Die Lebensretterin Mathilde Böckelmann (1907 – 1978) ist von der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem posthum (nach ihrem Tod) als „Gerechte unter den Völkern“ anerkannt worden.
Bei einer Feierstunde in Greifswald am 23. November nahm Böckelmanns Tochter Christa Heptner von Botschafter Yakov Hadas-Handelsman die Yad Vashem-Urkunde und die Medaille entgegen. Mathilde Böckelmanns Name wird zudem auf der Ehrenwand im „Garten der Gerechten unter den Völkern“ in Yad Vashem verewigt.
BILD: Die Angehörigen von M. Böckelmann mit der Überlebenden Miriam Brudermann, dem israelischen Botschafter und Ministerpräsident Sellering (Foto: Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommern)
Zu dieser ersten Yad Vashem-Feierstunde für eine „Gerechte unter den Völkern“ in Mecklenburg-Vorpommern hatten Ministerpräsident Erwin Sellering und der israelische Botschafter gemeinsam eingeladen. Die Ehrung fand im F.-L.-Jahn-Gymnasium im Beisein von rund 200 Schüler/innen statt.
Der israelische Botschafter sagte: „Die Tage, an denen wir die „Gerechten unter den Völkern“ ehren, sind besondere Tage. Wir erinnern daran, dass es in den dunkelsten Stunden des jüdischen Volkes Menschen gab, die alles riskierten – ihren Besitz und sogar ihr Leben – um andere Menschen zu retten. Die Erinnerung an diese Menschen wach zu halten und ‚danke‘ zu sagen, ist das mindeste, was wir Israelis, was wir Juden, heute tun können.“
Miriam Bruderman, die heute 86-jährige Gerettete, war eigens aus Israel zu der Ehrung angereist. Am Tag zuvor war die Überlebende zum ersten Mal der Tochter ihrer Retterin, Christa Heptner, begegnet. Die beiden trafen am Ort der Rettung, in Pustow bei Greifswald, zusammen.
Die jüdische Familie Fernbach kam im Jahr 1940 aus der Eifel nach Berlin. Als im Herbst 1941 die Verfolgung der Juden in ein neues Stadium eintrat und die Deportationen in die Ghettos und Vernichtungslager begannen, ging die Familie in den Untergrund.
Vater Moses überlebte dank gefälschter Ausweisdokumente in Magdeburg, Mutter Lina überlebte in verschiedenen Verstecken in Berlin. Die 1930 geborene Tochter Miriam versteckte sich zwei Jahre lang in Berlin-Kaulsdorf bei Erich und Maria Glaser. Sie musste auf deren Hof arbeiten, und für ihren Unterhalt musste ihre Familie bezahlen. Nachdem die Luftangriffe auf Berlin immer massiver wurden, suchten Bekannte der Familie Fernbach für Miriam ein neues Versteck außerhalb der Stadt.
Und so nahm Mathilde Böckelmann die verfolgte Miriam Fernbach Anfang Januar 1945 bis zum Ende des Krieges auf ihrem Hof in Pustow in der Nähe von Greifswald auf. Sie gefährdete ihr eigenes Leben und das ihrer Familie, um das ihr unbekannte 15-jährige Mädchen zu retten. So konnte Miriam den Nazi-Terror überleben.
Quelle: Israelische Botschaft in Berlin