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Katholische Kirche verzichtet auf einen konfessionellen Religionsunterricht in NRW

Von Bernhard Mihm

Wie die Presse am 4. September berichtete, haben sich die katholischen Bischöfe Nordrhein-Westfalens mit den im Lande bestehenden evangelischen Landeskirchen darauf geeinigt, künftig einen konfessionsübergreifenden schulischen Religionsunterricht anzubieten.

Auf den im Grundgesetz garantierten konfessionellen Unterricht soll verzichtet werden, da die Zahl der christlichen Schüler zurückgehe und der Religionsunterricht schon jetzt vielfach im Klassenverband ohne konfessionelle Akzentuierung erteilt werde. Konfessionelle Besonderheiten sollen durch einen planmäßigen Wechsel katholischer Lehrer mit evangelischen gewahrt bleiben.
Mit dieser Neuregelung, die in allen Diözesen außer Köln ab dem kommenden Schuljahr praktiziert werden soll, verzichtet die katholische Kirche auf eine von Sozialisten und Freimaurern seit Jahrzehnten angegriffene und gegen diese schon bei der Beratung des Grundgesetzes und mehrerer Landesverfassungen tapfer verteidigte Präsenz der von ihr verkündeten ganzen Wahrheit in unseren Schulen.
Die verbreitete Verluderung des schulischen Religionsunterrichtes wird geradezu oberhirtlich abgesegnet. Der als Instrument der Wahrung konfessioneller Belange ausgegebene planmäßige Lehrerwechsel befördert nur jenen Relativismus, den Papst Benedikt XVI. als Grundübel unserer Zeit unermüdlich gebrandmarkt hat.
Schülerinnen und Schülern wird kein verlässliches Koordinatensystem mehr vermittelt. Der eine Lehrer sagt dies und hat recht. Der andere lehrt jenes und hat auch recht. Und wenn ein Schüler das erkennt und dazu Fragen stellt, hat er auch recht.
Das biblisch begründete Selbstverständnis der Kirche, „Säule und Feste der Wahrheit“ zu sein, wird durch das seichte Motto „Seid nett zueinander“ ersetzt.
Dass die Zahl der konfessionell gebundenen Schüler zurückgeht, kann dies alles nicht rechtfertigen. Gewiss gerät dann der schulische Religionsunterricht unter den Druck staatlicher Finanzierungsrahmen und personalwirtschaftlicher Überlegungen.
Hier aber sollte sich die Kirche dazu berufen wissen, durch ihre eigenen Ressourcen beizuspringen, zumal die früher zur Schule hinzutretende Gemeindekatechse fast flächendeckend ausfällt. Hier eröffnete sich ein nun wirklich sinnvolles Arbeitsfeld für Laientheologen im kirchlichen Dienst.
Und speziell Nordrhein-Westfalen stellt sich die Frage, wie die dort noch vorhandenen Bekenntnis-Grundschulen zu halten sind, wenn denn sogar der konfessionelle Religionsunterricht von den Kirchen aufgegeben wird.
Unser Autor Bernhard Mihm war als CDU-Kommunalpolitiker u. a. Kulturdezernent der Stadt Frankfurt am Main

Kommentare

0 Antworten

  1. Ich habe in Bayern sowohl Unterricht im Fach Ethik als auch kath. Religionsunterricht genossen. Und das ist schon ein paar Jahrzehnte her. An irgend eine Form der „Glaubensverkuendung oder -vermittlung“ im Religionsunterricht kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Ich war ein katholischer Heide. Kein Religionslehrer hat meinen Unglauben je in Frage gestellt oder gar herausgefordert.

  2. Ich denke eben an meine frühere Berufschulzeit.
    Es wurde freigestellt, ob Rauchpause draußen auf dem Schulhof oder Religion.
    Ich habe für DIESEN PFARRER DAMALS auf’s Rauchen verzichtet 😊
    ER gestaltete alles wie eine Unterhaltung. Kein LEHREN, sondern unterhalten MITEINANDER ÜBER GOTT.
    Ich war begeistert von so etwas.

