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Von Dr. Bernd F. Pelz

2025 wird in den USA ein Interventionsschauspiel (1) ohnegleichen stattfinden. Die neue Regierung unter Donald Trump als Präsident wird versuchen, die US-amerikanische Regierungsverwaltung auf neue Füße zu stellen –  oder wie M. Sattar in der FAZ (Frankfurter Allgemeinen Zeitung) vom 27. November schrieb (3), versuchen, den Verwaltungsstaat zu zerlegen und alles zu bekämpfen, was als „woke Ideologie“ gilt.

Abstrakt betrachtet wird in den USA jetzt der Versuch unternommen, die seit gut drei Jahrzehnten offenkundig werdenden Mängel in der Regierbarkeit zu beseitigen. Diese Defizite traten nicht nur in den USA zutage, sondern in allen westlichen Industriestaaten.

Hier folgen drei Beschreibungen dieser Mängel:

Die Tatsache, dass Regierungen heute in zunehmendem Maße Schwierigkeiten haben, auf die vielfältigen und komplexen Sachverhalte angemessen zu reagieren, geschweige denn vorausschauend zu agieren, kommt nicht überraschend. Wir leben in einer dynamischen Gesellschaft, deren Dynamik und experimenteller Charakter stündlich zunimmt. – Was für eine Welt ist entstanden? Was wir als verlässlich empfinden, liegt inzwischen mehr im Subjektiven als in der für uns sichtbaren, objektiven Welt.

Die älteren Menschen (und zum Teil auch schon jüngere Menschen) kapieren gar nicht mehr so recht, was sich „unter der Hand“ alles an Neuerungen ergibt. Teils bringen sie kein Verständnis dafür auf, teils lehnen sie die Neuerungen ab. Auch die Führungselite verliert mit zunehmender Neuerung der zu verwaltenden Gegenstände immer mehr an Kompetenz. Die Menschen fragen sich: Wo ist Halt? Wo ist ein Kontinuum? (4)

Das Scheitern der großen Pläne und Programme der demokratischen Politik ist die neue Normalität. Es beruht auf einer Überlastung und Überforderung der Politik durch Problemkonstellationen, die als globale Zusammenhänge nur durch internationale/globale Kooperationen angemessen behandelt werden können, und genau deshalb die nationalstaatlichen Akteure als irrelevant und inkompetent erscheinen lassen (5).

Legt man zugrunde, dass schon gegenwärtig eine Reihe schwerwiegendster gesellschaftlicher Pathologien wie Umweltzerstörung, Arbeitslosigkeit, Drogenkonsum und großtechnische Risiken sich praktisch als gänzlich immun gegen herkömmliche politische Intervention erwiesen haben, dann ist die  einer benevolent gemeinten Erziehungsdiktatur nicht von der Hand zu weisen (2).

Grundsätzlich ist es daher zu begrüßen, wenn sich Regierungen mit der Frage befassen, wie sich denn die Regierungsarbeit in Anbetracht immer komplexer werdender Sachverhalte verbessern lässt. Dem amerikanischen Interventionsversuch kommt daher internationaler Modellcharakter zu.
Der Sturm auf das Kapitol in Washington D.C. am 6. Januar 2021 war ein Angriff von Anhängern des damals noch amtierenden, aber bereits abgewählten US-Präsidenten Trump auf den Kongress und hätte, wenn er erfolgreich gewesen wäre, zum Beginn einer Intervention führen können. Wie wir gesehen haben, war der Sturm auf das Capitol nicht erfolgreich.

In 2025 erfolgt die Amtsübernahme und der Beginn der Intervention nun aufgrund einer demokratischen Wahlentscheidung der amerikanischen Bürger. Sie trauen Donald Trump offensichtlich noch einmal zu, die Welt zum Besseren hin zu verändern, und haben ihm sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Congress eine Mehrheit beschert.

Ausgestattet mit den Erfahrungen seiner ersten Amtszeit hat Trump dieses Mal allerdings von Anfang an Führungspositionen mit ihm vertrauten Personen besetzt, unter anderem aus seiner Zeit bei WWE-World Wrestling Entertainment (6).  Vielleicht noch wichtiger: er hat sich die Mitarbeit des reichsten Mannes der Welt (Vermögen ca. 270 Milliarden Dollar),  Elon Musk, gesichert.

Wenn Sie sich darüber detailliert informieren wollen, empfehle ich Ihnen die Lektüre in The Economist vom 23. November 2024 (7): The alliance of the world`s leading politician and its richest man creates a concentration of power both want to use to explosive effect: to slash bureaucracy, detonate liberal orthodoxies and deregulate in the name of growth… The state needs an overhaul. Yet Musk-led reform risks creating a new problem for America: the emergence of a combustible, corrupt oligarchy.

Elon Musk wird eine eigens zu schaffende Regierungsinstitution bekommen mit dem Namen „Department of Government Efficiency“, die nach Trump den Regierungsapparat verkleinern soll. Wenn Sie wissen möchten, welche Wünsche die Unterstützer Trumps und seine neuen Mitarbeiter in der Regierung hegen, empfehle ich Ihnen den Artikel von Mark Siemons in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 1.12.2024 mit dem Titel: Feuer frei auf das System (8).

