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Kardinal Sarah: Benedikt wollte das Gottesvolk mit der Wahrheit nähren

In einem Gastbeitrag für die französische Tageszeitung „Le Figaro“ hält Kurienkardinal Robert Sarah eine sehr persönliche Rückschau auf das Leben Papst Benedikts XVI. Jede persönliche Begegnung mit dem verstorbenen Papst sei „eine echte spirituelle Erfahrung gewesen, die meine Seele geprägt hat“, so der ehem. Präfekt der vatikanischen Gottesdienst-Kongregation.

Im Verlauf des Gastbeitrags kommt Sarah auch auf sein 2020 erschienenes Buch „Aus der Tiefe des Herzens: Priestertum, Zölibat und die Krise der katholischen Kirche“ zu sprechen, das einen theologischen Beitrag von dem damaligen Emeritus zur Krise des Priestertums enthält.

Die Erscheinung des Buchs kurz vor der Amazonassynode, von der Beobachter eine Lockerung des Zölibats erhofften oder befürchteten, hatte einen weltweiten Medienskandal ausgelöst:

Es war der Eindruck erweckt worden, Benedikt XVI. sei Co-Autor des gesamten Buchs, das als offene Gegenrede zu Papst Franziskus verstanden wurde. Von beidem distanzierte sich Benedikt XVI. durch Erzbischof Gänswein.

Über die Episode schreibt Sarah heute wörtlich:
„Etwas später arbeiteten wir eng zusammen im Hinblick auf die Veröffentlichung unserer Reflexion über den priesterlichen Zölibat. Ich werde die Einzelheiten dieser unvergesslichen Tage in der Verborgenheit meines Herzens bewahren. Ich werde in den Tiefen meines Gedächtnisses seinen tiefen Schmerz und seine Tränen bewahren, aber auch seinen heftigen und ungebrochenen Willen, der Lüge nicht nachzugeben.“

Über Benedikts Leitung der vatikanischen Kurie schreibt er:
„Ich glaube, dass er seinen Mitarbeitern immer vertraut hat. Das hat ihm übrigens auch Verrat und Enttäuschungen eingebracht. Aber Benedikt XVI. war so unfähig zur Verstellung, dass er nicht glauben konnte, dass ein Kirchenmann in der Lage ist zu lügen.“

Für Kardinal Sarah war Joseph Ratzinger ein Mann von großer Empfindsamkeit und Zartgefühl:

„Ich habe nie erlebt, dass er auch nur die geringste Verachtung gezeigt hätte. Im Gegenteil, trotz großer Arbeitslast nahm er sich immer die Zeit, um seinem Gesprächspartner voll und ganz zuzuhören. Wenn er das Gefühl hatte, dass er jemanden beleidigt hatte, versuchte er, die Gründe für seine Haltung zu erklären. Er war zu keiner scharfen Handlung fähig. Auch zeigte er großen Respekt vor afrikanischen Theologen.“

Für den Kurienkardinal war Benedikt XVI. der gute Hirte, „der wollte, dass keines seiner Schafe verloren geht. Er wollte sie mit der Wahrheit nähren und sie nicht den Wölfen und Irrtümern überlassen. Er liebte die Seelen, weil sie ihm von Christus anvertraut worden waren.“

Quelle und vollständige Meldung hier: https://www.die-tagespost.de/kirche/weltkirche/kardinal-sarah-benedikt-xvi-ist-nie-vor-den-woelfen-zurueckgewichen-art-234882

Kommentare

4 Antworten

  1. Danke, Kardinal Sarah, für diese ermutigenden Worte zur Heiligkeit Ihres und
    Papst Benedikts Herzen. Die Tiefe der Wahrheit ist jetzt schon eine Liebe
    zum priesterlichen Märtyrertum. Die Wahrheit lässt sich eben nicht verleugnen.
    Sie ist der wahre Grund der Herzen Jesu und Mariä .

  2. Ich las 2008 in einer Arztpraxis in der Brigitte den Bericht vom „Priesterkind Veronika“ (Eggers?).
    Sie war damals etwa 25 Jahre alt und berichtete aus ihrem Leben.
    Ihr Vater war Priester. Bis sie etwa 5 war, kam er auch immer noch zu Besuch, sie hatte einen „Papa“. Danach wurde er weiter weg versetzt. War dann „weg“. Nur selten präsent. Sie durfte auch nicht von ihm erzählen.
    Sie hatte immer den Eindruck, irgendwie „unerwünscht“ zu sein. Was Richtung Pubertät noch schwieriger wurde. Die Nicht-Präsenz, das Schweigen um den Vater. …
    Der Arikel, doppelseitig, endete damit: „Ich habe später erfahren, wer meinen Vater beriet – es war Josef Ratzinger.“ Der dann, seit 3 Jahren, Papst geworden war.

