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Historiker-Buch zur Vertreibung der Deutschen: „Aufarbeiten statt verdrängen“

Information zur Neuerscheinung: 80 Thesen zur Vertreibung –  Aufarbeiten statt verdrängen – von Professor Dr. Alfred de Zayas und Konrad Badenheuer

Die gewaltsame Entwurzelung von etwa 14 Millionen Menschen aus dem ehemals deutschen Osten und dem Sudetenland nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Landkarte Europas verändert.

Und doch ist es still geworden um diesen historischen Einschnitt. In Medien und Schulbüchern wird seit langem nur noch wenig drüber berichtet. Unwissenheit ist die Folge davon.

Das neue Buch von Alfred de Zayas und Konrad Badenheuer, das unter dem Titel „80 Thesen zur Vertreibung. Aufarbeiten statt verdrängen“ erscheint, versteht sich als Antithese zu Verdrängung und Vergessen.

Es ist ein Appell, historische Fakten zur Kenntnis zu nehmen, sie völkerrechtlich korrekt zu bewerten und dann Schlussfolgerungen zu ziehen: Auch heute könnten mit gutem Willen viele Unrechtsfolgen der Vertreibung überwunden werden.

Die Autoren geben sich überzeugt: Ganz Europa hätte den Nutzen davon.

Der amerikanische Völkerrechtlicher und Historiker Professor Dr. Alfred-Maurice de Zayas hat mit diesem Buch jahrzehntelange Forschungen und menschenrechtliche Tätigkeit für die Vereinten Nationen in Genf in 80 Thesen gegossen.

Die Vertreibung der Deutschen stellt de Zayas in den weltweiten Kontext einer Situation, in der aktuell mehr als 60 Millionen Menschen von Flucht, Vertreibung und erzwungener Migration betroffen sind.

Er weist darauf hin, dass bereits seit Jahren die Vereinten Nationen das Recht auf die Heimat („right to one’s homeland“) als Menschenrecht vertreten – eine Entwicklung, zu der de Zayas durch zahlreiche Veröffentlichungen und seine Arbeit als hochrangiger UNO-Experte beigetragen hat, die aber ausgerechnet in Deutschland nicht allzu viel beachtet wurde.

Das Buch schließt an eine Broschüre aus dem Jahr 2008 an, die „50 Thesen zur Vertreibung“, die im selben Verlag erschienen, aber seit kurzem vergriffen sind.

Die „80 Thesen“ sind freilich ein komplett neues, im Umfang mehr als verdreifachtes Werk, das die einschlägigen politischen und völkerrechtlichen Entwicklungen der vergangenen Jahre berücksichtigt.

Viele der Thesen sind verglichen mit der Fassung von 2008 noch genauer begründet, noch differenzierter formuliert und noch breiter in den geistesgeschichtlichen Kontext Europas eingebettet. Zu den Neuerungen gehört, dass der alte und aktuelle Verleger Konrad Badenheuer als Co-Autor beteiligt ist.

Der Berliner Publizist mit Insiderkenntnissen der Vertriebenenverbände geht der Frage nach, wie die massive Verdrängung deutscher Schicksale bei der Auseinandersetzung mit dem Megathema Vertreibung überhaupt zu erklären ist.

Wie war es zum Beispiel möglich, dass Begriffe wie „Ostdeutschland“ oder „Ostbrandenburg“ einfach ihre Bedeutung ändern konnten und heute andere Regionen bezeichnen als früher? Was haben die deutschen Bundesregierungen und die Betroffenen selbst durch ihr Tun oder Lassen zu dieser gewiss fatalen Entwicklung beigetragen?

Der Autor unterzieht die Arbeit der Landsmannschaften einer differenzierten, aber in einigen Punkten drastischen Kritik. Wissenschaftliches Neuland erschließt seine Untersuchung der Frage, wie viele Ost- und Sudetendeutsche erst nach ihrer eigentlichen Vertreibung an deren Folgen ums Leben gekommen sind – insbesondere durch hungerbedingte Krankheiten und mangelnde medizinische Versorgung.

Im genauen Vergleich mehrerer bereits vorhandenen Veröffentlichungen aus verschiedenen Herkunfts- und Aufnahmegebieten quantifiziert Badenheuer diesen Verlust auf knapp 3,5 Prozent der Betroffenen oder etwa 410.000 Personen. Die bisherige Forschung hat dieses Thema weitgehend ignoriert.

