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Jubiläumsfeier mit Tiefgang: 25 Jahre überlieferte heilige Messe in Münster

BILD: Feier der alten Messe am Jubiläums-Sonntag in Münster

Den folgenden Beitrag von Felizitas Küble entnehmen wir der traditionsorientierten kath. Webseite „Pro missa tridentina“:

Bereits vor einem Vierteljahrhundert wurde in Münster liturgisches „Neuland“ betreten: Die alte heilige Messe wurde fortan in der Westfalenmetropole regelmäßig am Sonntagmorgen sowie an Hochfesten in der schönen Innenstadt-Kirche Sankt-Aegidii zelebriert.

Das Gotteshaus bietet mit seiner Innenausstattung im Nazarenerstil einen geeigneten Raum für den klassischen römischen Ritus, der hier als Choralamt mit Proprium gefeiert wird.

Zudem passen gut 200 Personen in die Kirche; beim Start mit der überlieferten Messe – es war der erste Sonntag des Jahres 1988 – war sie um 8.30 Uhr mit 250 Gläubigen überfüllt.

Die überlieferte Liturgie in lateinischer Sprache war 1500 Jahre lang prägend für das christliche Abendland. Dieser feierliche Ritus geht auf die spätantike Zeit zurück und bestand bereits unter Gregor dem Großen, der als Papst von 590 bis 604 n. Chr. segensreich wirkte.

Interesse junger Katholiken für die „alte Messe“

Im Januar 1988 galt noch die von Johannes Paul II. eingeführte Indult-Regelung, wonach es für die Zelebration der überlieferten Messe einer bischöflichen Genehmigung bedurfte. Um diese zu erreichen, wurden fast 500 Unterschriften gesammelt, wobei auffallend viele jüngere Menschen unterzeichneten, was auch Bischof Dr. Reinhard Lettmann beeindruckt haben soll. Es gab also eindeutig ein „hinreichendes Interesse“ für die „alte Messe“ in Münster, so daß die amtliche Erlaubnis erteilt wurde. 

Als besonders einsatzfreudig erwiesen sich im Vorfeld damals die beiden Münsteraner Studenten Guido Gunderloch und Hinrich Wiese. Stark engagiert hatten sich sodann Klaus Kambach und Margareta Klewe, aber auch der Diözesanpriester Dr. Werner Hülsbusch.

Der Theologe und Ruhestandspfarrer gehörte zum Ratzinger-Schülerkreis und feierte die erste alte Messe in St. Aegidii. Auch danach war er neben weiteren Geistlichen jahrelang als Zelebrant und wortmächtiger Prediger tätig.

Ein großer Fortschritt erfolgte im Sommer 2008, als nunmehr auch wöchentlich am Freitagabend eine heilige Messe im überlieferten römischen Ritus gefeiert werden durfte.

Jubiläumsfeier mit Prof. Gnilka

Am Sonntag, dem 22. Januar 2023, fand im Hansahof unweit der Aegidii-Kirche eine Jubiläumsfeier des Fördervereins Adjutorium statt. Die Gläubigen konnten sich direkt nach der Meßfeier zu diesem Gemeindetreffen begeben und kamen mit ca. 80 Teilnehmern auch in großer Zahl.

Der Vereinsvorsitzende Guido Gunderloch begrüßte die jüngeren und älteren Gäste, darunter Studenten, die teils als Ministranten im Einsatz sind.

Auch einige Priester waren erschienen, darunter der für die altrituelle Gottesdienstgemeinschaft zuständige Pfarrer Robert Schmäing (siehe Foto), der eine  Einführungsansprache zu dieser Jubiläumsfeier hielt; sodann sein Amtsvorgänger, der Benediktiner Dr. Chrysostomus Ripplinger sowie Monsignore Dr. Peter von Steinitz, der seit vielen Jahren als Zelebrant in St. Aegidii mitwirkt.

Unter den Zuhörern befanden sich einige gelehrte Gäste, darunter Dr. Dr. h.c. Wolfgang Hübner, Professor für Klassische Philologie, ehem. Dekan des Fachbereichs Geschichte/Philosophie der Universität Münster und Herausgeber des renommierten Augustinus-Lexikons (siehe Foto: außen links); ebenso der Gräzist Prof. Dr. Christian Pietsch, Direktor des Instituts für Klassische Philologie sowie ehem. Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Münster, der zu den regelmäßigen Kirchgängern von St. Aegidii gehört.

Anwesend waren auch das bereits erwähnte „Urgestein“ Dr. Hinrich Wiese, der mehrmals das Wort ergriff, sowie der Pädagoge Gunderloch, der die theozentrische Ausrichtung der klassischen Liturgie betonte und sie als „unverfälschten Ausdruck des Glaubens“ würdigte, als „Fest des Glaubens“, wobei er einen Buchtitel von Papst Benedikt XVI. zitierte.

Er begrüßte sodann als Redner Dr. Christian Gnilka, Prudentius-Experte und Professor Emeritus für Klassische Philologie an der Universität Münster, der vielen Gläubigen bereits als Meßbesucher von St. Aegidii bekannt ist. Sein Vortrag trug den poetisch klingenden Titel: „Luft und Sternenschein, Meer, Land und Regen“.

