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Klarstellungen von Dr. Heinz Althaus zu Reichspräsident Paul von Hindenburg

Am 17. Juli 2012 veröffentlichten die Westfälischen Nachrichten (WN) einen ganzseitigen Artikel von Prof. Dr. Wilhem Ribhegge unter dem Titel „Was hat Münster mit Hindenburg zu tun?“.
Der Text befaßte sich äußerst kritisch mit Paul von Hindenburg, dem vom Volk gewählten Reichspräsidenten der Weimarer Republik.
Der Hintergrund des Beitrags war die seit Anfang des Jahres in Münster öffentlich laufende Debatte über den Hindenburgplatz in Münster und dessen Umbenennung in „Schlossplatz“.
Ein Bürgerbegehren sammelte  äußerst erfolgreich Unterschriften pro Hindenburgplatz, so daß es Mitte September in Münster zu einer kommunalen Abstimmung (Bürgerentscheid) über diese Streitfrage kommen wird.
Am heutigen Mittwoch erschien in den Westf. Nachrichten ein sehr sachkundiger Leserbrief von Dr. Heinz Althaus zu den Ausführungen von Dr. Ribhegge. (Das Foto zeigt Dr. Althaus mit zwei Freunden.)

Die WN haben die fundierten Ausführungen  von Dr. Althaus gekürzt  – wir veröffentlichen hiermit den vollständigen Text:
 Zu dem ganzseitigen Artikel von Ribhegge ist einiges Kritische zu sagen:

  1. Hindenburg hat eine Form charismatischer Herrschaft ausgeübt. Von einer „Militärdiktatur“ kann keine Rede sein.
  2. Hindenburg war auch kein „Nationalist“ im üblichen Sinne des Wortes, sondern er verkörperte in seiner Person die Einheit der deutschen Nation über alle gesellschaftlichen Grenzen (z.B. Konfession) hinweg, was bei den Feiern zu seinem 70. Geburtstag 1927 in ganz Deutschland zum Ausdruck kam. Allein im katholischen München versammelten sich 100 000 Bürger in einer künstlerisch gestalteten Feier.
  3. Es ist sinnlos, darauf hinzuweisen, daß der protestantische Hindenburg 1925 bei der Reichspräsidentenwahl im katholischen Münster und Münsterland nicht so viele Stimmen bekam wie der katholische Wilhelm Marx. Hier spielten offensichtlich konfessionelle Gesichtspunkte die entscheidende Rolle. Daß aber Hindenburg, der 1925 erst im zweiten Wahlgang antrat, Marx besiegen konnte, lag nicht zuletzt an der Unterstützung durch die Bayerische Volkspartei und anderer katholischen Gruppen.
  4. Daß unter Oberbürgermeister Sperlich nur der Magistrat mit der Namensgebung für den Hindenburgplatz befaßt war, ändert nichts daran, daß sie auf überwältigende Zustimmung in der Bürgerschaft stieß. So etwas ist allemal besser, als ein mehrheitlicher Ratsbeschluß, der ganz bewußt gegen den Willen  der Bürgerschaft gerichtet ist, wie es jetzt mit der Umbenennung in Schlossplatz geschehen ist. In diesem Zusammenhang wirkt es schon denunziatorisch, darauf hinzuweisen, daß Sperlich später ins rechte Lager abgerutscht ist. Will Ribhegge diejenigen, die heute für den Namen Hindenburgplatz eintreten, als „Rechte“ denunzieren?
  5. Die Alliierten haben im Versailler Friedensvertrag, der Deutschland aufgezwungen wurde, Deutschland die Alleinschuld am Krieg gegeben. Das hat damals in ganz Deutschland – nicht nur bei Hindenburg – für Empörung gesorgt. Auch aus heutiger Sicht läßt sich diese einseitige Schuldzuweisung nicht rechtfertigen.
  6. Völlig absurd ist die Behauptung, Hindenburg fungierte am 21. März 1933 als Symbolfigur für den Untergang der Weimarer Republik. Die Weimarer Republik ging zugrunde an der Kompromißlosigkeit der bürgerlichen Parteien. Allein bis 1933 gab es 20 Regierungen. Und als die allein von dem Vertrauen des Reichspräsidenten getragenen Reichskanzler Brüning, von Papen und von Schleicher scheiterten, blieb Hindenburg nichts anderes übrig, als seinen politischen Gegner Hitler zum Reichskanzler zu ernennen.
  7. Ebenso absurd ist es zu behaupten, der Name Hindenburg stehe heute „für Krieg und Nationalismus, gegen Europa und gegen die parlamentarische Demokratie“. Den Ersten Weltkrieg kann man nicht Hindenburg anlasten, der Nationalismus war in ganz Europa verbreitet, bes. in Frankreich. Von „Europa“ war damals keiner begeistert. Immerhin hat Hindenburg, der ja wie jeder Soldat den Eid auf den Kaiser abgelegt hatte, immerhin rechtzeitig für die Abdankung des Kaisers und für den wichtigen Übergang zur Republik gesorgt, was damals alle führenden Politiker der neuen Republik anerkannt haben. Und wegen seiner streng verfassungsmäßigen Amtsführung hat ihn sogar die SPD zur erneuten Kandidatur 1932 aufgefordert.

Herr Ribhegge sollte einmal die wegweisende Hindenburgbiographie (2007) von Wolfram Pyta lesen. Dann würden ihm so gravierende Fehler nicht unterlaufen.“
Dr. Heinz Althaus,  48161 Münster, Isolde-Kurz-Str.8

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