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Hat man die Alleinerziehenden bei der römischen Familiensynode vergessen?

Von Dr. med. Edith Breburda

In dem Offenen Brief von Katrina Fernandez, einer alleinerziehenden Mutter, an die Synodenväter in Rom heißt es: dr-breburda1

„Täglich schaute ich die Nachrichten über die Synode an. Ich wollte zwei Wörter finden. Sie haben bestimmt keine große Bedeutung. Aber ich fand nichts über „alleinerziehende Eltern“, so sehr ich auch hoffte.

Unter den Synodenvätern sind auch Nicht-Katholiken; sie kommen von überall her und sprechen über Geschiedene, Wiederverheiratete, Gleichgeschlechtliche, neue Rollen der Frau in der Kirche, Evangelische, die mit Katholiken verheiratet sind und auch zur Kommunion wollen… nur ein Thema fehlt: alleinerziehende Eltern. Warum wird so eine große Gruppe von Menschen andauernd ignoriert?“

In dem Schreiben heißt es u.a. weiter:

„Eines von vier Kindern in den USA wird von nur einem Elternteil großgezogen. Die Kinder und ihre sich abmühenden alleinerziehenden Väter oder Mütter haben es bestimmt verdient, in der Synode erwähnt zu werden. Man könnte fast denken, die Bischöfe interessieren sich nicht für Alleinerziehende.

Weil wir nicht in ihr Schema passen, wissen sie gar nicht, was sie mit uns tun sollen. Bei der außerordentlichen Synode letztes Jahr wurden Single-Eltern nur mit einem kleinen Satz im Schlussdokument erwähnt. Man sprach von der speziellen Aufmerksamkeit, die man Müttern zukommen lassen sollte, die alleine die Erziehungsverantwortung tragen. Was man damit aussagen wollte, war keinem klar. Und dieses Jahr ist kein einziges Wort über die „spezielle Aufmerksamkeit“ gefallen. Wer ist darüber nicht gekränkt? 

SAMSUNG CSCMan redet zwar über zerrüttete Familien. Die weitere Diskussion geht dann aber über zum Empfang der Sakramente. Obwohl es sich doch gerade hier anbieten würde, über Single-Eltern zu reden. Warum fragt sich die Kirche nicht, wie sie diesen Alleinerziehenden besser helfen könnte?

BILD: Auch Alleinerziehende und ihre Kinder bedürfen der aufmerksamen Sorge der Kirche (Foto: Dr. E. Breburda)

Wenn Alleinerziehende unter den Synodenmitgliedern wären, hätten sie diese Frage bestimmt gestellt. Alleinerziehende können genauso viel beitragen wie Geschiedene und Wiederverheiratete. Auch wir Single-Eltern brauchen eine spirituelle Begleitung. Wir brauchen noch mehr Unterstützung als Eltern, weil wir ja alleine sind, Kinder großzuziehen, ohne die Hilfe eines Ehemannes oder einer Ehefrau.

Was kann uns die Kirche bieten? Alleinerziehende, die nicht von der Kirche aufgefangen werden, haben es schwer, den Glauben an ihre Kinder weiterzugeben. Sie sind durch all die Anforderungen, die man an sie stellt, zu erschöpft, um sich auch noch geistig um ihre Kinder zu kümmern.

Die Kirche kann von Alleinerziehenden durchaus profitieren. Das sehen wir an dem gerade heilig gesprochenen Louis Martin, der die hl. Theresa großgezogen hat. Auch der hl. Don Bosco oder der hl. Papst Johannes Paul II, Edith Stein, Elizabeth Ann Seton: sie alle wurden von einem alleinerziehenden Elternteil großgezogen.DSC_0553

Noch ist es Zeit, diese Diskussion in die Synode einzubringen, zu diskutieren, wie man uns helfen kann, damit wir spüren, dass auch unsere kleine Familie ein Anliegen für die Synode ist.“  –  Soweit Katrina Fernandez in ihrem besorgten Brief an die Synodenväter (1).

Eine Studie aus Finnland gibt der Mutter Recht. Sie eröffnet zudem eine ganz andere Perspektive:

Forscher fanden heraus, dass gut gebildete, verheiratete Frauen und Männer im Durchschnitt länger leben. Mit 40 Jahren ist in etwa die Lebensmitte erreicht. Was dann noch an Jahren hinzukommt, hängt nicht nur vom Geschlecht, sondern auch vom sozialen Stand ab. Der Verheiratet lebt im Durchschnitt 8 Jahre länger.

Der Grund: verheiratete Menschen erkranken seltener an Herz- und Kreislauf-Erkrankungen. Auch die selbstverschuldeten Todesursachen wie nikotin-oder alkoholbedingte Krankheiten oder Verkehrsunfälle, Morde, Selbstmorde sind in dieser Gruppe seltener. Lebensführung und soziale Umweltbedingungen spielen eine Rolle. Aber auch individuelle Faktoren wie die psychologische Gesundheit und die Fähigkeit, das eigene Leben zu kontrollieren, sind von Bedeutung für ein längeres Leben (2).

Literatur:
(1)Fernandez K.: A Single Mother’s open letter to the Synod Fathers. Single parents have raised saints; they need and deserve more pastoral care than they are getting. 19. Oktober 2015
(2) Jasilionis D. et al.: Do Vanguard Populations pave the way towards higher life expectancy for other population groups. Population, doiÖ10.3917-pope.1404.0531; 2014BookCoverImage

Unsere Autorin Dr. med. Edith Breburda ist Bioethik-Expertin und Veterinär-Medizinerin (Tierärztin); sie lebt in den USA (Bundesstaat Wisconsin). 

Weiterführende Literatur, Artikel und Bücher von Dr. Edith Breburda: http://scivias-publisher.blogspot.com/p/blog-page.html

Ediths Buch-Neuerscheinung REPRODUKTIVE FREIHEIT vom Juni 2015: https://charismatismus.wordpress.com/2015/06/20/neuerscheinungbuch-empfehlung-reproduktive-freiheit-von-dr-edith-breburda/

Dieses sachkundige und zugleich verständliche Buch “Reproduktive Freiheit” (viele bioethische und aktuelle Themen) kann portofrei für 22,30 Euro bei uns bezogen werden: felizitas.kueble@web.de (Tel. 0251-616768)

Kommentare

Eine Antwort

  1. Ich weiß ja nicht genau, was auf der Synode besprochen wird bzw. werden soll. Aber die Probleme der Alleinerziehenden sind eher im praktischen Bereich anzusiedeln. Es geht dabei weniger um theologische oder lehramtliche Fragen, sondern eher um karitative.

    Vielleicht ist das ein Grund, dass Alleinerziehende in der Synode weniger vorkommen.

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