Die Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen erinnert:
Im September 2017 wurden in einem Massengrab an der libyschen Küste nahe der Stadt Sirte die Leichname von 21 Mordopfern der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) aufgefunden.
Es handelte sich dabei um 20 koptische Christen aus Ägypten sowie um einen Christen aus Ghana, die als Gastarbeiter nach Libyen gekommen und um die Jahreswende 2014/2015 entführt worden waren. Die sterblichen Überreste wurden 2018 nach El-Or bei El Minia überführt, wo 13 der Opfer herstammen. In der dort zu ihren Ehren neu erbauten, großen Kirche fanden sie ihre letzte Ruhestätte.
Die Gruppe Ansar El-Scharia, die sich im Oktober 2014 dem IS angeschlossen hatte, ergriff die Gastarbeiter bei zwei Überfällen im Dezember 2014 und Januar 2015.
Sie filmte ihre Mordtaten, die sie an einem Strand verübten. Das fünfminutige Video wurde am 15. Februar 2015 unter dem Titel „Eine in Blut geschriebene Nachricht an die Nation des Kreuzes“ im Internet veröffentlicht. Experten halten den Film für authentisch.
Darin ist zu sehen, wie Männer, ganz in Schwarz gekleidet, die Opfer in orangefarbenen Overalls an einen Strand schleppen. Ein Sprecher der Gruppe sagt, man stünde „heute im Süden Roms, in Libyen“. An den Westen gerichtet, erklärt er: „Wir werden das Meer mit eurem Blut tränken.“ Im Anschluss ist zu sehen, wie die Extremisten die Entführten enthaupten.
Als Reaktion auf den Massenmord griff die ägyptische Luftwaffe IS-Stellungen in Libyen an. Der koptisch-orthodoxe Papst Tawadros II. sprach die Männer heilig und nahm sie als Märtyrer in das entsprechende liturgische Buch, das Synaxarion, auf. Von vielen unter ihnen ist der Glaubenseifer zu ihren Lebzeiten belegt.
Papst Franziskus sagte in einer Videobotschaft zum Gedenktag der 21 Märtyrer am 15. Februar 2021, diese Männer seien „Heilige aller Christen, aller Konfessionen und christlichen Traditionen … Diese Männer gaben Zeugnis von Jesus Christus. Die Kehlen aufgeschlitzt von der Brutalität des Islamischen Staates, starben sie mit den Worten „Herr Jesus!“ – indem sie den Namen Jesu bekannten.“
Er dankte zudem den Bischöfen und Priestern der koptischen Schwesterkirche, die die Männer lehrte und im Glauben wachsen ließ, und darüber hinaus den Müttern der 21 Märtyrer. Sie hätten ihre Söhne „mit Glauben gestillt.“
Der Frankfurter Schriftsteller Martin Mosebach hat die Familien der umgebrachten Christen in Ägypten 2017 besucht und dazu das eindrucksvolle Buch „Die 21 – Eine Reise ins Land der koptischen Martyrer“ verfasst.
Bei den Angehörigen seien keine Rachegefühle zu bemerken. Vielmehr kennzeichne sie Genugtuung, christliche Märtyrer in ihrer Familie zu wissen. Sie finden Trost in ihrer Verehrung als Heilige, die in Fotokollagen mit Kronen auf dem Kopf dargestellt werden.
Quelle des Beitrags von Walter Flick: https://stephanus-stiftung.org/21-christliche-gastarbeiter-starben-durch-is-terroristen/
Gemälde: Evita Gründler
2 Antworten
Dieses dokumentarische Gedicht entstand zum Gedenken und zu Ehren an die 21 Märtyrer.
Die 21 Märtyrer von Sirte
„Der Glaube ist wirklich wie eine arme Frau.
Jedes Volk, jede Kultur und jedes Zeitalter
schenkt ihr ein Kleidungsstück.
Wenn die Zeiten sich wandeln,
ist ihr Gewand abgetragen.
Sie muss neue Kleider bekommen,
wenn sie sich nicht im Keller verstecken will.“
Madeleine Delbrêl
Französische Schriftstellerin und „Mystikerin der Straße“
Sie waren als Landarbeiter nach Libyen gekommen,
um Geld für ihre Familien zu verdienen.
Wie Schafe zur Schlachtbank geführt werden,
wurden nach 43-tägiger Folter-Gefangenschaft
am 15. Februar 2015
20 koptische Christen aus Ägypten
und ein Christ aus Ghana
an den Meeresstrand von Sirte in Libyen gebracht.
Dort mussten sie vor ihren
schwarzgekleideten Schlächtern knieen
und wurden gefragt:
„Stehst du zu dem, was du glaubst?“
Die 21 im orangenen Overall gekleideten Männer
schworen ihrem Glauben nicht ab.
Die Hoffnung der IS-Schergen erfüllte sich nicht.
Ein einziger Satz hätte genügt
und sie wären verschont geblieben,
hätten neue Kleider bekommen.
In Würde und Gefasstheit
sahen sie ihrer Hinrichtung entgegen.
Jarap Jesoa! – Herr Jesus!
waren ihre letzten Worte,
während ihnen vor laufender Kamera
die Kehlen durchgeschnitten wurden.
Das Hinrichtungsvideo wurde
wenig später unter dem Titel
„Eine in Blut geschriebene Nachricht
an die Nation des Kreuzes“
im Internet veröffentlicht
und sorgte weltweit für Entsetzen.
Die orangenen Overalls
wurden ihre Todeskleider.
Doch was die Terroristen nicht bedachten:
Die Farbe Orange steht für
Leben und Kraft,
Fröhlichkeit und Freiheit.
So wurden die orangenen Overalls
zu Kleidern der Hoffnung.
Das Martyrium der 21 war keine Niederlage,
sondern wurde zum Triumph ihres Glaubens,
auch in den Augen der Verwandten,
die den Mördern ihre Gräueltat vergaben
und die – bei allem Schmerz und aller Trauer-
stolz sind auf ihre geliebten Männer
für den standhaften Bekennermut
zu ihrem Herrn und Erlöser Jesus.
Die 21 Märtyrer von Sirte wussten,
wohin sie gehen.
Der Tod ist das Tor zu Gott,
wo ein ewiges Leben in Herrlichkeit
auf sie wartet.
So machte das vergossene Blut,
mit dem die IS-Schergen ihre Nachricht schrieben,
den Boden des Evangeliums fruchtbar.
Die orangenen Kleider der 21 Märtyrer von Sirte
sind auch eine Anfrage an jeden Christen:
Welches Kleid des Glaubens
und des Bekennens trage ich?
© Peter Behncke
Shalom und Amen