Mit persönlicher Abdruckgenehmung von Kardinal Gerhard Müller dokumentieren wir hier vollständig seine Predigt vom 28. Juni 2025 anlässlich der Priester- und Diakonen-Weihe 2025 in Courtalain (Frankreich) in der deutschsprachigen Originalvorlage:
Liebe Brüder und Schwestern!
In dieser heiligen Feier sollen zehn junge Männer das Sakrament der Weihe empfangen. Fünf von ihnen in der Stufe des Presbyterats und vier weitere in der Stufe des Diakonates.
Dass die Einsetzung in das geistliche Amt durch ein „Sakrament im wahren und eigentlichen Sinne“ – wie das Konzil von Trient klarstellt – vollzogen wird, bedeutet, dass die Gnade ein geeigneter Diener Christi, Priester, Lehrer und Hirten der Kirche zu sein, von ihm als Haupt der Kirche selbst verliehen wird.
BILD: Priesterweihe durch Bischof Gerhard Müller, als er noch Oberhirte von Regensburg war
Der Bischof ist während der liturgischen Weihehandlung nur das Werkzeug in den Händen Christi, der vermittels des Zeichens der Handauflegung und des Gebetes selbst die von ihm zum Aposteldienst Berufenen konsekriert.
Der in göttlicher Einsetzung begründete Dienst der Apostel wird in apostolischer Sukzession ausgeübt von den Bischöfen, Priestern und Diakonen, die das im Ursprung eine sakramentale Weihe-Amt der katholischen Kirche bilden.
PRIESTER als Hirten des Neuen Bundes
Das II. Vatikanum beschreibt den spezifischen Charakter des Presbyterates (Priestertums) so:
„Die Presbyter haben zwar nicht die höchste Stufe der priesterlichen Weihe und hängen in der Ausübung ihrer Gewalt von den Bischöfen ab; dennoch sind sie mit ihnen in der priesterlichen Würde verbunden und kraft des Weihesakramentes nach dem Bilde Christi, des höchsten und ewigen Priesters, zur Verkündigung der Frohbotschaft, zum Hirtendienst an den Gläubigen und zur Feier des Gottesdienstes geweiht und so wirkliche Priester des Neuen Bundes.
Auf der Stufe ihres Dienstamtes haben sie Anteil am Amt des einzigen Mittlers Christus und verkünden allen das Wort Gottes.
Am meisten üben sie ihr heiliges Amt in der eucharistischen Feier oder Versammlung aus, wobei sie in der Person Christi handeln und sein Mysterium verkünden, die Gebete der Gläubigen mit dem Opfer ihres Hauptes vereinigen und das einzige Opfer des Neuen Bundes, das Opfer Christi nämlich, der sich ein für alle mal dem Vater als unbefleckte Gabe dargebracht hat, im Messopfer bis zur Wiederkunft des Herrn vergegenwärtigen und zuwenden.“ (Lumen gentium 28).
DIAKONE dienen dem Volke Gottes
Und im Hinblick auf die diakonale Weihestufe erklärt das Ökumenische Konzil mit höchster Lehrautorität:
„In der Hierarchie eine Stufe tiefer stehen die Diakone, welche die Handauflegung „nicht zum Priestertum, sondern zur Dienstleistung empfangen…
Mit sakramentaler Gnade gestärkt, dienen sie dem Volke Gottes in der Diakonie der Liturgie, des Wortes und der Liebestätigkeit in Gemeinschaft mit dem Bischof und seinem Presbyterium.“ (Lumen gentium 29).
Wenn ihr, liebe Mitbrüder, diese in der Offenbarung begründete Lehre vom christologischen Ursprung und der apostolischen Überlieferung hört und ihr zustimmt, dann werdet ihr freudig ergriffen sein von der Würde, die euch von Christus selbst verliehen wird.
„Denn er hat euch dazu fähig gemacht, Diener des Neuen Bundes zu sein, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes.“ (2 Kor 3,6).
Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen, euer Leben für die euch anvertrauten Gläubigen hinzugeben nach dem Vorbild Christi, des guten Hirten (Joh 10, 11).
„Verwalter der Geheimnisse Gottes“
Ihr seid also nicht wie Mietlinge, die gut oder schlecht bezahlten Funktionäre einer von Menschen gemachten Wohlfahrtsorganisation, die spirituelle und soziale Dienstleistungen anbietet. Uns, den „Dienern Christi und Verwaltern von Geheimnisse Gottes“ (1 Kor 4,1) kann es niemals in falscher Selbstliebe um die eigene Ehre gehen, um Macht und Einfluss in der Gesellschaft, um Privilegien, um Standesdünkel und Karriere im säkularen Sinn.
