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Kardinal Marx bietet einen Rundumschlag statt geistiger Auseinandersetzung

Von Prof. Dr. Hubert Gindert

Reinhard Marx hat am 25. Mai 2020 sein neues Buch vorgestellt. Der Titel heißt „Freiheit“.

Was Marx darin sagt, stellt Britta Schultejans in der Allgemeinen Augsburger Zeitung (AZ) vom 25. Mai vor. Zusammenfassend heißt es:

„Eine neue Theologie, mehr Menschlichkeit, mehr Freiheit, ein neues Zeitalter des Christentums“.

BILD: Prof. Gindert leitet den Dachverband „Forum Deutscher Katholiken“

Das hört sich wie die Ankündigung einer neuen politischen Utopie an – recht unkonkret. Schultejans meint an späterer Stelle: „Das klingt zum Teil ungemein progressiv, ganz konkret wird Marx aber nicht“.

Diese Unkonkretheit zieht sich in diesem „Rundumschlag“ (Untertitel) durch den gesamten Text.

„Freiheit“ lässt sich gut instrumentalisieren. Alle Ideologen arbeiten damit, auch, wenn sie diese missbrauchen, nachdem sie die Macht erobert haben.

Wir kennen das vom „kommunistischen Manifest“ des Karl Marx, auf den sich alle Marxisten berufen haben  –  von Lenin, Stalin bis zu Mao Tse-tung und Pol Pot, die ihre Gegner ausgerottet haben.

Die „neue Theologie“ wird in der Besprechung nicht näher ausgeführt. Sie sollte eigentlich zu einem tieferen Verständnis der Botschaft Jesu führen.

Das „neue Zeitalter des Christentums“ wird nicht konkret sichtbar. „Freiheit“ ist schon etwas abgegriffen.

Es könnte trotzdem einen interessanten Aspekt bringen, wenn z.B. dargelegt würde, dass Freiheit für Christen hieße, frei werden von den Fesseln der Sünde, von Furcht und Angst, die Menschen bedrängen.

Marx fordert laut Schultejans-Artikelm, „zur Erneuerung“ gehöre zwingend, moderne Freiheiten als gesellschaftliche Errungenschaften zu betrachten.

Es gehe „nicht an, die Freiheitsgeschichte der modernen Welt als Irrweg zu verdammen oder gar als Bedrohung des Glaubens und der Kirche zu sehen“.

Da auch das nicht konkretisiert wird, wäre zu fragen, ob Marx „gesellschaftliche Errungenschaften“ in assistiertem Suizid, in Abtreibung, in Ehe für Alle, in Genderideologie, in der Selektionsmethode PND, in Leihmutterschaft, in Gleichsetzen aller Formen von Sexualität und im Verbot von Konversionstheorien sieht?

Marx geht, so heißt es in der Buchvorstellung, mit „konservativen Widersachern hart ins Gericht“.  Diese Gegner sieht er wohl bei denen, die z.B. im sogenannten Reformprozess eine andere Meinung als er vertreten.

Denn „er (Marx) galt ohnehin schon als treibende Kraft hinter dem Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, der ‚Synodaler Weg‘ genannt wird und sich mit der Sexualmoral, dem Zölibat und der Stellung der Frau befassen soll“.

Als „konservative“ Gegner werden in der Buchbeschreibung namentlich Kardinal Woelki, Bischof Voderholzer und Kardinal Müller genannt. Nirgends wird „konservativ“ näher definiert. Das ist diese schlüpfrige, effektheischende Diktion, die einer geistigen Auseinandersetzung aus dem Weg geht.

Reinhard Marx äußert: „Wenn Freisein und Katholischsein nicht zusammengehören können, ist der Weg des Glaubens in die Zukunft versperrt“.

Mit der Forderung nach mehr Freiheit zeigt sich Marx als ein erfahrungsresistenter Analyst. Bekanntlich rühmen sich die Protestanten ihrer größeren Freiheiten gegenüber den Katholiken. Bringt das aber mehr Zukunft?

Die Protestanten verlassen in größerer Zahl als die Katholiken ihre Kirche. Kirchenaustritte sprechen nicht für Zukunft. Marx äußert, der Kirche dürfe „nichts Menschliches fremd sein“. Richtig! Als die Katholiken noch regelmäßig zum Beichten gingen, war der Kirche vermutlich nichts fremd. Heute muss sie die Befindlichkeit von Soziologen, Psychologen und aus der Statistik erfahren. Fortschritt?

