Bei seiner Mittwochsaudienz am 16.11.2011 sprach Papst Benedikt auf dem Petersplatz über den Königspsalm 110 im Rahmen seiner Katechese über das Psalmengebet des Alten Bundes. Dabei ging es ihm um unseren göttlichen Erlöser sowie um den Hohenpriester Melchisedek. Der Name stammt hebräisch von „Malki-Sedek“, das heißt: König-Priester.
Melchisedek, der in Gegenwart Abrahams dem Allerhöchsten Brot und Wein dargebracht hat, ist ein Vorausbild auf Christus, den Hohenpriester des Neuen Bundes und rettenden „König der Gerechtigkeit“.
Zugleich verweist Melchisedek – im Unterschied zu Aaron – auf ein neues Priestertum, „das nicht aus der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stamm herrührt“, sagte der Papst.
Wir dokumentieren hier den vollen Wortlaut seiner Ansprache:
Mit der Betrachtung zu Psalm 110 möchte ich heute die Katechesen über das Psalmengebet abschließen. Dieser Königspsalm wurde von der Kirche stets sehr geliebt. Die feierlichen Anfangsworte: „So spricht der HERR zu meinem HERRN: Setze dich mir zur Rechten, und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter die Füße“ (Vers 1), wurden schon im Neuen Testament als messianische Prophetie aufgefasst und auf Christus bezogen.
ER, der HERR, sitzt zur Rechten des Vaters und hat Teil an Gottes Allgegenwart und ist durch die Auferstehung in seine Herrlichkeit mit eingegangen. Durch ihn werden alle Feinde – das Böse, der Tod – besiegt.
Die griechische Übersetzung des Alten Testaments, die Septuaginta, die im 3. bis 2. Jh vor Christus entstanden ist, fährt fort: „Ich habe dich gezeugt noch vor dem Morgenstern, wie den Tau in der Frühe“ (Vers 3).
Diese Worte ließen notwendigerweise die Christen an eine göttliche Herkunft denken, die diesem König zukommt, eine göttliche Herkunft Jesu Christi, die schön, unergründlich und geheimnisvoll ist.
Der König, von dem der Psalm redet, kommt von Gott. ER ist der Messias, der den Menschen das göttliche Leben bringen und Mittler von Heiligkeit und Erlösung ist.
Dann erwähnt der Psalm den Priester und König Melchisedek und macht ihn zum Vorausbild eines neuen Priestertums, das nicht aus der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stamm herrührt: Es ist ohne Anfang und Ende (vgl. Hebr 7,3) und nimmt im Opfer von Brot und Wein jene Gaben voraus, in denen sich Christus in der Eucharistie darbietet und Leben schenkt.
Dieser Priester und dieses Priestertum rettet und tritt für die Menschen vor Gott ein (vgl. Hebr 7,25).
Wenn wir Psalm 110 beten, sehen wir, wir durch die Heilsgeschichte die große Erwartung, die geheimnisvolle Hoffnung hindurchgeht, nach einem König, der Mensch und doch Gott ist, in dem Gott und Mensch beieinander sind und wie diese Erwartung Gestalt annimmt und unerwartet Wirklichkeit wird in Jesus Christus.
Wenn wir den Psalm beten, beten wir mit den Jahrtausenden und beten zugleich mitten in der Gegenwart des Leibes Christi.
Wir bitten wir den HERRN, der zur Rechten Gottes sitzt und der doch einer der Unsrigen ist, einer wie wir ist, dass ER uns hinaufhebe in das Licht Gottes und dass ER die Mächte des Bösen und den Tod besiege und uns das wahre Leben schenkt.