Wir brauchen uns aber auch nicht einschüchtern zu lassen von dem Vorwurf des Klerikalismus, der aus der gleichen vergifteten Quelle des Konkurrenzdenkens gespeist wird.
Die Gliederung der Kirche in Kleriker, Religiösen und Laien hat mit einer weltlichen Gesellschaftsordnung nach Klassen und Kasten nicht das mindeste zu tun. Wir sind durch die Taufe alle eingefügt in den Leib Christi. Und in unserem Glauben und gewissen haben wir eine personale Beziehung zu Gott, unserem Vater, der uns in seinem Sohn zu seinen Söhnen und Töchtern macht und im Heiligen Geist uns seine ewige Freundschaft schenkt.
Aber die von Gott selbst eingesetzten Dienste der Apostel und Propheten werden von den Bischöfen und Priestern zum Aufbau der Kirche ausgeübt, der sie als Hirten und Lehrer dienen.
Als die Apostel anstelle des Apostels Judas, der zum Verräter geworden war, einen neuen Apostel bestellen wollten, sagte Petrus, dass dieser Anteil am Dienst der von Christus selbst berufenen Apostel erhalten sollte (Apg 1,17). Das griechische Wort kleros, das die Vulgata mit sors wiedergibt, bedeutet also Anteil am Apostelamt, insofern nun einer anderer seinen „Episkopat“ (Apg 1,20) ausüben soll.
Klerus aus Bischöfen, Priestern und Diakonen
Der katholische Klerus aus Bischöfen, Priestern, Diakonen, der identisch ist mit dem sakramentalen oder hierarchische Priestertum des Dienstes, steht also keineswegs in einer Konkurrenz mit dem gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen. Wenn sie auch dem Wesen nach verschieden sind, so sind sie doch innerlich verbunden in der Teilnahme an dem einen Priestertum Christi.
„Der Amtspriester nämlich bildet kraft seiner heiligen Gewalt, die er innehat, das priesterliche Volk heran und leitet es; er vollzieht in der Person Christi das eucharistische Opfer und bringt es im Namen des ganzen Volkes Gott dar; die Gläubigen hingegen wirken kraft ihres königlichen Priestertums an der eucharistischen Darbringung mit und üben ihr Priestertum aus im Empfang der Sakramente, im Gebet, in der Danksagung, im Zeugnis eines heiligen Lebens, durch Selbstverleugnung und tätige Liebe.“ (Lumen gentium 10).
Das Leben der Kirche wäre in Gefahr, wenn nicht der Heilige Geistes der Miteinander alle Glieder am Leib Christi mit ihren verschiedenen Dienste und Gaben bestimmen würde, sondern wenn der Geist des Säkularismus, das Miteinander in einer Gegeneinander verfälschen würde.
„Übertrefft euch in gegenseitiger Achtung“
Paulus gibt uns die wahrhaft christliche Maxime mit den Weg der zur Vollendung in Gott pilgernden Kirche auf Erden: „Seid einander in brüderlicher Liebe zu getan; übertrefft euch in gegenseitiger Achtung!“ (Röm 12, 10).
Die Worte, mit denen der auferstandene Christus am See von Tiberias Simon Petrus zum universalen Hirten der Kirche eingesetzt hat, beziehen sich in seiner göttlichen Fürsorge für die Zukunft Seiner Kirche gewiss unmittelbar auf den Bischof von Rom als dessen Nachfolger auf der Cathedra Petri.
Aber mutatis mutandis sind hier auch die anderen „vom Heiligen Geist eingesetzten Bischöfe und Priester“ (Apg 20, 28) gemeint, die in der Vollmacht Christi die Herde Gottes auf die Weide des ewigen Lebens führen.
„Liebst du mich mehr als diese?“ (Joh 21, 15-23) – das ist die Frage, die Jesus unmittelbar jedem stellt, den er in der heiligen Weihe zu seinem Stellvertreter in der Nachfolge der Apostel bestellt.
Unverbrüchliche Treue zu Christus
Und eure persönliche Liebe zu Jesus verbunden mit eurer unverbrüchlichen Treue zu Christus, dem Sohn des lebendigen Gottes, ist die in eure Herzen vom Heiligen Geist eingegossenen Kraft, die euch fähig dazu macht, den persönlich euch übergebenen Auftrag Christi mit Freude und Tatkraft zu erfüllen: Weide meine Schafe, weide meine Lämmer!
