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Kardinal Gerhard Müller: „Ich zeige lieber den steilen Weg, der zum Ziel führt“

Die „Lebenswirklichkeit“ der Menschen ist „keine Quelle der Offenbarung“

Der vatikanische Kurienkardinal Gerhard Müller hat sich in einem Interview mit der Würzburger „Tagespost“ dagegen ausgesprochen, den Offenbarungsbegriff theologisch erweitern zu wollen.

In jüng0022ster Zeit äußerten sich deutsche Bischöfe  – allen voran Kardinal Reinhard Marx  – mehrfach dahingehend, die Kirche solle auch die „Lebenswirklichkeit“ der  Menschen in den Blick nehmen, um ihre Standpunkte zu klären. 

Hierzu erklärte der Präfekt der Glaubenskongregation (siehe Foto), die „Lebenswirklichkeit“ sei  kein theologischer, sondern ein soziologischer Begriff, der daher kein Urteilsmaßstab für die Offenbarung Gottes sein könne.

Laut kirchlicher Lehre beruht die Offenbarung (Selbstmitteilung Gottes) auf der Heiligen Schrift und der apostolischen Überlieferung (Schrift und Tradition).

Kardinal Müller stellte klar, daß „der Boden katholischer Theologie verlassen“ Radio Vatikanwerde, wo „rein menschliche Überlegungen oder die Macht des Faktischen gleichwertig neben Schrift und Tradition gestellt werden“.

So könne man „die frivole Lebenswirklichkeit eines Ausbeuters, Drogenhändlers oder Kriegsgewinnlers“ nicht als „unabänderliches Faktum ansehen, an das sich die moralischen Grundsätze anzupassen haben“.

„Glaubenssinn“ des Kirchenvolkes nicht vereinnahmen

Der vatikanische Glaubenshüter warnte auch vor Mißverständnissen hinsichtlich des Begriffes vom „Glaubenssinn“ der Katholiken. Dieser sei ebenfalls keine Quelle der Offenbarung, sondern verhelfe dazu, das Wort Gottes „von den vielen Worten und Meinungen der Menschen“ zu unterscheiden.
.
„Der Glaubenssinn des Volkes Gottes hat daher nichts mit Umfrage-Ergebnissen zu tun oder einem Plebiszit, mit dem die ‚Basis‘ der dem Leben entrückten ‚Hierarchie‘ endlich einmal die Augen öffnen könnte.“Zudem hätten auch vatikanische Kardinäle und Bischöfe „Brüder und Schwestern, Neffen und Nichten; sie sprechen mit den Taxifahrern, gehen zum Friseur und wissen, wie man sich in den sozialen Netzwerken bewegt“. 

Gottes Gnade gilt dem umkehrwilligen Sünder

Mit Blick auf geschieden-Wiederverheiratete kritisierte der Kardinal ein irreführendes Verständnis von Barmherzigkeit:

„Die Liebe lässt Gott und auch uns Menschen Mitleid haben mit einem verlassenen oder verratenen Ehepartner, mit den Kindern, die zu Scheidungswaisen wurden, und mit all der Tragik, die mit einer zerbrochenen Familie verbunden ist.“ BILD0191

Durch sein Erbarmen vergebe Gott dem Sünder, „der bereut und umkehrt“. Aber niemand habe ihm einleuchtend nachweisen können, „dass eine zweite eheähnliche Verbindung nicht gegen den Willen des HERRN steht, solange der legitime Ehepartner lebt“.

Wer ihn um Auskunft bitte, dem zeige er „lieber den steilen Weg, der zum Ziel führt, als den breiten Weg, der jedoch letztlich in der Sackgasse endet“, erklärte der Glaubenspräfekt. Dabei sei es natürlich wichtig, sich Menschen in schwierigen Situationen liebevoll zuzuwenden und sie in kirchliche Gruppen zu integrieren.

Kardinal Müller sprach sich überdies entschieden gegen Sonderwege katholischer Kirchen in einzelnen Ländern aus: „Es ist klar, dass die pastorale und sakramentale Praxis eines Landes nicht der Wahrheit des Glaubens widersprechen darf“. Auch könnten Glaubenslehre und Gebote Gottes nicht etwa aufgrund nationaler Differenzen jeweils unterschiedlich verstanden werden.

Quellen: Radio Vatikan, Tagespost, KNA, Komm-mit-Verlag

Fotos: Bistum Regensburg, Radio Vatikan, Evita Gründler

Kommentare

12 Antworten

  1. Bin ich froh, dass die Hauptbotschaft von Jesus recht verständlich ist:

    LIEBET EINANDER

    Sůndige nicht mehr

    Vergebt einander

    AN diesem VERHALTEN erkennt man Jesus Nachfolger.

