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Von Dr. Holger Heydorn (1)

Jeder Mensch ist nach dem biblischen Zeugnis ein Geschöpf Gottes und entsteht nicht unabhängig von seinem Schöpfer. Kein Mensch ist ein Zufall der Natur.

Gott stattet den irdischen Leib des Menschen mit dem Lebensodem als Grundlage für seine Lebendigkeit aus, der sich dann an der Atmung zeigt (1Mose 2,7). (2)

Hinzu kommen von Gott mit Geist und Seele zwei immaterielle Aspekte des Menschen (Jesaja 42,5),(3) sodass ein lebendiger Mensch mit kompletter Wesensstruktur entsteht und dieser sich im Mutterleib entwickeln kann. Ohne diese Vollständigkeit wäre kein vorgeburtliches Wachstum möglich.

Keine der Bibelstellen, die sich auf die Erschaffung des Menschen beziehen, sagt aus, dass es eine Zeitspanne gibt, in der eine dieser Komponenten fehlen würde.

Der Mensch entwickelt sich nicht zu einem Menschen, er ist ein vollständiger Mensch von der Zeugung an. [Zu keinem Zeitpunkt besteht er aus reiner Materie. Egal, zu welchem Zeitpunkt es zu einer Abtreibung kommt, es wird dadurch immer das Leben eines vollständigen Menschen bewusst beendet.]

Da jedes Leben gleich wertvoll ist, hat der Embryo dasselbe Lebensrecht wie die Mutter. Deswegen sind die Pläne zu einer weiteren Liberalisierung von Abteibungen abzulehnen.

Anmerkungen:

(1) Dieser Text wurde als Leserbrief in der Neuen Osnabrücker Zeitung am 23.4.2024 (57. Jahrgang, Nr. 95) auf Seite 2 abgedruckt. Der kursive Text innerhalb der Klammern zeigt von mir eingereichten Text an, der bei der Veröffentlichung jedoch ausgelassen wurde. Der Zeitungsartikel, auf den sich der Leserbrief bezieht, lautet: Lucas Wiegelmann, „Abtreibungsrecht vor Liberalisierung: Mitglied des Ethikrats lehnt dies ab und sieht ‚Leiden für ungeborenes Leben und Frauen‘“, Neue Osnabrücker Zeitung, 57. Jahrgang, Nr. 87, 13.4.2024, Seite 4.

(2) Theologische Anmerkung zur Vertiefung:

Die Beschäftigung mit den hebräischen Begriffen, die sich auf die Wesens-struktur des Menschen beziehen, ist sehr interessant, aber auch nicht ganz einfach, weil diese Begriffe verschiedene Bedeutungen haben können. Deshalb muss der Zusammenhang immer genau untersucht werden. Für diejenigen, die sich für dieses Thema interessieren, einige nähere Erläuterungen zu den beiden Bibelstellen:

Die Stelle 1Mose 2,7 stammt aus dem Schöpfungsbericht und beschreibt die Erschaffung des Menschen. Aus Staub vom Erdboden formt Gott den Leib des Menschen, der jedoch noch nicht lebensfähig ist. Dazu bläst Gott „neschama“ in die Nase des Menschen. Die Folge davon ist, dass der Mensch zu einem lebendigen Wesen wird.

Der Begriff „neschama“ bezieht sich hier auf den Lebensodem. Er bildet die Lebensgrundlage für das Leben (vgl. 1Mose 7,22). Der Lebensodem hängt mit der Atmung des Menschen zusammen und zeigt sich am Atem (Hiob 27,3, mit anderen hebräischen Begriffen). Da der Lebensodem von Gott kommt, ist er etwas Immaterielles.

Der Lebensodem ist jedoch kein Wesensaspekt des Menschen wie der Leib. Dass 1Mose 2,7 nicht von weiteren Wesensaspekten berichtet, sagt nicht aus, dass es sich um einen „mangelhaften“ Bericht handelt. Nicht jede Bibelstelle muss jeden Aspekt berücksichtigen.