Was immer wirklich geplant ist, wird nur Erfolg haben, wenn es Vorteile für die Bürger der Vereinigten Staaten bringt. Im Augenblick ist die vorherrschende Konsensfiktion: Make America Great Again. Sie wird nur halten, wenn der angestrebte wirtschaftliche Erfolg sich auch im Geldbeutel des einfachen Bürgers zeigen wird.

Ein kleiner Auszug aus Willkes Interventionstheorie (2) mag Ihnen bei der Einschätzung des Kommenden helfen:

„Nicht Individuen als Wirtschaftssubjekte bestimmen das Marktgeschehen, sondern zunehmend Organisationen, Konzerne, Holdings, Konglomerate, „keiretsus“ und vor allem Organisationsnetzwerke unter Einschluss von Forschungsinstituten, Finanzierungsinstitutionen und politischen Akteuren. …  Zentrale Ressource des Risikomanagements ist deshalb auch nicht mehr Ordnung oder Rechtssicherheit, sondern Wissen (siehe dazu auch (9)).  …

Die Frage für die politische Intervention ist, wer unter welchen Bedingungen und mit welchen Folgen diese Wissensbestände produziert – oder nicht produziert. … Besondere Schwierigkeiten bereitet die für Wissensproduktion und -revision erforderliche Zeitdimension. In der Regel ist sie so langfristig, dass privatwirtschaftlich agierende Unternehmen damit nicht zurechtkommen. ……

Gelingt es einem im globalen Wettbewerb relevanten Akteur, neue Regeln für seinen Bereich zu formulieren und durchzuhalten, dann kippt die Situation für alle anderen Akteure und sie sehen sich gezwungen zu einem Spiel, dessen Regeln sie nicht beherrschen.

In Summe heißt das nichts anderes, als dass die Augen der ganzen Welt sehr auf die Vorgänge in den USA gerichtet sein werden, und man Widerstand erwarten darf.

Anmerkungen und Quellen:

(1)    Intervention = Maßnahme zur Herbeiführung einer gezielten Veränderung. Zur Interventionstheorie siehe (2)

(2)    Willke, H. (1999): Systemtheorie II: Interventionstheorie. Grundzüge einer Theorie der Intervention in komplexe Systeme

(3)    Sattar, M. (2024): Frankfurter Allgemeine vom 27.11.2024, Seite 5: Den Verwaltungsstaat zerlegen

(4)    Kernig, C.D. (2002): Chaos und Ordnung in neuer Sicht

(5)    Wilke, H. (2024): Klimakrise und Gesellschaftstheorie. Zu den Herausforderungen und Chancen globaler Umweltpolitik

(6)    Zu Trump bei WWE: https://www.youtube.com/watch?v=jkghtyxZ6rc

(7)    The Economist, November 23rd -29th 2024

(8)    Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 1.12.2024, S.33: Mark Siemons: Feuer frei auf das System. „Die Kulturkämpfer hinter Trump suggerieren, seine Wahl markiere den Sieg in einem epochalen ideologischen Showdown.“

(9)    https://www.linkedin.com/pulse/%25C3%25BCberlegungen-vor-der-wahl-2025-dr-bernd-pelz-xd7ve/?trackingId=PhY7V92oRJaZtob%2FHN3udg%3D%3D

Kommentare

3 Antworten

  1. Donald Trump hat versprochen, gegen die Globalisten anzugehen. In informierten Kreisen ist bekannt, was und wer dahinter steckt.

    Ob dieser Plan gelingt oder ob wir in Totalitarismus und Weltkrieg versinken, hängt von der Aufklärung weltweit über die Geschäftsmodelle der Globalisten ab – z.B. Plandemie, Klimawandel, Ukrainekrieg, CBDC- und WHO-Diktatur usw.

    Eine wirklich Aufklärung bedeutet die Einhaltung der Goldenen Regel (Mt. 7,12). Wenn wir nicht zulassen wollen, dass wir belogen, betrogen, verleumdet, beraubt und getötet werden, sollten wir auch nicht zulassen, dass andere belogen, betrogen, verleumdet, beraubt und getötet werden. Diese Aufklärung wäre also auch die Aufgabe jedes Christen.

    https://www.youtube.com/watch?v=k9gocPGdOVk
    In nur 15 Minuten: Ernst Wolff enthüllt, warum die nächsten Monate ALLES verändern!

    https://www.youtube.com/watch?v=3iFbz1y8vAU
    Dr. Daniele Ganser: Die Kriege der USA seit 1945

  2. Hoch Interessant! Der zentrale Gedanke: nichts wird gemacht, was den Interessen der USA schadet. Was für ein glückliches Volk, das solche Herrscher hat!

    1. @Klaus Peter Löwe:

      Nun ja, den Interessen der USA gemäß oder eher den Interessen der herrschenden Klasse bzw. Vermögensoberschicht in den USA gemäß – denn US-Präsident Donald Trump ist zwar ein Fan der Ideologin des sogenannten „Objektivismus“, Ayn Rand, aber durchaus kein wirklicher Vertreter der katholischen Soziallehre. Volkswirtschaftlich gesehen wird er langfristig gesehen wohl scheitern – wie Milei in Argentinien.

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