  2. Es geht nicht um irgendeine „Lebenswirklichkeit“, sondern um die Lebenswirklichkeit des Einzelnen im Spannungsfeld zur Göttlichen Person. Leute wie Müller wollen oder können nicht begreifen, daß Gott nie wieder eine abstrakte Entität sein darf, sondern vielmehr der Aspekt der liebenden Interpersonalität als solcher sei.
    Überhaupt nicht koppeln darf man all das mit generativen Fragen, mit Geschlechtlichkeit, Ehe oder sexuellen Orientierungen. Sonst kochen gewisse Klerikalfaschisten daraus sogleich ihr Hass – auf – Nichtheterosexuelle – Süppchen. Und wollen alsbald wieder Kinder „beschützen“.

    1. @Peter Friedrich
      Gott ist nicht ein „Aspekt der…Interpersonalität“, sondern der Urgrund allen Seins, der Schöpfer des Seins. Dessen Wahrheitsoffenbarung dürfen wir annehmen und haben wir zu akzeptieren. Seine „Entität“ ist uns gegeben und liegt als Absolutum außerhalb unseres Einflussbereiches.
      Und „Kinder ‚beschützen'“? Oh ja, unsere Schulkinder bedürfen sehr wohl des Schutzes vor sexueller Belästigung und sexuellem Missbrauch durch ausrastende Genderisten! Sehen Sie wirklich nicht die Vielen, welche uns heute vorwerfen, sie nicht beschützt zu haben?

      1. Die Essenz des Christlichen ist für mich die menschliche Frage nach der liebenden Gegenüberhaftigkeit als solcher, über alle Zeiten und Räume hinweg. Wir setzen dieses personale Gegenüber reinster Güte (den „Christus“) transzendent und werden aus ihm heraus stets auf´s Neue geboren.
        Überhaupt nichts daraus erlaubt mir, mich in das Intimleben, in den Bereich von Zärtlichkeit und Erotik anderer Menschen einzumischen, schon gar nicht in despektierlicher Weise, indem ich etwa den gesamten Bereich nichtheterosexueller partnerschaftlicher Liebe als „etwaige Mißlichkeit menschlichen Trieblebens“ (Formulierung eines „Christen“) abtue. Ich kann für mich selber Homosexualität durchaus ablehnen, für mich selber abstossend finden, wie gesagt für mich selber, aber ich wünsche jedem Menschen von meinem Herzen her sein je eigenes Glück in Zärtlichkeit, Erotik und Liebe.
        Zumindest von der Religion her darf nie wieder das Hass – auf – Nichtheterosexuelle – Süppchen gekocht werden.
        Schon gar nicht dürfen religiöse Menschen junge Menschen indoktrinieren mit dem seelischen Terror, der darin liegt, Jugendlichen einzureden, sie dürften niemals Selbstbefriedigung haben. Eines von vielen Beispielen: Ich habe eben noch mit einem Freund gesprochen, der von seiner eigentlich herzensguten, jedoch durch kirchliche Indoktrination bezüglich ihrer intimen Gefühle vollkommen verängstigten Mutter bis auf´s Blut gepeinigt worden war mit Ängsten bezüglich seiner pubertären Entwicklung. Der sich als etwa Dreizehnjähriger angstschwitzend durch einen Anruf bei „Bravo“ irgendwie Erleichterung verschaffen wollte, weil er buchstäblich Todesängste durchlebte, wenn „dieses Weiße“ sich bei ihm absonderte. Es dauerte bis nach der Geburt seines zweiten Kindes, daß er nach und nach zu sich fand. Bei seinem ersten Sohn muß man vielleicht von entsprechenden bleibenden Schäden ausgehen.
        Daß hinter Weltbildern, wie sie von Teilen der Kirchen vertreten werden, nun wirklich gar nichts mehr stimmt, beobachtete ich mehrfach wie etwa kürzlich bei mehreren afrikanischen katholischen Bischöfen, die eine Querverbindung herstellten zwischen Homosexualität und dem Ausbruch von Seuchen. Solche Äußerungen von Autoritätspersonen können in Ländern mit geringem Bildungsstand eine regelrechte Anstiftung zu Lynchaktivitäten sein, konkret lebensgefährlich für konkrete Menschen, mit der Gefahr von schweren Verletzungen, Verstümmelungen, sogar Tod, von Angst, Entsetzen und seelischen Traumata bei den Betroffenen einmal ganz abgesehen. Die Reaktion auf das, was da in ihrem Namen verbrochen wurde, war in Teilen der „christlich“ sich nennenden Bloggerszene von einer derart empörenden Gefühllosigkeit (man beschimpfte dann noch ausgerechnet Kardinal Kasper, der ja noch versucht hatte, dem üblen Treiben der afrikanischen Bischöfe Einhalt zu gebieten!), daß sich für mich spätestens an dieser Stelle der Eindruck bestärkt hat, daß es auch heute noch tatsächlich „Christen“ gibt, die für ihren herausselektierten religiöselnden Aberglauben lieber lebendige und fühlende Menschen auslöschen (lassen), als sich mit ihrer eigenen Widersprüchlichkeit auseinandersetzen zu müssen. Diese Mordideologie helfe ich zu beenden.