Der Referent befaßte sich mit der bereits in der vorchristlichen Antike präsenten, vor allem in der stoischen Philosophie vertretenen Ethik eines „Naturrechts“ (ius naturale), wonach die allgemeinen Güter bzw. Gaben der Natur grundsätzlich der Gemeinschaft aller Menschen zur Verfügung stehen müssen, sowie mit dem Menschenbild des Christentums.

Professor Gnilka erklärte, im antiken Ethos seien „keimhafte Elemente“ des Wahren, Schönen und Guten enthalten gewesen, was auch bereits die frühe kirchliche Theologie erkannt habe. Zugleich hat das Christentum Menschenbild und Naturrecht tiefer begründet als die antike Philosophie. Es verkündete die Existenz des einen Gottes inmitten der damaligen Welt des Götterkultes.

Die Gleichheit der Menschen vor Gott und in ihrer Benutzung der Lebensgrundlagen wurde auch im Hinblick auf den allgemeinen Heilswillen des Schöpfers, der alle Menschen umfaßt, verstanden. Die Ungleichheit im moralischen Verhalten wird damit nicht geleugnet, sondern vorausgesetzt.

Das gilt auch für Christi Aussage in der Bergpredigt: „Der HERR lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte“ (Mt 5,45). Die christliche Naturrechtsethik beinhaltet einen qualitativen Sprung. In der Heiligen Schrift wurde das Vorbild des transzendenten Schöpfers als Basis für den Respekt vor seiner Schöpfungsordnung verkündet.

Prof. Gnilkas Ausführungen wurden von den Zuhörern mit anhaltendem Beifall gewürdigt. Danach beantwortete der Referent einige Fragen, die sich z. B. auf Aspekte der frühchristlichen Apologetik, auf die Renaissance als Wiederbelebung des antiken Denk- und Lebensgefühls sowie auf Luthers Stellung zur Philosophie bezogen.

Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt.

Kommentare

6 Antworten

  1. Zum vorletzten Satz. Luther ist kein verbindlicher Lehrer des Lutheranismus, Verbindlich sind nur solche Sätze von ihm, die eingingen in die verbindlichen Bekenntnisschriften (verbindliche Auslegung der Schrift) , die überwiegend aber andere verfassten. Und wohl mindestens rund 90 Prozent der Protestanten sind gerade keine Lutheraner. Die Stellungnahme des bibel- und bekenntnistreuen (Allein-die-Schrift) Protestanismus zur Philosophie ist aber einhellig. Offenbarungsquelle göttlicher Gebote ist allein die Schrift, die erheblich warnt vor Philosophie. Vernunft/Verstand/ Philosophie sind „Huren“ , die für alle möglichen Zwecke eingesetzt werden können, für die Verkündigung allenfalls als untergeordnete Hilfsmittel.

  2. Hoffen wir auf die Beibehaltung der tridentinische Messe.
    F. wird es weiter erschweren.
    Ob Rom vielleicht doch Sorgen und Ängsten umtreiben, weil die Gläubigen in diese Messe flüchten, weil die neue Messe nicht mehr so gefeiert wird, wie es gedacht war. Dem Zeitgeist preisgegeben.
    Priester machen in einigen Länder, teils willkürlichen Gottesdienst mit erschreckenden Predigten, die zum weglaufen sind.
    F. sollte bitte auch die neue Messe massregeln. Papst Benedikt hat es öfters versucht. Z.B. für viele (pro multis) als Richtigstellung im Hochgebet, er sebst gab nach ein paar Amtsjahren nur noch die Mundkommunion . Hoffte sicherlich auf Nachahmer und auf Sensibilität beim Austeilen der Kommunion.
    Durch diese Sensibilität erhoffte er sich eventuell mehr feierliche Messen und den gegenseitigen Respekt vor der neuen und der überlieferten Form .
    Die beiden Formen können sich „küssen“. So mal eine Formulierung von ihm.

    Ich bin auch ein großer Freund des überlieferten Ritus.
    Nehme dafür manchmal sonntags 100 km Autofahrt in Kauf.

    Möge es in Münster weiterhin jahrelang noch möglich sein, den tridentinischen Ritus zu feiern.

      1. Guten Tag,
        natürlich besteht kein direkter Zusammenhang „an sich“, aber in der heutigen Praxis sehr wohl: Es ist doch logisch, daß die Predigten in der „alten Messe“ weder auf der rotgrünen Welle schwimmen noch sich auf dem Trip des Synodalen Holzweges befinden, womit man bei der „neuen Messe“ eben keineswegs so sicher sein kann. Es liegt auf der Hand, daß die Priester des überlieferten Ritus keine linken Predigten produzieren.
        Freundlichen Gruß
        Felizitas Küble

  3. Eine mir bekannte Person, von Beruf Historikerin, geriet durch Zufall in eine Hl. Messe nach tridentinischem Ritus und war tief beeindruckt von der Spiritualität, die von dieser Messe ausging und sich ihr mitteilte, obwohl sie als katholische Taufscheinchristin kaum mehr einen Bezug zur Kirche gehabt haben dürfte. Ich verstehe nicht, warum Papst Franziskus den Vollzug dieser Messe so erschwert hat, zumal von ihr längst nicht mehr eine Spaltung der Kirche zu befürchten ist.

  4. Wenn das so gehandhabt wird, ist das in völliger Übereinstimmung mit dem Motu Proprio Traditionis Custodes von Papst Franziskus

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