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In Christus unterwarf sich Gott seinen eigenen Gesetzen und Geboten

In der heutigen Liturgie der katholischen Kirche stand Christi Aussage über die alttestamentlichen Gebote und Gesetze im Mittelpunkt: „Ich bin nicht gekommen, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen“ P1020947

Dazu erklärte der hl. Cyrill von Alexandrien (380 – 444 n. Chr.), der ein großer Bischof und Kirchenlehrer war, in seiner Homilie 12 (PG 77, 1041f.):

„Wir haben gesehen, dass Christus den Gesetzen des Moses gehorcht hat; Gott, der Gesetzgeber, unterwarf sich also  –  wie ein Mensch  –  seinen eigenen Gesetzen.

So lehrt es uns der hl. Paulus: „Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen“ (Gal 4,4-5).

Christus hat also die vom Fluch des Gesetzes freigekauft, die unter dem Gesetz standen, es aber nicht befolgten. Wie hat ER sie freigekauft? Dadurch, dass ER eben dieses Gesetz erfüllte; anders gesagt: um die Gesetzesübertretung Adams wiedergutzumachen, zeigte ER sich an unserer Stelle dem Vater gegenüber gehorsam und fügsam.

Denn es heißt: „Wie es also durch die Übertretung eines einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so wird es auch durch die gerechte Tat eines einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung kommen“ (Röm 5, 18). Mit uns beugte ER das Haupt vor dem Gesetz, und das geschah nach dem göttlichen Plan der Menschwerdung. So „sollte ER die Gerechtigkeit ganz erfüllen“ (vgl. Mt 3,15).

Nachdem ER wie ein Sklave geworden war (Phil 2,7)  –  genau gesagt: weil er als Mensch lebte und so zu denen gehörte, die das Joch tragen  – , entrichtete er den Steuereinnehmern, so wie es jedermann tat, seine Steuern, obwohl er als der Sohn Gottes an sich davon befreit war (Mt 18,23–26).“

 

Kommentare

8 Antworten

  1. Bin allerdings etwas im Zweifel, ob er sich in einem existenziellen, absoluten Sinne „unterwarf“, wie Sie es ja auch andeuten, denn Paulus schreibt ja nicht, dass er Sklave wurde, sondern „wie ein“ Sklave.

    Die Menschen, die ihn am Ende verspotten und sagen „Wenn du Gottes Sohn bist, steig herab…hilf dir selber…“ wollen austesten, ob er wirklich Gott ist – denn dann müsste er herabsteigen können.

    Das ist aber eine falsche Sicht.
    Er hätte herabsteigen können, tat es aber nicht, weil er es nicht wollte.
    Wir hätten, wären wir an seiner Statt, NICHT herabsteigen können.
    Und das ist schon ein Unterschied.

    Diese Ambivalenz wird auch an der Geschichte vom 12-jährigen Jesus deutlich: Er bleibt da zurück, wo seines Vaters Haus ist (im Tempel) und brüskiert den Nährvater, der diesen Satz nicht versteht, wie es heißt. Anschließend aber lässt sich der Junge wieder einbinden und „ist gehorsam den Eltern“, aber nicht, weil er es ihnen absolut schuldig wäre wie ich als Tochter meinen Eltern, sondern weil er es wollte und es auf sich nahm.

    1. Guten Tag,
      Gott hat sich in Christus freiwillig und souverän seinen eigenen Geboten „unterworfen“, insofern nicht in einem absoluten Sinne. Zugleich ist Gott aus seiner eigenen Wesensart heraus an jenen „Werten“ bzw. Eigenschaften orientiert, die seine Vollkommenheit prägen – wie etwa Güte, Gerechtigkeit, Heiligkeit. Dies unterscheidet unseren wahren Gott zum Beispiel vom Allah-Götzen, der (un)moralisch willkürlich tut, was ihm gerade „einfällt“ (davon war aber auch die mittelalterliche Richtung des Nominalismus nicht weit entfernt). Hingegen ist der christliche bzw. der wahre Gott in seinem Wesen vollkommen sittlich „strukturiert“.
      Jesu Aussage als 12-Jähriger hat weder sein Nährvater noch seine Mutter verstanden; es heißt im Lukasevangelium: „sie verstanden nicht…“.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

