Von Dr. Esther von Bruchhausen
Seit seinem Vortrag in Kairo letzte Woche wird Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad mit einer Hetzkampagne überzogen, die direkt dem Umfeld des ägyptischen Staatspräsidenten Mohammed Mursi entspringt.
Der deutsch-ägyptische Schriftsteller muslimischer Herkunft vertrat in seiner Rede die These, dass der Islamismus ein verspäteter Faschismus sei. Kritiker werfen Abdel-Samad vor, er habe den Propheten Mohammed und den Islam beleidigt.
Zahlreiche Internetseiten der Salafisten und Muslimbrüder zeigten daraufhin das Bild des Autors mit der Überschrift „Wanted Dead!“.
Am Freitag gipfelte die Hasspropaganda in einem vom ägyptischen Fernsehen ausgestrahlten Mordaufruf. Assem Abdel-Maged, einer der Köpfe der militant-islamistischen Bewegung „Dschamaa Islamiya“ und einst auch am Attentat auf Präsident Sadat beteiligt, rief im salafistischen Fernsehsender „Al-Hafez“ zur Ermordung des Islamkritikers auf.
Hamed Abdel-Samad nimmt den Mordaufruf ernst und ist derzeit untergetaucht. In einem Spiegel-online-Interview sagte er, dass er als deutscher Staatsbürger von Bundeskanzlerin Merkel und Außenminister Westerwelle erwarte, dass sie den ägyptischen Präsidenten auffordern, dem Mordaufruf entgegenzutreten.
„Wir sind schockiert über die Verfolgung unseres Autors“, sagt Margit Ketterle, Verlagsleiterin bei Droemer-Knaur, „und unterstützen ihn, soweit wir können. Denn wenn es eines braucht in dieser Lage, dann kritische Aufklärung – und für die steht Hamed Abdel-Samad nicht nur in Deutschland – und für die wird er nun mit dem Tod bedroht.“
Hintergrund:
Hamed Abdel-Samad wurde 1972 in Ägypten als Sohn eines Imams geboren und gilt heute als einer der profiliertesten Islamexperten im deutschsprachigen Raum.
Einer breiten Öffentlichkeit wurde er bekannt als Autor der Bücher „Mein Abschied vom Himmel“, „Der Untergang der islamischen Welt“ und „Krieg oder Frieden: Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens“ sowie als einer der beiden Protagonisten der TV-Serie „Entweder Broder – Die Deutschland-Safari“. Kurz vor seiner Abreise nach Kairo nahm Hamed Abdel-Samad als Referent an der „Kritischen Islamkonferenz“ teil.
Presse-Info der Verlagsgruppe Droemer Knaur Dr. Esther von Bruchhausen Hilblestraße 54, D-80636 MünchenTel: 089-9271-333 / Fax: 089-9271-240
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2 Antworten
Auch wenn ich den Autor schätze und selbstverständlich entsetzt bin, ganz im Sinne Ihres Artikels, daß solche Drohungen in angeblich demokratischen Staaten vorkommen, so warne ich doch vor der Propagierung einer sogenannten „Kritischen Islamkonferenz“.
Es handelt sich dabei um eine direkte Gründung der Giordano Bruno Stiftung, die mit einem Netzwerk von derartigen „Initiativen“ die Netz- und sonstige Medienlandschaft überzieht und mit ausgesprochener Aggressivität u.a. mit dem eingängigen Slogan „Keine Macht den Doofen“ (so der Buchtitel des Hauptprotagonisten Schmidt – Salomon, und gemeint sind ALLE Gläubigen JEDWEDER Religion) den Boden für undifferenzierten Religionshass bereitet.
Erinnern wir uns an die Beschneidungskampagne: wer über die publizistische Macht verfügt, zwischen 2005 und 2011 ein nationales Tabu zu stürzen und dem gläubigen Judentum das „Halali“ zu blasen, den sollte man nicht unterschätzen.
Nebenbei bemerkt gehört Hamed Abdel-Samad, den ich als Intellektuellen schätze, zum Beirat der GBS.
Nur als Nebenbemerkung gedacht.
Ein Land, in dem die Ausübung der Meinungsfreiheit mit Morddrohungen geahndet wird, ist mit aller Schärfe zu brandmarken. Das sollte jedoch nicht zur Legitimation von Vereinigungen beitragen, die in unserem Land die Meinungs- und Religionsfreiheit massiv attackieren. Siehe die „Stürmer“ konforme Zeichnung hier: http://www.giordano-bruno-stiftung.de/meldung/bundestag-will-kinderrechte-beschneiden
Guten Tag,
danke für Ihre Hinweise, da gebe ich Ihnen völlig recht. Allerdings handelt es sich – siehe Daten unter dem Artikel – um eine Presseaussendung des Droemer-Knaur-Verlags, der Abdel-Samads Bücher herausbringt, nicht um einen Artikel von uns. Ich habe die – im dortigen Text mitgelieferte – Verlinkung zur Islam-Konferenz in der Autorenbeschreibung jetzt gelöscht.
Freundlichen Gruß!
Felizitas Küble