    Mich stach das ins Herz. Was auch damit zusammenhängt, dass ich seit 2007 mit einem inzwischen fast 90-jährigen Priester, seit 47 Jahren verheiratet mit seiner lieben Renate, zusammen musiziere.
    Er war junger Priester. Renate hatte, mit der kleinen Tochter, ihren untreuen Ehemann verlassen. …
    Es entwickelte sich eine Beziehung.
    H.-J. Vogels ging zum Erzbistum Köln und bis zum Vatikan, in dem Versuch, einen Weg zu finden, weiter der Priesterberufung zu folgen. Es war nicht möglich.
    Sie sind glücklich verheiratet und haben inzwischen 2 Urenkel.
    Er war dann an der Hochschule in der kath. Lehrerausbildung tätig und am Ende beim DAAD, Deutscher Akademischer Austauschdienst.
    Ich habe mir daraufhin immer wieder Gedanken gemacht, wie man (Mann und Frau…) mit dem Thema umgehen kann.
    Wenn es „gefunkt“ hat. Oder „passiert“ ist.
    Drängen zur Abtreibung.
    Der Priester ist gleich weg, verleugnet das Geschehene, arbeitet und predigt weiter, als wäre „nichts geschehen“.
    Frau bleibt alleine, Kind wächst ohne Vater auf. (Kirche zahlt ggf. Unterhalt, wie ich mal las…)

    Gott sieht das Herz an. WIE kann man dann „echt“ predigen und „Mann Gottes“ sein?
    Der „Mittelweg“ ist der, den Veronika erlebte. Der sie aber in gewisser Weise „zerriss“.
    Dr. Vogels schreibt vom „Recht der katholischen Kirche auf verheiratete Priester“. Er hat eine Bibliographie verfasst mit Zusammenstellung, wann und wo das Thema in der Geschichte wie behandelt wurde.
    Ich finde den offenen Umgang, ehrlich, zu Kind, Liebe, Frau stehen, am besten.
    Bei den Evangelischen ist die Pfarrfamilie, mit Frau und Kindern (meine Mutter ist Pastorskind, das 1. von 7 und einziges Mädchen) immer ein wichtiger Anlaufpunkt für die Gemeinde gewesen.
    Die Pastorsfrau hatte auch „Funktion“ in der Gemeinde. Und gab natürlich ihrem Mann „Rückhalt“.
    Martin Luther, Ex- Mönch, nannte seine Katharina von Bora „mein Herr Käthe“. Sein Leben, sein Dienst war gesegnet auch durch sie, die Familie, den Rückhalt bei dieser klugen, auch gut wirtschaftenden Frau.

    Ich kann den Zölibat -Gedanken verstehen und hatte selbst eine Zeit, wo ich „für Gott frei und ledig“ bleiben wollte.
    Es kam anders. Unsere 2 Kinder sind 1999 und 2001 geboren. Ich bin dankbar für sie, für die Familie, für die Erfahrungen.
    Diese tollen Menschen ins Leben begleitet haben zu können.

    Tja, der Zölibat.
    Clemens Bittlinger, ev. Pastor, Liedermacher, hat ein Lied geschrieben: Der Bart muss ab, der Zölibat. (Vor 2010, auf einem Kirchentag gehört, pfiffig ausgedacht und gesungen.)
    Es werden noch viele Tränen der Ratlosigkeit und Verzweiflung geweint werden (müssen).
    Hoffentlich aber auch Tränen der Freude, vor Liebe und Rührung! Erfahrung der Geborgenheit, der Freude, der Bereicherung und Befruchtung, Erfüllung.
    Familie ist Segen und Geschenk!

  3. JOHANNES 10, 11-15

    „Ich werde in den Tiefen meines Gedächtnisses seinen tiefen Schmerz und seine Tränen bewahren, aber auch seinen heftigen und ungebrochenen Willen, der Lüge nicht nachzugeben.“
    Wunderbar. Danke Papst Benedikt, Danke, Kardinal Sarah, das mitzuteilen.

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