Titelbild: Anton Leuter
4 Antworten
Zu der Zeit, 2011 und also als Papst, scheint er der Meinung zu sein, das AT deute auf Jesus Christus – eine in der Katholischen Kirche seit jeher übliche Auslegung. Doch was er wirklich darüber denkt, zeigt das Interviewbuch „Gott und die Welt“ aus dem Jahr 2000, somit fünf Jahre vor Beginn seines Pontifikats. Dort werden die Aussagen des AT beziehungsweise die Offenbarung als quasi beliebig interpretierbar und als eine Art“Auslegungsweg“ dargestellt, wie er es schon in seiner Habilitationsschrift über Bonaventura, die zunächst abgelehnt wurde (Ratzinger, Aus meinem Leben, München 1998, S.77-91, bes. S. 83) herausgearbeitet zu haben meinte. Also im Interview mit P. Seewald sagt er: „Natürlich kann man das Alte Testament auch von Christus weglesen, so eindeutig ist der Finger nicht, den es auf Christus richtet… Man kann also mit guten Gründen Christus das Alte Testament absprechen und sagen, nein, das ist nicht das, was er sagte. Und man kann es ihm mit guten Gründen zusprechen – das ist der Streit, der zwischen Juden und Christen besteht. Aber nicht nur hier. Auch ein Großteil der rein historisch-kritischen Exegese liest das Alte Testament ebenfalls nicht in diesem Weg- und Verweischarakter und sieht die christliche Deutung als etwas an, was dem historischen Ursinn nicht gemäß ist, oder jedenfalls weit über ihn hinausgeht.“ ( Benedikt XVI., Gott und die Welt. Ein Gespräch mit Peter Seewald, Taschenbuchausgabe 2005, S. 224f.). Interessant wäre hier die Nachfrage gewesen, wo er sich denn selbst verortete in diesen drei Verständnisvarianten. Aufschluss gibt vielleicht der Folgesatz: „Es bleibt zu sagen: Das Alte Testament ist keine Wahrsagerei, sondern es ist ein Weg. Die Freiheit, es abzulehnen, bleibt bestehen.“ (S. 225). Aha, wer also das AT als auf Jesus hin deutet, betreibt Wahrsagerei. Alle Kirchenväter und Theologen der Kirchengeschichte also Wahrsager. So kann man die Kirche natürlich nicht weiterführen, deswegen musste das 2. Vatikanum dieser Wahrsagerei ein endgültiges Ende bereiten und durch ihre Dekrete und Konstitutionen mit der abergläubischen Vergangenheit auf ewig brechen.
Man lese nach was der damalige Papst, hier in Bezug auf die Ökumene, konstatierte in: Benedikt XVI. Licht der Welt. Ein Gespräch mit Peter Seewald, Freiburg 2010, S. 121: Frage: „Und über die Definition, was Kirche ist, kann auch ein Papst nichts anderes sagen?“ – Antwort Benedikt: „Nein. Darüber kann er nicht verfügen Er ist an das Zweite Vatikanum gebunden“. (Aber er selbst bzw. der Papst des 2. VK kann sich offenbar darüber hinwegsetzen, was sämtliche Päpste und Konzilien vor ihm festgelegt haben? Wer nimmt so jemanden noch ernst?). Erstaunlich, mit welchen Aussagen man als katholisch konservativ durchkommen kann.
Stimmt das? „Mt. 1,2-3“ und „Lk. 3,33“: Jesus ist aus dem Stamm Juda.
Hebräer 7,14
Jakob segnet Ephraim vor Manasse einerseits, wobei andrerseits Ephraim und Dan in der „Apokalypse“ des Jüngers, welchen Jesus liebt und welcher bei Jesu letztem Abendmahl an Jesu Brust liegt, „7,4-12“, mit dem Zeugnis aller Engel, „Vers 11“, nicht vorkommen. Zu „Vers 9“ besteht dabei die FRAGE, ob in „Genesis 6,1-4“, wie so vielfach angenommen, wirklich von dämonischen oder verworfenen Wesen die Rede ist: oder zunächst von den Nationen der antiken Mythologien. Das Problem sind die in sich unklaren Evolutionstheorien, insbesondere jene {dem Geld des Publikationswesens geschuldete?) Darwins.