  3. Hat dies auf Des katholischen Kirchfahrters Archangelus unbotmäßige Ansichten – ob gelegen oder ungelegen. rebloggt und kommentierte:
    Schmerzlich aber absehbar. Wenn Luther im aktuellen Rom kurz vor der Heiligsprechung steht und der oberflächliche Zeitgenosse (also die breite Masse heutzutage) kirchlicherseits größtenteils unwidersprochen davon ausgeht, dass beide Konfessionen sowieso nix Dramatisches trennt, dann ist dies nur folgerichtig.
    Hand aufs Herz: den heutigen „Religionsunterricht“ (Ausnahmen mag’s natürlich geben) kann man getrost vergessen, bei unseren 3 Kindern kam da nur Lull & Lall raus. Ob unsere Kinder mit dem „verheutigten“, lauwarmen Eine-Welt-Solidaritäts-Geschwätz genderbewegter Funktionäre in Berührung kommt oder nicht, ist gleichgültig, katholischer Glaube ist es in 99% der Fälle eh‘ nicht 😉 …
    Die im 2. Vatikanum ausgestreute Saat des antrophozentrischen Gedankenguts eines de Lubac, Rahner und wie sie alle heißen, ist aufgegangen und steht nun überall in voller Blüte. Die Welt bewegt sich völlig automatisch auf das Paradies zu, denn sie ist bereits voller „anonymer Christen“, ohne Sünden, daher ohne Beichte. Diese rudimentär-katholische Richtung ist auf den Menschen mit seinen Alltags-Wehwehchen und leiblichen Bedürfnissen zentriert, in hohem Maße politikaffin, sie will unbedingt „einen Beitrag“ leisten im unverbindlich-sozialen Bereich und nicht weiter mit Glaubensverkündigung unangenehm auffallen.

  4. Als ich die Missio Canonica erkämpfte, da war das noch eine richtige Prüfung (dass ich jetzt für mich einen anderen Weg eingeschlagen habe, ist eine persönliche Angelegenheit). Es ist einfach nur so richtig dumm, wenn die katholische Kirche diesen Bereich aufgibt. Man kann mithilfe des Stundenplans IMMER, wenn man nur will, genügend große Gruppen schaffen. Ich weiß das, ich habe jahrelag Stundenpläne mitgebaut. Zu kleine Gruppen sind einfach kein Argument – und die Lehrinhalte, das Curriculum, ist halt doch einzigartig. Nichts scheint mir schwerer als das Vermitteln von Heilswissen, da muss man selbst innerlich überzeugt sein und klar und deutlich die Lehre SEINER Kirche darbieten. Es gibt keinen evantolischen und keinen kathelischen Religionsunterricht. Ich bin für Ökumene, aber nicht im Religionsunterricht. Und nächstes Jahr machen dann alle auch noch ein bisschen Islam dazu – nur der läßt keine anderen Deutungen zu.

