Auch namhafte andersdenkende Moslems werden systematisch verfolgt
Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt kritisiert die Verurteilung des schiitischen Geistlichen und Hodschatoleslam Mohammad Sadegh Honarvar Shojai Khui.
Wie jetzt bekannt wurde, ist der islamische Geistliche, der mit bürgerlichem Namen Arash Honarvar Shojai heißt, am 2. Oktober 2011 in Teheran zu vier Jahren Gefängnis, 50 Peitschenhieben, einer Geldstrafe in Höhe von 8 Millionen Rial (umgerechnet rund 560 Euro) und dem Verlust seiner geistlichen Würde verurteilt worden. Das Urteil ist nach iranischem Gesetz unanfechtbar.
Honarvar Shojai ist ein entschiedener Kritiker der „Herrschaft der Geistlichkeit“ (Velayat-e Faghih) – der zentralen ideologischen Stütze des iranischen „Gottesstaates“.
Die IGFM weist darauf hin, daß durchaus nicht alle Vertreter des Islam die politische Herrschaft durch Geistliche befürworten. Vielmehr habe der schiitische Islam viele reformorientierte Theologen hervorgebracht. Die bedeutendsten von ihnen waren aber gezwungen, den Iran zu verlassen oder leiden in der iranischen Diktatur unter Repressalien. Dazu gehörte auch Großayatollah Montazeri, der wegen seiner Kritik am exzessiven Gebrauch der Todesstrafe in Ungnade gefallene, ehemalige Weggefährte Khomeinis.
Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM, kritisiert die Intoleranz des „Sondergerichts“ und der herrschenden Geistlichen um den „Führer“ Ayatollah Khamenei: „Der Iran ist eine menschenfeindliche Theokratie, die sich auch gegen Geistliche wendet, die nicht auf Linie sind. Wenn Peitschenhiebe ausgeteilt werden, weil das Tabu der „Herrschaft der Geistlichkeit“ in Frage gestellt wird, so ist das ein weiterer eklatanter Verstoß gegen völkerrechtlich bindende Menschenrechtsverträge.“
Anklage wegen „Zusammenarbeit“ mit der Deutschen Botschaft
Honarvar Shojai soll bereits im November 2010 verhaftet und wegen „Spionage und Kollaboration mit der Deutschen Botschaft“ in Teheran angeklagt worden, sein, zudem wegen Projekten zur Europäisierung des Islam, „Opposition gegen die theologischen Grundlagen des Islam, Propaganda und Aktivitäten gegen die nationale Sicherheit und Verleumdung des Systems und der Geistlichkeit“.
Während seiner Haft mußte er über sechs Monate in Einzelhaft verbringen und wurde körperlich wie psychisch gefoltert. Er befindet sich im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis in der Abteilung 350 für politische Gefangene. Der Geistliche soll an Epilepsie leiden und Medikamente benötigen, die ihm in der Haft verweigert werden. Angeblich soll er stark unter Druck gesetzt werden, damit er im staatlichen Fernsehen ein öffentliches „Schuldgeständnis“ ablegt.
Weitere Infos zu Menschenrechtsverletzungen im Iran unter: www.igfm.de/Menschenrechtsverletzungen-in-der-Islamischen-Republik-Iran.573.0.html