        1. @Peter Friedrich
          Es ist Ihr gutes Recht, aber auch Ihre ganz persönliche Verantwortung, nicht an einen absoluten Gott zu glauben und Ihren eigenen Vogel für den Hl Geist zu halten – mein Recht ist es, mich von Ihrem Geifen abzuwenden. Sie müssen kein Christ sein oder gar Katholik, aber auch Sie haben diese mit ihrem Glauben und ihrer Lehre zu akzeptieren…

      2. Sie reden in Zusammenhang mit meinem Beitrag von „Geifen“.
        Seien Sie gewiß, daß ich über meine Texte ausführlich und gewissenhaft nachsinne.
        Schön wäre, Sie wären Manns genug, an zwei oder drei Passagen beispielhaft aufzuzeigen, wo nach Ihrer Ansicht „Geifen“ festzustellen wäre.
        Gruß

        1. @Peter Friedrich
          Den Ausdruck „Geifer“ nehme ich, da überzogen, zurück und ersetze ihn durch „emotional-gehässige Polemik“.
          Individuelle kritikwürdige Eltern-Kind-Beziehung genüsslich auszuschlachten und damit Gottes Ordnung, die allein die menschliche Freiheit gewährleistet (gerade in unserer übersexualisierten Zeit), vom Tisch fegen zu wollen, zeugt nicht von vernünftigem Nachsinnen, sondern von dem, was die Griechen „Hybris“ nannten und ich mit „den eigenen Vogel für den Hl Geist halten“ beschreibe. Wer Gottes Ordnung nach eigenem Gusto (wenn auch noch so nachsinnend) umbauen will und gar noch die Persönlichkeit Gottes ungeachtet Seiner Offenbarung sich zurechtzimmert, der überhebt sich, der steckt bis über die Ohren in eben der alt-griechischen Hybris!

          Wenn ein TV-Empfänger gestört ist, dann ist nicht das gesendete Programm dran schuld!

  3. Jesus spricht sich eindeutig gegen die Scheidung aus, “ außer im Fall von Ehebruch“, ebenso wie er sich bei einem Verbrechen an einem Kind “ es wäre besser, man hängt ihm einen Mühlstein um…“ für die Todesstrafe ausspricht, obwohl die Kirche beides nicht beachtet. Ist die Kirche wirklich gnädig im Umgang mit abservierten Ehepartnern, die keine Freundschaft mehr einzugehen wagen aus Angst, nicht mehr zur Kommunion gehen zu können, wenn die Freundschaft zur ehelichen Bindung führen würde?

    1. Guten Tag,
      Christus spricht sich nicht für die Todesstrafe aus mit seinem Es-wäre-besser-Ausspruch, sondern verdeutlicht damit die Schrecklichkeit von Verbrechen an Kindern. Was die Ehebruch-Einschränkung betrifft, so erlaubt die kath. Kirche in diesem Fall seit jeher die „Trennung von Tisch und Bett“ – aber nicht eine erneute Zivilheirat, weil das Band zur gültigen Ehe auch im Falle einer Trennung bestehen bleibt. Auch Paulus erlaubte in schwierigen Sonderfällen eine Trennung, aber keine Wiederheirat.
      Übrigens sind alle Nicht-Verheirateten moralisch verpflichtet, enthaltsam zu leben, vom katholischen Priester bis zu allen Ledigen/Singles, die zB. aus finanziellen oder gesundheitlichen (oder anderen) Gründen nicht heiraten können oder nicht wollen.
      Wiederverheiratet Geschiedene können nur dann zu den Sakramenten gehen, wenn sie sich ernsthaft bemühen, wie „Bruder und Schwester“ zu leben.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

    2. @Gabriele
      Achtung: Der Einschub „außer…“ (der nur bei Mt vorkommt) bedeutet nicht, dass im Falle von Ehebruch eine Scheidung gerechtfertigt und eine Wiederverheiratung möglich ist. Jesus sagt (bei wortgetreuer Übersetzung), dass das Abschieben der Ehefrau (und das war es, was Moses ohne Jahwes Willen den Juden gestattet hatte wegen ihrer Hartherzigkeit, welche wir heute augenscheinlich auch für uns in Anspruch nehmen wollen) sie zur Unzucht führt außer sie habe diese durch Ehebruch schon begangen.
      Über allem steht auch bei Mt die imperative Ausschließlichkeit „… das trenne der Mensch nicht!“

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