Das Buch dokumentiert schließlich bedeutsame Entschließungen des Bundestages und des Europäischen Parlaments sowie wegweisende Erklärungen der Vereinten Nationen zur Wiedergutmachung von Vertreibungen. Alle diese Dokumente stammen aus den 1990 Jahren, sind also vergleichsweise jung.

In Faksimile wird das Telegramm eines britischen Diplomaten vom 1. August 1945 wiedergegeben und analysiert, es eröffnet neue Einsichten über die Erwartungen und das Kalkül der damaligen britischen Regierung hinsichtlich der Vertreibung. Landkarten und Fotos runden den Dokumentationsteil ab.

Buch-Daten: Alfred de Zayas/Konrad Badenheuer: „80 Thesen zur Vertreibung – Aufarbeiten statt verdrängen“, Taschenbuch, 184 S., Verlag Inspiration Un Ltd., London/Berlin 2019, ISBN 978-3-945127-292, Preis 14,90 €

Das faktenstarke Buch kann für 14,90 € bei uns oder direkt beim Verlag bestellt werden: http://www.verlag-inspiration.de/home.html

Kommentare

0 Antworten

  1. Siehe zur Thematik etwa der Benesch-Dekrete und der aus dem Sudeten-Land in Tschechien vertriebenen Sudeten-Deutschen usw. auch die Bücher und Artikel von Gerhoch Reisegger usw.

  2. Liebe Frau Küble,

    der Unterschied zwischen dem ewigen Kreisen der Vertriebenen um ihr Schicksal und dem Gedenken an den Holocaust liegt darin:

    1. Beim Holocaust erinnern die Nachfahren des Tätervolks an die Schuld ihrer Väter, damit dergleichen nie wieder geschieht. Das beinhaltet ein von sich selbst Wegschauen und ein Hinschauen auf die, die gelitten haben.

    2. Beim Erinnern der Vertriebenen hingegen erinnern die Nachfahren der Opfer, die sich selbst oft als Opfer fühlen, an Unrecht, das ihnen widerfahren ist. Sie kultivieren in gewisser Weise ihre Ohnmacht, denn den Tätern können sie ja nichts anhaben. Das führt leicht zum Kreisen um sich selbst.

    3. Wenn im Alten Testament den Juden von anderen Völkern Böses widerfahren ist wie etwa die Verschleppung nach Babylon – was ja auch eine Art der Vertreibung aus der Heimat war – dann dachten sie zwar an Jerusalem und ersehnten die Heimkehr. Aber sie waren sich im gleichen Maße bewusst, dass ihre eigene Schuld den Schutz durch Gott zerbrochen hatte und zu ihrem Schicksal führte. Gleiches würde ich mir von den Vertriebenen, die ständig ihre Vertreibung bzw. die ihrer Vorfahren beklagen, auch wünschen. Das sie nämlich klar sagen, dass es die kritiklose Unterstützung weiter Bevölkerungsteile für Adolf Hitler war, ohne die die Vertreibung nie stattgefunden hätte.

    4. Wenn mir Böses widerfahren ist, dann habe ich als Christ die Möglichkeit durch Vergebung in eine Position zu kommen, wo alle Dinge – auch die bösen Dinge – mir zum Besten dienen. Ich bin dann sogar aufgerufen, dem, der mir Böses getan hat, Gutes zu erweisen. Darauf hinzuweisen, ist mir eine Ehre, denn es weist nicht auf mich hin, sondern auf den, der uns durch sein klaglos erlittenes Opfer am Kreuz dazu befähigt. Wenn sie diesen Hinweis gegenüber „gläubigen Katholiken“ für überflüssig erachten, ist das allein Ihre Sache. Ich jedenfalls kannte und kenne „gläubige Katholiken“, die den Hinweis dankbar aufnahmen.

    Als Christ bin ich verpflichtet, meinen Herrn zu bezeugen. Und Christen sollen sich gegenseitig ermahnen. Aber ich vergaß, dass ich aus Sicht mancher Katholiken maximal ein Christ zweiter Klasse bin. Aber das macht mir nichts aus.

