Top-Beiträge

Links

Von Elmar Lübbers-Paal

Dass der Sohn eines armen Kleinbauern, der sich noch mit anderen kleinen Tätigkeiten Geld dazu verdienen musste, im Jahre 1903 zum Papst gewählt würde, konnte niemand ahnen.

Ehe es zur Wahl von Guiseppe Melchiore Sarto zu Papst Pius X. kam, war nämlich ein anderer Kirchenmann der Favorit des Kardinalskollegiums: Kardinal Mariano Rampolla del Tindaro. Es fehlten ihm bei einem Wahlgang nur noch wenige Stimmen für das Papstamt.

Als sich abzeichnete, dass beim nächsten Wahlgang Rampolla der zukünftige Pontifex werden könnte, legte Kardinal Puzyna de Kozielsko im Auftrag von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich, der auch gleichzeitig Apostolischer König von Ungarn war, dessen Veto ein.

Dieses Einspruchsrecht hatte einzig dieser Monarch, da er sich in der Nachfolge der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation befand.

Doch warum kam es zu diesem Veto?

In einigen kirchlichen Kreisen wird behauptet, dass Kaiser Franz Joseph I. den einflußreichen Kardinal Rampolla für einen Freimaurer und Modernisten hielt und er die Kirche dieser Gefahr nicht aussetzen wollte.

Drei Todsünden veränderten die Papstwahl

Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Kaiser sein Veto einlegte, weil Rampolla als Kardinalstaatssekretär sehr kühl auf den Selbstmord seines Sohnes, Kronprinz Rudolf (+1889), reagiert haben soll.

Der Kronprinz hatte zunächst seine Geliebte, die Baroness Mary Vetsera (17), und dann sich selbst im Jagdschloß Mayerling erschossen. Nebst den beiden Morden galt sein Ehebruch als dritte Todsünde.

Diesem Selbstmörder wollte Kardinal Rampolla bei einem Staatsbegräbnis im katholischen Ritus nicht die letzte Ehre erweisen. Die Wiener Hofärzte bescheinigten Rudolf jedoch eine „geistige Verwirrung“, wodurch es doch noch zu einer katholischen Beerdigungszeremonie kommen konnte.

Die Nichtwahl Rampollas kann also auch als eine Art „Rache“ des Kaisers betrachtet werden.

Zur Sühne für die tragischen Sünden seines Sohnes ließ Franz Josef das Schloß Mayerling in ein Kloster umbauen. Wo einst das Bett mit den Selbstgerichteten stand, befindet sich nach wie vor der Hochaltar der Klosterkirche. Heute leben noch zehn Karmelitinnen dort.

Nach dem Veto des Kaisers fiel die Wahl auf Kardinal Sarto, der sich den Namen Pius X. gab.

Priester – Bischof – Patriarch – Papst

In Riese bei Treviso wurde Guiseppe M. Sarto am 2. Juni 1835 geboren. Er war ein wissenshungriger und frommer Junge. Die Eltern schickten ihn auf die Lateinschule, später ermöglichte ihm ein Stipendium des Patriarchen von Venedig das Theologiestudium in Padua.

Die Priesterweihe empfing er 1858, worauf er Kaplan in Tombolo und 1867 Pfarrer in Salzano wurde. Ab 1875 ist er Domherr in Treviso.

„Der alte Bauernpfarrer taugt nicht zum Bischof“  – so lautete seine Reaktion auf die Nachricht, dass er Bischof von Mantua werden sollte.

Nur durch den persönlichen Wunsch des damaligen Papstes Leos XIII. hat er sich zu der Annahme diesen hohen Amtes durchgerungen. Es dauerte kein Jahrzehnt und Guiseppe wurde eine neue Würde zuteil: Patriarch von Venedig.

Mit den Worten „Ich nehme das Kreuz an“ soll Guiseppe Sarto 1903 zuletzt die Wahl zum neuen Papst angenommen haben.

Getreu seinem Wahlspruch, alles in Christus zu erneuern, wirkte er unermüdlich in seinem neuen Amt zum Wohl der Kirche. Durch sein Wirken erfuhr die Kirche tatsächlich eine innere Erneuerung.

Dabei sind die Enzykliken über die Frühkommunion und über den Katechismus besonders hervorzuheben. Sein Reformeifer erstreckte sich auch auf die Erneuerung des Breviers, des Kirchenrechts, der Kirchenmusik (u. a. Verbot der Beschäftigung von Kastraten im Chor) und der Förderung des sakramentalen Lebens.