Jesus hat seinen Jüngern nicht ein Leben als einen Triumphzug versprochen, nach dem sich die Cäsaren aller Zeiten so sehnten, sondern den Weg des Leidens und Kreuzes, der uns aber zur Auferstehung und zum Ewigen Leben führt.
Erinnern wir uns also in den schweren Stunden, die keinem Diener Christi erspart bleiben, an sein Wort des Trostes: „Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt werdet und auf alle möglich Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.“ (Mt 5, 11).
Denn der ganzen Kirche als Sakrament des Heils der Welt und besonders ihren Hirten gilt die Verheißung ihres Herrn:
„Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf dem Berge liegt, kann nicht verborgen bleiben… Und so soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5, 14.16).
18 Antworten
Feinsinnig formuliert. Wie die Texte des 2. Vatikanum. Es hat eine Bedeutung, wenn irgendwo ein Wort offenbar fehlt oder Doppeldeutiges aufscheint: dann kann man je nach Situation einmal das eine, einmal das andere behaupten. Man muss aufpassen wie ein Schießhund.
Es lohnt sich jedenfalls, die angesprochene Stelle in Lumen Gentium Nr. 28 ganz zu lesen (Keines Konzilskompendium S. 157ff.) und – neben dem Befremden, das einen beschleicht – darüber nachzudenken, ob das, was dort offenbar gemeint ist, mit den Aussagen der Predigt übereinstimmt.
„Eure Rede sei ja, ja-nein, nein“, hat Jesus gesagt. Und: „alles andere ist vom Bösen“ (Mt 5,37). Also: man soll klar und eindeutig sein in seinen Aussagen und nicht hin und her schwanken oder durch sowohl- als auch alle Möglichkeiten offen halten, jedenfalls in der Regel. Die Texte des 2. Vatikanum (und logischerweise auch die Bücher mancher berühmter Theologen, die nicht müde werden, sich darauf zu berufen) sind aber davon durchdrungen und widersprechen also dem, was Christus gesagt hat. Es ist überliefert, dass die Helden des 2. VK ( Rahner, Ratzinger) genau darauf spekuliert und eben deswegen schwammig formuliert haben. Auch hat Kardinal Ratzinger/ Benedikt XVI. in seinen Schriften offengelegt, dass er mehr oder weniger der Meinung ist, die Auslegung der Bibel habe sich eben immer nach dem Zeitgeist zu richten, es gebe keine „feststehenden Wahrheiten“ (Man lese zum Beispiel von den neueren Sachen seine Jesusbücher). Damit wird die Bibel zum frommen Märchenbuch.
Sie gehen in die falsche Richtung. Wenn wir einer Annahme zustimmen, Benedikt XVI. sei schon zur VISIO BEATIFICA gelangt, also unter den Heiligen im Himmel, so braucht „trotzdem“ nicht gesagt zu werden, daß jeder Heilige mit Ausnahme der Mutter Jesu in seinem Leben Fehler, auch enorme, begangen hat: das ist eine Binsenweisheit. Aber diese Fehler erweisen sich, wenn er die Vollendung erlangt hat, im Plan Gottes als in alle Ewigkeit wachsend von Sinn erfüllt. Sie können also nicht in der Richtung des Befremdenden der Fehler suchen, die niemand beschönigen muß. Wir müssen danach trachten, ausnahmslos zu jeder Zeit in der Gegenwart der Heiligen zu leben – dazu gehört die von immer hellerem Licht erfüllte Geschichte ihres Lebens in der Welt. Freilich muß Heiligenverehrung in jedem Fall geprüft werden – und gerade dort, wo man es nicht vermutet. „Denn was als hoch gilt bei den Menschen, ist ein Gräuel vor Gott“ – JESU WORTE „Lk. 16,15“ {unsere Reisebibeln}.
Wer hat denn behauptet, BXVI. sei unter den Heiligen? Offenbar stimmen viele dieser Annahme zu, die Fangemeinde ist groß . Aber wenn das das einzige Argument ist, die Aussagen des Papstes zu beschönigen, der immerhin mit seinen Schriften ansetzt, der katholischen Welt vorzuschreiben, was sie zu glauben haben: dass nämlich das, worauf die Kirche gründet, nicht mehr gilt … Ich gehe von Fakten aus, nicht von Annahmen. Offenbar wollen Sie sagen: „wir glauben, dass der Papst unter den Heiligen weilt und darum wird schon irgendwie stimmen, was er sagte. Dabei darf man es nicht zu genau nehmen, schließlich war er auch nur ein Mensch „. Das gilt vielleicht für einen Staatsbeamten an untergeordneter Stelle, aber nicht für jemanden der qua Amt dafür zu sorgen hat, dass der Glaube der Kirche bewahrt wird. Entschuldigung, ein derartiges kirchliches Selbstverständnis kann man nur haben, wenn man die Bibel und die Kirchengeschichte und seinen eigenen Verstand ignoriert. Wer kann daran interessiert sein? Aber man muss sagen, die spitzfindigen Formulierungen von BXVI. können bestricken. Ich bin früher selbst auf ihn hereingefallen.