(3) Theologische Anmerkung zur Vertiefung:

Jesaja 42,5 sagt ebenfalls etwas über die Schöpfung aus. Zuerst geht es um den Himmel und die Erde und am Versende werden Aussagen über den Menschen gemacht. Gott stattet den Menschen dabei mit zwei Dingen aus, im Hebräischen stehen dafür die Begriffe „neschama“ und „ruach“. Beides kommt von Gott und ist somit immateriell. Natur Mensch Umwelt

Die grammatische Struktur von Jesaja 42,5 legt es nahe, dass „neschama“ und „ruach“ in ihrer Bedeutung nicht identisch sind. Denn zuvor werden mit „Himmel“ und „Erde“ zwei unterschiedliche charakteristische Merkmale bei der Erschaffung des Universums genannt. Aufgrund der Schöpfungsparallele zu 1Mose 2,7 bezeichnet „neschama“ in Jesaja 42,5 ebenfalls den „Lebensodem“. Dies ist auch an den meisten anderen Stellen im Alten Testament der Fall, in denen dieser Begriff auftaucht.

Der zweite Begriff „ruach“ muss aufgrund des Zusammenhangs ebenfalls etwas Charakteristisches beim Menschen bezeichnen. Der „Leib“ kann nicht gemeint sein, weil „ruach“ nicht für den gesamten Leib stehen kann und dieser auch nicht von Gott kommt, sondern von der Erde genommen ist. Es liegt deshalb nahe, dass „ruach“ hier für die beiden anderen Wesensaspekte des Menschen steht.

Denn aus anderen Bibelstellen wird deutlich, dass der Mensch über den leiblichen Wesensaspekt hinaus sowohl über einen emotionalen Wesensaspekt verfügt („Seele“; z.B. 2Könige 4,27) als auch über einen kognitiven Wesensaspekt („Geist“; z.B. Psalm 4,5; Achtung: Das ist nicht der Heilige Geist!).

Diese beiden Wesensaspekte werden in Jesaja 42,5 wie auch an anderen Stellen als eine Einheit gesehen („Geistseele“ oder „mentales Zentrum“). Das heißt nicht, dass die Aspekte nicht unterscheidbar wären, sie werden an diesen Stellen jedoch zusammen betrachtet.

Für weitere Lektüre:

Holger Heydorn, Der Mensch als ewige Einheit aus Leib, Seele und Geist!  – Eine alttestamentliche exegetische Untersuchung über die Wesensstruktur des lebenden, toten und auferstandenen Menschen, Dissertation, 3 Bände, Dissen am Teutoburger Wald: Holger Heydorn Verlag, 2011. 1564 Seiten. ISBN 978-3-00-033077-3.

Autorenangaben: Dr. theol. Holger Heydorn, Arbeit in einem biochemischen Labor, Studium der evangelischen Theologie, Promotion im Fachbereich Altes Testament, Dozent für biblisches Hebräisch, Autor theologischer Artikel.

Kommentare

22 Antworten

  1. Körper und Seele (griechisch „Psyche“) und Geist auch beim Apostel Paulus ist in der Tat eine universelle Einteilung bzw. Dreiteilung des Menschen, die auch die griechische und hermetische Philosophie kennt. Im Buddhismus sagt man Körper und Rede (Sprache) und Geist, das ist eine andere Sichtweise derselben Sache.
    Dem Körper des einzelnen Menschen steht gegenüber die materielle Ebene als grobstofflich-grobenergetische Ebene. Der Seele (griechisch „Psyche“) steht gegenüber die seelisch-psychische Ebene, dies ist die feinstofflich-feinenergetische Ebene, beim Heiligen Thomas von Aquin der Limbus wie auch beim Dichter Dante Alighieri. Dem Geist des Menschen steht gegenüber die geistig-spirituelle (platonische) Ebene, siehe auch den jüdischen Theologen Philo(n) von Alexandrien dazu der ein Mittelplatoniker war und als einer der Vorläufer der Neuplatoniker gilt. Ferner Elias Erdmanns Online-Aufsätze im Netz. Der Apostel Paulus zitiert im Neuen Testament der Bibel auf dem Areopag in Athen die beiden stoischen Philosophen Aratos (zum höchsten Gott) und Kleanthes (zum göttlichen Logos, bei ihm die „Weltseele“ und Weltvernunft“). Dieser Logos der Stoiker, von dem die griechischen Philosophen auch ihre LOGIK und ETHIK ableiteten, entspricht dem Limbus als seelisch-psychischer bzw. astralisch-mentalischer Ebene oder auch Makrokosmos. Siehe auch Albertus Magnus und Bonaventura und Kardinal Nikolaus von Kues als Cusanus dazu und zur hermetischen Philosophie der Hermetik usw.
    Im Taoismus/Daoismus sagt man das Tao/Dao dazu und im Hindhuismus Brahman.

