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Kardinal Meisners Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ wirft eine Menge Fragen auf

Der Kölner Erzbischof plauderte am Tag der päpstlichen Rücktrittsankündigung aus seinem Nähkästchen

Am 11. Februar 2013 veröffentlichte die linksorientierte „Frankfurter Rundschau“ (FR-online) ein Exklusiv-Interview ihres Chef-Korrespondenten Joachim Frank mit Kardinal Joachim Meisner unter dem Titel:  „Wie soll das gehen?  Ein Papst im Ruhestand!“

Das Gespräch fand offenbar kurz nach der Rücktritts-Entscheidung von Papst Benedikt statt und wurde noch an jenem Montag online veröffentlicht. Der Kölner Erzbischof gab sich „regelrecht schockiert“ von der Nachricht, die er erst für einen Rosenmontagsscherz gehalten habe.

Foto: Radio Vatikan
Foto: Radio Vatikan

Daraufhin fragt FR-Reporter Frank   – vermutlich etwas überrascht  –  zurück: „Schockiert?“  –  Diese Nachfrage scheint durchaus berechtigt; immerhin hatte Papst Benedikt bereits im Jahr 2010 im Seewald-Buch angedeutet, daß er bei stark geschwächter Gesundheit zurücktreten wolle; unklar war insofern lediglich der Zeitpunkt.

(Im Interview-Buch „Licht der Welt“ mit dem Journalisten Peter Seewald erläuterte der Pontifex: „Wenn ein Papst zur klaren Erkenntnis kommt, dass er physisch, psychisch und geistig den Auftrag seines Amtes nicht mehr bewältigen kann, dann hat er ein Recht und unter Umständen auch eine Pflicht, zurückzutreten.“)

Hierzu nun die Antwort des Kardinals:

„Solch ein Schritt lag außerhalb meiner Vorstellungen. Früher traten nicht einmal Priester und Bischöfe zurück. Das hat einen durchaus tiefen Sinn: Das geistliche Amt ist ja eine Art Vaterschaft. Und Vater bleibt man doch Zeit seines Lebens. Als dann die Altersgrenze für Bischöfe und Priester eingeführt wurde, habe ich lange Zeit gedacht: Ein Glück, dass wenigstens der Papst auf Lebenszeit amtiert. Dann ist die Kontinuität dieser Vaterschaft gesichert.“

Angesichts dieser Auskunft wüßte man gerne, warum vor einigen Jahren mehrere Pfarrer in der Stadt Köln von  Erzbischof Meisner bzw. seinem Personalschef in den Ruhestand gedrängt werden sollten, obwohl sie die kirchenrechtlich vorgegebene Altersgrenze von 75 Jahren noch gar nicht erreicht hatten. Bestand etwa kein Interesse daran, die hier im Interview so hervorgehobene „Kontinuität dieser Vaterschaft“ bei den betreffenden Pastoren zu wahren bzw. wenigstens gemäß dem Kirchenrecht (CIC) noch ein paar Jahre bis zur vorgesehenen Ruhestandsgrenze abzuwarten?

Zweimal erwähnt der Kölner Erzbischof im oben zitierten Abschnitt Priester und Bischöfe“, die „früher“ nicht zurückgetreten seien bzw. benennt die Altersgrenze für „Bischöfe und Priester

Dazu ist aber festzuhalten, daß das Priestertum durchaus nicht zeitlich begrenzt werden kann (sehr im Unterschied zum Amt des Papstes!), denn die Priesterweihe verleiht dem Geistlichen ein unauslöschliches sakramentales Merkmal.  foto 31.5.2010a - Kopie

Daher kann ein Priester als „Priester“ nicht zurücktreten, sondern nur als „Pfarrer“: sein Pfarramt kennt eine Altersgrenze, aber nicht sein Priestersein. Der Kardinal hat sich daher seltsam unpräzise ausgedrückt.

Danach äußert Meisner allerdings doch noch Verständnis für die päpstliche Entscheidung:

„Allerdings merke ich es an mir selbst, wie ich mit den Jahren doch mehr und mehr in den Seilen hänge. Und insofern ist es schon sinnvoll, dass man auch zurücktreten kann. Nicht weil man nichts mehr tun will. Aber man ist befreit vom „du musst“ und darf stattdessen sagen: „ich kann.“ (…) Man muss ein paar Jahrhunderte zurückblicken, um einen vergleichbar dramatischen Schritt zu entdecken – auch das mag belegen, wie sehr die Kirche dem hektischen Taktschlag des Internet-Zeitalters eine Art Zeitlosigkeit entgegensetzt.

Besteht denn die „Zeitlosigkeit“ der Kirche wirklich darin, daß der Papst auch in einem äußerst geschwächten Zustand sein Amt unbedingt weiter ausführt?

Besteht die Zeitlosigkeit der Kirche nicht vielmehr in ihren zeitlosen göttlichen Geboten, in den Sakramenten des Ewigen und in den unveränderlichen Dogmen des Glaubens?

Sodann stellt der Reporter dem Kardinal die heiße Frage: „Wusste der Papst eigentlich von der Revision Ihrer Position zur „Pille danach“, die Sie nach einer Vergewaltigung nun für ethisch vertretbar erklärt haben?“   Embryo (2)

Hierauf folgt diese Antwort:

„Meine Erklärung war mit der Glaubenskongregation und der Päpstlichen Akademie für das Leben abgestimmt. Ich habe auch mit dem Sekretär des Papstes, Erzbischof Gänswein, darüber gesprochen. Er hat mir gesagt: „Der Papst weiß Bescheid. Es ist alles in Ordnung.“

Wir haben bereits darüber berichtet, daß diese Behauptung durch Meisners eigene Pressestelle dementiert bzw. korrigiert werden mußte: Papst Benedikt kannte vorher weder Meisners Pillen-Erklärung noch hat er sie gebilligt.