Jemand, der zur immerwährenden Eucharistischen Anbetung der Gemeinde der Karmeliten hier in Graz-Geidorf kam und auch zu einem Gottesdienst der Gemeinde der Karmelitinnen, bemerkte mir gegenüber, wir können nicht für Benedikt XVI. beten, sondern er muß für uns im Himmel beten. – Ich glaube Benedikt XVI. war nicht spitzfinding, sondern hatte immer gegen Melancholie und Schwäche anzukämpfen, die ihn in seinen „Formulierungen“ zu Fehlern abdrängte. Aber: „dass der Glaube der Kirche bewahrt werden muß“ – das Problem ist, das „1. Korinther 14“ eine Fälschung sein muß. „Wie in allen Gemeinden der Heiligen, sollen die Frauen bei euch in den Versammlungen schweigen“ ist unglaublich boshaft eingefügt – das ist doch aus „1. Korinther 11,1-16“ zu ersehen. Das Gebot, den Gebetschleier zu tragen, wäre sinnlos, wenn die Frau nicht prophetisch reden dürfte. Verboten ist der Frau, zu lehren; ihr prophetisches Reden kann höher stehen als die Lehre, jedoch muß die Lehre bewahrt bleiben und kann nicht durch die Frau gefährdet werden.
Bitte genau lesen: es heißt nicht: „die Frauen sollen schweigen“, sondern da steht noch einiges mehr dabei. Das ist es, was ich meine. Man kann schnell vieles überlesen, und kommt dann zu schiefen Schlußfolgerungen.
Die Karmelitin, scheint mir, verfügt über außerordentliche spirituelle Klugheit.
Sie empfehlen mir, als deutsche Frau, nehme ich an, zur präsumtiven Briefstelle „1. Korinther 14,35“, https://www.youtube.com/watch?v=uf0G4VktVSE , den Kolosserbrief, „Kolosser 3,18“, als Botschaft zu überbringen, „ihr Frauen, ordnet euch den Männern unter, wie es sich gehört“. Ich vermag nicht zu erkennen, WEM ich die Botschaft überbringen sollte.
Kardinal Müller:
… A U C H die Gläubigen zur Auferstehung
> Also wird “ anderen ( gottlosen ) “ auch die Auferstehung zuteil ?
Guten Tag,
damit soll gesagt werden:
Nach Christus, dem Vorbild, werden auch die Gläubigen zur Auferstehung in den Himmel gelangen – übrigens alle, auch die gottlosen, werden auferstehen, die einen zur Freude, die anderen zum Gericht.
FreundlichenGruß
Felizitas Küble
Danke für Ihre Rückmeldung, die rundum einleuchtend ist.
Ja, aber trotzdem sollte das „auch“ aus der Titelüberschrift verschwinden.
Guten Tag,
obwohl sich das „auch“ aus dem Artikel erklärt und ich es erläuterte, habe ich es jetzt gestrichen, damit keine Mißverständnisse aufkommen.
Freundlichen Gruß
Felizitas Küble
Wenn wir Papst Gerhard Ludwig nicht hätten, würde der Christenheit was fehlen.
Was fehlt denn der Christenheit?
Papst Gerhard Ludwig ist dann ja ein Gegenpapst.
Ob der Kardinal wohl mit der Bezeichnung als „Papst“ Gerhard Ludwig so einverstanden und glücklich ist?
Vielleicht wohl eher nicht.
Wenn die Kirche sich gefälligst aus der Politik heraushalten soll und insbesodere nicht die sich rechtsradikal gebärdende AfD beim Namen nennen soll, wieso werden dann hier sowohl Texte von AfD-Abgeordneten als auch von katholischen Hierarchen veröffentlicht? Ganz einfach: Weil alles egal ist, alles ist nur eine Meinung, alles ist relativ. Papst Benedikt hat aber insbesondere den neuzeitlichen Relativismus angeprangert. Ist doch egal, spalten tun nur die anderen.
Alles ist egal.
Bitte NUR DAS schreiben, was “ relevant “ ist.
Bei Paulus, „1 Kor. 11,25“, finden sich jedoch nicht Wandlungsworte wie bei Matthäus, „Mt. 26,28“, „mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird“ {unsere Reisebibeln}: „pro multis“.