    Offene Geheimnisse. Hermetische Texte und verborgenes Wissen in der mittelalterlichen Rezeption von Augustinus bis Albertus Magnus.
    Profile image of Matthias Heiduk
    Matthias Heiduk
    2008

    https://www.academia.edu/9221959/Offene_Geheimnisse_Hermetische_Texte_und_verborgenes_Wissen_in_der_mittelalterlichen_Rezeption_von_Augustinus_bis_Albertus_Magnus

    1. Zur Bibel gehört auch die 4 bzw. 5 Elemente-Lehre von den Elemente-Prinzipien als „Principiis“ bzw. Elementarkräften. Im Ayurveda als der traditionellen indischen Heilkunst Indiens auch die „Tattwas“ genannt. Auch die beiden Heiligen und Kirchenlehrer Albertus Magnus und Hildegard von Bingen sowie Origenes und Philo(n) von Alexandrien als jüdischer Theologe und Merkaba-Mystiker und Hermetiker kannten und verwandten sie. Man findet sie auch in der Hildegard-Medizin der Heiligen und Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen und so weiter usw.

      Vier-Elementen-Lehre

      https://www.kathpedia.com/index.php?title=Vier-Elementen-Lehre

      1. Der Apostel Paulus unterscheidet im Neuen Testament der Bibel Körper und Seele (griechisch „Psyche“) und Geist. Zwischen Körper (materiell) und Geist (spirituell) mittelt und vermittelt die Seele (Psychisch). Notwendig ist eine harmonische Entwicklung und Reinigung und Ausgeglichenheit von Körper UND Seele UND Geist.
        Auch die Seele muss gepflegt und gereinigt und harmonisiert werden. Ansonsten kann es, etwa bei einem Ungleichgewicht der Elemente-Energien in der Psyche (etwa wenn man schlecht geerdet und deswegen seelisch-psychisch labil ist), zu seelisch-psychischen Krankheiten und Störungen und Erkrankungen kommen.
        Dies wussten auch die beiden Heiligen und Kirchenlehrer Albertus Magnus
        und Hildegard von Bingen, die auch die 4 bzw. 5 Elemente-Lehre kannten, und
        Bonaventura und die Heiligen Bernhard von Clairveaux und Stephen Harding und Hugo de Payens und der Selige und Märtyrer Raymundus Lullus bzw. Ramon Lull und so weiter…nur wer die Seele pflegt wird auch Erfolge im geistig-spirituellen Bereich haben. Denn zwischen Körper und Geist mittelt und vermittelt die Seele.
        Und die ist bei vielen Menschen disharmonisch und energetisch blockiert usw.
        Kein Wunder, dass es mit dem Heiligen Geist bei vielen Menschen nicht so recht „klappen“ will…sie pflegen die eigene Seele als Grundlage ihrer Entwicklung nicht ausreichend, ganz speziell in der technokratischen westlichen Welt äußerst mangelhaft. An den SYMPTOMEN wird dann häufig mit Medikamenten und Pharmazeutika rumgedoktert. Aber an die eigentlichen innerseelischen und tiefenpsychologischen Ursachen geht man nicht heran. Das machen die Asiaten besser. Dem LOGOS der Bibel gemäß müsste man eben auch Wissen über die Elemente-Prinzipien als „Principiis“ (siehe etwa auch „Weisheitsliteratur“ des AT) haben. Siehe auch die Logos-Theologie nach Justin dem Märtyrer und dem Heiligen Irenaeus von Lyon als Kirchenlehrer und Kirchenvater, der diese von ihm übernahm und weiterentwickelte. Siehe auch die Hildegard-Medizin nach Hildegard von Bingen. Auch dies gehört zur Bibel und zur katholischen Kirchentradition dazu.

  2. Sie schreiben, sehr gehrter Herr Dr. Heydorn u. a. dieses:

    [Zitat] „Denn aus anderen Bibelstellen wird deutlich, dass der Mensch über den leiblichen Wesensaspekt hinaus sowohl über einen emotionalen Wesensaspekt verfügt („Seele“; z.B. 2Könige 4,27) als auch über einen kognitiven Wesensaspekt („Geist“; z.B. Psalm 4,5; Achtung: Das ist nicht der Heilige Geist!) “ [Zitat Ende].

