik in der Enzyklika von Papst Franziskus „laudato si“ gefragt, antwortet Heße:

Ich verstehe den Papst so, dass er zum Dialog aufruft, wie ökologisches Gleichgewicht und soziale Gerechtigkeit weltweit gefördert werden können. Darin könnte bei uns in Hamburg eine Chance liegen, verschiedene Gruppen und Positionen miteinander ins Gespräch zu bringen. Kirche als Moderatorin oder Mediatorin“ und der Interviewer weiter „und nicht als belehrende?“  1523

Darauf sagt Heße: „Auf das katholische Lehramt wartet hier keiner.“

Aber auch, wenn noch keiner auf den Erzbischof zugegangen ist, ist es Heße nicht verwehrt, im Sinn von Papst Franziskus auf die Menschen zuzugehen und sie mit der Lehre der Kirche bekannt zu machen. Denn die erste Aufgabe des Bischofs ist, allen die frohe Botschaft Gottes zu verkünden (vgl. KKK, Ziff 888). Das ist nämlich der Inhalt des katholischen Lehramtes.

Gefragt nach seiner Meinung zum neuen kirchlichen Arbeitsrecht, gibt Erzbischof Heße von sich:

„Mein Standpunkt ist klar: die Änderungen sind richtig und notwendig. Anders könnten wir auch gar nicht weitermachen, weil wir sonst zu wenig qualifizierte Mitarbeiter bekämen, um unsere Einrichtungen zu betreiben, insbesondere unsere 25 katholischen Schulen, die Kitas oder die Beratungsstellen der Caritas mit ihrer großen missionarischen Ausstrahlung. Das neue Arbeitsrecht verpflichtet uns, intensiver zu fragen, was das ‚Katholische‘ unserer Einrichtungen ausmacht.“

Erzbischof Heße findet die Änderungen im Arbeitsrecht, die eine deutliche Minderung der Loyalität und Kirchlichkeit der Mitarbeiter in kirchlichen Einrichtungen zur Folge haben, richtig, weil man sonst keine ausreichende Zahl qualifizierter Mitarbeiter bekäme und „nicht weitermachen“ könne. Gleichzeitig spricht er von einer „großen missionarischen Ausstrahlung“ und von der Verpflichtung „intensiver zu fragen, was das ‚Katholische‘ unserer Einrichtungen ausmacht“.

Papst Benedikts Aufruf zur Entweltlichung

Ein offensichtlicher Widerspruch: Wenn die „missionarische Ausstrahlung“ noch gefragt ist, sollte Erzbischof Heße einmal nachlesen, was Papst Benedikt XVI. in seiner Freiburger Rede am 25. September 2011 zur Entweltlichung gesagt hat. Zur Erinnerung: per ebay

„Um ihrem eigentlichen Auftrag zu genügen, muss die Kirche immer wieder die Anstrengung unternehmen, sich von dieser ihrer Verweltlichung zu lösen und wieder offen auf Gott hin zu werden… Das missionarische Zeugnis der entweltlichten Kirche tritt klarer zu Tage. Die von materiellen und politischen Lasten und Privilegien befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein…

D.h. natürlich nicht, sich aus der Welt zurückzuziehen, sondern das Gegenteil. Eine vom weltlichen entlastete Kirche vermag gerade auch im sozial-caritativem Bereich den Menschen, den leidenden wie ihren Helfern, die besondere Lebenskraft des christlichen Glaubens zu vermitteln. Der Liebesdienst ist für die Kirche nicht eine Art Wohlfahrtsaktivität, die man auch anderen überlassen könnte, sondern gehört zu ihrem Wesen, ist unverzichtbarer Wesensausdruck ihrer selbst“.

Um sein Welt- und Kirchenbild zu rechtfertigen, versucht der neue Hamburger Erzbischof, jene Bischofskollegen, die seinen Standpunkt zum neuen kirchlichen Arbeitsrecht nicht teilen, zu unterstellen, sie hätten „Berührungsängste mit ihrer Umgebung“ und wollten eine „Kirche der Reinen“.

