Hat der Wiener Erzbischof nichts dazugelernt ?
Am 25. Juni 2011 wurde in Medjugorje der 30. Jahrestag der ersten „Erscheinungen“ gefeiert, wobei nicht einmal das jährliche Jubiläumsdatum korrekt ist, denn die erste „Erscheinung“ der „Gospa“ (wie die Madonna in dieser Region genannt wird) soll am 24. Juni 1981 vorgekommen sein – doch auf eine weitere Merkwürdigkeit kommt es in der Causa Medju ohnehin nicht mehr an.
Was den vielen Medju-Gläubigen zu ihrem vollen Glück noch fehlt, ist zweifellos die kirchliche Anerkennung. Doch hier weiß Christoph Kardinal Schönborn Rat. Nicht nur, daß er eine Grußbotschaft zum 30-jährigen Jubiläum schickte, die mit „einem besonderen Beifall der Gläubigen bedacht“ wurde (so die Zeitschrift „Oase des Friedens“ im Vorwort ihrer aktuellen Juli-Ausgabe).
Der Wiener Erzbischof hat seiner Medju-Fangemeinde eine ganz „besondere“ Botschaft mitzuteilen, nämlich nicht weniger als die „himmlische“ Anerkennung von Medjugorje – erübrigt sich dann nicht glatt jede kirchliche Prüfung und Beurteilung?
Die „Oase“ (Nr.7/2011) vermeldet auf Seite 7 folgende lobenden Worte Schönborns über den „Gnadenort“ (!) Medjugorje: „Ich war als Pilger von diesem Gnadenort zutiefst beeindruckt und schöpfe daraus zusätzlich Kraft für mein Amt.“ – Zudem erlebe er „sehr viele Früchte des Wallfahrtsorts in seiner Diözese und darüber hinaus.“
Also ist für den Kardinal eines ganz klar: „Der Himmel hat Medjugorje schon anerkannt.“
Na prima, die derzeitige dritte kirchliche Untersuchungskommission (diesmal vom Vatikan selbst einberufen) kann also einpacken? – Oder will sie etwa ein Urteil des „Himmels“ zu hinterfragen wagen? Wäre das nicht gar sehr „vermessen“?
Nun berechtigt die bischöfliche Amtsgnade den Wiener Kardinal freilich nicht dazu, am Urteil der Kirche vorbei eine umstrittene „Erscheinungsstätte“ auf seine bzw. des „Himmels“ Weise anzuerkennen. Oder hat er etwa selber eine höhere Erleuchtung oder gar „Vision“ erhalten?
Wenn dem so wäre, dann müßte zweifellos auch ein Erzbischof seine „Privatoffenbarung“ dem Urteil der Kirche unterstellen – und nicht etwa seiner eigenen Weisheit, die sich in puncto Medjugorje ohnehin sichtlich in Grenzen hält, weshalb der Kardinal in dieser Causa vom Papst schon vor Jahren in seine Grenzen gewiesen bzw auf seine natürliche Größe reduziert wurde. – Näheres siehe hier:
Doch dieser „himmlische“ Ersatz für die fehlende kirchliche Anerkennung aus erzbischöflichem Munde ist nicht die einzige Lückenbüßer-Idee des Gospa-Fanclubs zu Medjugorje.
Die erscheinungsgläubige Zeitschrift „Oase“ zitiert auf S. 9 in großen Lettern das folgende Wort eines Franziskanerpaters, das inzwischen wohl schon zu einem geflügelten (und insofern auch wieder „himmlischen“) Wort wurde; es stammt von P. Ivan Dugandzic:
„Medjugorje ist nicht eine Bewegung in der Kirche, sondern Kirche in Bewegung.“
Der erste Halbsatz stimmt zweifellos, denn angesichts verweigerter Anerkennung kann Medju gar keine „Bewegung in der Kirche“ sein. Ebenso klar ist, daß der zuständige Ortbischof (erst Zanic, dann Peric) reichlich in Atem bzw. „in Bewegung“ gehalten wird, zumal seine kritischen Warnungen seit Jahrzehnten vielfach auf taube Ohren im Medju-begeisterten Spektrum stoßen. Es wäre ihm sicher lieber, wenn es da weniger „Bewegung“ gäbe…
Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks in Münster
2 Antworten
Der Artikel wäre akzeptabler, wäre er sachlich verfasst. Leider dominiert die Polemik, die Kardinal Schönborn der Lächerlichkeit preisgibt.
Die Lächerlichkeit geht aus der Sache selbst hervor (Schönborns Begründung), unabhängig davon, wie man den Artikel bewertet.
Freundlichen Gruß!
Felizitas Küble