Das Bibelstudium und die Priesterausbildung wurden unter Pius X. neu geregelt. Als ein aus dem einfachen Volke stammender Mann setzte er sich ebenso für die Rechte der Arbeiter ein. Die Lösung von sozialen Problemen war ihm ebenfalls ein Herzensanliegen.

Seinen ausgeprägten Missionsgedanken darf man genau so wenig unerwähnt lassen.

Einsatz gegen den Modernismus

Wofür er in vielen kirchlichen Kreisen aber heute noch bekannt ist, das ist die Veröffentlichung seiner Enzyklika „Pascendi Dominici gregis“ gegen den Modernismus, wodurch die damals gängigen Irrlehren der Bibelkritik, des Evolutionismus, das Naturalismus und des Historismus verurteilt wurden.

1910 wurde der sogenannte „Antimodernisteneid“ für die Geistlichen eingeführt, der 1967 durch ein Glaubensbekenntnis ersetzt wurde.

Pius X. war sowohl ein volksnaher als auch ein von der Liebe Christi durchglühter Papst. Es gibt viele Augenzeugenberichte, wonach er schon zu Lebzeiten von Gott Wunder erfleht haben soll. So beispielsweise, als er mit einem erblindeten Kind zusammen ein kurzes Gebet sprach, das am nächsten Tag wieder einwandfrei sehen konnte. Doch Wunder zu Lebzeiten zählen nicht bei Selig- und Heiligsprechungen.

Was aber macht ihn zu einem heiligen Vorbild?

Pius X. war davon durchdrungen, in allem dem Willen des Schöpfers zu erfüllen. Die damals häufig praktizierten Sonderformen der Frömmigkeit, wie die Selbstgeißelung oder das Tragen von Bußkleidung, kamen für ihn nicht in Frage. Er war persönlich bescheiden und väterlich-liebevoll gegenüber Jedermann. Von Ruhm, Geld und Wohlstand hielt er nichts.

Pius X. setzte sich immer wieder für den Frieden ein. Etliche Male hat er vergeblich versucht, seinen Einfluss geltend zu machen, um den Ersten Weltkrieg zu verhindern. Es heißt, dass sein Herz gebrochen sei, als er vom Kriegsausbruch erfahren habe. Tatsächlich starb der verehrungswürdige Papst, den viele schon zu Lebzeiten „Il Papa Santo“ („Heiliger Vater“) nannten, nur wenige Wochen nach dieser traurigen Kriegsnachricht.

Er erlag einem Herzinfarkt am 20. August 1914. Auf eigenen Wunsch blieb sein Leichnam entgegen dem traditionellen Brauchtum unbalsamiert. Unter dem Pontifikat von Pius XII. wurde er sowohl selig- als auch später 1954 heiliggesprochen.

Heiliger Pius X., bitte am Throne GOTTES auch für unsere Zeit, damit sich die Kirche in CHRISTUS erneuere!

 

Kommentare

3 Antworten

  1. Tridentinische Messe:
    Papst Pius V. erließ die Bulle „Quo primum“ am 14. Juli 1570.
    In dieser setzte er die heute so genannte Tridentinische Messe „für immer“ ein und untersagte, sie je zu modifizieren oder abzuschaffen: „… noch kann das vorliegende Schreiben [Quo primum] irgendwann je widerrufen oder modifiziert werden, sondern es bleibt für immer im vollen Umfang rechtskräftig bestehen.“
    Kraft seiner Apostolischen Vollmacht ordnete Papst Pius V. darin unter der Strafandrohung der Exkommunikation „latae sententiae“ an, dass in diesem Missale nichts hinzugefügt, entfernt oder verändert werden dürfe.
    Wenn aber jemand sich herausnehmen sollte, dies anzutasten, so soll er wissen, daß er den Zorn des Allmächtigen Gottes und Seiner Heiligen Apostel Petrus und Paulus auf sich ziehen wird.

  2. Der Modernismus und die relativistische liberale Theologie sind ideologische freimaurerische Geistmächte. Zur Zeit von Papst Pius X. gab es noch die alte tridentinische Messe als allgemeine „Heilige Messe aller Zeiten“ der katholischen Kirche. Ihre weitgehende Abschaffung war eine echte liturgische Katastrophe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Kategorien

Aktuelle Beiträge

Archiv

Archive

Artikel-Kalender

Juni 2025
M D M D F S S
 1
2345678
9101112131415
16171819202122
23242526272829
30  

KOMM-MIT-Kalender

Erfahren Sie mehr über den "KOMM-MIT-Kalender"

Blog Stats

1057689
Total views : 9678641

Aktuelle Informationen und Beiträge abonnieren!

Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse an, wenn Sie kostenlos über neu erschienene Blog-Beiträge informiert werden möchten.