      1. Das waren beide Eltern, aber ich habe mich hier auf die Vater-Vater-Spannung bezogen, zumal Josef als der Vater die Verantwortung dafür trug, dass das Kind beschützt blieb. Ich wollte das nicht unterschlagen – die Mutter lag hier nur nicht im Fokus.

        Ich dachte mir das noch verzwickter – Gott hat das Gesetz eingesetzt und auch die Autorität von vater und Mutter. Also „muss“ er sich selbst dran halten.
        Manchen geht das allzu leicht über die Lippen und sie schwelgen darin, wie der heilige Gott der Gottesmutter und dem Nährvater „gehorchen“ „musste“ und „muss“.

        Im logischen Sinne – nämlich weil er ja ins Menschsein kam, für das Gott nun einmal diese Autorität eingesetzt hat – „muss“ er gehorchen.

        Ich denke aber, dass das zu irdisch gedacht ist: Müssen in unserem Horizont tut er nichts. Denn Gott IST ja gewissermaßen sein eigenes Gesetz! In ihm ist ja keine Differenz zwischen Ist und Soll. Insofern „gehorcht“ er auch nicht wie wir gehorchen, also: gegen einen Widerstand, gegen eine Reibung. Das ist der „defectus materiae“, dem der Mensch unterworfen ist, aber nicht Gott.

        Es kann manchmal heilsam sein, wenn die Konfrontation etwa mit dem Islam und dessen voluntaristischem Gottesbild uns daran erinnert, dass Gott wirklich der Herr ist und nicht seine eigenen Gesetze einhalten „muss“ wie wir es müssen, sondern er ist – anders als der so irdisch gedachte islamische Gott – in heiliger Liebe in sich selbst lebendig und kann niemals mit sich selbst entzweit gedacht werden. Dass er „ungetrennt und unvermischt“ auch Mensch wurde, ist das „wahnsinnigste“ Geheimnis, denn auch sein menschlicher Wille war – wie der Mariens – in keiner Reibung zum göttlichen Willen. Diesen logisch absolut hohen Gedanken darf man daher nicht auf ein etwas zwanghaftes „er musste seiner Mutter gehorchen“, wie man es so oft in frommen Kreisen hören kann, eingedampft werden. Das haben Sie natürlich nicht gesagt, und ich schreibe das als Überlegung, die mich einfach fasziniert und nicht als Kritik.

        Ihr Hinweis auf die gewisse Religion ist wichtig, denn an ihr offenbart sich ein unstimmiges, absurdes Gottesbild – ein Gott, der zwar viel fordert, aber selbst völlig willkürlich handeln „darf“, ist in sich gebrochen. Der Mensch hat eine anachrchische Machtgier an den Himmel projiziert und an sich masochistisch gegen sich selbst ausgespielt – eiskalt und öde. Furchtbar! Die Normen, die er verlangt vom Menschen, sind logisch betrachtet wertlos und reine Spielerei, wenn er sie selbst nicht einhält. Ich verstehe nicht, warum die intelligenten Muslime daran keinen Anstoß nehmen – sie sind doch oft sehr gute Logiker und Mathematiker?!