    Damit liegen Sie m. E. absolut richtig. Es handelt sich um den Geist, der in jedem Menschen ist, und der ihn befähigt, zu denken, zu planen, zu erschaffen, zu lernen, zu forschen, mit seinem Schöpfer frei und individuell zu kommunizieren usw., kurzum, der ihn nicht nur rein äußerlich, sondern gerade auf intellektuellem Gebiet zu einem Abbild Gottes macht. Es ist dieser Geist im Menschen, über den Paulus folgendes schreibt: „Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als der G e i s t des Menschen, der in ihm ist?“ (1. Korinther 2, 11)
    Nur der einzelne Mensch erkennt aufgrund des ihm innewohnenden Geistes „was in ihm ist“, was er denkt, wie er fühlt usw. Der sehr gequälte Hiob meint:“ Frage doch das Vieh, das wird dich lehren, und die Vögel unter dem Himmel, die werden es dir sagen; oder rede mit der Erde, die wird dich lehren, und die Fische im Meer werden es dir erzählen. Wer erkennt nicht an dem allem, dass die Hand des Herrn das alles gemacht hat, dass in seiner Hand ist die Seele alles dessen, was da lebt, und der G e i s t des Fleisches aller Menschen.“ (Hiob 12, 7-10)
    Dass es sich bei diesem Geist nicht um den heiligen Geist handelt macht Paulus im Römerbrief deutlich, wo er folgendes über die Kinder Gottes festhält und zu dem Geist im Menschen und dem heiligen Geist schreibt: „Denn welche der Geist Gottes [der heilige Geist] leitet, die sind Kinder Gottes. Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habe einen kindlichen Geist empfangen [den heiligen Geist], durch welchen wir rufen ‚Abba, Vater‘.
    Derselbe Geist [nämlich der heilige Geist, der uns ‚Abba, Vater‘ rufen lässt], der gibt Zeugnis u n s e r e m Geist [der in jeder Person ist, und ihn zum intellektuell befähigten Menschen macht], dass wir Gottes Kinder sind.“ (Römer 8, 14-16) Diesen heiligen Geist erhält der Mensch als Geschenk Gottes unter diesen Bedingungen, die Petrus am Pfingstfest nach der Auferstehung und Himmelfahrt Christi benennt: “ Bereut [kehrt um] und lasse sich ein jeder taufen auf den namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe [das Geschenk] des heiligen Geistes.“ (Apostelgeschichte 2, 38)

  3. An Gabriele Loloul: Die Interpretation der vorhandenen Fakten hängt von unseren grundlegenden weltanschaulichen Denkvoraussetzungen ab.

    Ein Beispiel dafür: Wenn wir einem Schöpfer vertrauen, der den Menschen im Ebenbild Gottes geschaffen hat, ist das eine Denkvoraussetzung, die das Menschenleben von Anfang an unendlich wertvoll sein lässt.

    Wenn man aber in irrationaler, nicht ganzheitlicher, sondern stark reduzierter Weise an die zufällige und spontane Entstehung des Lebens aus Materie und Energie glaubt, ist das menschliche Leben von Materie, Energie oder anderen Lebensformen prinzipiell nicht verschieden und kann auch so behandelt werden.

    Die Geschichte ist voll von den fürchterlichen Folgen dieses stark reduzierten Welt- und Menschenbildes. Auch jetzt wieder versuchen einige Mächtige die Menschheit in einen irrationalen, fürchterlichen Götzendienst zu treiben – in Form von Great Reset, Technokratie, KI-Transhumanismus usw.

    https://bibelbund.de/2023/06/prophet-eines-antichristlichen-imperiums-die-botschaft-des-yuval-noah-harari/

    https://www.youtube.com/watch?v=SVsm_NwTh6Q
    Warum Harari irrt

    Diese materialistische Denkvoraussetzung basiert allerdings nicht auf zusammenhängender Erklärung aller mit den Sinnen wahrnehmbaren Tatsachen und nicht auf darauf aufbauenden logisch konsequenten Schlussfolgerungen und nicht auf lebenswichtiger Bedeutsamkeit.

    Man kommt wie Harari, Wolf Singer, Peter Singer und wie man in letzter Konsequenz aus dem heutzutage vorherrschenden humanistischen Welt- und Menschenbild zum Beispiel von Harari schlussfolgern kann, welches unreflektiert von vielen übernommen wird, zu einem völlig anderen, zu einem unethischen Handeln bei konsequenter Lebensweise nach dieser Prämisse.