Unzutreffende Vereinnahmung eines Papstzitates

Auf die Frage, ob er sich über diese Bischöfe ärgere, äußert Heße: „Was heißt ärgern?… Aber ich frage mich, welches Kirchenbild steht dahinter? Wollen wir eine Kirche sein, die ihren Platz mitten in der Welt hat? Dann müssen wir nahe am Leben der Menschen sein und möglichst viele mitzunehmen versuchen. media-521118-2

Oder wollen wir sozusagen eine Kirche ‚Kirche der Reinen‘ ohne existenzielle Schwierigkeiten und Brüche? Das wäre dann eine kleine, sehr kleine Schar, die nur wenige Berührungspunkte mit ihrer Umgebung hätte. Ich glaube, das ist nicht die Kirche, von der Papst Franziskus sagt: ‚Mir ist eine‘ ‚verbeulte‘ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straße hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist“.

Der Versuch von Heße, seinen Standpunkt mit dem Papstzitat zu retten, ist deshalb deplatziert, weil sich Papst Franziskus nicht in dem Sinn geäußert hat, dass eine „verbeulte Kirche“ eine solche ist, die die Lehre Jesu und der Kirche auf ihrem Weg zu den Menschen an den Rändern der Gesellschaft auf dem Altar der Anpassung an den gesellschaftlichen Mainstream opfern kann.

Erzbischof Heße und die „Vielfalt der Lebensformen“

Der Erzbischof outet sich weiter, wenn er über die traditionelle Ehe spricht: „Ich glaube, sie (die Kirche) kann sich den Realitäten des Lebens nicht mehr verschließen.“  –  Auf den Einwurf des Interviewers „Die katholische Kirche (hält) bislang nur ein Idealmodell bereit: die traditionelle Ehe mit Kindern“ reagiert er folgendermaßen:  IMG_1468 - Kopie

„Deswegen sage ich ja: wir müssen auf die Vielfalt der Lebensformen schauen, die nun einmal da sind. Hier bei uns sehe ich natürlich auch gleichgeschlechtliche Paare in den Dom kommen… und wir müssen es doch wertschätzen, wenn in homosexuellen Beziehungen Werte wie Treue und Verlässlichkeit gelebt werden“.

Dazu folgendes: Die Kirche in Deutschland, insbesondere Bischöfe und Pfarrer, haben die „Realitäten des Lebens“ bisher in Predigt, Katechese und in bischöflichen Schreiben kaum zur Kenntnis genommen bzw. Stellung aus der Sicht des Glaubens bezogen.

Es geht nicht darum „auf die Vielfalt der Lebensformen zu schauen“, sondern darauf, aus der Sicht des Glaubens zu antworten. Das ist nämlich nicht geschehen.

Was die häufig strapazierten „Werte von Treue und Verlässlichkeit“ homosexueller Paare betrifft, sollte der Erzbischof einmal die durchschnittliche Dauer homosexueller Beziehungen zur Kenntnis nehmen. Das wäre auch Realitätsbezug. Schließlich langweilen uns allmählich solche allgemeinen Sätze, mit denen unter Getöse offene Tore erstürmt werden, wie sie Heße am Ende des Interviews von sich gibt:

„Ich verstehe den Wunsch der Menschen, dass die Kirche auch nach dem Scheitern einer Ehe für sie da ist und wünsche mir lebbare Formen für die kirchliche Anerkennung und Begleitung, wenn diese Menschen neue Beziehungen eingehen. Ohne deswegen das Ideal der Ehe aufzugeben…“

Es mag schon sein, dass der neue Erzbischof von Hamburg und die dortige Kirche „akzeptiert“ wird; ob sie auch respektiert wird, ist eine ganz andere Frage – und auch, ob die Politik eine solche Kirche braucht. Entscheidend ist aber, ob die Kirche den Auftrag ihres Stifters erfüllt. Das scheint nach den Ausführungen des neuen Hamburger Erzbischofs nicht gesichert zu sein. Die Katholiken in Deutschland sind um eine Hoffnung ärmer.