Schließlich meint Marx: Eine Kirche, „die sich in einer rein negativen Sicht der Moderne verharrt und sich zurückträumt in eine idealisierte Vergangenheit… ist nicht nur überholt, sondern sogar zu verhindern… dass solche Stimmen zum Teil vermehrt zu hören sind, beunruhigt mich“.

Marx ist dafür bekannt, dass er kräftig austeilt, wenn er Gegenwind spürt. Er hütet sich aber auch hier, Ross und Reiter zu nennen. Das gibt allen Spekulationen Raum, vermeidet aber eine geistige Auseinandersetzung.

Andersdenkende werden mit „Fundamentalismus“ und „autoritäre Restauration“ abgekanzelt. Die Artikelüberschrift in der AZ lautet: „Klare Kante gegen Kirchen-Konservative“. Sie liest sich wie ein letzter Rundumschlag eines angezählten Boxers. Ein „deutliches Signal“ ist es nicht.

Kommentare

20 Antworten

  1. Wer über eine Leseprobe in das neue Buch „Freiheit“ von Reinhard Marx eintauchen will und sich selbst ein Bild machen will, worum es ihm eigentlich geht, kann das hier tun:

    https://books.google.de/books/about/Freiheit.html?id=_vS6DwAAQBAJ&printsec=frontcover&source=kp_read_button&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false

    Mir fielen in der Einleitung ganz viele Dinge positiv auf. Zwei möchte ich herausheben:

    (1) „Es geht darum, die Sprache des Glaubens und die Worte der Theologie im Kontext der Freiheit neu auszusagen, ohne dass die Substanz und was an Bedeutungsgeschichte seit 2000 Jahren in diesen Worten und im Glauben niedergelegt wurde, eingebüßt werden. Gerade im Blick auf die Freiheit geht es mir um eine Vertiefung des Glaubens, um eine Intensivierung unseres Denkens darüber, was christliche Existenz ausmacht und um ein neues Staunen über Gott, das absolute Geheimnis.“

    Schon daraus wird klar, dass es Marx um Freiheit im christlichen Kontext geht und nicht um Freiheit im zerstörerischen Sinn.

    (2) Er zitiert dann einen Text von Pfarrer Alfred Delp, der von den Nazis hingerichtet wurde. Dieser Text wurde von ihm kurz vor seinem Tod am 06.01.1945 mit gefesselten Händen geschrieben:

    „Der Mensch muss frei sein. Als Sklave, in Kette und Fessel, in Kerker und Haft, verkümmert er. … Das Schlimme ist, dass der Mensch sich an die Unfreiheit gewöhnt und selbst die ödeste und tödlichste Sklaverei sich als Freiheit aufreden lässt.
    In diesen Wochen der Gebundenheit habe ich dies erkannt, dass die Menschen immer dann verloren sind und dem Gesetz ihrer Umwelt, ihrer Verhältnisse und Vergewaltigungen verfallen, wenn sie nicht einer großen inneren Weite und Freiheit fähig sind.Wer nicht in einer Atmosphäre der Freiheit zu Hause ist, die unantastbar und unberührbar bleibt, allen äußeren Mächten und Zuständen zum Trotz, der ist verloren. Dieser Freiheit wird der Mensch nur teilhaft, wenn er seine eigenen Grenzen überschreitet. … Die Geburtsstunde der menschlichen Freiheit ist die Stunde der Begegnung mit Gott.“

    Marx schlussfolgert hieraus zutreffend folgendes:

    „Denn die Freiheit ist es ja gerade, die den Menschen zum Ebenbild Gottes macht.“

    Auch hier wird deutlich, dass Marx echte von Gott geschenkte Freiheit meint und nicht eine Freiheit, die das Gegenteil davon ist.

    Ich möchte mit wenigen Bibelzitaten schließen, die keineswegs vollständig sind, aber den Stellenwert der Freiheit für die Christen erahnen lässt:

    „Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit!“ (2. Cor. 3,17)
    „Zur Freiheit hat uns Christus befreit.“ (Gal. 5,1)

    Echte Freiheit ist die benchmark der Erlösung und der Beweis empfangener Gnade.

    Ja, Freiheit kann missbraucht werden. Aber man darf deshalb nicht das Kind mit dem Bad ausschütten. Und schon gar nicht Kardinal Marx trotz seiner eindeutigen Worte dazu unterstellen, er trete für einen Missbrauch der Freiheit ein. Das tut er jedenfalls nicht in dem Text, der als Vorschau zur Verfügung steht.