    Gesunder Menschenverstand und Realitätssinn führen uns eindeutig zur Erkenntnis der Größe des Schöpfers und dadurch zu Seinem Wort, in dem Er sich genauer offenbart – als Herr und Erlöser.

    Siehe Röm. 1, 18ff.

    Das steht natürlich nicht im Gegensatz zu Wissenschaft und Rationalität.

    Man muss sich dazu nur vergegenwärtigen, auf welche drei Weisen wir Menschen versuchen, die Wirklichkeit rational zu erfassen. Und zwar sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.

    Vernunft, Beobachtung und bestätigte Autoritäten sind Kompass, Inhalt und Eckpfeiler unseres Wissens.

    Die Vernunft.

    Im Zeitalter der Quantenphysik und Molekularbiologie

    https://www.youtube.com/watch?v=zU7Lww-sBPg
    Prof. James Tour – Das Geheimnis der Entstehung des Lebens

    ist es naheliegend, dass der Geist primär ist und die Materie nur sekundär. Materie kann also nicht Geist hervorbringen, aber Geist Materie, erkennbar für Vernunft und Beobachtung.
    Also muss es auch eine Vernunft geben, die Allem übergeordnet ist.
    Vernunft wird durch Beobachtung und Autorität erhellt.

    Die Beobachtung. Durch Beobachtung bzw. Sinnesdaten (Empirie) gelangt man zu Erkenntnissen. Empirie wird durch Vernunft und Autorität erleuchtet.

    Autoritäten haben bei der Erfassung und Weitergabe von Wissen immer eine Rolle gespielt.
    Sie sollten durch Beobachtung und Vernunft bestätigt und beglaubigt werden.

    Alle Bereiche gehören zusammen. Sie beeinflussen, erhellen, erklären und bestätigen sich gegenseitig.

    Problematisch wird es, wenn diese drei Bereiche autonom werden. Eine Vernunft ohne angemessene Berücksichtigung der empirisch wahrnehmbaren Realität führt in die Irre. Ohne Autoritäten sind Erfahrungen über Vernunft und Beobachtungen nicht weiterzugeben. Oder wenn man schon alles zu wissen glaubt, kann man nichts hinzulernen.

    Autoritäten ohne Basis in Vernunft und Beobachtung tendieren zum Realitätsverlust, zur Reduktion auf bestimmte, oft utilitaristische Gesichtspunkte für bestimmte Profiteure unter Vernachlässigung alles Anderen und können keine ganzheitlichen Lösungen anbieten.
    Sie führen oft zu Unterdrückung und Repression.

    Beobachtungen ohne Rahmenbedingungen, logische Schlüsse, Theorien und Bestätigungen sind nicht zielführend. Beobachtungen sowie die Denkvoraussetzungen und Prämissen für diese Beobachtungen sind zu beschreiben sowie auf empirische Richtigkeit und Kohärenz, logische Konsequenz und existenzielle Relevanz zu prüfen.

    Autoritäten dienen zum Erkennen, Bestätigen und Anwendung von Wissen und Erkenntnis. Sie müssen durch Beobachtungen und Vernunft bestätigt und, wenn notwendig, korrigiert werden.

    Gesunder Menschenverstand als ganzheitliches Erfassen der Wirklichkeit umfasst in passenden Rollenverteilungen alle drei Bereiche – Vernunft, Beobachtungen und Autoritäten. Für alle drei Bereiche ist der Geist offensichtlich primär. Geistige Gesetze steuern auch die Materie. Vernunft, sinnliche Wahrnehmung und Beobachtung sowie Autoritäten sollten sich gegenseitig erhellen.

    In seinem vieldiskutierten Buch „Geist und Kosmos – Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist“ folgert der atheistische Philosoph Thomas Nagel am Schluss: „Es ist durchaus möglich, dass die Wahrheit aufgrund unserer wesensmäßigen kognitiven Beschränkungen jenseits unseres Erfassungshorizonts liegt und nicht bloß außerhalb unseres Verständnisvermögens beim Stand, den die intellektuelle Entwicklung der Menschheit gegenwärtig erreicht hat.

    Aber ich glaube, dass wir das nicht wissen können und dass es sinnvoll ist, weiter nach einem systematischen Verständnis zu suchen, wie wir und andere Lebewesen in die Welt passen. In diesem Prozess spielt die Fähigkeit, falsche Hypothesen zu erzeugen und zu verwerfen, eine entscheidende Rolle.