Unser Autor Prof. Dr. Hubert Gindert ist Herausgeber der Monatszeitschrift FELS und Leiter des Dachverbandes „Forum Deutscher Katholiken“, der den jährlichen Kongreß „Freude am Glauben“ veranstaltet

Kommentare

7 Antworten

  1. „Was will er dann überhaupt in Hamburg?“

    Zitat
    Darauf sagt Heße: „Auf das katholische Lehramt wartet hier keiner.“
    Zitat Ende

    Nachstehend wird er aber deutlicher! Seine Exzellenz möchte die „Wünsch dir was Kirche“ in Hamburg gründen, die sich an Idealen orientiert. Da kommt ein wenig Freude auf!

    Dann hat der Hamburger Bischof ja doch etwas vom Lehramt mitgebracht. Aber über die „wahre Lehre“ wird er wohl nur sprechen, wenn es die „Gläubigen“ wünschen – selbstverständlich nur um diese Schäfchen nicht mit einem Ideal zu erschrecken und vielleicht nachdenklich zu stimmen.

    Zitat
    Ich verstehe den Wunsch der Menschen, dass die Kirche auch nach dem Scheitern einer Ehe für sie da ist und wünsche mir lebbare Formen für die kirchliche Anerkennung und Begleitung, wenn diese Menschen neue Beziehungen eingehen. Ohne deswegen das Ideal der Ehe aufzugeben…“
    Zitat Ende

    Ich deute die vorstehende Aussage so, dass er „Lehre und Amt“ überaus verständnisvoll so lange anpassen will, bis die Lehre so platt gebügelt ist, dass sich niemand mehr daran stoßen kann. Hoffentlich muss am Ende dieses Prozesses die kleine Gemeinschaft der „Ein-Ehe-Idealisten“ kein schlechtes Gewissen haben.

    Leider hat seine Exzellenz nicht gesagt, wie viele „neu eingegangene Beziehungen“ er verständnisvoll begleiten und eine Form der kirchlichen Anerkennung finden möchte.

    Wenn einer der Partner eine neue Beziehung eingeht, weil er nicht mehr das Gefühl von „Flugzeugen im Bauch“ bei seinem bisherigen Partner verspürt und diese „Flugzeuge“ in der neuen Beziehung wieder aufgestiegen sind, sollte das für seien Exzellenz ein wahrer Grund sein, sich über Anerkennung und Begleitung tief schürfende Gedanken zu machen.

    Zitat
    Deswegen sage ich ja: wir müssen auf die Vielfalt der Lebensformen schauen, die nun einmal da sind.
    Zitat Ende

    Es gibt keine Verpflichtung sich jede „Lebensform“ näher ansehen zu müssen – auch nicht für einen Bischof.
    Welche Einrichtungen und Lokalitäten will der Bischof – besonders in Hamburg – auf der Suche nach den „vielfältigen Lebensformen“ besuchen, um sich einen umfassenden Überblick über diese „Lebensformen“ zu schaffen? Auch einem Bischof ist es erlaubt, um gewisse zwischenmenschliche Handlungen – nicht nur geistig – einen großen Bogen zu machen und sich diese Lebensformen nicht ansehen zu müssen, denn es sollte ihm genügen, das Ideal zu predigen – wenn er dazu nicht zu feige ist.

    mfg

    1. „Nur zur Info oder wer gewährt wem ein Interview!“

      Zitat
      Das meint Joachim Frank, ein ehemaliger katholischer Pfarrer, der Interviewpartner von Erzbischof Heße.
      Zitat Ende

      EB Heße und em. Kard. Meisner kennen Frank sehr gut aus ihrer Kölner Zeit.