    1. Guten Tag,
      genau umgekehrt wird ein Schuh draus: Nicht ich behandle Sie als „Christ zweiter Klasse“, sondern Sie belehren gläubige Katholiken (sei es Herrn May oder mich) über christliche-ethische Selbstverständlichkeiten, die überzeugten Christen auch ohne Sie geläufig sind und gegen die hier keiner verstoßen hat, so daß Sie sich nicht einbilden müssen, Sie hätten damit Christus „bezeugt“ (ach wie mutig!), als ob IHN und sein Wort hier jemand geleugnet hätte.
      Christus selbst hat verdeutlicht, daß Gerechtigkeit und Versöhnung sich vereinbaren lassen und keinen Gegensatz darstellen müssen (wie Sie dies ständig suggerieren). Als Christus vor Pilatus von einem Soldaten geschlagen wurde, hat ER nicht zurückgeschlagen, aber sehr wohl nach der (nicht vorhandenen) Berechtigung gefragt: „….warum schlägst du mich dann?“
      Man kann auf Unrecht hinweisen, das einem selbst geschehen ist, ohne daß dies irgendetwas mit Unversöhnlichkeit oder gar „Rache“ zu tun hat.
      Höchst aufschlußreich, daß es bei Ihnen also ein „Tätervolk“ (!) gibt, das damalige deutsche nämlich. Damit unterstellen Sie dreist den Deutschen eine Kollektivschuld – wobei interessanterweise fast alle jüdischen Historiker, die ich kenne (teils auch persönlich wie z.B. Prof. Michael Wolffsohn) genau diese Kollektivschuldthese entschieden ablehnen.
      Die Vertriebenen und ihre Nachfahren „fühlen“ sich nicht nur als Opfer (wie Sie unterstellen), sie sind es auch.
      Sie bezeugen nicht einmal ein Mindestmaß an fairem Denken und an Gerechtigkeit, geschweige wirkt Ihre pseudofromme Sprücheklopferei glaubwürdig auf mich.
      Damit ist das Thema beendet, Sie haben sich bereits ausführlich ausbreiten können, worauf Sie durchaus keinen Anspruch hatten.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

  3. Und ewig rotiert das Murmeltier. Die Weltgeschichte ist voll von Vertreibungen usw. usf. Würde denselben immer noch gedacht werden, dann würden wir zu nichts anderem mehr kommen. Wie viele hundert Jahre soll man das Thema denn noch hochhalten?

    Ohne Adolf Hitler hätte es diese Vertreibungen nicht gegeben.

    Damit ist alles gesagt.

    1. Ihr Kommentar zeugt von Zynismus und vollkommenem Unverständnis für das Schicksal der deutschen Vertriebenen.
      Der schnoddrige, kalte Ton tut ein Übriges, sie zu verletzen.
      Wohlgemerkt: Ich spreche nicht von „Flüchtlingen“, sondern von „Vertriebenen“, das heißt, von durch „wilde“ Vertreibung und Zwangsausweisung ihrer Heimat beraubten Deutschen – ein Verstoß gegen die Menschenrechte, Hitler hin oder her.
      Vor allem was die Aufarbeitung der Verbrechen der Roten Armee im Kontext der Vertreibung betrifft, steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen.
      Ich kenne keinen Menschen, der Interesse daran hat, das Thema „hochzuhalten“, als wolle er damit einen Vorteil erlangen oder etwas für sich herausschlagen.
      Allein die Traumatisierungen, unter denen noch heute Zehntausende der Betroffenen, nicht zuletzt vergewaltigte Frauen, leiden, wären ein Grund, die Erinnerungen an die schrecklichen Ereignisse möglichst auslöschen zu wollen.
      Da meine Eltern 1945 aus Schlesien vertrieben wurden, bin ich von ihren düsteren Erfahrungen, die häufig Gesprächsthema in meiner Kindheit waren, mitgeprägt worden.
      Meine Mutter hat bis zu ihrem Tod unter dem Verlust ihrer schlesischen Heimat gelitten.
      Wie tief und anhaltend ihr Schmerz gewesen sein muss, davon bekam ich eine Ahnung, als ich in ihrem Nachlass ein Bündel mit verrosteten Schlüsseln fand, die zu den Türen des sicher längst nicht mehr stehenden Hauses gehörten, das sie Jahrzehnte zuvor hatte verlassen müssen – bis zuletzt hing sie an ihnen.
      Mit einer Geschichte wie dieser ist über die Vertreibung (und die Aufgabe, sie auch wissenschaftlich weiter zu erforschen) viel mehr gesagt als in Ihren oberflächlich hingeworfenen Zeilen.