    1. Wieder einmal treiben Sie (im Anschluss an Kardinal Marx) ein Verwirrspiel und Schindluder mit dem Freiheitsbegriff.
      Die Freiheit des Christen besteht darin, „Knecht Christi“ zu sein, sich an ihn zu binden, sich aus freien Stücken den Geboten Gottes zu unterwerfen und sie zu erfüllen.
      Jeder „liberale“ oder libertäre Zungenschlag verbietet sich.

      1. Ich treibe kein Schindluder, nur weil Sie anderer Auffassung sind wie ich. Was für einen „Diskussionsstil“ haben Sie sich da eigentlich angewöhnt?

        Und nein, es geht nicht PRIMÄR darum, „sich aus freien Stücken den Geboten Gottes zu unterwerfen und sie zu erfüllen“. Das bezeichne ich als Werkgerechtigkeit.

  2. Fakt bleibt halt, dass sich Herr Prof. Dr. Grindert nur zu einer Buchbesprechung geäußert hat, indem er das für bare Münzer nimmt, was die Rezensentin geschrieben hat. Das ist akademisch unzureichend. Als Akademiker lernt man eigentlich, immer die Primärquellen zu befragen, so sie noch vorhanden sind. Das hat Herr Prof. Dr. Grindert nicht gemacht.

    Fakt ist und bleibt, dass Sie wiederum unterstellen. Als müsste Prof. Gindert Ihnen ganz persönlich erklären, welche Seite vom Buch ihm bekannt ist, damit Sie daraus ableiten dürfen, dass Prof. Gindert akademisch gearbeitet hat!

    Kommen Sie endlich von Ihrem hohen Roß herunter, auf dem Sie sitzen, seitdem Sie aus der katholischen Kirche ausgetreten sind. Vordem haben Sie hier großspurig erklärt, dass der Vorschuss, den Sie dieser Kirche gegeben hatten, aufgebraucht war. Was für eine gnädige Haltung Ihnen inne wohnt, nachdem irgendein Geist von Ihnen Besitz ergriffen hat.

    1. Sie können gegen mich giften, wie Sie wollen und Lügen über mich verbreiten, wie es Ihnen beliebt. Ich denke halt nicht, dass das für Sie gut ist.

      Meine Schlußfolgerungen zu Herrn Prof. Dr. Gindert ergeben sich eindeutig aus seinem Beitrag. Ob es Ihnen gefällt oder nicht.

    2. Meine Schlußfolgerungen zu Herrn Prof. Dr. Gindert ergeben sich eindeutig aus seinem Beitrag. Ob es Ihnen gefällt oder nicht.

      Richtig – es sind IHRE unfehlbaren Schlußfolgerungen.

  3. Herr Prof. Dr. Grindert bezieht sich ausdrücklich und durchgehend nur auf die Buchbesprechung in der AZ. Daraus ist abzuleiten, dass er das Buch nicht selbst gelesen hat. Denn sonst hätte er sich darauf bezogen, was ER gelesen hat und nicht, was Frau Schultejans dazu sagt.

    Es ist also eine bloße Unterstellung, wenn hier vgesagt wird:

    „Sie dürfen sicher sein, dass Prof. Gindert die Veröffentlichungen von Kard. Marx kennt.“

    Nein, da kann man gar nicht „sicher“ sein.

    1. Lassen Sie doch Ihre nichtswürdigen Fieseleien.
      Inhaltlich haben Sie zur Kritik an Kardinal Marx überhaupt nichts zuzusetzen.
      Wie heißt es so schön: „Wer das Denken nicht attackieren kann, attackiert den Denkenden.“
      Das ist bei Ihnen „Kommentaren“ fast schon Standard.

      1. Ach wissen Sie, Leute wie Sie, die nur versuchen, durch Beleidigungen zu punkten, sind für mich nicht satisfaktionsfähig.

        Fakt bleibt halt, dass sich Herr Prof. Dr. Grindert nur zu einer Buchbesprechung geäußert hat, indem er das für bare Münzer nimmt, was die Rezensentin geschrieben hat. Das ist akademisch unzureichend. Als Akademiker lernt man eigentlich, immer die Primärquellen zu befragen, so sie noch vorhanden sind. Das hat Herr Prof. Dr. Grindert nicht gemacht.