      Zitat em. Kard. Meisner
      Meisner: Und Sie wissen, mit Frank stand ich nicht immer gut. Sie kennen ja auch sicher seine Biografie.
      Zitat Ende

      Quelle:
      http://www.deutschlandfunk.de/joachim-meisner-der-sagt-sehr-deutlich-was-er-denkt.1295.de.html?dram:article_id=315572

      Joachim Frank ist Chefkorrespondent des Kölner Stadt-Anzeiger, der Berliner Zeitung und der Mitteldeutschen Zeitung.

      Joachim Frank und sein Buch „Wie kurieren wir die Kirche?“

      http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Steinfurt/Steinfurt/2014/01/1419778-Joachim-Frank-und-sein-Buch-Wie-kurieren-wir-die-Kirche-Keine-strenge-Gouvernante

      —————————————–

      04 Dezember 2012, 11:10
      Die Causa ‚Joachim Frank‘

      http://kath.net/news/39163

      —————————————-

  2. Wie sehr sich unser neuer Oberhirte um die Sorgen seiner Schutzbefohlenen kümmert, hat sich mir gezeigt, als ich ihm zu seinen Aussagen einen höfliche, aber eben sorgenvolle E-Mail schrieb: Weder Eingangsbestätigung noch Antwort!
    Eine Exzellenz spricht eben nicht mit jedem!

  3. Da dreht sich einem der Magen um, wenn man das hört. In unserer turbulenten Zeit ist es gerade wichtig, daß man einen festen Halt bekommt, wenn alles um einen herum am Einstürzen ist. Es kann doch nicht sein, daß der Lehrplan Gottes aufgeweicht wird, nur um wieder ,, IN“ zu sein. Klar muß sich gerade um die Schäfchen gekümmert werden, die vom Weg abweichen, aber es kann doch nicht sein, daß der Hirte auch noch einknickt. Zu zweifeln ist ja nichts Schlimmes, aber es wird zum Problem, wenn man dauernd nach anderer Leute Pfeife tanzt und Regeln abändert, die es wohl nicht ohne Grund gibt.
    Dem ,Mainstream‘ dauernd zu folgen, nur weil man dazugehören will, zeigt mir, daß man keinesfalls mit beiden Beinen fest im Leben steht, sondern eher am Stock geht.
    Da würde ich mich als Bischof freuen, wenn meine Herde im Gebet und im Glauben so treu hinter mir steht !

    1. Lieber Erzengel, mit scheint, das ist nicht sein Ziel. Ich sehe einen weiteren „Trauerfall“ im Reigen unserer deutschsprachigen Bischöfe: Angepasst an den Zeitgeist!
      Ob der Bischof seiner Verantwortung gerecht wird, nämlich zuerst das Wort Gottes zu verkünden, wage ich zu bezweifeln.
      mfg

      1. Lieber Horst Ditz, da kommt man auf die Frage, wie man dann überhaupt Priester werden kann !? Für mich ganz persönlich versuche ich den richtigen Weg zu gehen. Mir helfen da die Worte unseres – leider viel zu früh verstorbenen – Erzbischofs Johannes Dyba, die er bei seiner letzten Priesterweihe zu den angehenden Neupriestern gesprochen hat.
        Es ging an diesem Tag im Evangelium um die Stelle, wo Jesus zu seinen Aposteln sagte:
        ,,Kommt, laßt uns in das Boot steigen, wir wollen ans andere Ufer fahren.“ u.s.w.
        Und unser Bischof meinte dazu: Ich bin vor langer Zeit schon in dieses Boot gestiegen, und ich kann Ihnen aus Erfahrung sagen: das Boot wird auch in unserer Zeit mächtig schwanken ! Ja, es wird stürmisch ! – Aber für uns sind 2 Dinge ganz wichtig:
        1. es wird nicht untergehen, und 2. wir werden das andere Ufer erreichen !“

        Das gibt mir Kraft. Nicht anpassen, sondern durchglauben !
        mfg

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