Erstmals meldet sich in der Euro-Debatte jetzt auch das deutsche Handwerk zu Wort: Sein Zentralverband appelliert an die Bundesregierung, für die Euro-Rettung nicht jeden Preis zu zahlen.
„Die Stabilisierung der Währungsunion ist kein Ziel an sich, das ungeachtet aller damit verbundenen Kosten verfolgt werden kann und darf“, schreibt Verbandspräsident Otto Kentzler in einem Positionspapier, das dem Handelsblatt vorliegt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zunächst Frankreichs Präsident François Hollande und dann Italiens Ministerpräsident Mario Monti versprochen, alles zu tun, um den Euro zu retten.
Verbandschef Kentzler, der rund eine Million Betriebe und fünf Millionen Beschäftigte in Deutschland vertritt, warnt dagegen: „Die Kosten dürfen keinesfalls größer werden als der Nutzen.“ – Andernfalls drohe die Zustimmung der Bürger zu schwinden.
Finanzhilfen dürften zudem nicht dazu führen, daß der Reformdruck in den Empfängerländern sinkt:
„Es ist den Bürgern und Unternehmen in den leistungsfähigen Stabilitätsländern nicht zuzumuten, im Ergebnis staatlicher Garantien, im Rahmen von Eurobonds oder Altschuldentilgungsfonds, für die politischen Fehlentscheidungen anderer Staaten haften zu müssen ohne Hoffnung auf tatsächliche Besserung“, schreibt Kentzler.
Die Refinanzierung des dauerhaften Rettungsschirms ESM durch die Europäische Zentralbank (EZB) berge „massive Gefahren für die Funktionsfähigkeit der Währungsunion insgesamt“, heißt es in dem Papier weiter.
Eine Flutung der Finanzsysteme mit zusätzlichem Geld der EZB könne rasch zu einer Ausweitung der inflationsrelevanten Geldmenge führen. „Wenn das Geldmengenwachstum nicht mehr durch die realwirtschaftliche Entwicklung unterlegt ist, droht Inflation“, warnt der Handwerksverband.
Quelle: Handelsblatt, Fulda-Info