  5. Mit der „verbreitete[n] Verluderung des schulischen Religionsunterrichtes“ trifft der Autor den Nagel auf den Kopf.
    Als nicht mehr im Schuldienst aktiver katholischer Religionslehrer kann ich das aus meiner Berufserfahrung bestätigen. Die „Verluderung“ setzte spätestens in der 70-er Jahren ein, als immer mehr Lehramtsanwärter ungeprüft die „Missio canonica“ erhielten, die überhaupt nicht mehr auf dem Boden der kirchlichen Glaubenslehre standen, persönlich nicht oder nur noch sporadisch am kirchlichen Glaubensleben (z. B. Sonntagsmesse) teilnahmen und nicht selten gerade deshalb Katholische Theologie studiert hatten, um als Lehrer die Kirche „kritisch-loyal“ aufzumischen (99% Kritik, 1% Loyalität).
    Diese neue Generation katholischer Religionslehrer war geradezu erleichtert, wenn die „sakramental belasteten“ katholischen Schulgottesdienste zum Erliegen kamen und sie sich im ökumenischen Wortgottesdienst-Geschwätz dünnmachen konnten.
    Den Status ihres Unterrichtsfaches und ihre „Wertschätzung“ bei den Schülern sicherten sie sich in der Regel dadurch, dass sie die katholische Kirche, deren Geschichte, Glaubenssätze, Moral, „Strukturen“ und Vertreter meist im Sinne der üblichen Klischees (Kreuzzüge, Inquisition, Hexen, Ketzer usw.) heruntermachten und sich damit als Exponenten der „Fortschrittlichkeit“ prostituierten. Der katholische Religionsunterricht degenerierte nahezu flächendeckend zum zeitgeistbesessenen Kirchen-Bashing. Die „Evangelen“ waren ihnen ohnehin immer voraus, weil sie von Haus aus das Eingängigere, Bequemere, „Moderne“ vertraten.
    Wenn jetzt die katholischen Bischöfe Nordrhein-Westfalens mit den evangelischen Landeskirchen einen überkonfessionellen Unterricht an den staatlichen Schulen anbieten, exekutieren sie nur, was längst bittere Realität ist. Beim Vorsatz „Wahrung konfessioneller Besonderheiten“ durch planmäßigen Lehrerwechsel kann man nur noch schallend lachen.
    Natürlich geraten dadurch auch die katholischen Privatschulen unter Druck. Allerdings ist dort die Situation kaum besser, da vor allem im Zuge des Lehrermangels in den letzten 30 Jahren so gut wie jeder Bewerber (ohne nach seiner sittlich-religiösen Eignung zu fragen) eingestellt wurde, wenn er nicht gerade in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebte.
    Spezifisch katholischer Glaube, der auch sakramentale Praxis und liturgisches Engagement umfasst, wird in Nordrhein-Westfalen und Deutschland insgesamt wohl nur noch auf der Ebene der kircheneigenen Kinder- und Jugendlichenpastoral zu vermitteln sein. Während man sich in der örtlichen Kirchengemeinden eher „zurückhaltend“ gibt, um es schonend zu sagen, leisten geistliche Gemeinschaften, kirchliche Verbände und Ordensgemeinschaften Pionierarbeit. So bieten beispielsweise die Priester der Karl-Leisner-Jugend (Link: http://www.k-l-j.de/Index.htm), die Katholischen Pfadfinder Europas oder der Orden der Servi Jesu et Mariae Glaubenskurse und Katechesen an.
    Katechesen bzw. Materialien sind auch im Internet zugänglich, z. B. bei Radio Horeb (live oder als Podcast). Vorzügliche Argumentationshilfen, die „Knackpunkte“ des katholischen Glaubens und der katholischen Moral thematisieren, bietet die Reihe „Katholisch im Kreuzfeuer“ (Link: http://sjm-congregation.org/htdocs/downloads_kik.html).

  6. Ich bin entsetzt, wenn ich so etwas lese. Auch deswegen, weil ich in NRW wohne und deswegen persönlich betroffen sein werde (beziehungsweise meine Kinder).
    Wie kann die Kirche selbst dem Relativismus dermaßen Vorschub leisten?
    Zwar taugt der Religionsunterricht auch jetzt schon fast nichts. Und ich halte auch nichts von Verachtung der „Welt“ und konfessioneller Überlegenheit, von der der Artikel nur so strotzt.
    Den Kernaussagen muss ich aber leider zustimmen. Wenn der eine Lehrer dies sagt und der andere das, wissen die Kinder gar nicht mehr, was nach der eigenen Konfession richtig ist.
    Da wäre es wirklich besser, einen verpflichtenden Ethikunterricht einzuführen, den alle zu besuchen haben (auch die muslimischen Schüler).
    Warum führt man nicht wieder eine Sonntagsschule beziehungsweise „Christenlehre“ ein? Eine Stunde sonntags beim Pfarrer bringt vermutlich mehr als zwei Wochenstunden Blabla-Unterricht.

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