    Ich habe geduldig gegen die herrschende Form des Naturalismus argumentiert, gegen einen reduktiven Materialismus, der vorgibt, Leben und Geist durch seine neodarwinistische Ausweitung zu erfassen. Aber um noch einmal auf meine einleitenden Bemerkungen zurückzukommen, ich finde diese Auffassung von vornherein unglaubhaft – EIN HEROISCHER TRIUMPF IDEOLOGISCHER THEORIE ÜBER DEN GESUNDEN MENSCHENVERSTAND (Hervorhebung von mir).

    Die empirische Beweislage kann so interpretiert werden, dass sie verschiedenen umfassenden Theorien entgegenkommt, aber in diesem Fall ist der Preis in Form konzeptueller und probabilistischer Verdrehungen untragbar. Ich würde darauf wetten wollen, dass der gegenwärtige Konsens, was zu denken richtig ist, in einer oder zwei Generationen lachhaft wirken wird – auch wenn er vielleicht durch einen neuen Konsens ersetzt werden wird, der ebenso wenig triftig ist. Des Menschen Wille, zu glauben ist unerschöpflich.“

    Also kann und sollte der Mensch auch mit wissenschaftlicher Befriedigung eine Ausgewogenheit zwischen Vernunft, Beobachtung und Erleben anstreben sowie originärer und letztendlicher Autorität vertrauen.

    Siehe zum Beispiel: Matth. 22, 37-39, Matth. 7,12 (die Goldene Regel),
    Eine wirklich ganzheitliche Lösung widerspricht nicht dem gesunden Menschenverstand – im Gegenteil: sie entspricht ihm.

    Römer 1, 18ff zeigt die empirische Kohärenz, logische Konsequenz und existentielle Relevanz der biblischen Denkvorrausetzung und Prämissen:

    „Genauso lässt Gott aber auch seinen Zorn sichtbar werden. Vom Himmel herab wird er über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen hereinbrechen, die durch Unrecht die Wahrheit niederhalten.
    Denn was von Gott erkennbar ist, ist unter ihnen bekannt. Gott hat es ihnen vor Augen gestellt.“

    Joh. 1,1ff macht deutlich, dass der Logos am Anfang war: „Im Anfang war das Wort (logos). Das Wort war bei Gott, ja das Wort war Gott. Von Anfang an war es bei Gott.
    Alles ist dadurch entstanden. Ohne das Wort entstand nichts von dem, was besteht. In ihm war Leben, und dieses Leben war Licht für die Menschen.
    Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
    Da trat ein Mensch auf. Er war von Gott gesandt und hieß Johannes.
    Er kam, um als Zeuge auf das Licht hinzuweisen. Alle sollten durch ihn daran glauben.
    Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur darauf hinweisen.
    Der, auf den er hinwies, war das wahre Licht, das in die Welt kommen und jeden Menschen erleuchten sollte.
    Er war in der Welt, die durch ihn entstand, doch die Menschen erkannten ihn nicht.
    Er kam in sein Eigentum, aber sein eigenes Volk wollte nichts von ihm wissen.
    Doch allen, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden.“

    Röm. 1: 20-22 zeigt die negative Reaktion auf die göttliche Offenbarung durch die Schöpfung und es zeigt auch die Nichtigkeit, Absurdität und Unvernunft, die daraus folgen.
    „20 Seine unsichtbare Wirklichkeit, seine ewige Macht und göttliche Majestät sind nämlich seit Erschaffung der Welt in seinen Werken zu erkennen. Die Menschen haben also keine Entschuldigung.
    21 Trotz allem, was sie von Gott wussten, ehrten sie ihn aber nicht als Gott und brachten ihm auch keinerlei Dank. Stattdessen verloren sich ihre Gedanken ins Nichts, und in ihrem uneinsichtigen Herzen wurde es finster.
    22 Sie hielten sich für Weise und wurden zu Narren.“

  4. Bis aus der Verschmelzung eines Eis mit einem Samen ein Mensch wird, verläuft ein komplizierter Prozess. Wann ist der abgeschlossen? Wann ist der Mensch in seiner Individualität und seiner Einzigartigkeit abgeschlossen? Diese Frage ist nirgendwo beantwortet. Mit der Geburt? Ich meine NEIN. Ich bin überzeugt, dass der Prozess der Menschwerdung in dem Augenblick beginnt, wenn das Kind zum aller ersten mal „ICH“ sagt und darüber regelrecht erschrickt. Ab diesem Augenblick beginnt der Reifeprozess, an dessen Ende dann das Individuum „Mensch“ steht..