        Dass Sie mein Eintreten für einen klaren akademischen Standard als „nichtswürdige Fieselei“ bezeichnen, fällt daher auf sie selbst zurück.

    2. Herr Prof. Dr. Grindert bezieht sich ausdrücklich und durchgehend nur auf die Buchbesprechung in der AZ. Daraus ist abzuleiten, dass er das Buch nicht selbst gelesen hat.

      Sie wissen es nicht und Sie sollten dann richtig schreiben, dass SIE daraus ableiten, dass Prof. Gindert das Buch nicht gelesen hat. Sie unterstellen ganz persönliche Annahmen. Werden Sie auch weiterhin glücklich mit Ihren ganz persönlichen Ableitungen. 🙂

      1. Der hat es immer noch nicht kapiert.
        Und faselt bei seinen persönlichen Ableitungen auch noch was von „akademischem Standard“.
        Wer’s nötig hat …

    1. Vorschläge:

      1) Rückkehr zur alten tridentinischen Messe als traditionaler „Heiliger Messe aller Zeiten“ (ZDW) und siehe auch die alte byzantinische Messe der russisch-orthodoxen Kirche Russlands, welche auch von der katholischen Kirche als legitim und gültig anerkannt wurde. Und die Engel(s)messen des Mittelalters als Votiv-Messen und auch die charismatischen Heilig-Geist-Messen für Charismen bzw. Gnadengaben und Wunderkräfte und Wettersegen und Feldsegen und Vieh- und Krankenheilungen. Es gibt da auch viele in Vergessenheit geratetenen Liturgien usw.
      Siehe auch die „Zeugen der Wahrheit“ Website und das Kreuzgang-Forum und den „Bund Katholischer Ärzte“ (BKA) Deutschland und Gloria.TV und Kath.Net und den Weblog „Philosophia Perennis“ des Theologen David Berger und auch die christliche Psychologin Christa Meves und den INternetauftritt von Eva Hermann.

      2) Wiedereinführung und kirchliche Erlaubnis des kirchlicherseits leider verbotenen kleinen Laienexorzismus, siehe auch die „Zeugen der Wahrheit“ (ZDW) Website dazu und so weiter.

      3) Vollständige kirchliche Anerkennung des Engel(s)werkes nach Gabriele Bitterlich und der ihr offenbarten Schriften und spirituellen Mittel. Siehe auch den INternetauftritt des Rüggeberg-Verlages dazu und Franz Bardon und Emil Stejnar und William Mistele usw.

  4. Es wäre halt sinnvoll, das Buch selbst zu lesen und sich nicht mit einer Buchbesprechung und Zitaten hieraus von einer weltlichen Journalistin zufrieden zu geben.

    Die Freiheit der Kinder Gottes war für Paulus ein wichtiges Thema. Natürlich bedeutet Freiheit im christlichen Kontext zweierlei:

    a) Frei VON Sünde, Schuld und Verdammnis zu sein, um
    b) frei FÜR Gottes Wirken und dafür zu sein, Gottes Liebe zu empfangen und weiter zu geben.

    Punkt a) ist nicht das Ziel, sondern Voraussetzung für Punkt b. Punkt b) definiert das Ziel. Es geht im christlichen Glauben nie einseitig um Sündenvermeidung und selbstbezogene Frömmelei.

    1. Es wäre halt sinnvoll, das Buch selbst zu lesen und sich nicht mit einer Buchbesprechung und Zitaten hieraus von einer weltlichen Journalistin zufrieden zu geben.

      Dann tun Sie es bitte und lassen die interessierten Mitleser an Ihren Gedanken zum Inhalt teilhaben, die nicht von dieser Welt sein werden.

      1. Ich muss das nicht tun., Herr Dr. Gindert hätte das tun müssen, um eine sinnvolle Kritik zu schreiben.

        Wo steht denn, dass Dr. Gindert das Buch nicht gelesen und er der Zusammenfassung von Frau Schultejans nicht einfach nur zustimmt? Es soll vorkommen, dass auch „weltliche Journalisten“ von kompetenter Seite Zustimmung zu ihren Überlegungen erfahren.

        Sie dürfen sicher sein, dass Prof. Gindert die Veröffentlichungen von Kard. Marx kennt.

        https://www.katholisch.de/artikel/20561-nach-brief-an-marx-katholikenforum-kritisiert-reformforderungen

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