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JUNGE FREIHEIT: „Das Kirchenvolk war Feuer und Flamme für den deutschen Papst“

In der nonkonformen, politisch unangepaßten Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT (JF) vom 12.2.2013  äußert sich JF-Redakteur Ronald Gläser unter dem Titel „Der letzte deutsche Papst“ sehr fundiert über Benedikt XVI. und seine Amtszeit.

Dies erscheint umso interessanter, als die JF keine Kirchenzeitung, kein katholisches Blatt ist. Wir zitieren hier die wichtigsten Auszüge aus dem nachdenkenswerten Beitrag:

„Benedikt hat, obwohl Intellektueller, ein großartiges Talent, Menschen für sich zu begeistern. Seine Predigt auf dem Marienfeld am Vorabend der Papstmesse zum Weltjugendtag 2005 war das größte und beeindruckendste Spektakel, das die Christenheit in Deutschland seit langem gesehen hat:

Wie ein Rockstar bewegte sich der damals 78jährige über die Bühne und wechselte dabei wie selbstverständlich vom Deutschen ins Englische, Französische, Spanische und Italienische. Und trotzdem konnte ihm jeder folgen. Es war, als wäre das babylonische Sprachgewirr durch die Anwesenheit des obersten Diener Gottes aufgelöst.   

Foto: Radio Vatikan
Foto: Radio Vatikan

Der zweite herausragende Moment seines Pontifikats war seine Rede bei seinem letzten Deutschlandbesuch in Freiburg, wo er eine Entweltlichung der Kirche forderte. Kurz zuvor hatte er im Bundestag auch noch Augustinus zitiert: „Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande.“

Mehr Provokation geht eigentlich nicht, aber das hat kaum einer gemerkt. Selbst die Abgeordneten der Grünen und der Linkspartei, die seinen Besuch eigentlich boykottieren wollten, drängelten sich später zu ihm hin, um sich mit ihm abzulichten.

Benedikt schwebt eine Kirche vor, in der es mehr um das Gebet und freiwilliges Miteinander geht, als um Kirchensteuern und Sendeplätze.

Die deutschen Miesepeter, die auf ihr Land spucken, sind unzufrieden. Egal, was Benedikt auch getan hätte, sie wären nie mit ihm und seiner Amtsführung zufrieden gewesen. (…) Benedikt XVI. konnte es ihnen einfach nicht recht machen. Das ist aber egal. Denn die Gutmenschen und Mißvergnügten spielen, wenn überhaupt, nur außerhalb der Kirche eine Rolle.

Das Kirchenvolk hingegen war Feuer und Flamme für den deutschen Papst. Das haben seine drei Besuche in der Heimat gezeigt. Unvergessen sind die „Be-ne-detto“-Rufe von einer halben Million Jungen und Mädchen beim Weltjugendtag in Köln. Benedikts Besuch in Bayern 2006 war nicht weniger spektakulär.

Und 2011 haben bei seiner Rundreise in Deutschland sogar im sozialistisch-atheistischen Berlin die Gläubigen Schlange gestanden, um seine Predigt im Olympiastadion zu hören.

Es gibt Unmut, daß Ratzinger vorzeitig aufgibt. Daß er sich davonschleicht, statt die Bürde des Amtes bis zum Ende seines Lebens auf sich zu nehmen. Ihnen sind zwei Dinge zu entgegnen: Zum einen ist die Führung der größten Glaubensgemeinschaft der Erde, das Schifflein Petri, wie Benedikt es in seiner Rücktrittserklärung verniedlichend nannte, zu wichtig, um sie jemandem zu überlassen, der sich selbst am Ende seiner Kräfte sieht. Vor allem dann, wenn es geeignete Nachfolger gibt.

Zum anderen hat Joseph Ratzinger Ruhe verdient. Und wenn es nur ein paar Monate sein sollten. Stellen wir ihn uns vor, wie er unweit seiner neuen Heimat in einem Vatikan-Kloster in einem Straßencafé in Rom sitzt und einen Schweinebraten ißt und dazu ein Weißbier trinkt. Eine Ruhepause nach einem Leben für Christus.“

Kommentare

3 Antworten

  1. Die feinen Damen sitzen mit ihren großen Hüten im Straßencafé,
    essen Schwarzwälderkirschtorte, und trinken schwarzen Tee oder Kaffee

    nur der Papst sitzt mutterseelenalleine dazwischen

    und ißt Schweinebraten und trinkt Weißbier

  2. Papst Benedikt kann aufgrund seines“freiwilligen“ Rücktrittes etwas erleben, was andere Päpste erst nach ihrem Tod erfahren durften.

    Er spürt die Gebete, er hört die Komplimente, er liest die Lobeshymnen und das alles
    bei klarem Verstand im HIER und JETZT.

    Juristen müssen jetzt erst noch klären, wie man den Papst dann ansprechen darf –
    das finde ich ja wieder sehr kompliziert.

    Wie wäre es denn einfach mit Joseph Ratzinger, der Papst-Senior.

    Sprecht ihn mit dem Namen an, der auch eines Tages auf seinem Grabstein stehen wird.

    Man kann ihn ja auch Benedikt XVI nennen – die Bezeichnung PAPST weglassen.

    Ich bin ja schon gespannt wie ein Flitzebogen…….

  3. Besonders der letzte Abschnitt ist genial. Dem JF-Autor Herrn Gläser gelingt es, hier etwas wohltuend Versöhnliches in die Angelegenheit einzubringen.

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