    1. Super.
      Genau das Momentum der Modernistik, das ICH ICH ICH …

      ICH denke, also bin ICH …

      Schrecklich.

      Kein Raum für das Große, für das über den Menschen hinausweisende ..

      Wie sagte Satan zu Eva, wohlgemerkt, zu EVA: ihr werdet sein wie Gott ..
      Und am Ende des Lebens steht nicht der Mensch … denn der Mensch wird schon geboren .. und soll seinen Weg zu GOTT finden, und am Ende steht das ewige Leben.
      In Christus.

      1. Ja! Der Mensch ist für das verantwortlich, was er selber tut oder unterlässt, und NUR für das!
        Kollektiv-Schuld gibt es genau so wenig, wie Kollektiv-Verdienste. Und ist nicht die „Erbsünde“ auch abgeschafft?

        1. Die „Erbsünde“ steht für den spirituellen Fall bzw. Sturz der Menschheit.
          Diese Welt in der wir leben ist eine spirituell gefallene Welt voller Sünde.
          Siehe dazu auch die Symbolik des „Lebensbaums“ oder „Baum des Lebens“ in der Genesis und in der „Weisheitsliteratur“ des AT und bei Philo von Alexandrien.

        2. Nein, ist sie nicht.
          Die Erbsünde betrifft nach Adams und Evas Versagen jeden Menschen… dagegen kann niemand was tun.
          Erbsünde hat mit Kollektivschuld nix zu tun.

          Sie sollten sich besser informieren und die Kapitel Genesis 1-11 gründlich lesen.

    2. Liebe Gabriele,
      Sie meinen also, nachdem das unbestimmte Wesen im Erschrecken sein ICH wahrnimmt, beginnt der Reifeprozess an dessen Ende der MENSCH sich entwickelt hat.
      Damit sagen Sie, dass erst sehr spät das Wesen in den Schutz der Menschenrechte kommt. Meinen Sie das ernst ?

        1. Das bedeutet, dass wenn das aus dem Erschrecken hervorgegangene ich Bewusstsein verlorengeht, durch Krankheit, durch Alter, ist auch das Menschsein verloren. Ein weiteres Erschrecken.

      1. Ja, das meine ich ernst. Ich vergleiche den Körper mit einem Gefäß und die Seele/den Geist mit dem Inhalt dieses Gefäßes. Erst wenn die Flasche fertig ist, füllt man den edlen Wein ein und lässt ihn darin reifen … So lange der Wein noch nicht eingefüllt ist, bedarf die Flasche keines besonderen Schutzes, so lange ist sie „Leergut“.

        1. Das ist sehr primitiv.
          Mit der Besitzergreifung des Eis durch das Spermiums ist ein kompletter Mensch da mit all seinen Anlagen. Jede Zelle ist entweder männlich oder weiblich. Und ohne Seele gibt es kein Leben. Sofort setzt das Wachstum ein.
          Das winzige Wesen ist in jeder Phase seiner Entwicklung ein vollkommener Mensch. Ich bin mit meinem Alter keineswegs vollkommener, nur eben 81.

          1. Danke Herr Kugler,
            Ihre Antwort ist nicht nur biblisch, sondern auch logisch.
            Wie kann man sich anmaßen einfach willkürlich festzulegen wo Menschsein beginnt. Das beginnende Leben in der Hülle des Mutterleibs ist Mensch, in all seiner Hilflosigkeit und Unvollkommenheit, der Lebenshauch des ewigen Gottes ist schon in ihm, von Anfang an.

        2. ..wer macht die Flasche fertig ? .. im übertragenen Sinne?

          …und woher soll der Geist kommen, der in die Flasche gefüllt wird, um zu veredeln?

          Entschuldigung, darf ich grobwerden?

          Selten so einen Schwachsinn gelese.
          Esoterik mit Gnostik auf die übelste Weise vermischt und nix, aber auch gar nix verstanden …

    3. Ihre Frage lässt mehrere Deutungen (Fragen) zu, daher meine Antwort so:

      Mit der vollendeten Verschmelzung von Ei und Samenzelle ist der/ein Mensch gegeben.

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