Sodann fragt die „Frankfurter Rundschau“: „Sie haben 2005 sehr für die Wahl Joseph Ratzingers geworben. Hat er Ihre Erwartungen erfüllt?“

Der Kardinal erklärt merkwürdigerweise: „Was mich überrascht hat, war seine Fähigkeit, in das neue Amt hineinzuwachsen. Schüchtern wie er von Natur aus ist.“

Der Priester Joseph Ratzinger war in den 60er Jahren einer der jüngsten Theologie-Professoren Deutschlands, er lehrte zB. in Münster, Tübingen und Regensburg und faszinierte seine Studenten, die auch aus anderen  –  etwa naturwissenschaftlichen  –  Fächern in großer Zahl zu ihm in die Vorlesungen strömten. Schüchternheit?  – Wohl kaum, eher bewußte Bescheidenheit und Zurückhaltung.

Sodann erzählt Meisner aus dem Nähkästchen:

„Ich habe bei seiner ersten großen Reise hierher nach Köln zum Weltjugendtag auf dem Schiff immer wieder zu ihm gesagt: „Heiliger Vater, Sie müssen jetzt den Jugendlichen zuwinken! Und zwar nicht nur nach rechts, sondern auch nach links, zu allen Seiten!“   – Bis er mal geantwortet hat: „Dauernd kritisierst du an mir herum!“ – „Ja“, habe ich gesagt, „bis du es gelernt hast, Papst zu sein“. Solche lockeren Töne verträgt der Papst. Er ist wirklich ganz natürlich geblieben.“

Daß der Papst solche Sprüche privat verträgt, spricht sicher für ihn und seinen Humor.  Aber ob es wohl „verträglich“ ist, der Öffentlichkeit – noch dazu ausgerechnet am Tag der verkündeten Rücktritts-Entscheidung des Papstes  –   solche Storys zu servieren?  – Dies dürfte fraglich sein, zumal der Eindruck entsteht, als habe der Kardinal dem Papst damals gleichsam „auf die Sprünge geholfen“.

In dem Interview geht es danach um die sich ergänzenden Eigenschaften des Vorgänger-Papstes (Joh. Paul II.) und des damaligen Glaubenspräfekten Joseph Ratzinger.   –  Hierzu fragt der FR-Reporter: „Hat Benedikt XVI. im Vatikan das Pendant gefehlt, das er selbst für seinen Vorgänger war?“

Kardinal Meisner Antwort in bezug auf Kardinal Tarcisio Bertone erscheint wiederum äußerst seltsam:

„Der Kardinalstaatssekretär hatte diese Rolle sicher nicht. In der Williamson-Affäre bin ich sogar einmal im Auftrag einer ganzen Reihe von Kardinälen zum Papst gegangen und habe gesagt: „Heiliger Vater, Sie müssen Kardinal Bertone entlassen! Er ist der Verantwortliche  –  ähnlich wie der zuständige Minister in einer weltlichen Regierung.“  –  Da hat er mich angesehen und gesagt: „Hör mir gut zu! Bertone bleibt! Basta! Basta! Basta!“  – Danach habe ich das Thema nie wieder angesprochen.“

Erstens ist es unangemessen, zumal für einen Erzbischof, derlei interne Vorgänge an die Öffentlichkeit zu zerren.  Zweitens ist es völlig untypisch für den zurückhaltenden, von Meisner doch sogar als „schüchtern“ bezeichneten Papst Benedikt, dreimal hintereinander „Basta!“ zu sagen, als würde er gleichsam verbal auf den Putz hauen.

Drittens ist diese Interview-Attacke gegen Bertone zum jetzigen Zeitpunkt aus mehreren Gründen besonders fehl am Platze, nicht zuletzt auch deshalb, weil der Papst-Vertraute Bertone die hauptsächliche Zielscheibe der „Vatileaks“-Intriganten war, die den Kardinalstaatssekretär (nach dem Papst der zweite Mann in der kath. Weltkirche) mit ihren hinterhältigen Machenschaften „erledigen“ und abservieren wollten. Offenbar war Bertone gewissen Seilschaften innerhalb des Vatikan ein Dorn im Auge.

Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks in Münster

Kommentare

4 Antworten

  1. Betriebsinterna dürfen nicht ausgeplaudert werden.

    Zitat
    Gibt der Arbeitnehmer Betriebsinterna weiter, kann er in jedem Fall abgemahnt werden. Bei der Weitergabe von Betriebsgeheimnissen kann im Einzelfall auch eine außerordentliche Kündigung ohne vorherige Abmahnung zulässig sein.
    Zitat Ende

    Es ist bestimmt ein Betriebsgeheimnis, wenn der Papst erklärt, Kard. Bertone nicht auf Forderung Dritter seines Amtes zu entheben.

    Von daher…. in einem weltlichen Betrieb hätte es jetzt gekracht – aber ordentlich. Personalentscheidungen auf höchster Ebene gehören nicht unter das Volk.
    Noch betriebsinterner geht es nicht.

    mfg

  2. Völlig unqualifizierte Kommunikation der kirchlichen Sache durch einen Kardinal! Wie geradezu subtil hinterfotzig der Kardinal den Hl. Vater – man bedenke noch dazu das Datum – in diesem Interview mit dem linken Blatt zu demontieren versucht, lässt weitere Schlüsse zu… Wie wird sich jener erst verhalten, wenn er hinter verschlossenen Türen spricht und agiert?

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