      1. Schlagen Sie ruhig um sich, Herr May. Damit werden Sie aber das eigentliche Problem nicht los.

        Die Vertreibungen sind schon so lange her, dass kaum noch jemand von den unmittelbar Traumatisierten lebt. Ja, da ist vielen Menschen Unrecht geschehen. Das bezweifelt doch niemand. Der Schlüssel scheint mir hier zu liegen:

        „Da meine Eltern 1945 aus Schlesien vertrieben wurden, bin ich von ihren düsteren Erfahrungen, die häufig Gesprächsthema in meiner Kindheit waren, mitgeprägt worden.
        Meine Mutter hat bis zu ihrem Tod unter dem Verlust ihrer schlesischen Heimat gelitten.“

        Mit der „Pflege“ dieser Erinnerungen gewinnt das böse damalige Geschehen erst Recht Macht über die Betroffenen und noch deren Kinder. Das Evangelium hingegen fordert kompromisslos zu Vergebung auf und dazu, dem Herrn die Rache zu überlassen. Das bedeutet aber, völlig frei zu werden von den Schatten der Vergangenheit.

        Es liegt an Ihnen als Betroffenem der zweiten Generation im Glauben an Christus diesen Teufelskreis zu verlassen. Zur Lektüre würde ich Ihnen Corrie ten Boom empfehlen, die mit ansehen musste wie ihre Schwester im KZ gestorben ist und die später eine leidenschaftliche Botschafterin von Christi Liebe wurde, die dem Mörder Ihrer Schwester vergab, Vielleicht verstehen Sie dann, was ich meine.

        https://www.youtube.com/watch?v=BOEyvksWyYY

        1. Guten Tag,
          Herr May hat nicht „um sich geschlagen“, sondern in der Sache argumentiert und Ihnen widersprochen (und zwar völlig zu Recht).
          Mit Ihrer (Pseudo-)Psychologisiererei ändern Sie nichts an der berechtigten Historikerforderung: Aufarbeiten statt verdrängen.
          Was für die Verbrechen gegen Juden gilt, das gilt auch für Verbrechen gegen Deutsche, wonach nämlich eine Gedenkkultur vonnöten ist, damit aus der Geschichte gelernt wird.
          Das hat mit „Rache“ doch nichts zu tun, Sie klagen völlig am Thema vorbei.
          „Es geht nicht um Vergeltung, sondern um Gerechtigkeit“, das sagte mein jüdischer Freund Dr. Moisei Boroda noch vor kurzem bei seiner Gedenkveranstaltung in Münster. Dort erinnerte er an die Verbrechen des Holocaust.
          Welcher deutsche Heimatvertriebene hat sich denn „gerächt“, also Böses mit Bösem vergolten?
          Mir ist von Millionen Betroffenen kein einziger bekannt (übrigens sehr im Gegensatz zu Palästinensern oder Kurden/PKK).
          Rache läßt sich mit Verständigung nicht vereinbaren, Gerechtigkeit aber sehr wohl.
          Im Christentum gilt das Prinzip: Hasse die Sünde, aber liebe den Sünder.
          Das bedeutet eine ganz klare Verurteilung der Vertreibungsverbrechen bei gleichzeitigen Verzicht auf Rache und jedwede Gewalt etc.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

      2. Frau Küble,

        Vergleiche mit der Shoa sind immer grottenfalsch. Welche „Gerechtigkeit“ soll denn jetzt noch für die Vertriebenen erreicht werden? Und ich habe nicht psychologisiert, sondern versucht, Herrn May den einzig gangbaren Weg aufzuzeigen.

        1. Guten Tag,
          reden Sie doch nicht am Thema vorbei. Ich habe Vertreibung und Shoa nicht „verglichen“ im Sinne von gleichgesetzt, sondern verdeutlicht, daß das Gedenken an geschichtliche Verbrechen wichtig ist und nichts mit „Rache“ zu tun hat. Es gehört grundsätzlich zur GERECHTIGKEIT, die Erinnerung an die Opfer zu bewahren und keinen „Schlußstrich“ zu ziehen – ob es nun um den Armeniermassenmord, den Holocaust, die Vertreibung oder die ebenfalls millionenfachen Opfer des Kommunismus geht.
          Es gibt nämlich keine „Opfer zweiter Klasse“ – oder etwa doch?!
          Sie brauchen Herrn May nicht über den „einzig gangbaren Weg“ zu belehren, er ist ein gläubiger Katholik und nicht auf Ihre Nachhilfe angewiesen.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

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