        1. Guten Tag,
          ich stimme Ihnen in allen Punkten zu. Wobei eben – wie bereits von mir angedeutet und auch von Ihnen ähnlich erläutert – Teile der Christenheit (philosophisch im Nominalismus) einem Gottesbild huldig(t)en, das vom islamischen Zerrbild nicht allzu weit entfernt ist – das gilt tendentiell auch bei einigen „Anmutungen“ in der Volksfrömmigkeit (Jesus „mußte“ Maria/Josef „gehorchen“ usw….)
          Ich betonte daher, daß Gott sich in Freiheit (!) und Souveränität (!) an seinen eigenen sittlichen Geboten orientiert, obwohl niemand über IHM steht, weshalb ER niemandem Gehorsam „schuldet“ – außer eben in gewisser Weise seinem eigenen Wesen, also seiner Sittlichkeit, Heiligkeit, Vollkommenheit in Person etc. – Und weil, wie Sie richtig schreiben, in IHM keine Differenz zwischen IST und SOLL besteht, ist der biblisch geoffenbarte Gott für den Menschen (ethisch gesehen) kein Rätsel – im Gegensatz zum Heidentum mit ihren unberechenbaren Göttern, die man durch Magie und Riten „gnädig“ zu stimmen versuchte, da man sie moralisch nicht „einordnen“ konnte.
          Der Gott der biblischen Offenbarung ist eben nicht „moralfrei“ und dennoch souverän, ER ist daher (ich weiß, daß der Ausdruck etwas mißverständlich ist) für den Menschen gleichsam „berechenbar“ – in sittlicher Hinsicht nämlich. Sein ethischer Wille ist bekannt, dieser ist nicht von Launen, von Stimmungen oder irgendwelcher Willkür geprägt, sondern von jenen Geboten, die ER selber verkündet hat.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

      2. Danke! Sehr gut! Das ist das, was die Scholastik meint, wenn sie sagt, in Gott falle Akt und Potenz in eins.

        Beim Nominalismus – er will den Begriffen keine ontologische Dimension zuordnen, zunächst aus „Respekt“ vor der Erhabenheit Gottes.
        Da kommt auch der berühmte Satz von 1215 ins Spiel, dass alles, was wir von Gott sagen können, immer weiter weg von ihm sei, als es nah bei ihm ist.

        Das sind Gratwanderungen… von uns aus gedacht ist das so, dennoch hat er in Christus die größte denkbare Nähe zwischen Gott und Mensch selbst hergestellt durch die Mithilfe Marias. Das ist ein Wort! Das darf man auch beim Wort nehmen und ungeniert kontemplieren – man wird ohnehin in diesem Äon an kein Ende kommen damit. Und in diesem Sinne war auch das 4. Laterankonzil mit seinem Satz wohl gemeint und nicht als Ausflucht für Nominalisten.

        Sehr interessante Diskussion!

        1. Ja, Wahrheit und Irrtum liegen – siehe „Gratwanderungen“ – manchmal „haarscharf daneben“. Das ist in der Gnadenlehre ähnlich. Wenn man Augustinus diesbezüglich auf die Spitze treibt, wie es die Jansenisten ausgiebig getan haben, landet man bei einem Calvinismus auf „katholisch“ (pseudokatholisch), weil zwischen dem Vorherwissen Gottes einerseits und einer strikten Vorherbestimmungslehre andererseits nicht mehr unterschieden wird – bis hin zur Prädestination (doppelter Ausgang: Himmel oder Hölle vorherbestimmt).
          Auch hier wollten „katholische“ Jansenisten und protestantische Calvinisten sehr „hoch“ von der Gnade Gottes, seiner „Erhabenheit“ und Souveränität denken, was dann aber in dieser Überspitzung zum Irrtum bzw. zu einem äußerst fatalen Gottesbild führte – noch schlimmer als der Nominalismus, zumal sich dieser im wesentlichen auf akademische Höhenflüge beschränkte, wogegen der Jansenismus in Frankreich jahrzehntelang von einigen Theologen sowie Klöstern und Klerikern bis hinein ins Volk wirksam war. Selbst der hl. Pfarrer von Ars war hiervon womöglich nicht ganz unberührt (freilich nicht bezüglich der Gnadenlehre, sondern in asketischer Hinsicht).
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

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